Christopher & Michael

Christopher & Michael

Christopher & Michael waren ein Liedermacher-Duo der 60er Jahre aus Frankfurt am Main, bestehend aus Christopher Sommerkorn (1943–2010) und Michael de la Fontaine (* 1945). Zwischen 1965 und 1968 traten Christopher & Michael auf zahlreichen Konzerten auf und veröffentlichen bei CBS drei Langspielplatten und vier Singles mit eigenen Liedern und Coverversionen von internationalen Protestsongs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Duos

Christopher Sommerkorn wurde am 9. September 1943 in Wartbrücken geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in Frankfurt am Main. Michael de la Fontaine wurde am 21. März 1945 in Konstanz geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in Meersburg a. B. und in Frankfurt am Main. Christopher und Michael kennen sich seit früher Schulzeit in Frankfurt Sachsenhausen. "Lange bevor sie ihre ersten Schallplatten machten, zogen sie singend durch halb Europa. Sie scheuten keine Gelegenheit, sich zu engagieren, sei es mitten unter Gammlern auf dem verkehrsreichsten Platz in Frankfurt, der Hauptwache, oder in der mondänen Atmosphäre eines Night Club für Touristen in Italien."[1] Als sie ihre ersten Konzerte veranstalteten, hatten sie bereits ihr festes Publikum: "Der Cantate-Saal in Frankfurt war überfüllt, als Christopher & Michael am 4. März 1966 ihr Folklore-Konzert gaben", schreibt die Offenbach-Post[2]. "Es waren so viele erschienen, daß weit über hundert Christopher & Michael-Anhänger in den Gängen stehen mussten."

In über 300 Konzerten in ganz Deutschland traten Christopher & Michael bei Veranstaltungen der Ostermarschierer und der Friedensbewegung auf, so beim Ostermarsch auf dem Frankfurter Römerberg (April 1966 gemeinsam mit Joan Baez), bei den Burg-Waldeck-Festivals 1966 und 1967 (zusammen mit Franz-Josef Degenhard, Walter Mossmann, Dieter Süverkrüp, Reinhard Mey u.a.), beim 13. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover 1967 und beim Ostermarsch in Ulm 1968 auf Einladung von Inge Aicher-Scholl.

Christopher & Michael studierten Soziologie am Frankfurter Institut für Sozialforschung bei Adorno, Habermas und Friedeburg (Frankfurter Schule) und galten als „Inkarnation des sendungsbewussten Jungbarden“. Ihre Songs lösten kontroverse Reaktionen aus. Bezeichnete der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch ihre Lieder als „hart am Rande der Schnulze“, so betonte Friedrich A. Wagner in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Sie haben keine Tricks zum Publikum hin und keine Routine, die glatt wirkt“. [3]Gegen das Attribut der satirischen Zeitschrift Pardon als „peinliche Protestsänger“.[4] und gegen kritische Urteile vor allem der älteren Zeitgenossen aus der Liedermacher- und Protestszene; sah Horst Lippmann, der Produzent ihrer ersten Live-LP (Lippmann + Rau Concert Büro) im musikalischen Auftreten von Christopher & Michael ein wichtiges Stück Ehrlichkeit und einen „kleinen, bescheidenen Beitrag zum Zeitgeschehen".

Ihre Konzerte und Auftritte endeten teilweise mit politischen Interventionen, so das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit in Bochum 1968, wo nach dem Abriss des politischen Denkmals „Schandmauer Berlin“ Christopher & Michael als Rädelsführer unter Anklage gestellt wurden. Das Verfahren wurde im Mai 1970 in Folge von Willy Brandts Amnestiegesetz für Demonstrationsstraftäter eingestellt.

Als die linke politische Bewegung sich zunehmend mit Bedrohungen und Attentaten radikalisierte, beendeten Christopher & Michael 1968 offiziell ihre gemeinsame musikalische Karriere. 1981 erfolgte eine Wiederveröffentlichung von 20 Titeln bei RillenWerke und Verlag Zweitausendeins.

Nach der Auflösung von Christopher & Michael

Christopher Sommerkorn produzierte in den Folgejahren für den Hessischen Rundfunk und andere Sendeanstalten Hörfunk- und Fernsehfeatures zu deutschen und internationalen Themen. Für sein Fernsehfeature "Tierra Nueva – Neue Erde" erhielt Christopher Sommerkorn 1977 den Medienpreis Entwicklungspolitik[5] in der Kategorie Fernsehen. Sommerkorn verstarb nach längerer Krankheit am 23. April 2010 in Frankfurt am Main.

Michael de la Fontaine veröffentlichte unter eigenem Namen zwei weitere LPs bei CBS und bei Verlag Zweitausendeins. Es folgten Konzerte mit der Frankfurter Künstlergruppe (Ludo A. Kaiser, Volker Rebell, Nils Selzer (Strassenjungs), Moritz Stoepel, Stephan Walla). Nach dem Diplom in Soziologie 1972 promovierte er 1976 in Musikwissenschaften an der Universität Frankfurt.[6] Seitdem arbeitet de la Fontaine in verschiedenen Ländern als Dozent für das Goethe-Institut. Er lebt in Norwegen, wo er das Goethe-Institut in Oslo seit 2006 leitet.[7]

Diskographie

  • Wir sind am Ende (Eve of Destruction) - Warum?, CBS 1879
  • Denk' nicht dran (Don't Think Twice) - Soll es niemals anders sein?, CBS 2127
  • Moby Dick - Meine kleine Freiheit, CBS 2291
  • Dem Wahren, Schönen, Guten - Bi Ba Butzemann, CBS 2754
  • Kommt her all ihr Leute - Folklore Concert Live!, CBS S 62695
  • Wie's die Vögel tuen..., CBS S 62927
  • Live-Konzert - Folge 2, CBS S 63237
  • 1981: Christopher & Michael - Eine Dokumentation, RillenWerke CM8101 (Vertrieb von Restbeständen über Zweitausendeins.[8])

Literatur

  • Detlef Siegfried: Time is on my side: Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre. Wallstein Verlag, 2006, ISBN 3835300733.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Horst Lippmann zur neuen LP "Kommt her all ihr Leute", 1966
  2. Offenbach-Post vom 7. März 1966
  3. Friedrich A. Wagner: Frankfurter Allegemeine, 7. März 1966.
  4. Detlef Siegfried: Time is on my side. Wallstein Verlag, 2006, S. 311.
  5. Medienpreis Entwicklungspolitik
  6. Michael de La Fontaine: Der Begriff der künstlerischen Erfahrung bei Theodor W. Adorno. Universität Frankfurt a.M. 1977. (Dissertation 1976 am Fachbereich 09, Klassische Philologie und Kunstwissenschaften)
  7. Jahrbuch 2007/2008. Goethe-Institut, München 2008, S. 88.
  8. Eintrag zu Christopher & Michael - Eine Dokumentation im DMA.

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