Der Hutmacher

Der Hutmacher
Der verrückte Hutmacher von Sir John Tenniel

Der Hutmacher oder manchmal verrückte Hutmacher (im englischen Original The Hatter) ist eine fiktive Gestalt aus Lewis Carrolls Roman Alice im Wunderland (Alice's Adventures in Wonderland). Der Charakter ist mittlerweile eine im kollektiven Gedächtnis fest verankerte Figur der Popkultur. In Alice im Wunderland tritt er erstmals in dem Kapitel Eine verrückte Teeparty (A Mad Tea Party) auf. Alice, die Protagonistin der Geschichten, trifft den Hatter während einer berühmt gewordenen Teeparty, die dieser im Garten des „Märzhasen“, einer anderen Figur des Buches, veranstaltet und in die Alice aus Versehen „hineinstolpert“. Ein Wiedersehen mit der Figur gibt es zum Ende des Buches während des Prozesses am Hof der Herzkönigin. In Alice hinter den Spiegeln (Through the Looking-Glass, and What Alice Found There) tritt die Figur ebenfalls – hier unter dem Namen Hatta – in Erscheinung.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Der Name „verrückter Hutmacher“ ist streng genommen ein populärer Irrtum, da die Figur im gesamten Buch niemals so genannt wird, sondern von Carroll stets nur als „Hutmacher“ bezeichnet wird. Das Wort „mad “ wird lediglich einmal von der Figur der Grinsekatze separat auf den Hatter und den Märzhasen gleichermaßen benutzt; sie sagt „both are mad“. Eine direkte Aufeinanderfolge der Worte „mad“ und „Hatter“ bleibt jedoch auch an dieser Stelle aus. Das adjektivische Attribut „verrückter“ wurde der Figur aufgrund ihres offensichtlich als „verrückt“ oder zumindest als absurd einzustufenden Verhaltens von den Lesern verliehen und ist seither im kollektiven Gedächtnis fest verankert. Ein Hauptgrund für das Zustandekommen dieser irrigen Zuordnung dürfte die im englischen Sprachraum schon lange vor Erscheinen des Buches verbreitete Redewendung „mad as a hatter“ („verrückt wie ein Hutmacher“) gewesen sein, der die Folgen von Quecksilbervergiftungen zugrunde lagen, unter denen Hutmacher wegen der bei ihrem Handwerk eingesetzten Materialien damals oft litten. Die Redewendung wird Carroll und seinen Lesern gleichermaßen bekannt gewesen sein: So hat Carroll aller Wahrscheinlichkeit nach diese Redewendung im Kopf gehabt, als er die Figur des Hatters schuf, ohne das Attribut „mad“ aufzugreifen, während seine Leser die Anspielung auf die Redewendung, die die Figur enthält, erkannten, und sie sozusagen nolensvolens zu Ende führten, indem sie das Attribut aus der Redewendung zu dem eigentlichen Figurennamen gleichsam automatisch hinzudachten und dementsprechend verwendeten.

Aussehen

Der verrückte Hutmacher ist ein relativ kleiner Mann mit vorstehenden Zähnen, der in typisch viktorianisches Attire gekleidet ist. Sein auffälligstes Kleidungsstück ist – naturgemäß – sein Hut, ein großer, langgezogener Zylinder, an dem ein Zettel mit der Aufschrift „10/6“ prangt (10/6 bedeutet, dass der Hut zehn Schilling und sechs Pence kostet). Für die moderne visuelle Vorstellung vom Hatter ist insbesondere Sir John Tenniel, der erste Illustrator von Carrolls Büchern, verantwortlich. Maßgeblichen Einfluss auf die weitere Popularisierung des „Hatter“-Erscheinungsbilds übten die Künstler der Disney Studios, die den Alice-Film aus dem Jahr 1951 gestalteten, sowie die Zeichner von DC Comics aus, die an Tenniel orientierte Hatter-Typen verwenden.

Vorbild

Die Literaturforschung nimmt an, dass in der Wirklichkeit ein Mann namens Theophilus Carter das Vorbild für den verrückten Hutmacher war. Carter war der Erfinder eines Wecker-Bettes, das den Schläfer zur Weckzeit mechanisch von der Matratze kippte und erstmals während der Weltausstellung von 1851 dem Publikum präsentiert wurde. Carter betrieb später ein Möbelgeschäft und erhielt von seinen Kunden und Nachbarn den Spitznamen Mad Hatter, da er die Angewohnheit hatte, mit einem großen Zylinderhut in der Eingangstür seines Ladens zu stehen, während er auf Kundschaft wartete.

Der Mad Hatter in Film und Fernsehen

Der Mad Hatter ist unter anderem bereits von den Darstellern Edward Everett, Sir Robert Helpmann, Martin Short, Ed Wynn, Andrew Lee Potts und Johnny Depp sowie in einem Music-Clip von Tom Petty dargestellt worden.

Der Mad Hatter in der Literatur

Peter Lovesey veröffentlichte 1973 den Kriminalroman Urlaub eines Übergeschnappten (Mad Hatter's Holiday) aus der Serie um seinen Kriminalisten Sergeant Cribb. Das Buch wurde 1981 unter der Regie von June Wyndham-Davies verfilmt.

Der Mad Hatter in der Popkultur

Der Bekanntheitsgrad der Figur des Mad Hatters hat sich auf vielfache Weise in der Popkultur niedergeschlagen. So gibt es in den diversen Disney-Themenparks „Mad Hatter“-Karussells. Diese bestehen aus Fahrtgondeln, die phänotypisch großen Teetassen nachempfunden sind und sich manuell um die eigene Achse drehen, während ein äußerer Mechanismus sie wild auf einer Fahrtfläche umher sausen lässt.

Der Schurke Mad Hatter aus der Comicserie Batman ist äußerlich und teilweise charakterlich dem verrückten Hutmacher nachempfunden. Ähnliche „Hatter“-Verschnitte traten in den Serien Futurama und Wonderland in Shadow von Aubigne Spratling auf.

Der Jazz-Pianist Chick Corea veröffentlichte 1978 das Album The Mad Hatter, in welchem er auf Figuren und Episoden aus Alice im Wunderland bzw. Alice hinter den Spiegeln Bezug nimmt.

Die englische Musikgruppe The Stranglers setzte 1984 in ihrem Album Aural Sculpture dem Mad Hatter ein musikalisches Denkmal.

Das ehemalige britische Plattenlabel The Famous Charisma Label, unter dem unter anderem Platten von Genesis und Monty Python veröffentlicht wurden, nutzte die Darstellung des Hatters von Sir John Tenniel als Logo.

Der Mad Hatter trat auch in einer Folge von Die Simpsons auf. Dort schrie Alice der kleinen Lisa Simpson zu, dass die Bibliothek eine Falle sei, woraufhin der Hutmacher sie erschoss. Hier wird er als vollkommen verrückt dargestellt.


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