Canned Heat

Canned Heat
Canned Heat 1979

Canned Heat ist eine US-amerikanische Bluesrockband, deren Name von Tommy Johnsons klassischem „Canned Heat Blues“ aus dem Jahre 1928 stammt.

Inhaltsverzeichnis

Bandname

Der Name (er bedeutet „Eingemachte Hitze“, „Hitze in Dosen“) ist eine Anspielung auf gelierten Brennspiritus. Das Produkt wird unter dem Markennamen Sterno Canned Heat als Brennpaste in Blechdosen ausgeliefert, die gleichermaßen als Verpackung und als Rechaud dienen. Außerdem wird das Gel häufig mit Wasser verdünnt als billiger Schnapsersatz missbraucht. Bei einem Interview in einer amerikanischen Fehrnsehsendung sagte Bob Hite 1969, dass der Name eine Anspielung auf den Canned Heat Blues von Tommy Johnson aus dem Jahre 1929 ist.

Bandgeschichte

Die Gruppe wurde 1965 in Los Angeles gegründet (nach anderen Angaben 1966). Gründungsmitglieder der Band waren Bob „The Bear“ Hite (Gesang) und Alan „Blind Owl“ Wilson (Gitarre, Gesang, Mundharmonika). Henry „Sunflower“ Vestine (Gitarre, ehemals bei Frank Zappas The Mothers of Invention), Larry „The Mole“ Taylor (E-Bass) und Frank Cook (Schlagzeug) machten das Line-up komplett. Zuvor spielten Stuart Brotmann, Mike Perlowin, John Fahey, Mark Andes (später bei Spirit und Jo Jo Gunne) und Keith Sawyer im Laufe des ersten Jahres kurzfristig zusammen mit Wilson und Hite in der Band.

Ihr erstes Album erschien 1967 nach ihrem Auftritt beim Monterey Pop Festival. Das zweite Album Boogie with Canned Heat von 1968 war erfolgreicher und machte Canned Heat zu einer der angesagtesten Bands der Hippie- und Bluesszene an der Westküste der Vereinigten Staaten. Der lange Refried Boogie (11′04) war von dem berühmten Bluessänger und -gitarristen John Lee Hooker inspiriert. Auf dem Album war die am 17. und 18. April 1967 in Chicago aufgenommene Hitsingle On the Road Again enthalten, die es bis auf Platz 16 der amerikanischen Charts schaffte.[1] Außerdem ersetzte ab diesem Album Adolfo „Fito“ De La Parra, der bereits mit Etta James gespielt hatte, den Schlagzeuger Frank Cook. Im selben Jahr setzte sich die Band für Albert Collins ein, damit dieser einen Plattenvertrag bei Imperial Records erhielt.

1969 folgte das Doppelalbum Livin’ the Blues, das ihnen mit Goin’ up the Country den größten Hit bescherte,[1] in dem Tank Harrigan (Ray Charles Band) die Flöte spielte. Außerdem trat die Band auch beim Woodstock-Festival auf. Dem dortigen Auftritt war ein Streit zwischen Henry „Sunflower“ Vestine und Larry „The Mole“ Taylor zwei Tage zuvor auf der Bühne des Fillmore West vorausgegangen, als dessen Folge Vestine die Band verlassen hatte. Diese sah sich genötigt, umgehend Harvey Mandel zu engagieren, um weitertouren zu können. Da sie nicht einmal in der Lage gewesen waren, zusammen zu proben, weigerte sich Adolfo „Fito“ De La Parra anfangs, bei Woodstock aufzutreten, und verließ kurzfristig sogar die Band. Allerdings gelang es dem Manager Skip Taylor mithilfe eines Generalschlüssels Zugang zu seinem Zimmer zu erhalten und ihn zusammen mit dem Rest der Band in den Helikopter zu befördern und zum Spielen zu bewegen. Die Band traf gleichzeitig mit den Roadies ein, denen es gelungen war, sich im LKW mit der Ausrüstung durch das Chaos zu bewegen, wobei sie für den Weg zwischen den Catskills und New York über 13 Stunden benötigten (normalerweise 2–3 Stunden). Die Band spielte während des Sonnenuntergangs und wurde vom Publikum gefeiert wie kaum eine andere während des Festivals. Ihr Song Goin’ up the Country wurde später zur inoffiziellen Hymne des Festivals.

