Die Schweiz während des Westfeldzuges

Die Schweiz während des Westfeldzuges

Die neutrale Schweiz hatte vor dem Westfeldzug Hitlers vom Mai 1940 mit einem taktischen Durchmarsch sowohl deutscher wie französischer Truppen zu rechnen. Es wurden deshalb entsprechende operative Verteidigungs-Vorbereitungen getroffen.

Im Gegensatz zur im Juli 1940, nach dem Fall Frankreichs, beschlossenen Reduit-Strategie in den Alpen fokussierte sich General Henri Guisans Konzept zuvor noch auf eine weiträumigere Verteidigung des Landes (siehe z.B. Limmatstellung). Man sah - vor dem Kriegseintritt Mussolinis - eine taktische Neutralitäts-Verletzung sowohl durch Deutschland wie durch Frankreich im Bereich des Möglichen.

Zwar hatte Hitler bei einem Empfang von Alt-Bundesrat Edmund Schulthess das Versprechen abgegeben, die Schweiz im Falle eines Krieges zu verschonen: Sie diene Deutschland bei mobilisierter Truppe als Flankenschutz gegen die Franzosen, was nicht zuletzt auch der Einsparung von Truppen und Ressourcen für Deutschland selber dienlich sei. Das Verhalten des Diktators in der Vorkriegs-Phase mit dem Bruch zahlreicher abgegebener Versprechen (siehe z.B. Münchner Abkommen) bot allerdings keinerlei Veranlassung, diesen Beteuerungen blindlings Glauben zu schenken. Es wurde daher - unter teilweiser Verletzung des Neutralitätsrechts - unter dem Decknamen Plan H auf einer geheimen Vereinbarung mit der französischen Armeeführung aufgebaut, welche im Falle eines deutschen Einmarsches eine französische Hilfestellung vorsah.

Hätte sich Hitler für einen Durchmarsch durch die Schweiz entschieden, so wäre es - der Fall von Belgien, Holland und Luxemburg zeigt es - mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht dabei geblieben, vielmehr wäre das Land auch besetzt worden. Allerdings hat sich Hitler hier an sein Versprechen gehalten. Dahinter standen jedoch ausschließlich taktisch-strategische Erwägungen. Zum einen der von Hitler erwähnte Aspekt, wodurch er und seine Generäle sich nebst der Schweizer Armee vor allem auch den "Alpenriegel" zugute kommen ließen. Zum anderen sollte die Maginot-Linie aber auch aufgrund von außerhalb der Schweiz liegenden Vorteilen nördlich, und nicht südlich umgangen werden: Es sollten Stützpunkte gewonnen werden, um England aus der Nähe zu bedrohen, und außerdem war die Hauptstadt Paris von Norden her mit Bodentruppen schneller erreichbar. Dieses Konzept stand gemäß R.A.C. Parker immer und unangefochten im Vordergrund.

Für Guisan andererseits galt es ungeachtet des Plan H weiterhin auch ein Augenmerk auf Frankreich zu haben: Ein Durchmarsch durch die Schweiz für einen Entlastungs-Angriff in den Rücken des Gegners lag durchaus im Bereich des Möglichen. Weiter komplizierend wirkte sich ferner auch Mussolinis Kriegseintritt kurz vor Ende des deutschen Westfeldzuges aus.

Siehe auch

Literatur

  • E. Bonjour: Geschichte der schweizerischen Neutralität, 9 Bände, 1970ff.
  • W. Gautschi: General Henri Guisan, 1989
  • J. Fink: Die Schweiz aus Sicht des Dritten Reiches, 1985
  • Fischer Weltgeschichte/R.A.C. Parker: Europa 1918-1945, 1985

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