- Ein Toter spielt Klavier
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Filmdaten Deutscher Titel Ein Toter spielt Klavier Originaltitel Taste of Fear Produktionsland Vereinigtes Königreich Originalsprache Englisch, Deutsch, Französisch Erscheinungsjahr 1961 Länge 82 (dt. Vers. 81) Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Seth Holt Drehbuch Jimmy Sangster Produktion Jimmy Sangster für Hammer Films Musik Clifton Parker Kamera Douglas Slocombe Schnitt James Needs
Eric Boyd PerkinsBesetzung - Susan Strasberg: Penny Appleby
- Ronald Lewis: Bob
- Ann Todd: Jane Appleby
- Christopher Lee: Dr. Pierre Gerrard
- Fred Johnson: Pennys Vater
- John Serret: Inspektor Legrand
- Leonard Sachs: Mr. Spratt
- Anne Blake: Marie, das Hausmädchen
Ein Toter spielt Klavier (Originaltitel: Taste of Fear) ist ein 1960 gedrehter und am 4. April 1961 in London uraufgeführter britischer Schwarzweiß-Thriller mit Schock- und Gruselelementen des Regisseurs Seth Holt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Seit einem schweren Reitunfall vor neun Jahren, bei dem sie vom Pferd fiel und dieses auf sie stürzte, ist die junge Penny Appleby auf einen Rollstuhl angewiesen. Nach dem Tod ihrer besten Freundin kehrt sie ins Haus ihres verwitweten und inzwischen in zweiter Ehe verheirateten Vaters, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, an die Côte d’Azur zurück. Ihre ihr völlig unbekannte Stiefmutter Jane erzählt Penny bei ihrer Ankunft, dass der Vater gerade auf einer Dienstreise sei. Als Pennys Vater auch nach Tagen nicht zurückkommt, werden ihre Nachfragen nachdrücklicher, doch man weicht ihr aus und nennt Penny widersprüchliche Gründe für die Verzögerung seiner Heimkehr. Erstmals steigt in Penny die Befürchtung auf, dass ihr Vater eventuell nicht mehr leben könnte.
Eine Nachts bemerkt die junge Frau ein Licht, das sie im Fenster des gegenüberliegenden Sommerhauses sieht. Penny rollt dorthin und entdeckt seine Leiche, in einem Lehnstuhl sitzend. Sie stößt einen gellenden Schrei aus, flieht panikartig aus dem Sommerhaus und stürzt dabei versehentlich mit ihrem Rollstuhl in den zwischen beiden Gebäuden befindlichen Swimmingpool. In letzter Sekunde kann Bob, der Chauffeur ihres Vaters, Penny aus dem sumpfigen Wasser retten. Im Laufe der Tage beginnt Penny mehr und mehr an ihrem Verstand zu zweifeln. Mehrfach erscheint ihr die Leiche ihres Vaters, sein Auto, mit dem er weggefahren sein soll, steht in der Garage und aus dem abgesperrten Musikzimmer, zu dem ausschließlich ihr Vater den Schlüssel besitzt, hört sie Musik – so als ob jemand Klavier spielt.
Auch ihre Stiefmutter, so findet Penny, benimmt sich merkwürdig. Diese macht sich um Penny Sorgen und holt den französischen Arzt Dr. Gerrard ins Haus. Gerrard, offensichtlich ein Hausfreund, behauptet, dass schon ihr Vater gesagt habe, Penny besitze seit jeher zuviel Phantasie (im Original: sie sei over imaginative). Er bescheinigt dem Mädchen eine nervliche Überanstrengung und diagnostiziert eine beginnende Paranoia. Auch die anderen Hausbewohner glauben Penny nicht, dass sie ihren Vater bereits mehrmals tot gesehen habe. Als Penny die Angestellten bittet, die von ihr beobachteten, seltsamen Vorgänge zu überprüfen, können diese jedes Mal nichts Ungewöhnliches entdecken. Penny wähnt sich im Zentrum einer allumfassenden Verschwörung. Einzig Bob scheint auf ihrer Seite zu stehen. Penny gewinnt Vertrauen zu ihm und versucht, mit seiner Hilfe den mysteriösen Ereignissen auf den Grund zu gehen.
