Daniel Nicolai

Daniel Nicolai

Daniel Nicolai (* 4. April 1683 in Königsberg (Preußen); † 1. August 1750 ebenda) war ein deutscher Jurist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn des preußischen Archiv- und Jagdsekretärs Georg Nicolai und dessen Frau Elisabeth (geb. Mecklenburg) hatte anfänglich eine Ausbildung von Privatlehrern erhalten. Von Michael Hoynov [1]und Matthäus Kunstmann [2] angeleitet, erwarb er sich das nötige Wissen, um am 17. April 1699 an der Universität Königsberg ein Studium beginnen zu können. Anfänglich konzentrierte er sich auf ein Studium der philosophischen Grundlagen. Hierzu besuchte er die Vorlesungen von Daniel Hoynovius [3] und Reinhold Stürmer[4], aber auch die mathematischen Vorlesungen bei David Bläsing. Nachdem er sich die nötigen Grundlagen erarbeitet hatte und dies in einer Disputation Vom Selbstmord nachgewiesen hatte, konzentrierte er sich auf ein Studium der Rechtswissenschaften.

Hierzu besuchte Nicolai die Vorlesungen über die Instituten bei Johann Heinrich Hoyer[5], bei Johann Stein hörte er die Pandekten und Lehnrecht und wurde von Johann Amsel in die Rechtspraxis eingewiesen. Am 17. März 1706 wechselte er an die Universität Frankfurt (Oder), beteiligte sich an den Feierlichkeiten anlässlich der 200-jährigen Gründungsfeier der Hochschule und ging im Mai desselben Jahres an die Universität Halle. Hierher zogen ihn vor allem die damaligen rechtswissenschaftlichen Berühmtheiten Samuel Stryk und Christian Thomasius. Nachdem er bei Johannes Sperlette eine Unterkunft gefunden hatte, besuchte er neben den Vorlesungen seiner Vorbilder auch jene von Johann Samuel Stryk, Johann Peter von Ludewig und Justus Henning Böhmer.

Als er sich in einigen Disputationen bewiesen hatte und dabei eine außerordentliche Leistungsfähigkeit nachwies, wurde er am 3. Januar 1708 von Friedrich I. von Preußen zum außerordentlichen Professor der Universität Königsberg berufen. Unter Samuel Stryck absolvierte er am 28. März seine Inauguraldisputation De obligationibus filii familias, woraufhin er am 13. April des Jahres zum Doktor der Rechte promoviert wurde. Danach absolvierte er noch Reisen an die Universität Leipzig, die Universität Erfurt, die Universität Marburg, die Universität Leiden, die Universität Franeker, die Universität Groningen und andere Einrichtungen, um sich mit den dortigen Größen der Rechtswissenschaften vertraut zu machen. Zurückgekehrt nach Königsberg, hielt er am 4. Oktober 1708 seine pro Receptione Dissertation de spoliato non restituendo ab und übernahm im Februar 1709 mit der Pro loco-Dissertation de obligatione commendantis die außerordentliche Professur.

Daneben wurde er 1714 Advokat am Hofgericht in Königsberg. Am 5. Februar 1722 wurde er zum Rat beim preußischen Oberappellationsgericht befördert, und da er ablehnte, ernannte man ihn zum königlichen Kommerzienrat und Hofhalsgerichtsassessor. 1724 fand er als Königsberger Stadtrichter und Präsident des städtischen Handelsgerichtes im kommunalen Stadtrat Aufnahme. Am 2. Juli 1726 wurde er Tribunalsrat am Oberappellationsgericht, stieg 1733 in die vierte ordentliche Professur der Rechte der Königsberger Akademie auf, wurde 1736 zweiter ordentlicher Professor der juristischen Fakultät und 1741 Bürgermeister der Stadt Königsberg. Zudem hatte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Königsberger Hochschule beteiligt und war in den Sommersemestern 1737, 1741 sowie 1745 Rektor der Alma Mater.