Ebenfalls 1969 nahm Canned Heat das Album Halleluja auf, das komplexere Blues-Strukturen enthält, zum Beispiel 13-taktige Songteile. Für Fito de la Parra ist es bis heute „die interessanteste Platte“ der Band.

Als Nächstes erschien die LP Future Blues, die den ersten Umweltschutz-Song der Band So Sad (The World’s in a Tangle) enthält, in dem der Smog über Los Angeles angeprangert wird.

Canned Heat hatte 1970 mit der Single-Auskopplung aus dieser LP Let’s Work Together, einer Coverversion von Wilbert Harrisons Let’s Stick Together aus dem Jahre 1962, einen letzten Top-30-Erfolg in den Vereinigten Staaten.[1] In den Top Twenty in England erreichte der Song sogar die Nummer zwei, aber der Höhenflug war vorbei. Im Mai 1970 nahm die Band allerdings zusammen mit John Lee Hooker das sehr beachtete Doppelalbum Hooker ’n’ Heat auf, das dessen erstes Album überhaupt wurde, das es im Februar 1971 bis in die Charts schaffte. Auf diesem Album spielt Alan Wilson eine Weltklasse-Mundharmonika – „the best harp-player ever“ (John Lee Hooker). Unglücklicherweise starb der an Depressionen leidende Alan Wilson am 3. September 1970 an einer Überdosis Tabletten. Der Tod Alan Wilsons hinterließ eine Lücke, die die Band nicht mehr schließen konnte. Zudem hatten Larry Taylor und Harvey Mandel einige Monate zuvor die Band verlassen, um sich John Mayalls „USA-Union“-Band anzuschließen. So nahmen sie 1971 zusammen mit Wilsons Nachfolger Joel Scott Hill das Album Historical Figures and Ancient Heads auf, an dem auch Little Richard mitwirkte. Dieses Album war nur noch mäßig erfolgreich und ihr letzter kleiner Hit. Canned Heat tourte zwar in den folgenden Jahren mit großem Erfolg, war aber nicht mehr in der Lage, weitere Hits einzuspielen. In den folgenden jahren wechselte die Besetzung oft, unter anderem spielte Bob Hites Bruder Richard Hite Bass. In seiner Biografie beschreibt De La Parra diese Phase als den „Langen Abstieg“. Die Band wechselte mehrfach die Plattenfirmen, auch machte ihr die Disco-Ära zu schaffen, so dass die Band nach Verlust des Plattenvertrages 1973 Pleite ging. Zu dieser Zeit hatten sie gerade ein Album mit Memphis Slim aufgenommen und arbeiteten zusammen mit Clarence Gatemouth Brown, mit dem sie auch 1973 beim Montreux Jazz Festival auftraten.

Am 5. April 1981 starb als nächstes Bandmitglied Bob Hite durch Herzversagen nach Jahren exzessiven Drogenmissbrauchs. Er hatte bis dahin jedes Konzert mit den Worten „And don’t forget to boogie!“ beendet. Seitdem leitet Adolpho „Fito“ De La Parra die Band. Er sagt von sich: „I’m a survivor in charge“. Die Fans in Australien und auf der ganzen Welt hielten der Band weiter die Treue. Walter Trout wurde neuer Leadgitarrist. Mit ihm wurde 1983 das Album Boogie Assault [Live in Australia] eingespielt. 1988 erschien die hörenswerte, eher traditionell orientierte LP Reheated mit Junior Watson an der Gitarre und dem zurückgekehrten Larry Taylor. 1989 hatte die Band einen Gastauftritt auf Hookers Album The Healer, das sich zu einem großen Erfolg entwickelte. Am 20. Oktober 1997 starb mit Henry Vestine das dritte Gründungsmitglied „on the road“ nach einem Konzert am Pariser Flughafen. Auch er hatte über Jahrzehnte zuviele Drogen genommen.

