- Die Brücke (Braunschweig)
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Die Brücke war ein Kulturzentrum in Braunschweig, das von 1949 bis zu seiner Auflösung und anschließendem Verkauf des Gebäudes 2007 bestand. Die Benennung der Einrichtung wurde von der Zeitschrift „Brücke“ übernommen, die in den „British Information Centers“ kostenlos auslag.[1]
Inhaltsverzeichnis
Gebäude
Das zweigeschossige klassizistische Gebäude der „Brücke“ entstand 1866 als Villa für Helene Vieweg, geb. Brockhaus, der Ehefrau des Braunschweiger Verlegers Heinrich Vieweg. Es befindet sich Steintorwall 3 und grenzt mit der Gartenseite an die Oker. 1914 wurde das Haus von K. Munte und J. M. Kerlé renoviert, wobei kleinere Änderungen vorgenommen wurden.[2] Die Beletage auf der Westseite wird durch eine wuchtige „Tempelfassade“ betont. Vier Pilaster zieren das Mittelrisalit und verbinden Erdgeschoss, Beletage und ein in der Dachmitte befindliches Mezzanin. 1949 wurde südöstlich des Gebäudes ein eingeschossiger Anbau errichtet, der zunächst als Kino genutzt wurde[2], später dann als Theater, in den dem u. a. auch das Niederdeutsche Theater Braunschweig sein Zuhause hatte.[3] Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.
Nutzung
1866 bis 1945
Heinrich Vieweg bewohnte die Villa zusammen mit seiner Frau Helene bis zu seinem Tod im Jahre 1890. Danach bewohnte seine Witwe das Gebäude bis zu ihrem Tod. Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb der Braunschweiger Industrielle Friedrich Franz Seele das Anwesen und bewohnte es mit seiner Frau bis diese 1942 starb.
1945 bis 2007
Bei Kriegsende war Braunschweig zunächst vom 12. April 1945, dem Tag der Kapitulation des Stadt, von US-amerikanischen Einheiten besetzt. Diese übergaben das Kommando am 5. Juni an die britischen Streitkräfte. Braunschweig war damit Teil der Britischen Besatzungszone geworden. Das militärische Hauptquartier für das Land Braunschweig befand sich im Veltheimschen Haus auf dem Burgplatz, das für die Stadt Braunschweig war zunächst in der Gaußstraße. Am 3. Oktober 1945 verlegten die Briten die Militärregierung für die Stadt in die unbeschädigte Villa Steintorwall 3.[4] Die Militärregierung für das Land verblieb auf dem Burgplatz.
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges initiierten die alliierten Siegermächte das Reeducation-Programm, ein Programm zur Umerziehung der vom Nationalsozialismus indoktrinierten deutschen Bevölkerungsteile. Teil des Reeducation-Programms war u. A. der Zugang zu freien Informationsmedien (deutsche und englische Zeitungen und Bücher) und die Initiierung kultureller Beziehungen zwischen Deutschland und den West-Alliierten. Ursprünglicher Standort der „Brücke“ war ein kleiner Behelfsbau in der zerstörten Braunschweiger Innenstadt an der Ecke Bohlweg/Langer Hof.[5] Die damalige Bezeichnung der Einrichtung war „Information Room, Information Bureaus and Enquiry Offices“.
Am 15. Dezember 1949 wurden die neuen Räumlichkeiten in der alten Villa Steintorwall 3 bezogen und das „British Information Center Die Brücke“ eingeweiht.[6] Erster Leiter war John Ryder. „Die Brücke“ wurde mit einer umfangreichen Bibliothek ausgestattet (12.000 Bände in Englisch[3]), die zwischen 1958 und 1979 vom British Council versorgt wurde.[1] Die Verwaltung lag ab 1974 in den Händen der Öffentlichen Bücherei Braunschweig, in deren Gebäude die Brücke-Bibliothek 1985 eingegliedert wurde. Es fanden Konzerte, Sprachkurse (später auch in Französisch, Italienisch und Spanisch) und Kurse in Demokratie statt. Englischsprachige Filme wurden gezeigt und es gab Leseräume mit englischsprachigen Zeitungen und Zeitschriften. Auch der britische Standortkommandant hatte seinen Sitz in der Villa.
