Friedrich Carl von Savigny

Friedrich Carl von Savigny
Friedrich Carl von Savigny
Friedrich Carl von Savigny 1805
Friedrich Carl von Savigny, Radierung von Ludwig Grimm
"Recht des Besitzes", Frontseite der 4. Auflage. von 1822

Friedrich Carl von Savigny [ˌsaviɲˈi] (* 21. Februar 1779 in Frankfurt am Main; † 25. Oktober 1861 in Berlin) war ein deutscher Rechtsgelehrter und Kronsyndikus. Er begründete die Historische Rechtsschule.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Savigny stammte aus einer alten lothringischen Familie, die ihren Namen von der Burg Savigny in der Nähe von Charmes im Moseltal ableitete. Sein Vater Christian Karl Ludwig von Savigny war geheimer Regierungsrat des Fürsten von Isenburg und lebte später in Frankfurt am Main. Die Mutter war eine Tochter eines Geheimen Rates aus Zweibrücken und war bereits 1792, wenige Monate nach ihrem Gatten, gestorben.

Nachdem Savigny im Alter von 13 Jahren zum Waisen geworden war, zog ihn sein Vormund Constantin von Neurath in Wetzlar auf, wo er auch das Gymnasium besuchte. 1795 schrieb er sich an der Universität Marburg zum Jurastudium ein. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Anton Bauer (1772–1843) und Philipp Friedrich Weiß (1766–1808). Dieser äußerte am 1. September 1797 über Savigny:

„Er hat so viele Beweise seiner ausgezeichneten Talente, scharfen Beurteilungskraft und gründlichen Kenntnisse im Römischen Recht gegeben, daß ich ihn für den vorzüglichsten unter allen meinen Zuhörern während meines akademischen Lehramts zu erklären kein Bedenken trage.“

Philipp Friedrich Weis[1]

Nach Studien in Jena, Leipzig, Göttingen und Halle kehrte er 1800 nach Marburg zurück, wo er im selben Jahr promoviert wurde. Seine Arbeit handelte von De concursu delictorum formali. Anschließend ging er auf Reisen und lernte in Jena durch seinen Schulkameraden Hans von Bostel aus Wetzlar Clemens Brentano kennen und schätzen. Im Frühjahr 1801 führte Brentano Savigny in seine Familie ein und reiste anschließend mit ihm den Rhein entlang.

In Marburg unterrichtete er als Privatdozent Strafrecht und die Pandekten, zu seinen Schülern gehörten unter anderem die Brüder Grimm. 1803 veröffentlichte er seine berühmte Untersuchung Das Recht des Besitzes. Im Mai 1803 verlobte er sich mit Clemens' älterer Schwester Kunigunde (genannt Gundel) und heiratete sie am 17. April 1804 in der protestantischen Kirche zu Meerholz, obwohl sie eigentlich katholisch war[2]. 1808 wurde er auf eine ordentliche Professur für römisches Zivilrecht an die Universität Landshut berufen, wo er nur drei Semester unterrichtete.

Wilhelm von Humboldt empfahl Savigny dem König Friedrich Wilhelm III. von Preußen als einen der vorzüglichsten deutschen Juristen für die zu gründende Berliner Universität und sandte jenem gleichzeitig die Nachricht: „Sie müssen noch eher da sein als die Universität.“[3] Auch sein Freund und Verwandter Clemens Brentano machte ihm das Leben in der preußischen Hauptstadt schmackhaft, doch gab Savigny erst am 9. April 1810 seine bindende Zusage zu einer Anstellung in Berlin[4]. Die Universität wurde am 1. Oktober 1810 eröffnet und Savigny unterrichtete täglich zwei Stunden „Institutionen und Rechtsgeschichte“ sowie wöchentlich „Pfandrecht“.

Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war er in der Verwaltung der Universität tätig als dritter Rektor in dem von ihm unter Beteiligung der juristischen Fakultät geschaffenen „Spruch-Collegium“. Dieses war ein außerordentliches Gericht, das von den ordentlichen Gerichten um seine Meinung gefragt werden konnte. Zudem unterrichtete Savigny als Privatlehrer den preußischen Kronprinzen in den Fächern römisches Recht, preußisches Recht und Strafrecht.

1814 erschien als Erwiderung auf Thibauts Thesen Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland seine Streitschrift Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Im gleichen Jahr kam sein Sohn Karl Friedrich von Savigny auf die Welt, der später als Diplomat von sich reden machen sollte. 1815 gründete er gemeinsam mit Karl Friedrich Eichhorn und Johann Friedrich Ludwig Göschen die Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft als Organ der historischen Rechtsschule. 1815 erschien der erste Band seiner Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter, die er erst 1831 abschließen konnte.

1817 wurde er als Staatsrat Mitglied des preußischen Justizministeriums, 1819 Mitglied des Obertribunals für die Rheinprovinzen und 1820 Mitglied der Kommission für die Revision des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten. 1835 begann er mit der Erarbeitung seines Werks System des heutigen römischen Rechts.

