Klaus Groth

Klaus Groth
Klaus Groth (1888, von C.W.Allers)
Klaus Groth

Klaus Groth (* 24. April 1819 in Heide; † 1. Juni 1899 in Kiel) ist einer der bekanntesten niederdeutschen Lyriker und Schriftsteller. Er gilt gemeinsam mit Fritz Reuter als einer der Begründer der neueren niederdeutschen Literatur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Klaus Groth wurde am 24. April 1819 als Sohn eines Müllers in Heide (Dithmarschen / Holstein) geboren. Als Groth 14 Jahre alt war, wurde er zunächst Schreiber beim Kirchspielvogt in Heide, wechselte aber 1837, mit 18 Jahren also, auf das Lehrerseminar in Tondern. Wegen Geldmangels brach er vier Jahre später seine Ausbildung ab und wurde Lehrer an einer Mädchenschule in seinem Heimatort Heide. 1847 hatte Groth, der häufig krank war, einen körperlich-seelischen Zusammenbruch und schied deshalb aus dem Schuldienst aus. Bis ins Jahr 1853 weilte er bei seinem Freund Leonhard Selle zur Genesung auf Fehmarn. Dort schrieb er seine plattdeutsche Gedichtsammlung Quickborn, die 1853 erschien. Dieser Gedichtband machte Groth mit einem Schlage berühmt.

1853 zog er im Alter von 34 Jahren nach Kiel. Er arbeitete hier von Oktober 1854 bis April 1855 mit Professor Karl Müllenhoff an der Erstellung der plattdeutschen Grammatik und Orthographie sowie an den neuen Auflagen des Quickborn. Während des Winters 1854/55 entstand das Prosawerk Vertelln.

Aufgrund ärztlicher Empfehlung unternahm er im Frühling 1855 eine Reise, welche ihn zuerst nach Bonn führte. Hier verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität durch einstimmigen Beschluss den Ehrendoktor-Titel. Seine Reise führte ihn weiter in die Schweiz, später über Leipzig und Dresden nach Thüringen.

Die Kieler Villa des Dichters (1893)
Der Klaus-Groth-Brunnen in Kiel
Schleswig-Holstein meerumschlungen (1896)

Im Jahre 1857 kehrte er erstmals nach Kiel zurück, wo er im September 1858 an der Philosophischen Fakultät einen Habilitations-Vortrag hielt, erst 1866 verlieh ihm der damalige österreichische Statthalter von Holstein den Professorentitel für deutsche Sprache und Literatur. Sein damaliges Jahresgeld betrug 600 Thaler und wurde im Jahre 1871 auf 1200 preußische Thaler erhöht. In Kiel entstand auch sein umfangreichstes Werk dieser Zeit, das Epos De Heisterkrog, sowie Min Jungsparadies und zahlreiche Gedichte. Viele dieser Gedichte wurden 1871 im zweiten Teil des Quickborn zusammengefasst.

Im August 1858 verlobte er sich mit Doris Finke und am 24. August 1859 fand die Eheschließung statt. Er lebte viele Jahre im 1865/66 erbauten Haus im Schwanenweg in Kiel. Schwere Schicksalsschläge waren der Tod seiner Frau 1878 und der Tod seines Sohnes im August 1889. 1895 verbrachte er den Winter auf Capri in der Villa von Christian Wilhelm Allers.

Zu seinem 80. Geburtstag verliehen ihm die Städte Kiel und Heide jeweils das Ehrenbürgerrecht. Sechs Wochen nach seinem Geburtstag, am 1. Juni 1899, starb Klaus Groth. An der Stelle seines ehemaligen Hauses in Kiel steht heute das Krankenhaus „Quickborn“, das diesen Namen zur Erinnerung an das bekannteste Werk des Dichters trägt. In den Gebäuden des alten „Hauses Quickborn“ hat heute der DRK-Landesverband Schleswig-Holstein seinen Sitz. Direkt vor dem Eingang steht ein Gedenkstein, der an Klaus-Groth erinnert. Sein Grab befindet sich auf dem Kieler Südfriedhof (auf der dort aushängenden Übersichtskarte als Punkt „E“ gekennzeichnet).

Groth und die niederdeutsche Sprache

Groths Bestreben war es, die niederdeutsche Sprache als Literatursprache auszubauen. Dies bedeutete für ihn insbesondere die Abhandlung ernster Themen auf Plattdeutsch auf literarisch hohem Niveau. Groth versuchte zu verdeutlichen, dass die plattdeutsche Sprache zu allen Zwecken fähig ist. Allerdings betonte er, „dass die niederdeutsche Sprache nicht zu leeren Formeln und zu Wortgeklingel zu gebrauchen sei, sondern was ihr an Fähigkeit zur Abstraktion fehle, stünde ihr an großer sinnlicher Sicherheit zu Gebote“. Seine Meinung über niederdeutsche Literatursprache unterschied sich von der Fritz Reuters, des anderen berühmten plattdeutschen Literaten, der im Wesentlichen jedoch als Prosaautor bedeutend war. Ihm ging es darum, die Sache des Volkes mit dessen Sprache zu verbinden. Durch diese unterschiedlichen Meinungen kam es zum Disput mit Fritz Reuter.