Werke

Eigenständige Werke hatte Nicolai nicht verfasst. Seine Schriften beziehen sich meist auf seine Hochschultätigkeit und Ausbildung. Neben den bereits angeführten Dissertationen sind noch folgende bekannt.

  • Dissertatio moralis posterior de caede propria. (Präses: Reinhold Stürmer) Königsberg 1702
  • Positiones ex Jure publico & private depromtae. Halle 1708
  • De Caede propria.
  • Ad Lib. VIII. Pandect. Ex Lection. Lauterbach.
  • Disputatio juridica de filiofamilias testatore. Königsberg 1709
  • De Privata damni incendio dati reparatione.
  • Diss. De Beneficiis debitori intuitu fundi extra concursum creditorum sub hasta venditi jure Prutenico competentibus. Königsberg 1736

Literatur

  • Daniel Heinrich Arnoldt: Ausführliche und mit Urkunden versehene Historie der Königsbergischen Universität. Johann Heinrich Hartung, Königsberg in Preußen, 1746, 2. Teil, S. 254, 257, 275, Z. 48
  • Johann Gottlob Wilhelm Dunkel: Historisch-Critische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten und deren Schriften. Insonderheit aber Denjenigen, welche in der allerneusten Ausgabe des Jöcherischen Allgemeinen Gelehrten-Lexicons entweder gänzlich mit Stillschweigen übergangen, oder doch mangelhaft und unrichtig angeführet werden. Verlag Cörner, Köthen, 1753, 1. Bd. S. 276 (Online)
  • Johann August Ritter von Eisenhart: Nicolai, Daniel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 577 f.
  • Nicolai, Daniel, beyder Rechten Doctor und zweyter ordentlicher Professor. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 24, Leipzig 1740, Spalte 533–536.
  • Christoph Weidlich: Geschichte der jetztlebenden Rechts-Gelehrten in Deutschland und zum Theil auch ausser demselben, welche als ein Rechts-Gelehrten-Lexicon in Alphabetischer Ordnung an das Licht stellet. Verlag Johann Gottlob Schubarth, Merseburg, 1748, 2. Bd., S. 184 (Online)
  • Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Gerhard Fleischer d. J., Leipzig, 1810, Bd. 10, S. 97 f. (Online)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Hoynov auch Hoynovius * 8. März 1659 in Milken/Preußen; † 8. November 1711 in Königsberg (Preußen), Vater Diakon Johann Hoynovius († 10. November 1672), Mutter Dorothea, Tochter des Pfarrers Johannes Prostkä, besuchte Schule in Milken, Johannisburg, 1670 Altstädter Schule Königsberg (Lehrer genannt, Rektor Andreas Concii, Prorektor Matthias Freund, Konrektor Mechior Günther), März 1676 Universität Königsberg (Lehrer genannt: Dr. Paul Pomian Pesarovio, M. Christian Hartknoch, M. David Caspari, Prof Konrad Voigt in Philosophie, Prof. Georg Thegen und Andreas Concius Mathematik, Prof. Bartholomäus Goldbach Geschichte, M. Andreas Plomann Hebräische Sprache, M. Jakob Sahme und Dr. Georg Damm Theologie, bei Pesarovio de immortalitate animae rationalis 21. Dezember 1680, Prof. Goldbach de Prae Adamitis 24. Juli 1682), 16. August 1683 Reise nach Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Wittenberg, Leipzig und Jena (wohnte bei Posner, hörte Hermann von der Hardt und Prof. Frischmuth orientalische Sprachen, Prof. Sagittarius Geschichte, Prof. Weigel Mathematik, Baier und Bechmann Theologie), 9. Februar 1684 Magister Universität Jena, März 1684 Reise Weimar, Erfurt, Gotha, Eisnach, Fulda, Hanau und Frankfurt Main (Bekanntschaft Spener und Jobo Ludolff, orientalische Sprachstudien), dann Universität Gießen (Theologie Christian Rudrauf, Clode), Heidelber, Philippsdburg, Straßburg (Lehrer genannt: Dr. Schmid, Bebel u. Lic. Zentgravio), dann Tübingen (D. Osiander und Prof Caldenbach), dann Nürnberg und Altdorf (Dr. Lambert, Wagenseil, Prof. Sturm, Prof. König und Prof. Moller), Rückreise über Jena, Leipzig (Dr. Scherzer, Dr. Pfeiffer, Dr. Carpzov, Dr. Rechenberg, Dr. Alberti und Prof. Feller), Dresden, Wittenberg (Abraham Calov, Quenstedt, Deutschmann, Walther und Schurzfleisch), Berlin, Frankfurt (Oder) (Beckmann und Stryke), Greifswald (Dr. Rangone, Fabricio und Cobabo), Danzig, 5. September 1684 Königsberg, habil Universität Königsberg, 2. November 1690 Rektor Stadtschule Löbenicht, 8. Januar 1702 Rektor Altstädtische Schule Königsberg, Werke: de Paradiso, Sibyllarum oraculis, imperio in mare, sapiente Stoicorum, notitia novi orbis apud veteres, descensu solis ad terram, situ Regiomonti, orgine & progressu dignitatis electoralis in imperio Romano-germanico, causis diversi inter planetas ordis, ratione status, erroribus Machiavelli politicis, medio in superficie telluris, nomine Jesu, peregrinatione, monarchia universali, festo pentecostes, insignibus Prussiae, de loco sepulti Adami, variis modis peccata expiandi apud gentiles, in Jes. LXIII. 3. de facie scholarum in papatu circa tempora Lutheri, vitio apostasiae a Lutheroanismo ad papatum, vi & obligatione exemplorum, De hypothesibus Mathematicorum eorumque necessitate(Präsens, Jena)(Zedler Bd. 13, S. 539, Sp. 1035-1036; Arnoldt 516, Z. 19, Buck 117, PND 117028630)
  2. Matthäus Kunstmann * 28. April 1650 in Königsberg; † 14. August 1726 ebenda, 1683 Magister Universität Jena, 1692 Prorektor, 1702 Rektor Stadtschule Löbenicht, Werke de sede animae ad mentem Aristotelis; praeputio Christi; quaestione: num iudex semper secundum leges, an etiam quandoque secundum aequitatem iudicare debeat? De quaestione: an iuuenis sit genuinus scientiae ciuilis auditor?(Arnoldt Z 157)
  3. Daniel Hoynov * 29. Dezember 1667 in Milken/Preußen; † 5. November 1700 in Königsberg (Preußen); Bruder des Michael Hoynov, 1693 Magister an der Universität Jena, war dann Dozent an der Universität Königsberg, Werke de structura turrisbabylonicae, quaest. An mendici in republica sint tolerandi?, expugnata ductu leporis Roma, causis, quibus impulsus Lutherus reformationis negotium inchoavit; quaest. Num reipublicae expediat habere feminas eruditas? Illustribus principum nativitatibus, principis apud subditos praesentia, necessitate scholarum illusttrium in civitate, eripienda Turcis Palaestina, seculo (Arnoldt 515)
  4. Reinhold Stürmer * 3. Dezember 1677 in Königsberg (Preußen); † 31. Januar 1708 ebenda, 15. April 1700 Magister Universität Königsberg, 1704 Diakon am Königsberger Dom; Werke de caede propria; fratricidio, a quo Turcarum monarchae haud raro imperii initium facere consueuerunt; laude propria, quaestione: utrum pecunia sit neruus belli? (Arnoldt, Lebensbeschreibungen 196)
  5. Johann Heinrich Hoyer * 1. November 1663 in Königsberg (Preußen); † 8. September 1715 ebenda; 18. Februar 1692 jur. Kandidat Königsberg, 25. September 1698 Lizentiat der Rechte ebd., 1701 ao. Prof. jur. ebd., Werke de nundinali debitorum privilegio, Avaria, poena perduellionis, consciis criminum, rogatione testium in testamentis, privata damni incendio dati reparatine, periculo rei ad gustum emtae venditae, divisione majoris & electione minoris, solenni rei debitae depositione (Arnoldt 272)

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