Hergiswil NW

Hergiswil NW
NW ist das Kürzel für den Kanton Nidwalden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Hergiswil zu vermeiden.
Hergiswil
Wappen von Hergiswil
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Nidwalden
Bezirk: (Der Kanton Nidwalden kennt keine Bezirke.)
Gemeindenummer: 1507i1f3f4
Postleitzahl: 6052
Koordinaten: (666481 / 204108)46.9847138.312501449Koordinaten: 46° 59′ 5″ N, 8° 18′ 45″ O; CH1903: (666481 / 204108)
Höhe: 449 m ü. M.
Fläche: 17,00 km²
Einwohner: 5435 (31. Dezember 2009)[1]
Website: www.hergiswil.ch
Karte
Karte von Hergiswil
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Hergiswil ist eine politische Gemeinde des Kantons Nidwalden in der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Hergiswil liegt am Fusse des Pilatus am Vierwaldstättersee. Die Fläche der Gemeinde beträgt 1699,6 Hektar. Vom gesamten Gemeindegebiet kann nur 29,3 % landwirtschaftlich genutzt werden. Weitere 44,4 % sind von Wald oder Gehölz bedeckt. Als Siedlungsfläche nutzt man 9,7 % des Gemeindeareals; weitere 16,6 % sind unproduktive Fläche. Der Grund für den geringen Anteil an landwirtschaftlich nutzbarem Boden und Siedlungsfläche ist einfach: der gesamte Osthang des Pilatusmassivs gehört zur Gemeinde. Dieser besteht zum Teil aus Fels und Geröll. Das erklärt auch den hohen Anteil an Wald und Gehölz. Sowohl am Lopper – einem Hügel, der Hergiswil und Alpnach trennt – wie am Hang des Pilatus gibt es grosse Flächen von Schutzwald. Damit es zu keiner Erosion kommt und Schneelawinen und Steinschläge nicht bis zum Ort hinunter gelangen.

Name

Der Ursprung des Namens Hergiswil liegt im Dunkeln. Sehen die Bewohner des Dorfes gerne eine althochdeutsche Form des Begriffes 'Herrgotts Weiler' als Ursprung für den Namen des Dorfes, so ist es wahrscheinlicher, dass der Name von einer Privatperson kommt. Ein Mann namens Heriger, ein Grundbesitzer von Giswil könnte der Namenspatron für das Dorf gewesen sein. Die Nachsilbe -wil kommt in mehr als 900 Orten der Schweiz vor und bedeutet soviel wie Weiler/Ort.

Geschichte

Der Name Hergiswil (Hergenswile) wird erstmals in einer Habsburgischen Urkunde um 1306 erwähnt. Der Grund, auf dem Hergiswil erbaut wurde, gehörte schon seit dem 9.Jh zur Stadt Luzern und wurde Anfangs des 14. Jahrhundert von der Familie von Moos gekauft. Im Jahre 1378 kauften sich die Bewohner des kleinen Fischerorts Hergiswil mit 700 Gulden von der Familie von Moos frei und wurden somit am 17. November 1378 eine selbständige Genossengemeinde (Yrti) des Kantons Nidwalden.

Hergiswil vom Pilatus aus gesehen

Im Jahre 1798 und den darauffolgenden Jahren kam es in Hergiswil wiederholt zu Kämpfen zwischen Unterwaldnern und Französischen und Helvetischen Truppen. Dies führte zu Spannungen mit den übrigen Gemeinden des Kantons, weil sich die Hergiswiler den Franzosen kampflos ergeben hatten und die Franzosen von Hergiswil aus Stansstad beschossen. Im Gegensatz zum restlichen Kantonsteil waren die Hergiswiler proeidgenössischer. Hergiswil war seit der Gründung der Schweiz eine liberale (freisinnige) Hochburg. Dies im Gegensatz zu den anderen Gemeinden Nidwaldens, wo die CVP dominierte.

