Conrad Schmidt

Conrad Schmidt

Conrad Schmidt (* 1863 in Königsberg, Preußen; † 1932) war ein deutscher Ökonom, Philosoph und Journalist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Conrad Schmidt war der ältere Bruder der Bildhauerin Käthe Kollwitz. Mitte der 1880er Jahre studierte er in Berlin, und promovierte 1887 in Leipzig mit einer Arbeit Der natürliche Arbeitslohn, in welcher er die Lohn- und Ausbeutungstheorien von Johann Karl Rodbertus und Karl Marx miteinander verglich. Schmidt verwarf die Marxsche Theorie als unbewiesene Hypothese zugunsten der Rodbertuschen, welche auf der Annahme natürlicher Rechte fußte. Nach weiteren Marx-Studien revidierte Schmidt dieses Urteil und wurde ein Anhänger des Marxismus.

Schmidt wandte sich einem Problem zu, welches Engels 1885 im Vorwort zum 2. Band von Das Kapital gestellt hatte. Er kündigte Engels seine Lösung an, worauf auf Fürsprache von Engels und Karl Kautsky hin 1889 die Schrift Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes erscheinen konnte.[1]

Schmidt wurde ein Bekannter von Friedrich Engels, bei dem zuhause er mehrere Abende verbrachte. Es ist ein reger Briefwechsel zwischen beiden überliefert, aus dem insbesondere der Brief von Engels an Schmidt am 27. Oktober 1890 als wichtiges Dokument des Marxismus gilt.

1890 trat er auf Zuraten von Engels eine Stellung in der Schweiz als Redakteur bei der Züricher Post an. Er wandte sich zunehmend vom ökonomischen Determinismus Friedrich Engels' ab, und Neukantianischen Positionen zu. Er betonte die ethischen Aspekte der Arbeiterbewegung wie Opferbereitschaft, Pflichtbewusstsein und Parteitreue. Nach Ansicht Schmidts sind diese Eigenschaften entstanden aus ursprünglichen animalischen überegoistischen Instinkten, welche sich bei den Lebewesen im Verlauf der Evolution zur Erhaltung der eigenen Gattung herausgebildet hätten, und im Menschen mehr und mehr bewusst gemacht und rationalisiert, und nunmehr von der Arbeiterklasse verkörpert würden.[2] Nachdem Schmidt für sich keine Möglichkeit einer akademischen Karriere in der Schweiz sah kehrte er 1895 nach Berlin zurück, wo er Mitarbeiter der sozialdemokratischen Wochenzeitung Vorwärts wurde und dem Vorstand der Freie Volksbühne angehörte.

Werke

  • Der natürliche Arbeitslohn, Jena 1887
  • Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes, Dietz, Stuttgart 1889
  • Soziale Frage und Bodenverstaatlichung, Verlag der Berliner Volkstribüne, Berlin 1890
  • Geld und "Schwundgeld"-Zauberei, Silvio Gesells Erlösungsbotschaft, Dietz Nachfolger, Berlin 1924

Literatur

  • Stanley Pierson: Marxist Intellectuals and the working-class mentality in Germany, 1887-1912, Harvard University Press, 1993, ISBN 978-0-67455-123-7, S.46-52
  • Dimitrij Owetschkin: Conrad Schmidt, der Revisionismus und die sozialdemokratische Theorie. Zur theoretischen Entwicklung der Sozialdemokratie vor 1914, Klartext, Essen 2003, ISBN 3-89861-170-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Erich Vollgraf, „Die Preisrätselliteratur vor Erscheinen des dritten Buches“, in: MEGA, Teil 2, Band 14, Akademie-Verlag Berlin 2003, ISBN 3-05-003733-4, S.482-486
  2. Stanley Pierson: Marxist Intellectuals, 1993, Seite 52

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Conrad Schmidt — (born 1969) is a social activist, filmmaker and writer living in Vancouver, British Columbia, Canada who is best known for his role in founding the Work Less Party of British Columbia and for creating the internationally known World Naked Bike… …   Wikipedia

  • Conrad Schmidt (Medal of Honor) — Conrad Schmidt Born February 27, 1830(1830 02 27) Württemberg, Germany …   Wikipedia

  • Milton Conrad Schmidt — Milton Conrad „Milt“ Schmidt (* 5. März 1918 in Kitchener, Ontario) ist ein ehemaliger professioneller, kanadischer Eishockeyspieler, trainer und General Manager, der von 1937 bis 1955 für die Boston Bruins in der National Hockey League (NHL)… …   Deutsch Wikipedia

  • Schmidt — mit den Varianten Schmitt, Schmitz, Schmid, Schmidl, Schmidli, Schmidtke, Schmied und Smid/Smidt ist ein häufiger deutscher Familienname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Häufigkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Conrad Burns — United States Senator from Montana In office January 3, 1989 – January 3, 2007 Preceded by …   Wikipedia

  • Conrad Schick — (1822–1901) was a German architect, archaeologist and Protestant missionary who settled in Jerusalem in the mid nineteenth century.[1] Contents 1 Biography 2 Architecture and archaeology 3 Bibl …   Wikipedia

  • Conrad Buff IV — Conrad Buff Born Conrad Buff IV July 8, 1948[1] Los Angeles County, California Occupation Film editor Years active 1969 – present Conrad Buff (born 1948) is an America …   Wikipedia

  • Conrad Gallagher — Born 12 March 1971 (1971 03 12) (age 40) Letterkenny, County Donegal, Ireland Cooking style Irish cuisine Education Catering college …   Wikipedia

  • Conrad Roland — (* 1934 in München als Conrad Roland Lehmann) ist ein deutscher Architekt und Wegbereiter der Konstruktion von Raumnetzen, die hauptsächlich als Seilklettergerüste auf Spielplätzen zu finden sind. Für die Bundesgartenschau 1987 konstruierte er… …   Deutsch Wikipedia

  • Conrad Roland — (born Conrad Roland Lehmann in 1934) is a German architect and pioneer of the construction of spacenets (tensile structures), which primarily are to be found as rope climbing frames on playgrounds. In 1978 he designed and constructed the biggest… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”