Von 1999 bis 2005 überraschte Fito mit einem neuen Line-up: die Band mit ihm selbst am Schlagzeug, Greg Kage (E-Bass und Gesang), Dallas Hodge (Leadgitarre und Gesang), John Paulus (Rhythmus- und Leadgitarre sowie Gesang) und Stanley Behrens (Mundharmonika, Flöte, Saxophon und Gesang). Für viele die überzeugendste Canned-Heat-Besetzung seit vielen Jahren. 2003 erschien ihr Album Friends in the Can, bevor 2005 Don Preston den Gitarristen John Paulus ersetzte.

Der Bluesmusiker John Mayall beschreibt in seinem Stück The Bear (1968 erschienen auf der LP Blues from Laurel Canyon) sein zeitweiliges Zusammenleben mit den Musikern von Canned Heat. Das Stück, das mit einem markanten Intro beginnt, das an die Canned-Heat-Boogies erinnert und von Mick Taylor gespielt wird, ist gleichzeitig eine Hommage an Bob Hite.

Ab 2006 geht die Band in der Zusammensetzung Barry Levenson, Greg Kage, Robert Lucas und Fito De La Parra auf Tournee. Diese Besetzung wird im Juni 2007 von den noch lebenden Mitgliedern aus der Woodstock-Zeit, Larry Taylor und Harvey Mandel, bei zwei Festivals in Österreich unterstützt.

Am 23. November 2008 starb Sänger und Slide-Gitarrist Robert Lucas an einer Überdosis Drogen, nachdem er die Band kurz vorher verlassen hatte, um seine Solokarriere fortzusetzen.

Im Sommer 2010 tourte die "Woodstock Reunited Lineup" von Canned Heat mit Fito de la Parra, Larry "The Mole" Taylor und Harvey "The Snake" Mandel, ergänzt durch Dale Spalding (Gitarre, Mundharmonika, Gesang), in Deutschland. In dieser Besetzung hatte die Band auch 2011 wieder einige Auftritte in Deutschland, wobei John Paulus zuletzt Larry Taylor ersetzte.

Diskografie

Chartplatzierungen Erklärung der Daten
Singles
[2][3][4]
On The Road Again
  DE 13 19.10.1968 (8 Wo.)
  UK 9 17.08.1968 (11 Wo.)
  US 10 10.08.1968 (12 Wo.)
Going Up The Country
  DE 36 15.03.1969 (2 Wo.)
  UK 24 25.01.1969 (5 Wo.)
  US 10 30.11.1968 (11 Wo.)
Time Was
  US 45 08.03.1969 (6 Wo.)
Let's Work Together
  DE 6 07.03.1970 (13 Wo.)
  UK 2 31.01.1970 (10 Wo.)
  US 17 26.09.1970 (13 Wo.)
Sugar Be
  DE 39 18.07.1970 (1 Wo.)
Rockin' With The King
  US 90 25.03.1972 (5 Wo.)
  • 1966 Vintage
  • 1967 Canned Heat
  • 1968 Boogie with Canned Heat
  • 1968 Living the Blues
  • 1969 Live at Topanga Corral
  • 1969 Hallelujah
  • 1970 Canned Heat Cookbook (Best of 1967–1969)
  • 1970 ’70 Concert: Recorded Live in Europe
  • 1970 Future Blues
  • 1970 Hooker ’n’ Heat (with John Lee Hooker)
  • 1971 Historical Figures and Ancient Heads
  • 1973 Memphis Heat
  • 1973 Gate’s on the Heat
  • 1973 The New Age
  • 1973 One More River to Cross
  • 1977 The Ties That Bind (1970/1974/1977)
  • 1977 Human Condition
  • 1978 Hooker and Heat Live at Fox Venice
  • 1979 Canned Heat in Concert King Biscuit… 10 Years Woodstock
  • 1981 Kings of the Boogie
  • 1981 In Memory of Bob „The Bear“ Hite - Don't Forget to Boogie
  • 1982 Boogie Assault [Live In Australia]
  • 1987 Boogie Up the Country
  • 1987 2. Blues Festival in Bonn
  • 1988 Reheated
  • 1990 Burnin’ Live
  • 1992 Internal Combustion
  • 1994 Uncanned, The Best of…
  • 1996 Canned Heat Blues Band
  • 1998 Let’s Work Together – Best (1967–70, Zounds, alle Titel digital remastert)
  • 1999 Boogie 2000
  • 1999 Live in Oz featuring Walter Trout (Live in Australia 1981)
  • 2000 Live at the Kaleidoscope 1969
  • 2003 Boogie House Tapes 1967–1976
  • 2003 Friends in the Can
  • 2004 Boogie House Tapes 1969–1999
  • 2006 Instrumentals
  • 2007 Under the Dutch Skies
  • 2007 Christmas Album

