Luobubo

Luobubo
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem See Lop Nor . Für andere Artikel, die den Namen Lop Nor tragen, siehe Wüste Lop Nor und Kernwaffentestgelände Lop Nor. Der See Karakoshun trug im 19. und 20. Jahrhundert eine Zeit lang den Namen Lop Nor. Es gibt in Xinjiang außerdem eine Stadt Lop Nor.
Lop Nor (China)
DMS
Lop Nor in Xinjiang

Der chinesische Salzsee Lop Nor (chin. 罗 布 泊, luó bù bó oder nach 1971 chin. 大耳朵, Da'erduo für "See" oder "Großer-Ohr-See") lag 1,8 bis 2,8 Millionen Jahre lang in der Höhe von 780 m über NN an der tiefsten Stelle des Tarimbeckens im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Er war einer der größten, dabei flachsten und am weitesten vom Meer entfernten abflusslosen Salzseen der Erde. Nach vorübergehender Austrocknung seines Zuflusses Kum-darja füllte er sich zum letzten Mal im Jahr 1921, bis er 1971 endgültig austrocknete. Unter der braunen Erdkruste und der steinharten aber dünnen weißen Salzkruste, die das Becken des ausgetrockneten Sees überziehen, dehnt sich ein Salzsumpf aus[1].

Seit der Austrocknung des Sees erkennt man auf Satellitenbildern in dem Seebecken eine Helix in Form einer Ohrmuschel mit konzentrischen Kreisen. Es handelt sich dabei um stufenförmige Erhebungen auf der Salzkruste. Salzablagerungen an den Küstenlinien des Sees haben sie in langen Zeiträumen geformt. Der Salzsee, der in den Jahren 1921 bis 1971 bestand, füllte die Helix bis 1971 aus und erstreckte sich außerdem in geringerer Breite nach Norden.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Name Lop Nor kommt aus dem mongolischen Dialekt und heißt Der See, in den viele Wasserquellen zusammenströmen (englisch: The lake converging many water source) oder in anderer Übersetzung Einzugsgebiet für den Zufluss verschiedener Flüsse (englisch: Catchment for the afflux of several rivers[2]). Er wird seit der Yuan-Dynastie verwendet. Das mongolische Wort Nuur heißt See. Vor der Yuan-Dynastie gab es statt des Namens Lop Nor verschiedene andere, die sich auf Auffälligkeiten beziehen: Salzwüste, Pfauensee. Die Han-Annalen gebrauchten die Namensformen P'u-ch'ang Hai (oder Hu), Lou-lan Hai (übersetzt: Loulan See) und Yen-tse (übersetzt: Salzsumpf). In übersetzten chinesischen Texten wird heute auch die Bezeichnung Sea of Death (übersetzt: Meer des Todes) verwendet.

Der ursprüngliche Glazialsee

Satellitenaufnahme von dem mittleren Teil des Seebeckens Lop Nor mit der Helix des früheren Sees Lop Nor. Links im Vordergrund sieht man einen Teil des Gebirges Kuruktagh mit Kratern des Kernwaffentestgeländes Lop Nor, im Hintergrund die Hänge des Kumtagh und die Hochebene des Astintagh. Blick vom Nordwesten Richtung Südosten.

In der letzten Eiszeit waren die Taklamakan und die Wüste Lop Nor fast ganz von einem Glazialsee bedeckt. Das lassen Bohrkerne erkennen, die im Jahr 2003 beim Lop Nor Environmental Science Drilling Project in 160–250 Meter Tiefe entnommen wurden. Sie zeigen laut Fang Xiaomin vom Institute of Earth Environment of the Chinese Academie of Sciences, dass der See Lop Nor vor 1,8 bis 2,8 Millionen Jahren ein sehr tiefer und mehr als 20.000 km² großer Süßwassersee gewesen ist, der sich über einen langen Zeitraum mit beständigem Starkregen über das Gebiet der Wüste Lop Nor hinaus bis in das Gebiet der Taklamakan-Wüste hinein erstreckte. In den Bohrkernen wurden 60 Meter lange Ablagerungen von Indigo-Silt in gelber Farbe mit hohem Gips-Anteil gefunden, die bestätigen, dass ein Süßwassersee von großer Tiefe bestanden hat, an dessen Grund Sauerstoff fehlte. Funde von Muscheln in den Bohrkernen zeigen, dass der See auch in späterer Zeit ein Süßwassersee gewesen ist.[3][2]

Die Oberfläche dieses Sees lag etwa 900 Meter über NN; das ist südlich und nördlich der Wüste Lop Nor an steilen und durchschnittlich 20 Meter hohen Seeterrassen zu erkennen, die seinerzeit durch das Seewasser aus der umgebenden Küste herausgeschnitten worden sind und 870 bis 900 Meter über NN liegen.[4]Auch in der Taklamakan finden sich in der Höhe von etwa 1000 m über NN Hinweise auf diesen See[a 1].