Am 1. Januar 1906 wurde die erste Telefonzentrale in Hergiswil eröffnet. Das Dorf zählte zu dieser Zeit 11 Telefonanschlüsse, heute sind es etwa 3800 Anschlüsse.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung

Die Einwohnerzahl wuchs zwischen 1769 und 1850 stark an. Der hohe Geburtenüberschuss und die Gründung der Glasi Hergiswil (Zuzüger) waren die Hauptgründe dafür. Zwischen 1850 und 1900 wuchs die Bevölkerung nur langsam. In dieser Zeitspanne von fünfzig Jahren nahm sie um 276 Personen oder 34,3 % zu. Die hohe Einwohnerzahl von 1888 ist auf Bauarbeiten der Brünigbahn zurückzuführen. Dieses Wachstum beschleunigte sich zwischen 1900 und 1920. Damals kam der Fremdenverkehr in der Gemeinde auf. Von 1920 bis 1970 stieg die Zahl der Bewohner dann stark an (1920–1970:+199,5 %). Innert eines halben Jahrhunderts hatte sie sich verdreifacht. Die niedrigen Steuern und die Nähe zur Stadt Luzern (weniger als 10 km) trugen massgeblich dazu bei. Die Zahl der Zugezogenen führte dazu, dass es immer mehr Leute gab, die sich Luzern näher fühlten als den Nidwaldner Gemeinden 'ennet dem See'. Hergiswil ist heute als einzige Nidwaldner Gemeinde Teil der Agglomeration Luzern. Wegen des knappen Baulands und dem Zuzug vermögender Personen, was zum starken Anstieg der Bodenpreise führte, wurde das Bevölkerungswachstum ab 1970 gebremst. In den 1970er sank die Einwohnerzahl sogar. Dies hatte zur Folge, dass die Bevölkerung von 1970 bis 1990 nur noch um 1,5 % zunahm. Die Gemeinde zonte dann in Hanglage gelegene Landwirtschaftsflächen in zusätzliche Wohnzonen um. Gleichzeitig verdichtete sich die Bauweise in den bisherigen Wohngebieten. Einfamilienhäuser wurden abgebrochen und Mehrfamilienhäuser auf dem gleichen Grund erstellt. Wegen der hohen Mieten infolge der niedrigen Steuern zogen immer mehr junge Familien weg. Die Bevölkerung überalterte. Die Gemeinde reagierte und baute Sozialwohnungen für Familien mit Kindern und Minderbemittelte. Dies führte wieder zur Verjüngung der Einwohnerschaft und zu einem starken Bevölkerungswachstum ab 1990 (1990–2008:+22,9 % oder 1014 Personen).

Bevölkerungsentwicklung
1769 1850 1860 1870 1880 1888 1900 1910 1920 1930 1941 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2008
460 804 832 920 1005 1346 1080 1249 1457 2056 2437 2904 3648 4364 4254 4431 4754 5445

Sprachen

Die Bevölkerung spricht eine hochalemannische Mundart. Nidwaldnerdeutsch wird kaum noch gesprochen. Durch Anpassung der Einheimischen und der zahlreichen Zuzüger spricht der Grossteil eine Mundart stadtluzernischer Prägung mit Einsprengseln anderer Dialekte. Alteingesessene Hergiswiler sagen zum Beispiel noch 'frii' und 'füüf' für die Worte frei und fünf – während die grosse Mehrheit der Zugewanderten wie in der Stadt Luzern 'frai' und 'föif' benutzt. Fast die gesamte Einwohnerschaft spricht als tägliche Umgangssprache deutsch. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gaben 91,0 % Deutsch, 2,0 % Italienisch und 1,1 % Französisch als Hauptsprache an.

Religionen – Konfessionen

Die Bevölkerung war früher vollumfänglich Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche. Die Konfessionsverhältnisse im Jahr 2000 lassen trotz Durchmischung immer noch die ursprüngliche Struktur erkennen. 3252 Personen waren katholisch (68,41 %). Daneben gab es 16,13 % evangelisch-reformierte und 0,65 % orthodoxe Christen, 1,96 % Muslime, 0,23 % Juden und 7,91 % Konfessionslose. 164 Personen (3,45 %) machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis. In Hergiswil gibt es neben der katholischen Kirche St. Nikolaus und diversen Kapellen (Rengg und Fräkmünt) auch noch eine reformierte Kirche (1947 eingeweiht).