Savigny gilt zugleich als Begründer des modernen Internationalen Privatrechts, für das er im VIII. Band seines Systems des heutigen Römischen Rechts das Leitprinzip entwickelte, für die Bestimmung des auf ein Rechtsverhältnis anwendbaren Rechts sei darauf abzustellen, wo es „seiner eigentümlichen Natur nach seinen Sitz“ habe.

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1839 zum auswärtigen Mitglied.[5] Seine akademische Tätigkeit endete 1842 mit der Ernennung zum Großkanzler durch Friedrich Wilhelm IV. Gleichzeitig wurde er damit preußischer „Minister für Revision der Gesetzgebung“. Bei Ausbruch der Revolution von 1848 trat er zurück. 1850 erschien das Werk Vermischte Schriften und 1853 als Ergänzung zum System des heutigen römischen Rechts das Obligationenrecht. Savigny verstarb am 25. Oktober 1861 in Berlin. Zu seiner Totenfeier erschien – so wird berichtet – König Wilhelm I. mit sämtlichen Prinzen. Sein Grab befand sich in Berlin-Mitte in der Hedwigskirche. 1875 wurde der Sarg nach dem Familiengut Trages in Freigericht bei Hanau übergeführt.

Werke

Ehrungen

  • Seit dem 23. März 1887 ist der Savignyplatz in Berlin-Charlottenburg nach ihm benannt. Den Savignyplatz durchschneiden Grolmanstraße, Knesebeckstraße, Carmerstraße und Kantstraße.
  • Das Juristische Seminar in Marburg, in dem sich Professorenbüros und Dekanat befinden, ist nach ihm Savignyhaus benannt.
  • Die Savigny-Stiftung wurde in seinem Todesjahr von seinen Freunden ins Leben gerufen, um sein Lebenswerk fortzusetzen. Die Stiftung veranstaltete Preisausschreiben (das bedeutendste gewann Lenel mit dem Ediktum Perpetuum) und trug zur Finanzierung der Zeitschrift für Rechtsgeschichte bei, die seit 1861 den Namen Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (ZRG) trägt, obwohl die Stiftung seit 1923 ruht. Diese Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte erschien 2008 zum 125. Mal.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Schoof: Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild. In: Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 21, 1972, S. 7.
  2. Wilhelm Schoof: Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild. In: Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 21, 1972, S. 7–61.
  3. Wilhelm Schoof: Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild. In: Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 21, 1972, S. 9.
  4. Wilhelm Schoof: Friedrich Karl von Savigny in Berlin – ein Lebens- und Zeitbild. In: Walter Hoffmann-Axthelm/Walther G. Oschilewski (Hrsg.): Der Bär von Berlin: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 21, 1972, S. 10.
  5. Rückschau - verstorbene Mitglieder (R), BAdW

Literatur

  • Ernst Landsberg: Savigny, Friedrich Karl von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 425–452.
  • Dieter Nörr: Savigny, Carl von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 470–473 (Onlinefassung).
  • Ingeborg Koza: Friedrich Carl von Savigny. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1447–1453.
  • Erik Wolf: Grosse Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. 3. A. 1951, J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, S. 464–533.
  • Franz Wieacker: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. 2. Auflage. Göttingen 1967, S. 348–430 (grundlegend).
  • Hans Hattenhauer (Hrsg.): Thibaut und Savigny. Ihre programmatischen Schriften. 2. Auflage. Verlag Franz Vahlen, München 2002, ISBN 3-8006-2783-3.
  • Iris Denneler: Friedrich Karl von Savigny. Verlag Stapp, Berlin 1985, ISBN 3-87776-168-2.
  • Stephan Meder: Urteilen. Elemente von Kants reflektierender Urteilskraft in Savignys Lehre von der juristischen Entscheidungs- und Regelfindung. Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-465-03010-9.
  • Dieter Nörr: Savignys philosophische Lehrjahre, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-465-02637-3.
  • Matthias von Rosenberg: Friedrich Carl von Savigny (1779–1861) im Urteil seiner Zeit. Verlag Lang, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-631-35903-9.
  • Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Briefe der Brüder Grimm an Savigny. Aus dem Savignyschen Nachlaß hrsg. in Verbindung mit Ingeborg Schnack von Wilhelm Schoof. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/01, Berlin 1953.
  • Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Briefe Friedrich Creuzers an Savigny (1799–1850). Unter Mitarbeit von Ingeborg Schnack hrsg. von Hellfried Dahlmann (in Verbindung mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/02, Berlin 1972, ISBN 3-503-00599-4.
  • Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Der Briefwechsel zwischen Friedrich Carl von Savigny und Stephan August Winkelmann (1800–1804) mit Dokumenten und Briefen aus dem Freundeskreis. Gesammelt, hrsg. und kommentiert von Ingeborg Schnack. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/03, 1984, ISBN 3-7708-0800-2.
  • Klaus-Peter Schroeder: Vom Sachsenspiegel zum Grundgesetz – eine deutsche Rechtsgeschichte in Lebensbildern. Heidelberg 2002, S. 85–113.
  • Sérgio Fernandes Fortunato: Vom römisch-gemeinen Recht zum Bürgerlichen Gesetzbuch. ZJS. 4 (2009), S. 327–338.

Weblinks

 Commons: Friedrich Carl von Savigny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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