Vor 1,8 Millionen Jahren entstand im Pliozän in dem östlichen Tarimbecken durch eine tektonische Abschiebung das tiefer gelegene Becken, in dem sich jetzt die Wüste Lop Nor befindet. Dort bildete sich um 780.000 v. Chr. durch neue tektonische Absenkungen am Ende des mittleren Pleistozän das sekundäre Seebecken Lop Nor heraus.

Vor 800.000 Jahren änderte sich das Klima im Tarimbecken; es wurde extrem trocken. Der Glazialsee verkleinerte sich. Nach dem Austrocknen der Taklamakan wurde das Seebecken Lop Nor zum Ziel aller Flüsse des Tarimbeckens, die dort ihre Deltas bildeten, ihre Endseen Lop Nor und Karakoshun mit Wasser versorgten und das in den Flüssen mitgeführte Salz in einer riesigen Salzpfanne ablagerten.

Der See Lop Nor

Der abflusslose See Lop Nor hat über 20.000 Jahren andauernd in wechselnder Größe und Lage im Lop Nor Becken bestanden, wozu das aride bis vollaride Klima beitrug, das sich über einen langen Zeitraum nicht veränderte. Die Flussläufe in den Deltas mäanderten und bildeten dabei Yardangs, die als lang gestreckte Inseln zwischen den verschiedenen Flussläufen stehen blieben.

Die massenspektrometrische Untersuchung von Sedimenten mit biologischen Ablagerungen[5] im Jahr 2006 lässt 4 Wetterperioden erkennen:

  • Vor 31.980 bis 19.260 Jahren herrschte ein kaltes und feuchtes Klima.
  • Vor 19.260 bis 13.530 Jahren kam ein warmes und trockneres Klima. Das führte zu Salzablagerungen im Seebecken Lop Nor.
  • Vor 13.530 bis 12.730 Jahren entstand wieder ein kaltes Klima.
  • Vor 12.730 bis 11.800 Jahren war das Klima hauptsächlich feuchtwarm und kalt.

Seit 1980 untersuchte ein Team der Chinesischen Akademie der Wissenschaften den Lop Nor. Es stellte in den Jahren 1980 bis 1981 mithilfe der Radiokarbonmethode fest, dass der See Lop Nor seit über 20.000 Jahren andauernd in wechselnder Größe und Lage im Lop Nor Becken bestanden hat, wozu das aride bis vollaride Klima beitrug, das sich über einen langen Zeitraum nicht veränderte. Die wechselnde Höhe des Seespiegels zeichnet sich ab an der Schichtenfolge jenes Sockels, auf dem sich die Stupa (auch als Wachturm bezeichnet) von Loulan befindet; einige der sechs Schichten bestehen nur aus feinen gelben Sanden, andere dagegen aus Ton mit pflanzlichen und tierischen Überresten, darunter Schalen von Süßwasserschnecken.[6]

Landkarte von Folke Bergman aus dem Jahr 1935 mit den hauptsächlichen archäologischen Funden von Sven Hedin, Aurel Stein und der Chinesisch-Schwedischen Expedition 1927-1933 in der Wüste Lop Nor in Xinjiang, China. Übersetzungen: Ruiner = Ruinen von Siedlungen und Festungen aus der Zeit vor 330. Gammalt vakttorn = Ruinen von Signaltürmen der Chinesischen Mauer. Grovar = Grabstätten aus der Zeit 2000 v. Chr. bis 330. Bulak = Brunnen (seit 1971 ausgetrocknet). Ördeks nekropol = Nekropole, die von Sven Hedins Führer Ördek gefunden und von Folke Bergman erforscht und dokumentiert wurde; neuer Name: Xiaohe. Nya Lop-nor = See Lop Nor, der in den Jahren 1921–1971 bestand, von der chinesisch-schwedischen Expedition vermessen wurde und dann austrocknete. Im Südteil des ehemaligen Sees ist seit 1971 die Helix ausgetrocknet.