Herkunft – Nationalität

Von den Bewohnern waren Ende 2008 4655 (85,51 %) Schweizer Staatsangehörige. Die Zugewanderten stammen mehrheitlich aus Mitteleuropa (Deutschland), aus Südeuropa (Italien, Portugal und Spanien) und dem ehemaligen Jugoslawien (Serbien, Montenegro, Kosovo, Kroatien und Bosnien-Herzegowina), der Türkei und Sri Lanka. Bei der Volkszählung 2000 waren 4199 Personen (88,33 %) Schweizer Bürger; davon besassen 242 Personen eine doppelte Staatsbürgerschaft.

Altersstruktur

Die Gemeinde zählt einen hohen Anteil an älteren Leuten. Während der Anteil der Personen unter zwanzig Jahren 17,46 % der Ortsbevölkerung ausmacht, sind 23,85 % Senioren (60 Jahre und älter). Die grösste Altersgruppe stellen die Personen zwischen 30 und 44 Jahren.

Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 ergab sich folgende Altersstruktur:

Alter 0–6 Jahre 7–15 Jahre 16–19 Jahre 20–29 Jahre 30–44 Jahre 45–59 Jahre 60–79 Jahre 80 Jahre und mehr
Anzahl 264 394 172 439 1263 1088 921 213
Anteil 5,55 % 8,29 % 3,62 % 9,23 % 26,57 % 22,89 % 19,37 % 4,48 %

Wirtschaft

Hauptberufe waren in früherer Zeit Bauer (meist Viehzucht) und Fischer. Ab dem 17. Jahrhundert kamen Gewerbebetriebe wie Ziegelhütten und Sägereien dazu. Bis ins 19. Jahrhunderts blieb dies so. Nebst der unten erwähnten Glasfabrik kamen mit dem Strassen- und Schienenbau das Baugewerbe und weitere kleine Unternehmen hinzu. Grössere Arbeitgeber sind das Befragungsinstitut IHA-GfK und die Zentrale des Liftbauers Schindler sowie Firmen aus dem Baugewerbe. Gleichzeitig eine bedeutende Touristenattraktion ist die 1817 gegründete Glasi Hergiswil, die handgefertigtes Glas herstellt und in einem Museum die Geschichte der Glasbläserei Exponaten veranschaulicht.

In Hergiswil gab es (2005) 2846 Beschäftigte in 489 Betrieben. 3,1 % der Beschäftigten in Hergiswil arbeiten im Bereich Landwirtschaft/Forstwirtschaft/Fischerei, 23,4 % in Industrie und Gewerbe und 73,5 % in Dienstleistungsunternehmen. Die Arbeitslosenquote betrug 2007 1,24 %.

Im Jahr 2000 gab es 2403 Erwerbstätige in Hergiswil. Davon waren 941 (39,16 %) Einheimische und 1462 Zupendelnde. Die Zupendelnden kamen aus der ganzen Region. Das grösste Kontingent stellten Leute aus dem Kanton Luzern (über 40 %); 39 % kamen aus Nidwaldner Gemeinden; 14 % aus Obwalden. Im gleichen Jahr waren 2658 Menschen aus Hergiswil erwerbstätig. Somit arbeiteten 1717 Personen in anderen Gemeinden. In die Stadt Luzern pendelten 533 Personen (=31 % aller Wegpendelnden), nach Stans 215 Personen, nach Kriens 130 Personen. Insgesamt nur 18,5 % pendelten in andere Nidwaldner Gemeinden. Dagegen 56 % in den Kanton Luzern. Weiter arbeiteten 7 % im Kanton Zug, 5 % im Kanton Obwalden (v.a Sarnen und Alpnach) und 4 % im Kanton Zürich.

Verkehr

Das Dorf war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts für grosse Güter nur mit Booten von Stansstad oder Luzern her zu erreichen. Auf dem Landweg gab es nur Saumpfade über den Lopper nach Obwalden oder Richtung Horw und Kriens. Nach der erstmaligen Erschließung Hergiswils in den Jahren 1854–1858 durch den Bau der Brünigstraße, konnte man auch auf dem Landweg nach Hergiswil gelangen. Diese Straße führt von Luzern durch Hergiswil nach Obwalden und von da über den Brünigpass in den Kanton Bern. Seit dem Bau der Achereggbrücke über den Vierwaldstättersee besteht auch eine Strassenverbindung in die anderen Gemeinden des Kantons Nidwalden.

