- deutsch (Etymologie)
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Der Begriff deutsch leitet sich vom althochdeutschen diutisc (westfränkischen *Þeodisk) ab, was ursprünglich „zum Volk gehörig“ bedeutete (germanisch Þeudā, althochdeutsch diot[a], Volk). Mit diesem Wort wurde vor allem die Volkssprache aller Sprecher eines germanischen Idioms bezeichnet, in Abgrenzung zum Welschen der romanischen Nachbarvölker, dem Französischen oder Italienischen, und auch in Gegensatz zum Latein der christlichen Priester im eigenen Gebiet der germanischen Völker.
Inhaltsverzeichnis
Sprachliche und historische Wurzeln
Die erschlossene indogermanische Wortwurzel *teuta trug die Bedeutung „Volk, Leute“. Dies wird auch gestützt durch z. B. keltische Begriffe wie Túatha Dé Danann (vgl. Thiuda).
Der erste wichtige Beleg ist eine Textstelle aus dem 4. Jahrhundert, eine Passage in der gotischen Bibelübersetzung des Bekehrers Wulfila (Gal. 2:14). In seiner griechischen Vorlage fand er als Gegenbegriff zu jüdisch den Begriff ethnikos, „zum Heiden-Volk gehörig“. Wulfila übersetzt ihn ins Gotische mit dem Wort thiudisko[1]. Die nichtjüdischen Völker, die noch christlich bekehrt werden sollten, wurden so zusammengefasst. Wulfila schrieb für seine gotischen Stammesgenossen, er musste einen Begriff verwenden, den sie verstehen und auf sich beziehen konnten: þiudisko als das dem (eigenen) Volk Zugehörige.
Während die einzelnen Sprachen und Dialekte der germanischen Völker eigene Namen trugen – „Fränkisch“, „Gotisch“ usw. –, wurde das althochdeutsche Wort diutisc als Gesamtbegriff für diese Mundarten erfolgreich, weil man einen gemeinsamen Kontrast zu anderen Sprachen sah. Dieses Gegenüber bildeten die romanischen Sprachen in den Ländern, in die man durch die Völkerwanderung gekommen war, bzw. im romanisch gebliebenen „Frankreich“ sowie das Latein der Kleriker. Die Sprache des eigenen Volkes (theut) bzw. der Völkergruppe, innerhalb derer man sich verständigen konnte, war demnach die theudische Sprache, die deutsche Sprache. Zum ersten Mal erwähnt wurde die deutsche Sprache als Volks-Sprache in einem Brief des päpstlichen Nuntius Gregor von Ostria an Papst Hadrian I. über zwei Synoden, die 786 in England stattgefunden hatten. Im Brief hieß es wörtlich, dass die Konzilsbeschlüsse tam latine quam theodisce („auf Latein wie auch in der Volkssprache“) mitgeteilt wurden, „damit alle es verstehen könnten“ (quo omnes intellegere potuissent).[2] In seiner (althoch-)deutschen Form diutsch bzw. tiutsch lässt es sich zuerst in den Schriften Notkers des Deutschen belegen.
Historische Entwicklung in Ostfranken
In Ostfranken, aus dem sich Deutsch-Land = deutschsprachiges Land entwickelte, hatte die Mundart des Stammes noch eine größere Bedeutung, da dort die Abgrenzung auch zwischen den einzelnen germanischen Stämmen verlief. Otfrid von Weißenburg verwendete 865 in seinem Evangelienbuch das lateinische Wort theodisce und verdeutlichte es mit frenkisg.
Die Funktion der Zusammenfassung wird in der Dichtung des Mittelalters deutlich, aber auch im Sachsenspiegel von 1369, wo es heißt: „Iewelk düdesch lant hevet sinen palenzgreven: sassen, beieren, vranken unde svaven“ („Jegliches deutschsprachige (bzw. deutsche) Land hat seinen Pfalzgrafen: Sachsen, Baiern, Franken und Schwaben“).
Auswirkungen in der Neuzeit
Auch der Teil, der später eine eigene, Niederländische (oder Flämische) Identität entwickelte, gehörte anfangs in diese Kategorie (siehe Niederländisch (Name)). Jedoch waren die Grenzen zwischen „nederduits“ bzw. „nederlands“ und „duits“ noch lange fließend z. B. bei den nach Westpreußen geflohenen Mennoniten, die einen niederdeutsch-niederländischen Ausgleichsdialekt sprechen und sich nach den Weltkriegen auf Grund des Drucks gegen alles Deutsche in den USA zum Teil als Niederländer umzudefinieren suchten. Heute sehen sie sich, soweit sie sich nicht als eigenes Volk betrachten, wieder als Deutsche. Dagegen sehen sich die Elsässer und Lothringer in der Mehrzahl heute entweder als Franzosen elsässischer (alemannischer) bzw. moselfränkischer Sprache oder als etwas Eigenes, in einer Minderheit aber auch als Deutsche.
Fremdbezeichnungen
In anderen Sprachen werden die Namen für das Deutsche von einer Vielzahl anderer Grundwörter neben dem althochdeutschen diutisc abgeleitet. In erster Linie sind dies die lateinische Wurzel german für die germanischen Völker (z. B. im Englischen, Griechischen, Indonesischen) und die Bezeichnung des Volksstammes der Alemannen (z. B. im Französischen, Spanischen, Arabischen). Außerdem gibt es einen slawischen Wortstamm nemet oder niemc. Ferner sind auch Ableitungen vom Wort für das Volk der Sachsen (z. B. im Finnischen, Estnischen) oder das der Baiern (z. B. im Sorbischen) existent.
Siehe auch
Literatur
- Hans Eggers (Hrsg.): Der Volksname Deutsch; Wege der Forschung. Bd 156; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1970
- Chronik-Handbuch Daten der Weltgeschichte; S. 132; Gütersloh, München: Chronik Verlag, 19972; ISBN 3-577-14511-0
- Helmut Berschin: Deutschland – ein Name im Wandel. Die deutsche Frage im Spiegel der Sprache; München 1979
- Wolfgang Haubrichs, Herwig Wolfram: Theodiscus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 30, Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.). Berlin − New York, 2005. ISBN 3-11-018385-4. S.421ff.
Einzelnachweise
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