Die schwarze Insel

Die schwarze Insel

Die schwarze Insel (französischer Originaltitel: L'Île Noire) ist ein Comic aus der Reihe Tim und Struppi des belgischen Zeichners Hergé, welches erstmals am 15. April 1937 veröffentlicht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tim wird Zeuge einer Notlandung eines einmotorigen Flugzeugs. Als er den beiden Piloten seine Hilfe anbietet, wird Tim von diesen angeschossen. Tim überlebt die Schussverletzung und erfährt noch im Krankenhaus von den Detektiven Schulze und Schultze, dass das fragliche Flugzeug in England abgestürzt sei. Tim macht sich auf den Weg nach England, um der Sache nachzugehen. Auf dem Weg dorthin wird mehrfach versucht, ihn umzubringen. Die Gangster sind überzeugt davon, dass Tim hinter ihnen her ist, doch weder Tim noch der Leser wissen an dieser Stelle, weshalb.

In der schottischen Stadt Eastdown sucht er das abgestürzte Flugzeug auf. Struppi entdeckt in der Nähe der Absturzstelle die Pilotenkleidung der beiden Piloten, in deren Taschen Tim einen Zettel mit unverständlichen Notizen und dem darauf notierten Namen „Dr. J. W. Müller“ findet. Zufällig kann Tim die Villa des Dr. Müller in der Nähe ausfindig machen und verschafft sich Zutritt zum Grundstück. Er wird jedoch von Dr. Müller gestellt. Während eines Kampfes zwischen Tim und Dr. Müller fängt die Villa Feuer und brennt vollständig ab. Dr. Müller flüchtet. Tim entdeckt im Garten eine Signalanlage, die offenbar für Flugzeuge gedacht ist, und entziffert die unverständlichen Notizen auf dem Zettel der Piloten, welche letztendlich ein bestimmtes Lichtsignal beschreiben.

Tim lauert daraufhin nachts im Garten des Dr. Müller auf ein Flugzeug. Gleichzeitig wartet auch Dr. Müller – von Tim unbemerkt – ebenfalls auf das Flugzeug. Als es eintrifft und Tim die Signalanlage in Gang setzt, werden Säcke mit Falschgeld abgeworfen. Dr. Müller ergreift einen der Säcke, ergreift die Flucht und wird von Tim verfolgt.

Letztendlich findet Tim heraus, dass Dr. Müller auf die so genannte „Schwarze Insel“ vor der schottischen Küste geflüchtet ist. Dorfbewohner am nahe gelegenen Festland warnen Tim vor dem Betreten der Insel, da dort eine Bestie leben soll und niemand lebend von der Insel zurückgekehrt sei. Tim macht sich dennoch auf den Weg und entdeckt auf der Insel eine alte Burg und trifft auf einen Gorilla, dem Tim entfliehen kann. Im Inneren der Burg stößt Tim auf eine professionelle Fälscherwerkstatt. Tim alarmiert über ein Funkgerät Scotland Yard, und es gelingt ihm, eine Handvoll Gangster – darunter auch Dr. Müller – dingfest zu machen. Nach dem Eintreffen von Scotland Yard werden alle Gangster festgenommen.

Hintergründe

„Die schwarze Insel“ ist der erste Comic aus der Reihe Tim und Struppi, der den Protagonisten nicht in allzu fremdartige Länder führt. Zuvor besuchte Tim die Sowjetunion („Tim im Lande der Sowjets“), Ägypten („Die Zigarren des Pharao“) oder auch China („Der Blaue Lotos“). Diesmal spielt die Geschichte im europäischen Ausland – größtenteils in Schottland. So konnte Hergé sich mehr auf die eigentliche Kriminalgeschichte konzentrieren, anstatt kulturelle Eigenheiten ferner Länder darzustellen.

Die Konzentration auf die Geschichte drückt sich auch in der Illustrierung von Bildhintergründen aus: Die Bilder beschränken sich im Wesentlichen auf die notwendigsten Bildinhalte – zumindest in den beiden ersten Veröffentlichungen der Geschichte.

Inspiriert ist die „Die schwarze Insel“ zum Einen von dem britischen Spielfilm Die 39 Stufen von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1935, der sowohl für die Handlung als auch auf die spärliche Ausstattung Pate stand. Zum Anderen finden sich in der Darstellung des Gorillas „Ranko“ Bezüge zu dem populären Spielfilm King Kong und die weiße Frau aus dem Jahre 1933. Weitere Bezüge zum aktuellen Weltgeschehen finden sich in der Darstellung des Fernsehens, das in Großbritannien erst ein Jahr zuvor eingeführt wurde.

Eine Besonderheit an der Geschichte der „Schwarzen Insel“ ist, dass Hergé sie insgesamt dreimal – jedes Mal vollständig neu gezeichnet – veröffentlichte. Die erste Version erschien in kurzen schwarz-weißen Fortsetzungsgeschichten vom 15. April 1937 bis zum 16. Juni 1938 in der belgischen Jugendzeitschrift Le Petit Vingtième. Anschließend wurde die Geschichte in einem 124 Seiten fassenden Album im Verlag Casterman in schwarz-weiß nachgedruckt.