Durch den Bau der Brünigbahn (1887–1889) wurde Hergiswil schließlich auch an das Schienennetz angeschlossen. Seit dem 16. Dezember 1964 ist Hergiswil auch auf der Schiene mit dem Rest des Kantons verbunden. Damals wurde die Strecke Stanstad-Hergiswil der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn eröffnet. Beide Linien gehören heute zu der 2005 gegründeten Zentralbahn.

Heute zieht sich ein Strassennetz von etwa 34,5 km Länge durch das Dorf. Es ist an die Autobahn A2 angeschlossen, welche sich seit den 1970er Jahren durch das Dorf und gut sichtbar auf einem Viadukt dem Lopper in Richtung Süden entlang zieht. Zwei Bahnhöfe und eine Schifflände der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees schließen das Dorf an den Öffentlichen Verkehr der Region an.

Schulen

Organisation der Schule Hergiswil Die Schulgemeinde Hergiswil ist eine selbstständige Körperschaft mit eigener politischer Behörde (Schulrat) und eigenem Finanzhaushalt. Die Schule ist geleitet. Der Schulrat (Schulpräsident und sechs Mitglieder) bildet die «strategische» Behörde. Der Schulleiter und die Schulhausleitungen sind für die operative Umsetzung verantwortlich. Ein Schulsekretariat und ein Liegenschaftsverwalter mit seinem Hauswarteteam unterstützen die Behörde und Schulleitung. Ein Leitbild hält die wichtigsten Grundsätze und Ziele der Schule fest.

Grundstufe Der Eintritt ist für Kinder möglich, die das 4. Lebensjahr am 30. Juni erreicht haben. Die Grundstufe verbindet das 1. und 2. Kindergartenjahr und die 1. Primarklasse zu einer gemeinsamen Stufe. Die Klassen sind altersgemischt. Die Grundstufe (GS) dauert in der Regel drei Jahre. Danach treten die Kinder in die 2. Klasse der Primarschule ein.

Primarklassen Die 2.– 6. Primarklassen befinden sich je im Schulhaus Matt und Schulhaus Dorf. Sie werden zum Teil altersdurchmischt geführt. Klassen, Stufen, Schulhäuser und die ganze Primarschule arbeiten eng zusammen. Verschiedene sportliche und kulturelle Anlässe, Projekte, Exkursionen und Lager bereichern den Schulalltag.

Sekundarstufe I (ORS) Im Schulhaus Grossmatt wird die kooperative Orientierungsschule mit den Stammklassen A und B geführt. Die Fächer Mathematik, Englisch und Französisch werden in den Niveaus A und B unterrichtet; Wahlangebote für alle Klassen ergänzt den obligatorischen Unterricht.

Sehenswürdigkeiten

  • Das Sigristenhaus aus dem späten 15. Jahrhundert ist eines der ältesten noch erhaltenen Holzhäuser in der Zentralschweiz.
  • Die benachbarte Kirche St. Niklaus ist ein im byzantinischen Stil erstellter Bau aus den Jahren 1855–1857.
  • Die «Glasi»

Persönlichkeiten

  • Theodor Bucher (bekannt unter seinem Pseudonym Zyböri) (1868–1935), bekannter und beliebter Luzerner Mundartdichter
  • David Zibung (1984), Torwart des FC Luzern

Literatur

  • 600 Jahre Hergiswil 1378–1978, Gemeinderat Hergiswil, 1978 (Festschrift anlässlich der 600-Jahr Feier)
  • Edwin Huwyler und Eduard Müller: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 562: Das Hostattmätteli oder Sigristenhaus in Hergiswil, Bern 1994, ISBN 3-85782-562-0 (formal falsche ISBN)

Weblinks

 Commons: Hergiswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstatistik 2009 Nidwalden

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