Groth über Reuters Läuschen un Riemels: „[…] aber sie sind durch und durch gemein. Sie führen uns nur plumpe, unwissende oder schmutzige, schlaue Figuren vor. […] Das wäre die Blüte des Volkslebens? das seine Poesie, die man ihm absieht und ihm wiederbringt? Nein, das heißt alles in den Qualm und Wust der Bierstube hinab- und hineinziehen, wo man sich in der schluderigsten Sprechweise Vademekumsanekdoten erzählt. Da ist alles gleich, nämlich alles gemein, Bürger und Adel, hoch und niedrig.“ Reuter darauf an Groth: „Nein, Herr Doktor, unsere Wege auf dem dichterischen und volkstümlichen Gebiete gehen weit auseinander, ebensoweit wie unsere Dialekte.“

Groths hoch- und plattdeutsche Gedichte und Lieder wurden von bekannten Komponisten vertont, allen voran Johannes Brahms, aber auch Arnold Schönberg. Dem Erhalt und der Pflege des literarischen Gesamtwerks von Klaus Groth widmet sich die Klaus-Groth-Gesellschaft.

Werke

Überblick

  • 1853 Gedichtsammlung Quickborn
  • 1855–1859 Vertelln (Erzählungen)
  • 1858 Briefe über Hochdeutsch und Plattdeutsch
  • 1858 Vör de Görn („Für die Kinder“, Kinderreime)
  • 1862 Rothgeter Meister Lamp un sien Dochder (Lyrik)
  • 1873 Über Mundarten und mundartliche Dichtung
  • 1876 Mien Jungsparadies (Erzählungen)

„Quickborn“

Im November 1852 kam der plattdeutsche Gedichtband Quickborn heraus. Bis zu diesem Neuanfang von Groth war die niederdeutsche Literatur zuletzt im 17. Jahrhundert bedeutsam. Plattdeutsch sprachen vor allem Leute auf dem Lande und Leute in den unteren und mittleren Gesellschaftsschichten. Diese niederdeutsche Sprache wurde immer mehr von der hochdeutschen Schrift und Sprache verdrängt. Die Leute, die kein Hochdeutsch sprachen, wurden ausgegrenzt. Groth versuchte mit Quickborn dieser Entwicklung entgegen zu treten, denn alle Gedichte und Texte in seinem Werk, auch die anspruchsvollsten, sind im sog. „Dithmarscher Platt“ geschrieben.

„Vertelln“

In seiner Erzählungssammlung Vertelln beschreibt Groth die Menschen vom Land und die Erlebnisse und Empfindungen der einfachen Leute

„Vör de Görn“

Dies sind plattdeutsche Kinderreime. Sie wurden deshalb berühmt, weil die Reime vor allem als Wiegen- und Spiellieder verwendet wurden.

„Mien Jungsparadies“

Die kleine Erzählung Mien Jungsparadies hat überwiegend autobiographischen Charakter. Die Erzählung führt nach Tellingstedt, dem Geburtsort seiner Mutter.

Ehrungen

1899 wurde Klaus Groth für seine Verdienste um die niederdeutsche Sprache Ehrenbürger von Kiel und Heide.

Fortwirkung

Vertonungen

Mehr als 1140 Vertonungen mit biographischen Hinweisen zu den Komponisten bei Peter Höhne: Gesungene Gedichte – Klaus Groth und seine Komponisten. Arezzo Musikverlag, Hamburg 2010, AZ 516.

Namensgebungen

Nach Klaus Groth als Namensgeber wurden in vielen Orten (besonders in Norddeutschland)

Denkmäler

In der Stadt Kiel wird Klaus Groth durch den von Heinrich Mißfeldt geschaffenen und am Kleinen Kiel errichteten Klaus-Groth-Brunnen geehrt. (54° 19′ 35″ N, 10° 8′ 24″ O54.326510.14)

Geldscheine

  • 1921 gab die Stadt Heide drei Notgeldscheine zu 25 Pfennig, 50 Pfennig und 1 Mark mit dem Bild von Klaus Groth aus.
  • 1923 gab die Stadt Kiel einen Notgeldschein zu 5 Millionen Mark mit dem Bild von Klaus Groth aus

Literarisches Weiterleben

In seinem Roman Die Schule der Atheisten stellt Arno Schmidt zahlreiche Bezüge zu Klaus Groth her. Dort heißt er dann allerdings Klaus Langelütje, was Rückschlüsse auf Klaus Lütt, das ist das Pseudonym des dänischen Übersetzers der Quickborn-Gedichte, zulässt. Groths Großmutter väterlicherseits hieß Katharina Klehn oder Kleen, also „klein“. Groth besaß für die damalige Zeit eine außergewöhnliche Körpergröße, war also „lang“: Aus diesen Versatzstücken hat Arno Schmidt offenbar sein „Langelütje“ gestrickt. Arno Schmidt erwähnt auch die Gedenktafel mit der Groth-Reminiszenz am Gasthof „Zur neuen Vergesslichkeit“, errichtet an der Stelle des 1893 abgerissenen Geburtshauses der Mutter Klaus Groths.[3]

Weblinks

 Wikisource: Klaus Groth – Quellen und Volltexte
 Commons: Klaus Groth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eberhard Schmidt: Briefwechsel zwischen Alwine Wuthenow und Klaus Groth. B-S-Verlag: Rostock 2006, S. 61, ISBN 978-3-89954-244-8.
  2. http://www.sikorski.de/461/en/0/a/0/5020298/hofmann_olbert_hans/werke.html
  3. Schule der Atheisten Tellingstedt

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