Singles:

  • 1969 Chipmonk Song/Christmas Blues
  • 1969 Low Down/Time Was
  • 1970 Wooly Bully/My Time Ain’t Long
  • 1970 Poor Moon/Sic’em Pigs
  • 1973 The Harder They Come/Atlantic

DVDs:

  • 2005 Canned Heat – On the Road Again
  • 2006 Canned Heat – Live in Montreux 1973
  • 2006 Canned Heat – Canned Heat EP (4 Songs)
  • 2007 Canned Heat – Boogie with Canned Heat: The Canned Heat Story

Bootlegs:

  • 1969 CH Live at Texas International Pop Festival
  • 1969 Jammin’ with Kaleidoscope
  • 1970 Real Future Blues
  • 1970 Let’s Work Together in Montreux
  • 1971 The Owl under the Moon (Monterey Pop Festival)
  • 1971 Live at Turku Rock Festival
  • 1974 Hot Boogie Cannery (Montreux)
  • One Step Behind the Blues
  • The Great Canned Heat
  • Rolling and Tumbling
  • The Magic Collection
  • Dust My Broom
  • On the Road Again
  • Big Road Blues
  • Rollin’ Guitar

dazu unzählige, nicht autorisierte CDs, Kompilationen, Best-of-Alben und vieles mehr

Frühe Besetzungen

1965

  • Bob Hite
  • Alan Wilson
  • Henry Vestine
  • Stuart Brotman
  • Frank Cook

1966

  • Bob Hite
  • Alan Wilson
  • Henry Vestine
  • Larry Taylor
  • Frank Cook

1967-1969

  • Bob Hite
  • Alan Wilson
  • Henry Vestine
  • Larry Taylor
  • Adolfo DeLaParra

1969-1970

  • Bob Hite
  • Alan Wilson
  • Harvey Mandel
  • Larry Taylor
  • Adolfo DeLaParra

1970

  • Bob Hite
  • Alan Wilson
  • Henry Vestine
  • Tony DeLaBarreda
  • Adolfo DeLaParra

1970-1972

  • Bob Hite
  • Joel Scott Hill
  • Henry Vestine
  • Tony DeLaBarreda
  • Adolfo DeLaParra

Literatur

  • Fito De La Parra: Living the Blues. Little Big Beat, Lindewerra 2001, ISBN 3-00-007020-6.

Einzelnachweise

  1. a b c Joel Whitburn: The Billboard Book of Top 40 Hits. Billboard Books, New York 2000, ISBN 0-8230-7690-3.
  2. HIT-BILANZ, deutsche Chart Singles 1956-2001 auf CD-ROM; Verlag: TAURUS PRESS Verlag populärer Musik-Literatur GmbH
  3. HIT-RECORDS, UK Chart Singles 1950-2000 auf CD-ROM; Verlag: TAURUS PRESS Verlag populärer Musik-Literatur GmbH
  4. HIT-GUIDE, US Chart Singles 1950-1999 auf CD-ROM; Verlag: TAURUS PRESS Verlag populärer Musik-Literatur GmbH

Weblinks


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