- Christoph Baumer
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Christoph Baumer (* 23. Juni 1952 in Zürich) ist ein Schweizer Kulturforscher, Entdeckungsreisender, Fotograf und Autor. Seit 1984 führt er Forschungsreisen in Innerasien, China und Tibet durch. Deren Ergebnisse hat er in zahlreichen Büchern, Fachpublikationen und Radiobeiträgen veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Baumer wuchs als Einzelkind in Frauenfeld im Schweizer Kanton Thurgau auf, wo der Vater als Kaufmann im grafischen Gewerbe tätig war. Die Mutter hatte als Kriegsreporterin für das französische Radio aus dem finnisch-russischen Winterkrieg 1939–1940 berichtet. Der Asienforscher Sven Hedin half ihr bei der Rückkehr ins besetzte Belgien, die damalige Heimat der gebürtigen Französin. Bereits in jungen Jahren war Baumer fasziniert von den Reiseberichten Hedins. Der persönliche Kontakt der Mutter mit dem berühmten Entdeckungsreisenden hat wohl den Grundstein für die spätere berufliche Entwicklung Baumers gelegt.[1] Nach der Matura am Gymnasium Frauenfeld Studium von 1971–1977 an der Universität Zürich in Psychologie, Philosophie und Kunstgeschichte mit Lizentiatsabschluss, 1981 Promotion an der Universität Zürich. Von 1981–1996 verschiedene Tätigkeiten im Marketing, zuletzt als Internationaler Marketing Direktor für Nordeuropa bei R.J.Reynolds Tobacco. Seit 1996 freiberuflich als Autor und Fotograf tätig. Tätigkeitsschwerpunkt ist die Kulturgeschichte Asiens. Christoph Baumer ist Gründungsmitglied und Präsident der Gesellschaft zur Erforschung EurAsiens.[2] Heute lebt Christoph Baumer zusammen mit der Kunstschaffenden und Hochschuldozentin Prof. Therese Weber in Hergiswil am Vierwaldstätter See.
Erkundung der Taklamakan
1994 leitete Baumer die Erste Internationale Taklamakan Expedition.
1998 erfolgte die Zweite Internationale Taklamakan Expedition, wo er der erste Besucher der antiken Ruinenstadt Dandan Oilik in der Wüste Taklamakan seit Emil Trinkler und Walter Bosshard im Jahr 1928 war. Ergebnisse dieser Expedition waren u. a. die Neuentdeckung und Ausgrabung unbekannter Ruinen in Dandan Oilik und buddhistischer Wandmalereien aus dem mittleren 8. Jh. n. Chr.[3], die Entdeckung eines Papierdokuments aus dem 7./8. Jh., in Khotanesischer Sprache resp. Brahmi Schrift verfasst, die Entdeckung einer äußerst seltenen Steininschrift in Kharoshthi aus dem 3. Jh. n.Chr. in der Ruinenstadt Endere und die Wiederentdeckung einer tibetischen Wandinschrift von 790. Aus dieser Expedition entstand der Dokumentarfilm des ZDF „Taklamakan – Land ohne Wiederkehr“ von Jon Jerstad und Viktor Stauder.
2003 leitete er die Dritte Internationale Taklamakan Expedition in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut Urumqi, Xinjiang und der Universität London, wo ihm nördlich von Qiemo Funde aus dem höheren Neolithikum (4.–3. Jt. v. Chr.) gelangen.
2007 führte er die Vierte Internationale Taklamakan Expedition in unerforschte Regionen der Wüste Lop Nor. Dort entdeckte er u. a. eine bis dahin unbekannte Siedlung aus der Zeit ca. 100 v. Chr.–400 n. Chr.[4]
Weitere Expeditionen führten Baumer 1996 nach Südtibet, wo er beim Kloster Serkar Guthok unbekannte Wandmalereien aus dem frühen 12. Jahrhundert entdeckte und 1997 wieder nach Südtibet, wo er im Kloster Pa-Lha-Puk die ältesten erhaltenen Wandmalereien der Bön-Religion ganz Tibets aus dem frühen 15.Jh. entdeckte. 2002 nahm er in der Mongolei an den Ausgrabungen des mutmaßlichen Grabs von Dschingis Khan teil.
Publikationen
- Geisterstädte der Südlichen Seidenstrasse. Belser Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3763023348
- Der Bön. Die lebendige Ur-Religion Tibets. Akad. Druck- & Verlagsanstalt Graz, 1999. ISBN 320101723X
- Die Südliche Seidenstraße. Inseln im Sandmeer. Versunkene Kulturen der Wüste Taklamakan. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002. ISBN 3805328451
- Ost-Tibet. Brücke zwischen Tibet und China. Co-Autorin Therese Weber. Akad. Druck- & Verlagsanstalt, Graz 2002. ISBN 3201017884
- Frühes Christentum zwischen Euphrat und Jangtse. Urachhaus Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3825174506
- Zeitreisen zu verborgenen Kulturen. Entdeckungen in Innerasien. Akad. Druck- & Verlagsanstalt, Graz 2008. ISBN 978-3201019033
- Wutai Shan – Mittelpunkt des chinesischen Buddhismus. Klöster und Pilger am heiligsten Berg Chinas. Detjen-Verlag, Hamburg 2008. ISBN 978-3937597294
Weblinks
- Expeditionsbericht von Christoph Baumer
Einzelnachweise
- ↑ Alexandra Kedves: Ein Schweizer sucht das Grab des Dschingis Khan, Tagesanzeiger, 26. Mai 2009
- ↑ http://www.exploration-eurasia.com
- ↑ Anupa Pande: The art of Central Asia and the Indian subcontinent in cross-cultural perspective. Aryan Books International in association with National Museum Institute of History of Art, New Delhi 2009, S. 179
- ↑ Christoph Baumer: Das Vermächtnis der Seidenstraße, GEO Magazin Nr. 7/2008
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