Damit die Polizei Ermittlungen aufnehmen kann, müsse man als erstes die Leiche des Vaters finden, befinden beide. Deshalb beschließt Bob, ins Wasserbecken zu tauchen. Als er in den mit allerlei Unrat und Pflanzen gefüllten Pool hinabsinkt, um ihn näher zu untersuchen, entdeckt er dort schließlich die Leiche von Pennys Vater in der Tiefe treiben. Die Dinge spitzen sich zu, und Penny und Bob vermuten nunmehr, dass wohl Jane hinter den Vorgängen stecken muss, mit denen Penny ganz offensichtlich in den Wahnsinn getrieben werden soll. Auf diese Weise, mutmaßen beide, versuche Pennys Stiefmutter an das beträchtliche Erbe ihres toten Mannes zu kommen.
Dann nimmt das Geschehen eine dramatische Wende. Der vermeintlich vertrauenswürdige Bob erweist sich als Drahtzieher hinter den mysteriösen Vorgängen. Jane Appleby ist in Wahrheit seine Geliebte, und beide planen Pennys Ermordung. Man verfrachtet sie in den Fond des väterlichen Autos und lässt den Wagen, mit dem toten Vater an Pennys Seite, eine abschüssige Straße ungesteuert hinunterrasen, damit dieser direkt ins Meer stürze. Überraschenderweise ist Penny längst nicht so gehandicapt wie alle bisher glaubten. Sie kann sich aus dem Wagen befreien. Bob und Jane glauben, dass jetzt sowohl der Vater als auch seine Tochter beseitigt sind: ertrunken während eines fingierten Autounfalls. Dem Erbe steht jetzt nichts mehr im Weg.
Bob wird an die Unglücksstelle gerufen und ist perplex, als ihm die Polizei erklärt, dass nur eine Leiche, die des alten Appleby, im Wasser aufgefunden wurde. Bei der Testamentseröffnung erfährt die völlig überraschte Jane vom Notar, dass ihre Stieftochter bereits seit drei Wochen tot ist. Sie habe in der Schweiz, wo sie lebte, Selbstmord verübt. Als der Notar wieder aufbricht, weist er noch kurz auf eine junge Dame hin, die wenige Meter entfernt vor dem Haus im Rollstuhl sitzt. Entgeistert blickt Jane sie aus der Ferne an. Es ist die totgeglaubte, falsche Penny. Jane geht zu ihr hin. Diese erklärt Jane, dass sie Pennys beste Freundin sei und Maggie heiße. Penny hätte seit dem Tod der Mutter all ihren Lebenswillen verloren. Nach einem Briefwechsel zwischen Penny und ihrem Vater, in dem er schrieb, dass er sie nicht besuchen könne, weil hier merkwürdige Dinge vorgehen würden, habe sich das im Rollstuhl sitzende Mädchen umgebracht. Maggie rief noch am selben Abend Pennys Vater an, um ihn davon zu unterrichten. Als zwei Wochen später ein Brief an Pennys Adresse ankam, in dem Pennys Vater seine Tochter aufforderte, ihn zu besuchen, wusste Maggie, das etwas nicht stimmen kann. Sie entschied sich daraufhin, Pennys Rolle einzunehmen und an die Côte d’Azur zu reisen. Ihr war klar: irgendjemand hatte die Unterschrift des Vaters gefälscht und wollte ganz offensichtlich Penny dorthin locken.
Nach diesem Geständnis steht Maggie auf und geht. Jane ist fassungslos. Sie setzt sich in den Rollstuhl und sackt in sich zusammen. Sie weiß jetzt, dass ihr Plan gescheitert ist. Inzwischen hat der Notar auch Bob über das im Rollstuhl sitzende Mädchen informiert. Bob ist entgeistert, er läuft zum Haus zurück. Als er aus der Entfernung eine Person sieht, die, mit dem Rücken ihm zugewandt, im Rollstuhl hoch über den Meeresklippen sitzt, rennt er dorthin und tritt mit aller Wucht den Rollstuhl in den Abgrund. Er sieht, wie Jane in die Tiefe stürzt. Dann trifft die Polizei ein und verhaftet ihn. Wortlos geht er an Maggie und dem soeben eingetroffenen Dr. Gerrard, der ganz offensichtlich in Maggies Plan eingeweiht gewesen war, vorbei. Maggie und Dr. Gerrard schauen den Steilhang ins Meer hinab. Sie sehen Janes Leiche im Wasser treiben.