An den Flussläufen, die zu dem Lop Nor hinführten, entstanden Flussoasen, die vor 4000 Jahren frühbronzezeitliche Siedlungen mit Nekropolen ermöglichten. Ab 900 v. Chr. entstanden eisenzeitliche Siedlungen mit Friedhöfen. Im Nordwesten Chinas begann um 200 v. Chr. eine Periode hoher Temperaturen und starker Niederschläge, die vom dritten bis zum fünften Jahrhundert durch eine Periode anhaltender Trockenheit und Dürre abgelöst wurde.[7] Ab 200 v. Chr. wurden die Flüsse, die ihr Wasser zum Lop Nor hinführten, zu breiten Strömen, die das Wasser des Sees entsalzten, Süßwasser über das Seeufer schwemmten und große Feuchtgebiete schufen, die landwirtschaftlich genutzt werden konnten. Der Lop Nor war nun von fast unschätzbarer Bedeutung für die Kulturen des Tarimbeckens entlang der Seidenstraße, namentlich für die uigurischen Loplik, die diese Wüste bewohnten und vor allem vom Fischfang lebten.

In Aufzeichnungen aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 200 n. Chr.) wird der See Lop Nor so beschrieben: „P’u-ch’ang Hai (d. h. Lop Nor) bedeckt ein Gebiet von 300 Li (= 150 km) Länge und Breite, das Wasser endet hier, niemals verändert sich seine Höhe.“ Alte chinesische Karten zeigen den Salzsee im Durchmesser von 150 km. Der Klimawandel führte ab 200 v. Chr. zu Stadtgründungen in Loulan, Miran, Haitou, Yingpan, Merdek und Qakilik. Die Stadt Loulan, die an einem Flusslauf lag und als Vorposten der Chinesen eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte, wurde um 330 zusammen mit weiteren Siedlungen am Kum-darja wegen des Wassermangels aufgegeben. Eine Ursache war ein beginnender Klimawechsel, der dazu führte, dass die Flussläufe und Flussoasen austrockneten und dass in Loulan von nun an das Süßwasser fehlte. Es wurde auch vermutet, dass die häufigen Erdbeben den Tarim in eine andere Richtung lenkten. Die mittlere Seidenstraße nördlich des Sees Lop Nor war von nun an unbegehbar, und die Bevölkerung in der Wüste Lop Nor nahm rapide ab.

Nach einem Bericht des Chinesen Li Daoyuan mit Titel Shuijing zhu (2. Teil), der vor dem Jahr 527 nach Chr. entstand, besaß der See drei Zuflüsse: Qiemo (d.h. Tschertschen-Darja oder Qarqan He), Nan (d.h. Tarim) und Zhubin (d.h. Hädik-gol und seine Unterläufe Konqi, Kontsche-darja und Kum-darja). Offenbar führte der See zu diesem Zeitpunkt wieder Wasser. In der späten Qing-Dynastie war er vom Osten nach Westen 80 oder 90 Li (= 40 km bis 45 km) lang und vom Süden nach Norden 1-2 oder 2-3 Li (= 500 m bis 1 km oder 1 km bis 1,5 km) breit[8].

Es könnte sein, dass der Lop Nor noch Anfang des 18. Jahrhunderts als See bestand. Sven Hedin schrieb, dass ihm 1896 der achtzigjährige Häuptling Kuntschekan Bek im Fischerdorf Abdal die folgende Mitteilung machte: Er berichtete mir, dass sein Großvater, Numet Bek, in seiner Jugend an einem großen, nördlich vom Karakoshun gelegenen See gewohnt habe, und dass der Karakoshun sich erst etwa 1720 gebildet habe.[9]

In den Jahren 1725 bis 1921 füllte sich das Seebecken Karakoshun im Südwesten der Wüste Lop Nor mit Süßwasser vom Tarim, und der Lop Nor wurde zu einem Salzsumpf. 1921 trocknete der Karakoshun aus, und der Tarim brachte sein Wasser wieder zum Lop Nor. Die uigurischen Loplik verließen um 1920 die Siedlungen in der Wüste Lop Nor, nachdem eine Pest-Epidemie dort zu zahlreichen Todesfällen geführt hatte.

