Eduard Böcking

Eduard Böcking

Eduard Böcking (* 20. Mai 1802 in Trarbach; † 3. Mai 1870 in Bonn) war ein deutscher Jurist und Historiker.

Eduard Böcking. Stich um 1850

Inhaltsverzeichnis

Leben

Böckings protestantische Familie war im 16. Jahrhundert aus der Grafschaft Kent in die Niederlande und Rheinlande eingewandert. Sein Vater, Louis Böcking, war ein reicher Kaufmann in Trabach. Goethe, der nach der Schlacht aus der Champagne im Oktober 1792 im Hause der Familie Böcking übernachtet. Als Kind begegnete Böcking im Hause seines Oheims in Kaiserslautern Napoleon I., der Gefallen an ihm fand und meinte: „il deviendra mon brave officier“.

Von 1816 bis 1818 besuchte Böcking das Gymnasium in Kaiserslautern. Er studierte in Heidelberg, [1] Bonn, Berlin, wo er Savigny, Schleiermacher und Hegel hörte. 1822 studierte er in Göttingen und promovierte hier am 28. Dezember 1822 zum Dr. jur.. [2] In Berlin habiblitierte er 1826 in Berlin. 1829 wurde er Extraordinarius (a. o. Professor) ernannt. Im Herbst 1829 folgte er dem Ruf auf das Ordinariat der Universität Bonn. Hier lehrte er bis 1870. [3] Böcking war ein bedeutender Vertreter des römischen Rechts und Philologe. Böcking verfasste wichtige Veröffentlichungen zum Corpus iuris civilis des Gajus und des Ulpian. Er war Mitbegründer der Zeitschrift Rheinisches Museum für Jurisprudenz (1833/34 und Vorsitzender des Vereins von Altertumsfreunden der Rheinlande. Als Testamentsvollstrecker [4] und Freund gab kritische Ausgaben von August Wilhelm Schlegels heraus sowie die bedeutendste Ausgabe der Werke Huttens im 19. Jahrhundert. Eduard Böcking war entschieden liberal und kritisierte scharf die preußische Stafrechtsreform 1847 und die oktroierte preußische Verfassung von 1848.

Nachlass

Sein juristischer Nachlass wird an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn aufbewahrt. [5] Nach seinem Tod wurde der größte Teil seiner umfangreichen Bibliothek versteigert. [6] Aber seine „Hutten-Bibliothek“ und seine Sammlung zur „Notitia dignitatum“ gelangten in den Besitz der Straßburger Universitätsbibliothek. [7] Sein Briefnachlass ist verstreut in verschiedenen Bibliotheken und Museen, darunter der Briefwechsel mit Fritz Reuter,[8] Klaus Groth und anderen. [9]

Werke

Schriften (Auswahl)

  • De mancipii causis commentatio, Dümmeler, Berlin 1826
  • Des Dec. Magnus Ausonius Mosella. Lateinisch und Deutsch. Nebst einem Anhange. Enthaltend einen Abriss von des Dichters Leben, Anmerkungen zur Mosella, die Gedichte auf Bissula. Nicolai, Berlin 1828
  • Dosithei magistri interpretamentorum liber tertius. Ad fidem codicum scriptorum Vossiani Sangallensis et Scaligerani atque editorum librorum ope nunc primum integrum edidit, commentatiis indicibus que instruxit. Marcus, Bonn 1832
  • Gajus. Institutionum commentarii quattuor. Marcus, Bonn 1837 (4. Aufl. Hirzel, Leipzig 1855)
  • Institutionen. Ein Lehrbuch des römischen Privatrechts aus dem Standpuncte unseres heutigen Rechtssystems nebst Einleitung in das Studium des römischen Rechts. Adolf Marcus / Georgi, Bonn 1843
  • Grundriß zu Pandekten-Vorlesungen (mit Ausschluß des Erbrechts) nebst Quellen- und Litteratur-Angaben und einer Quellen-Chrestomathie . Adolf Marcus, Bonn 1843 (3. Aufl. 1845)
  • Chronologisches Verzeichnis sämmtlicher von Aug. Wilhelm von Schlegel verfaßten und herausgegebenen Druckschriften. In: derselbe: Katalog der von Aug. Wilh. von Schlegel nachgelassenen Büchersammlung. Bonn 1845
  • Bonner Brief über den Entwurf des Strafgesetzbuchs für die preussischen Staaten von 1847. Adolf Marcus, Bonn 1847
  • Pandekten des römischen Privatrechts. Leipzig 1843-1855
  • Karl Simrock / Eduard Böcking: Doctor Johannes Faust. Puppenspiel in vier Aufzügen. Druck und Verlag von H. L. Brönner. Frankfurt am Main 1846
  • Grundriß zu den Vorlesungen über den gemeinen Deutschen Civilprozeß. Marcus, Bonn 1852
  • Pandekten. Ein Lesebuch des gemeinen auf das römische Recht gegründeten Civilrechts im Grundrisse. Mit Quellen und Litteratur-Angaben. 4. Ausgabe. Marcus, Bonn 1852
  • Index Bibliographicus Huttenianus. Teubner, Leipzig 1858
  • Drei Abhandlungen über reformationsgeschichtliche Schriften. Teubner, Leipzig 1858
  • Pandekten des römischen Privatrechts. 5. Aufl. Henry & Cohen, Bonn 1861
  • Römisches Privatrecht. Institutionen. Bd 1, Bonn 1843 2. Aufl. Max Cohen und Sohn, Bonn 1862

