John Lee Hooker

John Lee Hooker
John Lee Hooker, Long Beach Blues Festival (1997)

John Lee Hooker (* wahrscheinlich am 22. August 1917 in Clarksdale, Mississippi; † 21. Juni 2001 in Los Altos, Kalifornien) war ein einflussreicher US-amerikanischer Bluesmusiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

John Lee Hooker war eines der elf Kinder von William und Minnie Hooker. Nach deren Trennung heiratete seine Mutter 1923 den Baumwollpflücker William Moore aus Shreveport, Louisiana. William Moore war in seiner Freizeit auch Bluesmusiker. Er bewegte den jungen John Lee dazu, sich neben dem Chorgesang auch für andere Musikrichtungen zu interessieren. In einem Interview sagte Hooker einmal, dass sein Stiefvater ihn zu seinem eigenen, unverwechselbaren Stil gebracht habe. Wie groß sein Einfluss war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, da es von Moore keine Plattenaufnahmen gibt. Zu Hookers Stil gehören auch die Liedtexte, die sich oft sogar dann nicht reimen, wenn der Reim eigentlich fast unvermeidbar ist. In seinem Song I'm in the mood heißt es beispielsweise:

Everytime I see you, baby, walking down the street,
know I get a thrill now, baby, from my head down to my toes
(anstelle von feet)

Schon in jungen Jahren zog Hooker durch die Südstaaten, um mit seiner Musik sein Brot zu verdienen. Während dieser Zeit traf er auch auf die beiden Musiker Tony Hollins und Tommy McClennan. Der Einfluss dieser beiden spiegelte sich zum einem im stampfenden Rhythmus wider, zum anderen auch darin, dass er Songs der beiden spielte. Mit vierzehn Jahren machte John Lee Hooker dann in Memphis, Tennessee Station. Aufgrund seines Alters und seines jugendlichen Erscheinungsbildes hatte es der junge Musiker aber schwer, in die Clubs zu kommen. Und wenn er es einmal schaffte, wurde er von seinen älteren Kollegen in der Regel als störend empfunden. Bis auf seine Bekanntschaft mit dem Gitarristen Robert Nighthawk war die Zeit in Memphis nicht sehr fruchtbar für Hooker, so dass er sich weiter Richtung Norden nach Cincinnati, Ohio aufmachte. Dort schlug er sich ab 1933 mit ein paar Auftritten in Gospelquartetts und Gelegenheitsjobs durch.

Karriere

Im Jahre 1934 heiratete er und zog nach Detroit, Michigan um. Dort hatte er in einem Club in der Hasting Street im Jahr 1937 seinen ersten Auftritt. In dieser Straße machte er 1948 bei Joe von Battle eine Aufnahme. Der Besitzer eines Schallpattenladens besaß ein kleines Tonstudio. Zudem war er Inhaber des Labels JVB und hatte Verbindungen zu einigen Plattenfirmen in Chicago. Auf der von Hooker gemachten Platte waren Songs wie Stomp Boogie, Black Man Blues und Shake your Boogie zu hören. Den Durchbruch schaffte er allerdings mit seinem bereits im Oktober aufgenommen Stück Boogie Chillun. (Aufnahme in die Grammy Hall of Fame 1999) Mit seiner Mischung aus Gesang und Sprache und den ansteckenden Beats traf er den Nerv der farbigen Plattenkäufer dieser Zeit. Hinzu kam seine elektrisch verstärkte Gitarre, mit der er einen neuartigen und richtungsweisenden Sound schuf. Ebenfalls neu waren seine Instrumentalstücke, die er, nur durch das Klacken der Kronkorken unter seinen Schuhsohlen begleitet, auf seiner Gitarre spielte. Hooker spielte in dieser Zeit meistens solo. Ab und zu wurde er von Musikern wie Eddie Burns, Boogie Woogie Red oder Eddie Kirkland begleitet.

In den kommenden Jahren wuchs durch zahlreiche Plattenaufnahmen und Tourneen seine Popularität. Anfang der 1950er-Jahre folgte allerdings ein Karriereknick. Durch Musiker wie beispielsweise B. B. King, die über eine ausgefeiltere Spieltechnik verfügten, wurde er in den Hintergrund gedrängt. Erst Mitte der 1950er konnte er ein Comeback feiern. Mit Jimmy Reed (Gitarre), Eddie Taylor (Mundharmonika), George Washington (Bass) und Tom Whitehead (Schlagzeug) verfügte er über eine starke Begleitband. Als dann gegen Ende der 1950er der Blues zunehmend das Interesse der Studenten und Intellektuellen weckte, rückte John Lee Hooker in den Blickpunkt junger Weißer. Zunächst aber galt das Interesse dieser Kreise mehr einer der ursprünglichsten Spielarten des Blues, dem Country Blues. Das veranlasste zahlreiche Bluesmusiker dazu, zu den Wurzeln ihrer Musik zurückzukehren, unter ihnen auch Hooker. Aus dieser Zeit stammen Plattenaufnahmen wie The Folk Blues of John Lee Hooker und The Folklore of John Lee Hooker.