Zum letzten Mal füllte sich der Lop Nor im Jahr 1921; seine Größe wechselte stark, sie war im Jahr 1928 3.100 km², im Jahr 1931 1.500 – 1.800 km², im Jahr 1950 2.000 km² und im Jahr 1958 5.350 km². Den tiefsten Wasserstand hatte der Lop Nor 1934 in der ohrförmigen Helix, und ein nur wenige Zentimeter hoher Wasserstand bestand zwischen der Helix und der nördlich liegenden Einmündung des Flusses Kum-darja. Die Feuchtgebiete am See besaßen eine Größe von 10.000 km². Sven Hedin befuhr den nördlichen Teil des Sees am 16. Mai 1934. Nach seinen Angaben war der See 130 km lang und bis zu 80 km breit. Er beschrieb den Anblick des Sees so:

"1.45 Uhr glitten wir auf den See hinaus, dessen Ufer zurücktraten. Wir hielten nach Südsüdost auf eine dunklere Landzunge am Ostufer zu, wurden aber von dem seichten Fahrwasser immer wieder gezwungen, den Kurs zu ändern.
Was für eine märchenhafte Stimmung herrscht hier draußen auf dem friedlichen See, auf dessen Wassern nie zuvor ein Boot dahingeglitten ist! Jetzt bewegt sich kein Lüftchen, die Wasserfläche ist wie ein Spiegel. In einiger Entfernung schwimmen Enten; Möven und andere Seevögel lassen Warnungsschreie ertönen. Im Südosten ist eine Reihe schwarzer Kugeln zu sehen, anscheinend Unebenheiten auf einer pierförmigen Landzunge. Infolge einer Luftspiegelung scheinen sie über dem Horizont zu schweben, eine Erscheinung, die wir von der Gobi her so gut kennen. Genau im Süden und Südwesten ist der Horizont vollständig rein und frei. Dort berühren sich Himmel und Wasser ganz wie auf offenem Meer. Im Südsüdosten sieht es aus, als ob sich eine Reihe Zeppeline auf der Flucht über den Lop-nor befände. Etwas näher, im Südosten, zeichnen sich schwarze Erhebungen ab, die der Form nach Reitern, weidendem Vieh und Kamelen gleichen. Aber ihre einzige Bewegung ist eine von der erwärmten aufsteigenden Luft hervorgerufene zitternde Schwingung.
Je weiter wir nach Süden kommen, desto seichter wird das Wasser. Babeddin und Ali gehen zu Fuß und ziehen die Kanus hinter sich her; die beiden anderen Männer, die mit den Fahrzeugen festgefahren sind, schieben von hinten nach. Schwarze Streifen werden hinter den Booten aufgewirbelt. Die Sonne glüht, es ist blendend hell. Das Wasser leuchtet opalfarben und stahlgrau im Westen, rein marineblau im Süden und Osten."[10]

Seit 1949 führte das Produktions- und Aufbaukorps Xinjiang im Tarimbecken und im Yanji-Becken zahlreiche Bewässerungsprojekte durch, um zugewanderte Han-Chinesen in Xinjiang anzusiedeln. Allein im Bereich des Tarim und seiner Zuflüsse stiegen die bewässerten Ackerflächen von 351.200 ha im Jahr 1949 auf 776.600 ha im Jahr 1994; im gleichen Zeitraum wurden Bewässerungskanäle in der Länge von 1.088 km sowie 206 Staubecken mit einer Gesamtkapazität von 3 Milliarden Kubikmeter Wasser gebaut. Das überschüssige Wasser des Bosten-Sees, das bis 1949 vor allem den Lop Nor gespeist hatte, wurde seit 1949 zur Bewässerung des Yanji-Beckens verwendet. Der Abfluss des Bosten-Sees, der Konqi, erhielt seitdem nur wenig Wasser und konnte den Kontsche-darja und dessen Unterlauf Kum-darja sowie den Unterlauf des Tarim nicht mehr versorgen. Seit 1971 sind der Lop Nor und seine Feuchtgebiete vollständig trockengefallen. Das führte zu dem Absterben der Ufervegetation und zur Ausbreitung der Dünen.

Aus ökologischen Gründen wurde seit April 2000 mehrmals Wasser aus dem Bosten-See über den Konqi in den Tarim und in den See eingeleitet. Gemäß einem Beschluss des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang vom Winter 2000-2001 soll Wasser aus dem Fluss Lio durch einen Tunnel unter dem Tianshan-Gebirge zu dem Fluss Tarim geleitet werden, damit der See Lop Nor durch Wasser aus dem Ilo neu entstehen kann. Das Projekt trägt den Namen „Wasser vom Norden nach Süden umleiten“.

