Daniel Zöllner

Daniel Zöllner

Daniel Zöllner (* 1544 vielleicht in Lübeck; † 20. Mai 1618 in Lübeck) war ein deutscher Jurist und Herzoglich mecklenburgischer (Vize-) Kanzler.

Wappendarstellung an "Zöllners Hof" in Lübeck.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wohl in Lübeck geboren studierte Daniel Zöllner die Rechtswissenschaften. 1573 wurde an der Universität Basel zum Dr. jur. promoviert. Die Einladungsschrift zu seiner Promotion nennt ihn als „Daniel Telonites Lubecensis“.[1] 1584 wurde Zöllner, zu dieser Zeit Hof- und Kammerrat des Hochstifts Ratzeburg und seines Administrators Christoph von Mecklenburg, zugleich Gutsbesitzer. Er erwarb den Hof des Bauern Hinrick Vittensee in Selmsdorf, vergrößerte ihn 1604 durch die Hinzulegung einer weiteren Stelle und gilt dadurch heute Begründer der späteren Domäne Selmsdorf.

In Ratzeburg scheint der mecklenburgische Herzog Karl I. auf Zöllner aufmerksam geworden zu sein, der seinen Hauptwohnsitz weiterhin in Lübeck hatte und das Ratzeburger Domkapitel mehrfach bei Auseinandersetzungen vor dem Reichskammergericht vertrat.[2] Auch die Ratzeburger Bischöfe und später die Mecklenburger Herzöge unterhielten in der Großen Burgstraße Nr. 11 ab 1588 ihr Lübecker Stadthaus.[3] Als Karl I., der zuvor Administrator des Bistums Ratzeburg gewesen war, 1603 den Thron des Teilherzogtums Mecklenburg-Güstrow bestiegen hatte, scheint er Zöllner als seinen Kanzler nach Güstrow berufen zu haben. Karls Testament vom 23. Oktober 1604 bestimmt Daniel Zöllner, inzwischen im Rang eines Herzoglich mecklenburgischen (Vize-) Kanzlers, mit weiteren Würdenträgern zu Vormündern für seine jüngeren Kinder, welche morganatischen Beziehungen entsprossen waren. [4]

Vielleicht nach dem Tod jenes Herzogs (1610) zog Zöllner sich aus dem Staatsdienst zurück. Seinen Alterssitz scheint er in Lübeck genommen zu haben, wo Zöller 1618 hochangesehen, jedoch unverheiratet und kinderlos starb.[5] Er wurde in der St. Marienkirche zu Lübeck beigesetzt.

Epitaph in St. Marien

An einer Säule der Kirche zwischen Haupt- und südlichem Seitenschiff wurde ihm ein Epitaph errichtet. Im Zentrum zeigt es großenteils vollplastisches Alabaster-Relief mit einer manieristisch geprägten Darstellung der Auferstehung Jesu. Das ursprünglich teilvergoldete Medaillon wird der Schule des holländischen Bildhauers Robert Coppens zugeschrieben. Beim Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 wurde das Epitaph schwer beschädigt. Das Relief wurde 1947 geborgen und kehrte erst 1985 in die Marienkirche zurück.[6]

Zöllners Hof in der Depenau Nr. 10-12

Zöllners Hof

Bleibenden Ruhm erwarb sich Daniel Zöllner durch sein Vermächtnis. Testamentarisch hatte er bestimmt, dass Teile seines Vermögens auf die Errichtung eines imposanten Backsteinflügelbaus verwendet werden sollten (vollendet 1622). Dieses als „Zöllners Gang“ oder „Zöllners Hof“ bezeichnete Wohnstift in der Depenau sollte fortan verarmten Frauen als Unterkunft dienen. Heute liegt Zöllners Hof an der Rückseite der Musikhochschule Lübeck im touristisch belebten Petriviertel an der Obertrave. Das Vorderhaus im Stil der Backsteinrenaissance zeigt über dem Eingang, der gleichzeitig Durchgang zu den Hinterhäusern ist, das Familienwappen des Stifters mit der lateinischen Inschrift:

Insigne p.m. largitoris Dni. Danielis Zöllneri I.U.D. princip. Megapolens olim Cancellarii meritissimi AO. 1622.
(Übersetzung) Insigne seligen Angedenkens des Spenders Herrn Dr. iur. Daniel Zöllners, des einstigen, überaus verdienstvollen, fürstlich Mecklenburgischen Kanzlers

