Curt Bräuer

Curt Bräuer

Curt Bräuer (* 24. Februar 1889 in Breslau; † 8. September 1969 in Wiesbaden) war ein deutscher Offizier und Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium und Erster Weltkrieg

Als Sohn des Kaufmanns Conrad Bräuer und seiner Frau Wilhelmine geb. Pätzold studierte Curt Bräuer von 1907 bis 1910 Jura und Staatswissenschaften an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität und an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Er war Mitglied der Corps Lusatia Breslau (1907) und Guestfalia Greifswald (1909).[1]

Nachdem er Anfang 1911 das Erste Staatsexamen gemacht und zum Dr. iur. promoviert hatte, trat er am 8. März 1911 in den preußischen Justizdienst. Im selben Jahr meldete er sich als Einjährig-Freiwilliger. Seit 1914 studierte er Orientalische Sprachen in Berlin.

Vom 5. September 1914 bis zum Juli 1918 machte er den ganzen Ersten Weltkrieg mit. So konnte er erst am 13. Dezember 1919 das Assessorexamen ablegen. Am 31. Januar 1920 wurde er in den Auswärtigen Dienst einberufen und zunächst als Attaché der Außenhandelsstelle, ab Juli 1920 der Abteilung VI (Amerika, Spanien, Portugal) des Auswärtigen Amtes (AA) zugewiesen.

Südafrika, Brüssel, Paris

Am 24. September 1920 wurde er an das Generalkonsulat Kapstadt, später Pretoria versetzt. Seit Juli 1925 Konsul, kam er im August 1925 zurück in das AA. In der Abteilung II (West- und Südosteuropa) war er für die Tschechoslowakei zuständig.

Seit März 1928 Legationsrat, wurde er im Juli 1930 an die Gesandtschaft Brüssel beordert und ein Jahr später zum Gesandtschaftrat I. Klasse befördert. Zwischen 1928 und 1930 war er Mitglied der DDP. Von Mai 1935 bis Mai 1936 war er kommissarischer Leiter der Vertretung. Am 1. August 1935 war er der NSDAP beigetreten. Nachdem er Ende 1937 mit einem Sonderauftrag des AA betraut gewesen war, war er bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Botschaftsrat in Paris.

Oslo und Wehrmacht

Er wurde am 3. November 1939[2] als Gesandter, im Rang eines Botschafters[3], nach Oslo entsandt und übte dieses Amt bis zum 16. April 1940 aus. In seiner Eigenschaft als oberster ziviler Vertreter der Regierung des Deutschen Reiches übermittelte Bräuer, der wohl von Hitlers Angriffsplänen auf Norwegen vorher nichts gewusst hatte, am 9. April 1940 das Ultimatum an Norwegen als Bevollmächtigter des Reichs bei der Norwegischen Regierung in Oslo. In diesem wurde die norwegische Regierung aufgefordert der deutschen Besetzung keinen Widerstand zu leisten. Er legte dem König nahe, zurück zu treten und die Truppen anzuweisen, zu kapitulieren. Damit hatte er keinen Erfolg. So wurde die Putschregierung von Vidkun Quisling durch einen unpolitischen, aber vom Volk akzeptierten, Verwaltungsausschuss ersetzt. Die Norweger setzten sich zudem gegen die Besetzung zur Wehr. Gegenüber Hitler hatte Bräuer fälschlicherweise auch behauptet, der Verwaltungsauschuss sei ein politisches Gremium. In der Folge hat Hitler Bräuer abgezogen und entzog Joachim von Ribbentrop die Verantwortung für Norwegen.[4] Am 16. April 1940 wurde Bräuer als Diplomat in den Einstweiligen Ruhestand versetzt. Hitler entsandte nach der Abberufung Bräuers den politisch stärker aktiven Josef Terboven als Reichskommissar nach Norwegen.

Am 4. Mai 1940 wurde Bräuer zur Wehrmacht einberufen. Am 1. November 1944 wurde er zum Oberstleutnant der Reserve befördert. 1945 kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Dezember 1953 entlassen wurde.

Nachkriegszeit

Im Jahr 1954 löste ein geplanter Vortrag Bräuers vor einer norwegischen Studentenverbindung über die Ereignisse zur Zeit der Besetzung im Jahr 1940 großen Unmut in der norwegischen Bevölkerung aus. Die norwegische Regierung hat daraufhin juristische Mittel gefunden die unerwünschte Einreise Bräuers zu verhindern.[5] Im April 1959 wurde er vom Auswärtigen Amt noch einmal mit einem Sonderauftrag betraut.[6]

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 81, 334; 52, 303
  2. Nach anderen Quellen: 14. November 1939.
  3. Frühere Botschafter in Norwegen Offizielle Webseite der Deutschen Botschaft in Norwegen
  4. Susanne Maerz: Die langen Schatten der Besatzungszeit. „Vergangenheitsbewältigung“ in Norwegen als Identitätsdiskurs. Berlin, 2008 S.49
  5. Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 13/1955 vom 21. März 1955
  6. Mitteilung des Auswärtigen Amtes vom 31. Mai 2010

Literatur

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1.
  • Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 13/1955 vom 21. März 1955.

Weblinks


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