Anfang der 1960er-Jahre gewann Hooker auch in der Popwelt immer mehr an Beachtung. Im Zuge des Rhythm and Blues-Booms in England schaffte er sogar den Sprung in die Pop-Hitparaden. 1967 landete die umstrittene Band MC 5 mit dem Stück The Motor City is Burning von Hookers Album Urban Blues einen Hit. Das veranlasste Hooker dazu, sich ebenfalls im Rock-Geschäft zu versuchen. Gruppen wie Canned Heat oder Musiker wie Van Morrison waren sehr an der Zusammenarbeit mit ihrem Vorbild interessiert und spielten mit ihm Songs oder Platten ein.

John Lee Hooker 1978 bei einem Auftritt in Toronto

Gegen Ende der 1970er wurde es still um John Lee Hooker. Er trat zwar noch regelmäßig auf und arbeitete an einigen Filmen mit (unter anderem sah und hörte man ihn im Kultfilm Blues Brothers mit Boogie Chillun und Boom Boom), aber er verschwand fast völlig aus dem Licht der Öffentlichkeit. 1980 wurde er in die Blues Hall of Fame aufgenommen, 2009 sein Song "Boom Boom".

1989 war er auf dem Album The Iron Man von Pete Townshend zu hören. Dort übernahm er den Part des Iron Man. Um so furioser war dann sein Comeback Ende desselben Jahres mit seinem Album The Healer, bei dem so bekannte Größen wie Bonnie Raitt oder Carlos Santana mitwirkten und für das er einen Grammy erhielt. Fast 40 Wochen hielt sich The Healer allein in den US-Charts. Gekrönt wurde John Lee Hookers Comeback durch einen Grammy, den der inzwischen 72-jährige am 21. Februar 1990 für I’m in the Mood, sein Duett mit Bonnie Raitt, in der Kategorie „beste traditionelle Blues-Aufnahme“ in Empfang nehmen durfte. Eine weitere Ehrung wurde ihm im Oktober des gleichen Jahres zuteil: Im Rahmen eines Blues-Festivals im New Yorker Madison Square Garden spielte eine erlesene Musiker- und Sängerschar, darunter Albert Collins, Joe Cocker, Bo Diddley, Huey Lewis und Little Feat, unter dem Motto „A Tribute To John Lee Hooker“ auf. Wenige Monate später, im Januar 1991, folgte noch eine wichtige Auszeichnung: die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame[1]. In seiner Dankesrede sagte er, dass er sich sehr über dieses Geschenk freue, und er versprach dafür seinem Publikum, „bis an sein Lebensende für sie da zu sein und den Blues für sie zu spielen“.

Im folgenden Jahr erschien dann das Album Mr. Lucky in Zusammenarbeit mit Van Morrison, Keith Richards, Johnny Winter und Robert Cray. Aber seine Musik überwand wieder die Grenzen des reinen Blues: so bedienten sich Depeche Mode bei ihrem Hit Personal Jesus eines John-Lee-Hooker-Gitarrenriffs.

John Lee Hooker blieb in Spiellaune, fand aber 1992 „ ... den Weg zurück zum ungeschliffenen, authentischen Blues“. Er war inzwischen zum kleinen britischen Point-Blank-Label gewechselt und hatte, diesmal nur mit wenigen Sessionmusikern (Robert Cray, Charlie Musselwhite, Fabulous Thunderbird, Jimmie Vaughan und John Hammond), das Album Boom Boom eingespielt. Der Titelsong ist eine Neuauflage (Remake) seines Hits aus den 1960ern und fand auch in einem Werbespot für eine Blue-Jeans-Marke Verwendung.

1993 spielte er auf dem Album Blues Summit von B.B. King mit, obwohl die beiden Musiker stilistisch meilenweit voneinander entfernt waren. Trotzdem konnte der Manager Kings, Sid Seidenberg, die beiden dazu überreden.[2]

Im Oktober 1997 eröffnete Hooker den Boom Boom Room in San Francisco, einen Blues-, Boogie-, Soul-, Groove- und Funk-Club. John Lee Hooker war nicht der Besitzer des Clubs, er erlaubte lediglich die Verwendung seines Namens für die Dauer von fünf Jahren.