Das Seebecken

Satellitenaufnahme von dem mittleren Teil des Seebeckens Lop Nor und der Wüste Lop Nor, über die ein Sandsturm hinweggeht. Im Vordergrund sieht man die Hänge des Gebirges Kuruk Tag, im Hintergrund die Hänge des Kumtag und die Hochebene des Astintag, auf der rechts der See Ayakkum und links der kleinere See Gas liegen. Blick vom Norden Richtung Süden.

Seit 1971 ist der See Lop Nor mit seinen Zuflüsse Kontsche-darja und Kum-darja trockengefallen. Seitdem tritt sein ausgetrocknetes Seebecken in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses.

Das Seebecken liegt mit 780 m Höhe über NN) an der tiefsten Stelle des Tarimbeckens und ist mit 21.000 km² fast so groß wie Hessen. Es misst vom Südosten bis zum Nordwesten 260 km und hat eine maximale Breite von 145 km. Seine biologischen Ablagerungen häuften in den Jahrtausenden eine Schicht von 1,50 m an, die aus Pollen von Wasserpflanzen besteht und belegt, dass der Lop Nor in langen Zeiträumen Wasser geführt hat und ein Biotop für Wasserpflanzen gewesen ist.

Die Oberfläche besteht aus angeschwemmtem kalk- und salzhaltigem Boden und ist als Salztonebene von einer harten und teilweise hoch aufgebrochenen Salzkruste bedeckt, die den Nordosten der Salzwüste nahezu unpassierbar macht. Die braune Erdkruste und die steinharte aber dünne weiße Salzkruste sind trügerisch; denn bereits einen halben Meter unter der Oberfläche dehnt sich ein gefährlicher Salzsumpf aus[11].

Auf Satellitenbildern sieht man im Westen des Seebeckens eine Helix in Form einer Ohrmuschel mit konzentrischen Kreisen. Die Salzablagerungen an seinen Küstenlinien haben diese Helix in langen Zeiträumen geformt. Die Ablagerungen sind so hart, dass sie mit einem Hammer oder mit einer Axt nicht zerschlagen werden können. Der Lop Nor füllte die Helix bis 1971 aus und erstreckte sich außerdem in geringerer Breite nach Norden.

John Hare sah 1996 den ausgetrockneten Lop Nor vom Norden aus und beschrieb ihn folgendermaßen:

"Die graue dunstige Oberfläche des Seebetts erstreckte sich bis an den Horizont. Im Osten schien eine Anzahl schwarzer Klumpen – wahrscheinlich kleine Hügel – auf einer Landzunge über den Horizont aufzuragen. Im Westen zitterten noch mehr schwärzliche Objekte, die wie Reiter wirkten in der aufsteigenden warmen Luft, aber abgesehen von diesen leicht ominösen Gebilden war Grau die vorherrschende Farbe. Selbst der blaue Himmel war hinter dem Staub verschwunden, den der heulende Wind jetzt aufwirbelte."

Bodenschätze im Seebecken

Im Seebecken wird Kaliumchlorid zu Kalidünger verarbeitet. Der Bau dieser Anlage begann im März 2002. Die Satellitenaufnahme zeigt sie am 8. Juli 2003. Die Anlage wurde danach wesentlich vergrössert.

Das Seebecken ist eine sedimentäre Salzlagerstätte für Pottasche und enthält das größte Vorkommen von Kaliumchlorid in China. Es verfügt nachweislich über 240 Millionen Tonnen Kaliumchlorid und hat insgesamt geschätzte Reserven von 500 Millionen Tonnen. Die bestätigten Vorkommen befinden sich in einem Gebiet, das sich 60,5 km von Nord nach Süd und 32,5 km von Ost nach West mit einer Gesamtfläche von 1.710 km² erstreckt.