Produktionsnotizen
Ein Toter spielt Klavier war eine der wenigen Hammer-Filme in der Hoch-Zeit dieser auf Horrorstoffe spezialisierten Firma, der ganz ohne ein klassisches Hammer-Kinomonster (Dracula, Frankenstein, Mumie, Werwolf etc.) auskam und, infolge des überwältigenden Medienechos auf Alfred Hitchcocks unmittelbar zuvor aufgeführten Schocker Psycho, ganz auf unterschwelligen Thrill und einige Schockszenen setzte – besonders gelungen: Fred Johnson als die mit weit aufgerissenen Augen auf dem Poolgrund treibende Leiche. Stilistische wie inhaltliche Anleihen aus den 1940er-Jahre Hollywood-Thrillern Das Haus der Lady Alquist und Die Wendeltreppe sowie, bezüglich der Gimmicks und der Filmbewerbung, aus einigen William Castle-Inszenierungen der ausgehenden 1950er Jahre sind ebenfalls unverkennbar.
Gedreht wurde Ein Toter spielt Klavier in Black Park, Iver Heath, Buckinghamshire, England. Verliehen wurde der Film, in dem neben Englisch auch ein wenig Französisch und Deutsch gesprochen wurde, von Columbia Pictures. Die deutsche Erstaufführung fand am 12. Januar 1962 statt. In den Vereinigten Staaten lief der Film unter dem leicht abgeänderten Titel Scream of Fear.
Die FSK gab den Film ab 16 Jahren frei.
Kritik
Die Kritiken zur zweiten Inszenierung Seth Holts, zu deren Hauptaktiva die Kameraarbeit Douglas Slocombes, wohl dosierte Gruselschockmomente und die völlig überraschende, finale Wendung zählen, waren überwiegend positiv.
Das große Personenlexikon des Films lobte: Holt „bewies … viel Gefühl für spannungsfördernde Atmosphäre“[1]
In The House of Horror[2] heißt es: „Taste of Fear (Scream of Fear) was a splendid exercise in squeezing thrills out of a cliché story (plot to drive young girl insane), well scripted by Jimmy Sangster, superbly photographed by Douglas Slocombe, and directed with dazzling skill for the precisely right effect by Seth Holt. Hammer gave the film an added boost by one of their most effective selling gimmicks which consisted of restricting publicity at the time to a single still of the harassed heroine, Susan Strasberg, screaming her head off.“
Der Movie & Video Guide nannte den Film einen „Good Hammer Thriller“.[3]
Halliwell‘s Film Guide lobte: „Smartly tricked-out sub-Hitchcock screamer with sudden shocks among the Riviera settings and plot which Hammer borrowed from Les Diaboliques.“[4]
Das Lexikon des Internationalen Films schrieb über Ein Toter spielt Klavier: „Überdrehter Reißer mit einer Kriminal- und Schreckensgeschichte, in der Susan Strasberg die an den Rollstuhl gefesselte Tochter einer ‘Leiche‘ spielt.“[5]
Weblinks
- Ein Toter spielt Klavier in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Scream of Fear auf rottentomatoes.com
Einzelnachweise
- ↑ Kay Weniger: „Das große Personenlexikon des Films“, Band 4, S. 40, Berlin 2001
- ↑ The House of Horror. Edited by Allen Eyles, Robert Adkinson and Nicholas Fry. Lorrimer Publishing Ltd, London 1973, S. 69 f.
- ↑ Leonard Maltin: „Movie & Video Guide“, 1996 edition, S. 1143
- ↑ Leslie Halliwell: „Halliwell‘s Film Guide“, Seventh Edition, New York 1989, S. 994
- ↑ Klaus Brüne (Hrsg.): Lexikon des Internationalen Films. Band 8, S. 3869. Reinbek bei Hamburg 1987.
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