- Die Frau die singt
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Filmdaten Deutscher Titel Die Frau die singt - Incendies Originaltitel Incendies Produktionsland Kanada Originalsprache Französisch, Arabisch Erscheinungsjahr 2010 Länge 133 Minuten Altersfreigabe FSK 12 Stab Regie Denis Villeneuve Drehbuch Denis Villeneuve
Valérie Beaugrand-ChampagneProduktion Luc Déry
Kim McCrawMusik Grégoire Hetzel Kamera André Turpin Schnitt Monique Dartonne Besetzung - Lubna Azabal: Nawal Marwan
- Mélissa Désormeaux-Poulin: Jeanne Marwan
- Maxim Gaudette: Simon Marwan
- Rémy Girard: Jean Lebel
- Abdelghafour Elaaziz: Abou Tarek
Die Frau die singt – Incendies ist ein kanadischer Film aus dem Jahr 2010, der auf dem Drama Incendies von Wajdi Mouawad basiert.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Die Sekretärin Nawal arbeitete für den Notar Jean Lebel. Nach ihrem Tod liest Lebel ihren erwachsenen Kindern, den Zwillingen Jeanne und Simon, ihren letzten Willen vor. Darin schreibt sie, sie wolle nackt mit dem Gesicht nach unten in einem anonymen Grab beigesetzt werden. Außerdem überreicht er ihnen zwei Briefe. Jeanne erhält einen Brief für den gemeinsamen Vater, den die Zwillinge nie kennengelernt haben, Simon erhält einen Brief für einen ihnen bis dato unbekannten weiteren Sohn ihrer Mutter. Erst wenn diese Briefe übergeben wurden, soll Nawal ein Grabstein mit ihrem Namen gesetzt werden dürfen.
Während Simon zögert, den letzten Willen seiner Mutter ernst zu nehmen, reist Jeanne in den Nahen Osten, wo Nawal aufwuchs. Sie findet heraus, dass Nawal immer noch berüchtigt ist, weil sie, um das Abfackeln eines voll besetzten Busses während des Bürgerkrieges zu rächen, den dafür verantwortlichen Stammesführer erschossen hat, wofür sie 15 Jahre im Gefängnis weniger saß, in dem sie wie ein eingesperrtes Raubtier auf und ab ging und dabei sang. Während der Inhaftierung wurde sie von einem Folterspezialisten gefoltert und vergewaltigt. Um die sich daraus ergebende Wahrscheinlichkeit, dass der unbekannte (Halb)bruder durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde, zu verkraften, fleht sie Simon an, zu ihr zu kommen.
Simon und Lebel reisen Jeanne nach. Der größere Schock wartet noch, denn durch einen Besuch bei der Gefängnishebamme stellt sich heraus: Nicht der unbekannte Bruder, sondern Simon und Jeanne selbst sind von dem Vergewaltiger ihrer Mutter gezeugt worden. Doch es wird noch schlimmer. Die Auskünfte eines ihrer Mutter wohlgesinnten Stammesführers, den Simon allein aufsucht, machen deutlich: Der Vergewaltiger war ihr älterer Halbbruder, den Nawal als unverheiratete Frau gebar, nachdem Nawals eigener Bruder ihren Liebhaber getötet hatte. Als Nawal später in Kanada über ein Tattoo an der Ferse ihres ebenfalls ausgewanderten Sohns entdeckte, dass dieser sie in seiner Unwissenheit im Gefängnis vergewaltigt hatte, verschwieg sie es ihm.
Die Zwillinge finden den Mann, der zugleich ihr Halbbruder und ihr Vater ist, und überreichen ihm beide Briefe. Ein Brief ist an den Folterer von damals gerichtet, der zweite an den Sohn, welchem die Mutter einst versprach, sie werde zu ihm zurückkehren. Beide Briefe sind in einem letztlich sehr versöhnlichen Ton gehalten. Der Mutter wird ein Grabstein mit ihrem Namen gesetzt.
Deutung
Die starke Wirkung des Films beruht u.a. auf dem Rückgriff des Autors der dramatischen Vorlage auf den Plot einer der berühmtesten und wirksamsten Tragödien der Antike, des Ödipus, der unwissentlich seine eigene Mutter heiratete und mit ihr Kinder zeugte. Simon und Jeanne sind gleichsam als Kinder Iokastes aufgewachsen und decken mit Hilfe der von ihr geschriebenen Briefe ihre Herkunft auf.
Kritik
Der Film erhielt positive bis überragende Kritiken. So zählte die Internetseite Rottentomatoes von 114 gewerteten professionellen Kritiken 105 positive, was einem Wert von 92% entspricht. Auch vom breiten Publikum mit sehr positiven Reaktionen aufgenommen, denn gleichzeitig werteten 92 % von 11,334 Usern den Film positiv.[1] Dies wiederum wird vom Onlinefilmarchiv IMDb, einer weiteren Plattform, auf der normale User ihre Filmkritiken abgeben können, mehr als bestätigt, denn dort gaben 8,586 User dem Film sehr gute 8,2 von 10 möglichen Punkten. (Stand: 22. Oktober 2011)
„Eine auf zwei Zeitebenen angesiedelte „Suchbewegung“, deren Zugriff auf die reale Historie zur Tragödie um Schuld und schicksalhafte Verstrickungen wird. Der politisch konkrete Stoff wandelt sich dadurch zum universalen Menschheitsdrama, das mit großer emotionaler Wucht die verheerende Destruktivität bewaffneter Konflikte beklagt.“
Veröffentlichung
Nachdem der Film in Kanada bereits am 4. September 2010 beim Telluride Film Festival seine Weltpremiere feierte, war sein offizieller kanadischer Kinostart am 20. Januar 2011. In den USA ist der Film am 22. April 2011 und in Deutschland am 23. Juni 2011 im Arsenal Filmverleih gestartet. Insgesamt konnte er seitdem bei einem Produktionsbudget von 6,5 Mio. US-Dollar weltweit etwa wieder 3,5 Mio. US-Dollar einspielen.[2] In Deutschland wird die DVD voraussichtlich ab dem 23. Dezember 2011 erhältlich sein.
Auszeichnungen
Der Film erhielt eine Nominierung für die Oscars 2011 als Bester fremdsprachiger Film. In diesem Wettbewerb ernannte der Filmkritiker Roger Ebert das Werk zu seinem persönlichen Favoriten.[3] Zudem gewann der Film den Don-Quijote-Preis auf dem nordnorwegischen Tromsø Internasjonale Filmfestival 2011.[4]
Weblinks
- Die Frau die singt – Incendies in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Die Frau die singt – Incendies im Lexikon des Internationalen Films
- Die offizielle Seite des deutschen Verleihs
- Pädagogisches Materialheft zum Theaterstück "Incendies" / "Scorched", 2008
Einzelnachweise
- ↑ Incendies (2011). rottentomatoes.com, abgerufen am 22. Oktober 2011 (englisch).
- ↑ Incendies (U.S. only) auf boxofficemojo.com (englisch), abgerufen am 22. Oktober 2011
- ↑ ctv.ca (Englisch) Roger Eberts Oscarfavorit, abgerufen am 22.Februar 2011
- ↑ Tromsø Internasjonale Filmfestival: FICC. Abgerufen am 5. April 2011 (norwegisch)
Kategorien:- Filmtitel 2010
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