Die Erschließung des Kaliumchlorid-Feldes durch die Lop Nur Sylvite Science and Technology Development Co. Ltd auf einer Fläche von 21,6 km² und der Bau der Pilotanlage wurden bis 2003 fertiggestellt. Ein Kaliumchloridwerk konnte bereits in seiner Testphase rund 1.000 Tonnen hochwertigen Kaliumsulfats erzeugen. Bis Ende 2003 belief sich der Ausstoß auf 5.000 Tonnen Kaliumsulfat. Auf Satellitenbildern sind große nebeneinander stehende Becken mit Salzsole zu erkennen. Der Bau eines Werkes zur Verarbeitung von Kaliumchlorid zu Kalidünger mit einer Jahreskapazität von 600.000 Tonnen ist vorgesehen. Der Jahresverbrauch an Dünger betrug 1999 in China 36,7 Millionen Tonnen. Der Bau von Werken, die 80.000 Tonnen Natriumchlorat und 100.000 Tonnen Natriumhydroxid im Jahr herstellen sollen, ist in Planung.

Im Seebecken Lop Nor befinden sich außerdem Lagerstätten von Erdöl, Erdgas, Kohle, Eisen, Kupfer und Gold. Die Erschließung dieser Lagerstätten ist vorgesehen.

Kartenwerke

Im Jahr 2007 wurden 49 topographischen Karten der Lop Nor Wüste in dem Maßstab 1:50.000 herausgegeben.[12] Das vorausgehende Kartenwerk der Lop Nor Wüste stammte von Sven Hedin, der seinen Central Asia atlas 1966 veröffentlichte. [13] Sven Hedin verwertete in diesem Kartenwerk jene Routenaufnahmen, die bei seinen eigenen Expeditionen und bei den Expeditionen von Sir Aurel Stein in den Jahren 1896 bis 1935 entstanden waren.

Forschungsgeschichte

Nikolai Michailowitsch Prschewalski suchte im Jahre 1876 den See Karakoshun auf und dachte irrtümlich, dass es sich hierbei um den See Lop Nor handelte. Er erkundete das Süd- und das Westufer und befuhr den Karakoshun in seiner halben Länge. Das sehr flache, aber offene Gewässer ging dann in eine dichte, nicht mehr schiffbare Schilfvegetation über, um schließlich in der Wüste zu verebben. In seinem Tagebuch schrieb er: Die Wüste hat den Fluss besiegt, der Tod das Leben bezwungen. In der geografischen Fachwelt bestanden Zweifel, ob Nikolai Michailowitsch Prschewalski tatsächlich den Lop Nor gefunden hatte.

Stielers Handatlas 1891 übernahm die Angaben von Nikolai Michailowitsch Prschewalski und gab dem Karakoshun den Namen Lob Nor.

Der bedeutende deutsche Chinaforscher Ferdinand von Richthofen behauptete, Prschewalski habe wahrscheinlich nicht den See Lop Nor sondern einen anderen See entdeckt, da der Lop Nor in den chinesischen Karten circa zwei Breitengrade weiter nördlich zu finden sei. Nikolai Michailowitsch Prschewalski wiederum bezweifelte die Verlässlichkeit der chinesischen Karten. Mehrere russische, englische und französische Expeditionen wandten sich nun dem Lop Nor zu, jedoch folgten sie hauptsächlich den Spuren Prschewalskis und suchten den Karakoshun auf.

Im Jahre 1901 beendete der schwedische Geograf und Entdeckungsreisende Sven Hedin diesen Streit. Er folgte den alten chinesischen Karten und fand den Lop Nor, einen fast ausgetrockneten und mit Schilf zugewucherten flachen See. Sven Hedin gab eine Erklärung dafür, dass der See Lop Nor austrocknete: Die früher vom Kum-darja mitgeführten Sand- und Schlammmassen, die sich im Lop Nor absetzten, hätten langsam das Seebecken angehoben, während die Stürme das trockenliegende Seebecken des südwestlich liegenden Karakoshun abgetragen hätten. Der Kontsche-darja habe daraufhin das inzwischen tiefer liegende Seebecken des Karakoshun mit Flusswasser gefüllt. Das sei der Grund, warum der Lop Nor und sein Zufluss Kum-darja im 19. Jahrhundert kein Wasser führten.

Sven Hedin bezeichnete den Lop Nor als „wandernden See“ und den Zufluss als „nomadisierenden Fluss“. Diese „räumliche Variabilität“ (Hedin) habe sich mehrfach wiederholt, zuletzt im Jahr 1921. Da habe der Kontsche-darja wieder den Kum–darja und den Lop Nor mit Wasser versorgt, während der Karakoshun wieder ausgetrocknet sei.