Zu Beginn der 1990er-Jahre sagte John Lee Hooker bei einem Interview mit dem Rolling Stone Magazine, dass er sich in Zukunft etwas mehr Ruhe gönnen möchte. Er wolle keine Platten mehr aufnehmen und keine großen Konzerte mehr geben. Allerdings schränkte er das auch direkt wieder ein:

„Wenn ich aber hier bei mir zu Hause bin, dann kommt oft der Wunsch auf, wieder zu spielen. Dann nehme ich meine Gitarre, gehe zur Busstation und fahre zum nächsten Pub, spiele ein paar Songs und fahre dann wieder“.

John Lee Hooker starb am Donnerstag, 21. Juni 2001 im Schlaf. Noch fünf Tage zuvor hatte er zum letzten Mal auf der Bühne gestanden.

Diskografie (Auszug)

  • 2007 . Chill out (Remaster)
  • 2005 . Blues is the Healer 10CD
  • 2003 . Face to face
  • 2003 . John Lee Hooker 2CD Luxury Edition
  • 2001 . John Lee Hooker 2CD Deluxe Edition; Dejavu Retro Gold Collection
  • 2000 . The Golden Collection John Lee Hooker 2CD
  • 1998 · The Best Of Friends
  • 1997 · Don't Look Back (zwei Grammys)
  • 1996 · Hooker & The Hogs (1965)
  • 1996 · Jealous (1986) (Grammy)
  • 1995 · Alternative Boogie: Early Studio Recordings 1948-1952
  • 1995 · Chill Out (Grammy)
  • 1995 · Whiskey & Wimmen
  • 1994 · Legendary Modern Recordings (1948-1954)
  • 1994 · The Healer (1989) (Grammy, Wiederveröffentlichung vom Remaster-Label Mobile Fidelity Sound Lab (MFSL) als 24 Karat Gold-CD)
  • 1993 · Everybody's Blues (1950-1954)
  • 1993 · Urban Blues (1967-69)
  • 1992 · Boom Boom (Grammy-Nominierung)
  • 1992 · The Country Blues of John Lee Hooker (1959)
  • 1992 · Graveyard Blues (1949-1950)
  • 1991 · The Complete Chess Folk Blues Sessions (1966)
  • 1991 · Introducing John Lee Hooker (1951-1971)
  • 1991 · Mr. Lucky (Grammy)
  • 1991 · More Real Folk Blues / The Missing Album (1966)
  • 1991 · The Ultimate Collection (1948-1990)
  • 1990 · Live At Sugarhill vol.1&2 (1962)
  • 1989 · The Healer (Grammy)
  • 1989 · John Lee Hooker - Alone
  • 1988 · Get Back Home (1969)
  • 1979 · Sad And Lonesome (1961)
  • 1979 · That´s Where It´s At! (1969)
  • 1978 · The Cream
  • 1976 ` Live + Well
  • 1974 · Free Beer and Chicken
  • 1973 · Mad Man Blues
  • 1972 Live at Soledad Prison (ABC Records, ABCX761)
  • 1972 · Boogie Chillun
  • 1972 · Detroit Special
  • 1972 · Never Get Out Of These Blues Alive
  • 1971 · Coast To Coast Blues Band
  • 1971 · Hooker 'n' Heat
  • 1970 · Endless Boogie
  • 1970 · Moanin' And Stompin' The Blues
  • 1968 · Simply The Truth
  • 1967 · Live At The Cafe Au Go-Go
  • 1967 . Urban Blues
  • 1966 · The Real Folk Blue
  • 1966 · It Serves You Right To Suffer
  • 1964 · Concert At Newport
  • 1963 · The Big Soul of John Lee Hooker
  • 1963 · On Campus
  • 1963 · Solid Sender
  • 1962 · Burnin'
  • 1962 · Don't Turn Me From Your Door
  • 1961 · The Folklore of John Lee Hooker
  • 1961 · John Lee Hooker Sings The Blues
  • 1960 · House Of The Blues
  • 1960 · That's My Story
  • 1960 · Travelin'
  • 1959 · Burning Hell
  • 1959 · The Folk Blues of John Lee Hooker
  • 1959 · I'm John Lee Hooker
  • 1952 . Boogie Man
  • 1951 · How Long Blues
  • 1949 · Original Folk Blues (1948-1954)
  • 1947 . No Shoes

Kaufvideos

  • 1996 . John Lee Hooker & Friends 1984-92
  • 1996 . Rare Performances 1960-1984
  • 2007 . John Lee Hooker Live in Montreal 1980

Einzelnachweise

  1. Rock and Roll Hall of Fame John Lee Hooker in der Rock and Roll Hall of Fame
  2. Andy McKaie: Liner Notes zu Bluessummit

Weblinks


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