Herausgeber (Auswahl)

Literatur

  • Briefe von Goethe an helvetische Freunde. Zur Feier des 21. Mai 1867 für Herrn Geh. Justizrath Böcking in Bonn. In Druck gegeben von seinem helvetischen Freunde in Leipzig. [10] Breitkopf und Härtel, Leipzig 1867
  • Eduard Böcking's Bibliothek. Jurisprudenz. Versteigerung in Bonn, Montag den 5. Juni 1871 … im Auctionslokale vom M. Lempertz in Bonn. Teil 1, Bonn 1871
  • Eduard Böcking's Bibliothek. Philologie, Geschichte und Litteratur|Versteigerung in Bonn, Mittwoch den 15. Nov. 1871 … im Auctionslokale von M. Lempertz in Bonn. Teil 2, Bonn 1871
  • Eduard Böcking's Bibliothek. Theologie und Philosophie, Urich von Hutten|Versteigerung in Bonn, Montag den 11. Decemebr 1871 … im Auctionslokale von M. Lempertz in Bonn. Teil 3, Bonn 1871
  • Roderich von Stintzing: Böcking, Eduard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 785–787.
  • Böcking, Eduard. In: Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des Allgemeinen Wissens. 4. gänzlich umgearb. Aufl. 3. Bd. Leipzig 1886, S. 101-102
  • Geschlechtsregister der Familie Böcking. Du Mont-Schauberg, Köln 1894
  • F. v. Bezold: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Marcus & Weber, Bonn 1920, S. 404 und 419
  • Gottfried Kenntenich: Ein bedeutender Trabacher. In: Festschrift zum Traben-Trabacher Heimatfest 1921
  • Helmut Deckert: Karl Marx und seine Bonner Kommilitonen als Hörer Schlegels in Bonn. Zu einem Marx-Autograph der Sächsischen Landesbibliothek. In: Festschrift Hans Lülfing. In: Zentralblatt für das Bibliothekswesen. Beiheft 83, Leipzig 1966, S. 33-53
  • Manfred Schöncke: „Ein fröhliches Jahr in Bonn“? Was wir über Karl Marx' erstes Studienjahr wissen. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1994, Hamburg 1994, S. 239-255
  • Heinz-Günther Böse: Böcking, Eduard. In: In: Trierer Biographisches Lexikon. Gesamtbearbeitung: Heinz Monz. Verlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Koblenz 2000, S. 36 f. ISBN 3-931014-49-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1819 war er Angehöriger des Corps Hassia I zu Heidelberg. Siehe Kösener Korps-Listen 1910, 114, 31.
  2. Dissertation: De mancipii causis. These quas - pro summis in utroque jure honoribus rite obtinendis die XXVIII m. Debr. a. 1822 - publ. defendet ed. Böcking Trabacensis
  3. Im Wintermester 1835/36 hörte Karl Marx bei ihm „Institutionen“.
  4. Ruth Schirmer: August Wilhelm Schlegel und seine Zeit. Ein Bonner Leben. Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn 1986, S. 244 ff.
  5. Signatur: S 1005 und S 1386.
  6. Eduard Böcking's Bibliothek. 3 Bde.
  7. Roderich von Stintzing, S. 787.
  8. Fritz-Reuter-Museum
  9. http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/ In der Datenbank Kalliope befinden sich 54 Briefe von und 64 Briefe an Eduard Böcking.
  10. Das ist Salomon Hirzel

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