In den Jahren 1980-1981 bereiste eine Forschungsgruppe der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die Wüste Lop Nor und erstellte eine Karte[14] mit den beiden getrennten Seebecken Karakoshun und Lop Nor. Die beiden Fragen, ob es richtig gewesen sei, den See Karakoshun als See Lop Nor zu benennen und ob Sven Hedin mit seiner Bezeichnung des Sees Lop Nor als „wandernden See“ recht gehabt habe, werden von den chinesischen Wissenschaftlern der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in dem Buch The Mysterious Lop Lake verneint. Die beiden Seen hätten im 20. Jahrhundert nicht nur eine andere geografische Lage, sondern auch eine andere Höhe gehabt: der See Lop Nor 780 m Höhe über NN, der See Karakoshun 790 m Höhe über NN. Daher sei es unmöglich gewesen, dass der tiefere See Lop Nor ein "wandernder See" gewesen sei und in den höheren See Karakoshun "hinübergewandert" sei.

Quellen

  1. Christoph Baumer: Geisterstädte der südlichen Seidenstraße, Entdeckungen in der Wüste Takla-Makan. Belser, Zürich 1996, ISBN 3-7630-2334-8, Seite 159-179
  2. a b Xia Xuncheng, Hu Wenkang (Hrsg.): The Mysterious Lop Lake. The Lop Lake Comprehensive Scientific Expedition Team, the Xinjiang Branch of the Chinese Academy of Sciences. Science Press, Beijing 1985, S. 49. 
  3. Experts Claim Quaternary Freshwater Lake at Lop Nor. china.org.cn, 14. Oktober 2003. Abgerufen am 12. Dezember 2008. (englisch)
  4. Albert Herrmann: Loulan. China, Indien und Rom im Lichte der Ausgrabungen am Lobnor. F. U. Brockhaus, Leipzig 1931, S. 52 (Eine Karte mit den Seeterrassen findet sich auf den Seiten 56–57). 
  5. Quelle: A lacustrine record from Lop Nur, Xinjiang, China: Implications for paleoclimate change during Late Pleistocene
  6. Albert Herrmann: Loulan. China, Indien und Rom im Lichte der Ausgrabungen am Lobnor. F. U. Brockhaus, Leipzig 1931, S. 53. 
  7. Journal of Geophysical Research, Vol 109, D02105, doi:10.1029/2003JD003787, 2004: Evidence for a late Holocene warm and humid climate period and environmental characteristics in the arid zones of northwest China during 2.2 - 1.8 KABP.
  8. Quelle: Xia Xuncheng, Hu Wenkang (Hrsg.): The Mysterious Lop Lake. The Lop Lake Comprehensive Scientific Expedition Team, the Xinjiang Branch of the Chinese Academy of Sciences. Science Press, Beijing 1985, Seite 49.
  9. Sven Hedin: Der wandernde See, Leipzig (F.A. Brockhaus), 2. Aufl. 1938, Seite 290.
  10. Sven Hedin: Der wandernde See, Leipzig (F.A. Brockhaus), 2. Aufl. 1938, Seiten 118-119.
  11. Christoph Baumer: Geisterstädte der südlichen Seidenstraße, Entdeckungen in der Wüste Takla-Makan. Belser, Zürich 1996, ISBN 3-7630-2334-8, Seite 159-179
  12. Scientists complete mapping „sea of death“ in NW China desert. und Topographie und Kartographie im Lop Nor.
  13. Sven Hedin: Central Asia atlas. Maps, Statens etnografiska museum. Stockholm 1966. (erschienen in der Reihe Reports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under the leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition; Ausgabe 47. 1. Geography; 1)
  14. Die Karte befindet sich auf Seite 55 des Buches The Mysterious Lop Lake.

Anmerkungen

  1. Dieter Jäkel fand 40 km westlich von Ruoqiang an der Straße nach Qiemo in der Höhe von etwa 1000 m über NN am Hang zur Ebene abrupt endende Schwemmfächer. Er schreibt: Thus there are many factors indicating the existence of a palaeo-Lob-Nor with a lake level of +- 1000 m a.s.l. Quelle: Die Erde 1991, Ergänzungs-Heft 6, Seite 196-197.

