Earlandit

Earlandit
Earlandit
Chemische Formel Ca3[CH2(COO)-CHOH(COO)-CH2(COO)]2· 4H2O
Mineralklasse Organische Verbindungen / Salze organischer Säuren
10.AC.10 (nach Strunz)
50.02.02.01 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse
Farbe weiß, blass gelb
Strichfarbe weiß
Mohshärte
Dichte (g/cm3) 1,80 bis 1,95 (1,96 berechnet)
Glanz
Transparenz durchscheinend
Bruch
Spaltbarkeit
Habitus
Kristalloptik
Brechungsindex nα = 1,515 nβ = 1,530 nγ = 1,580
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,065 ; Biaxial (+)
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale keine
Radioaktivität fehlt
Magnetismus fehlt

Earlandit ist ein extrem seltenes Mineral aus der Klasse der organischen Verbindungen. Bei Earlandit handelt es sich chemisch gesehen um ein Calciumcitrat, also dem Calciumsalz der Citronensäure. Einziger bisher bekannter Fundort ist die Wedellsee, wo es in Tiefseesedimenten gefunden wurde. Hier bildet es weiße, nudelförmige Aggregate. Aufgrund der Seltenheit diese Minerals sind viele Kenngrößen, wie die Härte oder das Bruchverhalten, noch nicht bestimmt worden.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Earlandit wurde erstmals im Verlauf der Scottish National Antarctic Expedition (1902-1904) gefunden und von Arthur Earland einem britischen Ozeanographen beschrieben. Die genaue Analyse des Minerals und seine Klassifizierung wurden erst 1936 durch F.A. Bannister und M.H. Hey durchgeführt [1]. Diese benannten das Mineral dann nach dem Erstentdecker [2].

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Earlandit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Abelsonit, Calclacit, Dashkovait, Formicait, Hoganit, Julienit, Kafehydrocyanit, Mellit, Paceit die sog. Mellit-Julienit-Gruppe bildet.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet Earlandit ebenfalls in die Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Hier ist er in der Unterabteilung „Benzol-Salze“ zu finden (10.AC.10). Es ist allerdings zu beachten, das Earlandit weder ein Derivat des Benzols, noch eine aromatische Verbindung ist.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Formicait in die Klasse der „Organische Minerale“ und dort in die Abteilung „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“ ein. Hier ist es der einzige Vertreter der Reihe 50.02.02.

Bildung und Fundorte

Bis heute ist die genaue Bildung von Earlandit noch nicht geklärt. Fest steht allerdings, dass es durch Biomineralisation entsteht[3], da die Bildung von Citronensäure bzw. ihrer Salze ist an biologische Vorgänge gebunden ist (vgl. → Citratzyklus). Auch wenn die Löslichkeit von Calciumcitrat in kaltem Wasser nur schlecht ist, so ist die Bildung von Earlandit in den Tiefseesedimenten doch bemerkenswert.

Gefunden wurden Earlanditstufen, die auf Gehäusen von Foraminiferen aufgewachsen waren oder die sich in Bohrgängen von Tiefseewürmern gebildet hatten. Letzteres wird als Beleg dafür herangezogen, dass sich Earlandit im Sediment bildet und nicht durch äußere Einflüsse in das Sediment eingebracht wird. Mit Earlandit typischerweise vergesellschaftete Mineralien sind Gips und Weddellit.

Einzig bekannter Fundort für Earlandit ist die Weddellsee in der westlichen Antarktis. Hier wurde es bei den Koordinaten 71°22'S, 16°34'W in 2580 m Tiefe in den entsprechenden Tiefseesedimenten gefunden.

Kristallstruktur

Von Earlandit sind bisher nur nudelförmige, polykristalline Aggregate bekannt geworden. Wobei sie eine charakteristische, rauhe Oberfläche aufweisen. Die Größe der bisher gefundenen Aggregate lag bei etwa 1,5 mm. Größere Kristallgruppen oder Einzellkristalle sind bisher nicht bekannt geworden.

Earlandit kristallisiert monoklin mit den Gitterparametern a = 30,94 Å, b = 5,93 Å, c = 10,56 Å und β = 93,74°, sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle [4]. Aufgrund der Seltenheit und weil von Earlandit nur polykristalline Aggregate vorliegen, sind keine weiteren Daten zur Kristallstruktur verfügbar.

Die chemische Formel von Earlandit kann am besten als Ca3[CH2(COO)-CHOH(COO)-CH2(COO)]2· 4H2O wiedergegeben werden (vgl. die Strukturformel von Calciumcitrat)[5]. Oft wird in der Literatur die empirische Summenformel Ca3(C6H5O7)·4(H2O) verwendet, die aber nicht eindeutig ist, weil sie keine Aussage zur Struktur des Citratanions macht.

Verwendung

Auch wenn es viele Verwendungen für Calciumcitrat gibt, so sind diese, aufgrund der extremen Seltenheit von Earlandit für das Mineral nur hypothetisch.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://rruff.info/uploads/DR13_60.pdf
  2. http://www.minsocam.org/ammin/AM22/AM22_70.pdf
  3. http://www.geochem.geos.vt.edu/bgep/pubs/Chapter_1_Weiner_Dove.pdf
  4. http://forum.amiminerals.it/viewtopic.php?f=5&t=7880
  5. http://www.mindat.org/min-1344.html

Literatur

Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 736.

Weblinks


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