1953 startete die Zusammenarbeit zwischen den Briten und der Stadt Braunschweig, das städtische Kulturamt zog in einige Räume der Villa ein. Die ursprünglich britische Kultureinrichtung wandelte sich allmählich zu einer internationalen Begegnungsstätte, wobei die Stadt zunehmend die Federführung übernahm. 1958 wechselten Gebäude und Verantwortung endgültig in die Hände der Stadt Braunschweig. Im Vergleich mit anderen „Brücke-Standorten“, fanden die Angebote der Braunschweiger „Brücke“ bis in die 1980er Jahre hinein regen Zuspruch und waren kostenlos. Von 1968 bis 1977 verfünffachte sich die Zahl der Veranstaltungen und die Zahl der Besucher stieg um das Siebenfache.[7]
Nachdem die Villa bisher immer gemietet war, wurde sie 1984 Eigentum der Stadt. Bis zu 120 Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen, Musikveranstaltungen, Lesungen und Theatervorstellungen fanden pro Jahr statt. Ab 2002 ergänzt durch das „filmfest in der BRÜCKE“, eine Veranstaltung des Internationalen Filmfestes Braunschweig.
Im Zuge des von 2005 bis 2007 dauernden Neubaus des Braunschweiger Schlosses, entschied der Rat der Stadt im Februar 2007 den Verkauf der „Brücke“. Hintergrund war die Zusammenlegung aller städtischen Kultureinrichtungen wie Kulturinstitut, Stadtbibliothek, Stadtarchiv etc. in den neuen Räumlichkeiten. Der Einzug fand im Juli 2007 statt. Somit hatte die Stadt Braunschweig keine Verwendung mehr für die alte Villa am Steintorwall 3.
Die Villa wurde von einem Braunschweiger Unternehmer erworben, der sie aufwendig restaurieren ließ und dann an die schweizerische Crédit Suisse vermietete.[8]
Literatur
- Eckbert Buchholz: Die Brücke, in: Deine Stadt – Kunst, Kultur und Leben in Braunschweig, Heft 1, Braunschweig 1979, S. 22–23
- Renate Feldmeyer: Die Brücke, In: Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5
- Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt, Cremlingen 1995, ISBN 3-92706-011-9
- Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 1.1.: Stadt Braunschweig, Teil 1, Hameln 1993, ISBN 3-87585-252-4
Einzelnachweise
- ↑ a b Renate Feldmeyer: Die Brücke, In: Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, S. 46
- ↑ a b Wolfgang Kimpflinger: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 1.1.: Stadt Braunschweig, Teil 1, S. 220
- ↑ a b Eckbert Buchholz: Die Brücke, in: Deine Stadt – Kunst, Kultur und Leben in Braunschweig, Heft 1, Braunschweig 1979, S. 23
- ↑ Chronik der Stadt Braunschweig: 3. Oktober 1945
- ↑ Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten, Band 1: Innenstadt, Cremlingen 1995, S. 305, ISBN 3-92706-011-9
- ↑ Chronik der Stadt Braunschweig: 15. Dezember 1949
- ↑ Eckbert Buchholz: Die Brücke, in: Deine Stadt – Kunst, Kultur und Leben in Braunschweig, Heft 1, Braunschweig 1979, S. 22 f
- ↑ Weiße Villa galt als „Fenster zum Westen“
Weblinks
- Weiße Villa galt als „Fenster zum Westen“, Braunschweiger Zeitung vom 27. März 2008
52.26205710.53355Koordinaten: 52° 15′ 43,4″ N, 10° 32′ 0,8″ OKategorien:- Villa in Niedersachsen
- Bauwerk des Historismus in Niedersachsen
- Baudenkmal in Braunschweig
- Kultur (Braunschweig)
- Erbaut in den 1860er Jahren
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