Der Hofflügel besteht aus vier weiteren Wohnhäusern unter einem gemeinsamen Traufdach. Alle Hauseingangstüren sind unter rundem Bogen und heute noch einheitlich mit Beschlägen aus der Entstehungszeit. Die Anlage steht unter Denkmalschutz.[7]

Weblinks

Relikt des Zöllner-Epitaphs in St. Marien
 Commons: Daniel Zöllner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Promotor Lectori Salvtem : ... cum ... D. Daniel Telonites Lubecensis ... progressus sui & eruditionis solidæ, in Iure Ciuili ac Pontificio, splendissima specimina ... exhibuerit: Collegium I.C. unanimi consensu, honores, illi uiro optimo debitos, publicè conferre, insignijsq[ue] Doctoralibus eum exornare decreuit. Ad hu[n]c actum solennem, qui die 2. Septembr. futurus est, omnes ... inuitamus ; ... Qvaestio. Sít ne hosti seruanda fides? / [Samuel Grynaeus]. (1573).
  2. Gottlieb Matthias Carl Masch: Geschichte des Bisthums Ratzeburg. F. Aschenfeldt, Lübeck 1835, S. 553 [1]
  3. Große Burgstraße 11, ehemaliges Stadthaus der Bischöfe von Ratzeburg und der Herzöge von Mecklenburg, Zustand 2007
  4. RUDLOFF, Friedrich August von: Neuere Geschichte von Mecklenburg. Bd. 2. - Rostock ; Schwerin : Stiller, 1822. - S. 409.
  5. Ob der unter seinen Nachlassverwaltern erwähnte Lübecker Domherr Conrad Zöllner († 1625) sein Verwandter war, ist bisher ungewiss.
  6. Informationen zur Restaurierung des Zöllner-Epitaphs, abgerufen am 14. Mai 2009
  7. Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck - denkmalgeschützte Häuser; Lübeck 1999, S. 83. ISBN 3-7950-1231-7

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zöllner (Familienname) — Zöllner oder Zoellner ist der Familienname folgender Personen: Angelika Zöllner (* 1948 als Angelika Trapp), deutsche Schriftstellerin Carl Friedrich Zöllner (1800–1860), deutscher Komponist Carl Heinrich Zöllner (1792–1836), deutscher Komponist… …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Mesotitsch — Voller Name Daniel Mesotitsch Verband Osterreich …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Hünten — (* September 1760 in Karden; † 1. April 1823 in Koblenz) war ein deutscher Komponist und Musiker. Daniel Hünten wurde am 3. September 1760 getauft, gemäß dem damaligen Brauch etwa ein bis drei Tage nach der Geburt. Seit 1784 bekam Hünten… …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Biasone — Born February 22, 1909(1909 02 22) Miglianico of Chieti, Italy Died May 25, 1992(1992 05 25) (aged 83) Syracuse, New York Nationality United …   Wikipedia

  • Daniel Hünten — (1? September 1760 in Treis Karden 1 April 1823 in Koblenz) was a German organist, guitarist and composer. He was baptised on 3 September 1760, probably one to three days after his birth. In 1784 Hünten was engaged as an organist at the court… …   Wikipedia

  • Daniel Elster — Johann Daniel Elster (* 16. September 1796 in Benshausen; † 19. Dezember 1857 in Wettingen) war ein deutscher Musikprofessor und Chorleiter. Er war um 1830 in Thüringen der erste, der Chöre gründete und diese als Sängerbund zu gemeinsamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Anian Zollner — (* 21. Februar 1969 in Burghausen) ist ein deutscher Schauspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kino (Auswahl) 3 Fernsehen (Auswahl) 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Daniel Elster — J. D. Elster Johann Daniel Elster (* 16. September 1796 in Benshausen; † 19. Dezember 1857 in Wettingen) war ein deutscher Musikprofessor und Chorleiter. Er war um 1830 in Thüringen der erste, der Chöre gründete und diese als Sängerbund zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Robert Coppens — (* wohl vor 1550 in Flandern; † nach 1618 wohl in Norddeutschland) war ein flämischer Bildhauer der Renaissance, der mit seiner Werkstatt in Lübeck nachgewiesen ist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Lübecker Domherren — Die Liste Lübecker Domherren führt bekanntere Domherren des Domkapitels des Lübecker Doms, das mit Verlegung des Bistums 1160 gegründet wurde. Es bestand nach der Reformation noch bis in das 19. Jahrhundert fort, und zwar nach einem festen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”