1943 zwang die Papierknappheit im Zweiten Weltkrieg Hergé, die Albumfassung neu zu gestalten. Der Verlag Castermann beschränkte den Umfang des Albums auf 62 Seiten und eröffnete Hergé gleichzeitig die Möglichkeit, seine Geschichten in Farbe zu gestalten. Für die Neuzeichnung und Colorierung der Geschichte stellte Hergé zwei Zeichner ein, die später zu seinen engsten Mitarbeitern wurden und auch eigenständig erfolgreiche Comics veröffentlichten: Bob de Moor und E. P. Jacobs. Obwohl der Seitenumfang des Albums exakt halbiert wurde, veränderte Hergé die Geschichte nicht, sondern verteilte nunmehr vier anstatt bislang drei Panels auf eine Seite und verringerte auch die Breite der einzelnen Zeichnungen. Dieses neue Layout nutzte Hergé ab diesem Zeitpunkt für alle späteren Farbalben von Tim und Struppi. Auch die Begrenzung auf 62 farbige Seiten wurde bis zum letzten Band – „Tim und die Picaros“ – beibehalten.

1965 sollte erstmals eine englischsprachige Version der Geschichte gedruckt werden. Der englische Herausgeber las zunächst die Farbversion der „Schwarzen Insel“ von 1943. Er entdeckte in den Zeichnungen Fehler und Ungenauigkeiten, was die Darstellung Großbritanniens betrifft, und fertigte eine detaillierte Liste aller Fehler. Hergé nahm sich der Herausforderung an und entschloss sich dazu, die komplette Geschichte neu zu zeichnen und dabei alle Fehler zu beseitigen und auf den technischen Stand von 1965 zu bringen. Zunächst schickte er seinen Mitarbeiter Bob de Moor nach Schottland, der vor Ort Recherchen anstellen sollte. De Moor stellte dort Zeichnungen von der schottischen Felsenküste zusammen oder recherchierte das Aussehen korrekter Bobby-Uniformen. Aus diesen Inspirationsquellen heraus zeichnete Hergé die gesamte Geschichte neu. Diesmal verzichtete er auf die minimalistische Ausgestaltung der Zeichnungen und betonte den neuen Detailreichtum mit teilweise extragroßen Passagen. Besonders wird dies beispielsweise in der Episode deutlich, in der Tim mit Dr. Müller in dessen Villa kämpft. Während in den Versionen von 1937 und 1943 der Kampf vor weitgehend kahlen Wänden stattfindet, kämpfen die beiden Kontrahenten nun in einer detailreich ausgeschmückten Villa. Dem technischen Fortschritt seit 1937 begegnete Hergé, indem er beispielsweise Tim mit einer Diesellokomotive anstatt mit einer Dampflokomotive reisen lässt. Trotz des neuen Detailreichtums änderte Hergé an der eigentlichen Geschichte nichts.

Verschiedenen Versionen

Erste Version, 1937-1938

Tim reist von Brüssel nach London über Ostende. Später wurde die Erwähnung Belgiens als Tims Heimatland entfernt. 1966 reiset er von Köln über Brüssel nach London. Während der Szene an der Steilküste ist ursprünglich Ivan anwesend, der Tim mit einer automatischen Waffe unter Feuer nimmt. In der späteren Version ist Ivan nicht anwesend. Ivan und Müller verlassen die entführte Lok. Ivan hat keine Orientierung, aber Müller teilt ihm mit, dass er England wie seine Westentasche kenne. Diese Version enthält außerdem einen Zeitungsausschnitt, in welchem Tim und Struppi in einer ländlichen Gegend spazierengehen.

Zweite Version 1943

Die obengenannten Szenen wurden in dieser Version gelöscht. Weiterhin wurden Szenen gekürzt (von 120 auf 62 Seiten). Diese Version enthält ebenfalls den Zeitungsausschnitt, in welchem Tim und Struppi in einer ländlichen Gegend spazierengehen.

Dritte Version 1966

Die Szene mit dem Zeitungsausschnitt wurde entfernt. Die originalen Namen der Polizeibeamten waren Edwards, Johnson, Wright und O'Rally diese wurden in die schottischen Namen McGregor, Stewart, Robertson und Macleod geändert. Ursprünglich reisten Tim und Struppi auf einem "Johnnie Walker-Tankwagen" dieser Name wurde später in "Loch Lomond" geändert. Des Weiteren wurden Fahrzeuge und Flugzeuge modernisiert. Die Journalisten Christopher Willoughby-Drupe und Marco Rizotto, die auch "Die Juwelen der Sängerin" vorkommen wurden eingefügt.

Veröffentlichungen in Deutschland

Als deutschsprachige Fassung erschien „Die schwarze Insel“ erstmals 1956 in der farbigen Fassung von 1943 bei Casterman. Die neu gezeichnete Fassung von 1965 erschien noch im gleichen Jahr im Carlsen Verlag in Deutschland und ist bis heute die in Deutschland bekannteste Version der Geschichte. Die ursprüngliche Fassung von 1937 wurde erst 1994 auf deutsch übersetzt und veröffentlicht.

Literatur und Quellen


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