Literatur

  • Nikolai Michailowitsch Prschewalski: From Kulja, Across the Tian Shan, to Lob-Nor. 1879.
  • Sven Hedin: Im Herzen von Asien. Leipzig (F. A. Brockhaus) 1903.
  • Sven Hedin: Lop-Nur (Scientific Results of a Journey in Central Asia 1899–1902, Vol. II). Stockholm 1905.
  • Ellsworth Huntington: The pulse of Asia. Boston und New York 1907.
  • Sir Aurel Stein: Serindia: detailed report of explorations in Central Asia and westernmost China. Oxford 1921. (Textmaterial ist enthalten in Band 1 und in Band 2; Bildmaterial ist enthalten in Band 4; Kartenmaterial ist enthalten in Band 5).
  • Stein, Sir Aurel: Innermost Asia: Detailed Report of Explorations in Central Asia, Kan-Su and Eastern Iran, Band 1. Oxford, 1928 (Kartenmaterial ist enthalten in Band 4).
  • Emil Trinkler: Die Lobwüste und das Lobnor-Problem auf Grund der neuesten Forschungen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 1929, Seite 353ff.
  • Albert Herrmann: Loulan. China, Indien und Rom im Lichte der Ausgrabungen am Lobnor., F. U. Brockhaus, Leipzig 1931.
  • Folke Bergman: Archäologische Funde. In: Petermanns Geographische Mitteilungen 1935, Gotha 1935.
  • Nils Hörner: Resa till Lop. Stockholm 1936 (schwedisch, nicht ins Deutsche übersetzt).
  • Parker C. Chen: Lop nor and Lop desert. In: Journ. Geogr. Soc. of China 3. Nanking 1936.
  • Sven Hedin: Der wandernde See. Wiesbaden (F.A. Brockhaus) 1965, bzw. Leipzig (F.A. Brockhaus) 1937.
  • Folke Bergman: Archaeological Researches in Sinkiang. Especially the Lop-Nor Region. (Reports: Publication 7), Stockholm 1939 (englisch; das grundlegende Werk über die archäologischen Funde in der Wüste Lop Nor mit wichtigem Kartenmaterial; dieses Werk wurde erst um das Jahr 2000 in die chinesische Sprache übersetzt und ist dann für die chinesische Archäologie in Xinjiang bedeutsam geworden).
  • Sven Hedin und Folke Bergman: History of an Expedition in Asia 1927–1935. Part III: 1933–1935 (Reports: Publication 25), Stockholm 1944.
  • Wenbi, Huang: Luobu Nao'er kaogu ji (The Exploration around Lob Nor: A report on the exploratory work during 1930 and 1934) [Chinesisch mit englischer Übersetzung des Vorwortes und der Inhaltsübersicht], Peking 1948.
  • Herbert Wotte: Kurs auf unerforscht. Leipzig (F.A. Brockhaus) 1967.
  • Zhao Songqiao + Xia Xuncheng: Evolution of the Lop Dessert and the Lop Nor. In: The geographical journal Jg. 150 (London 1984). ISSN 0016-7398
  • Xia Xuncheng + Hu Wenkang (Hrsg.): The Mysterious Lop Lake. The Lop Lake Comprehensive Scientific Expedition Team, the Xinjiang Branch of the Chinese Academy of Sciences. Science Press, Beijing 1985 (durchgängig zweisprachig englisch und chinesisch; Expeditionsergebnisse aus den Jahren 1980/1981 mit Bildern und Karten; eine Ergänzung zum Werk von Folke Bergmann Archaeological Researches in Sinkiang. Especially the Lop-Nor Region, das den Expeditionsmitgliedern damals nicht bekannt war; ausleihbar in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin).
  • Xia Xuncheng: A scientific expedition and investigation to Lop Nor Area. Scientific Press, Beijing 1987.
  • Christoph Baumer: Geisterstädte der südlichen Seidenstraße: Entdeckungen in der Wüste Takla-Makan. Belser Verlag. Zürich 1996, ISBN 3-7630-2334-8. (Seite 159 - 179: Bericht von seiner Expedition in die Wüste Lop Nor und nach Loulan 1996)
  • Christoph Baumer: Die südliche Seidenstraße. Inseln im Sandmeer. Mainz 2002, ISBN 3-8053-2845-1 (Mit aktuellen Literaturangaben).
  • John Hare: Auf den Spuren der letzten wilden Kamele. Eine Expedition ins verbotene China. Vorwort von Jane Goodall. Frederking & Thaler, München 2002, ISBN 3-89405-191-4.

Weblinks

Kartenmaterial
Texte

40.16666666666790.5833333333337Koordinaten: 40° 10′ 0″ N, 90° 35′ 0″ O


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