Ein Tirol

Ein Tirol

Ein Tirol war eine Untergrundorganisation, die in den Achtzigerjahren in Südtirol Sprengstoffanschläge durchführte. Anders als der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS), der in den Sechzigerjahren agierte und für die Selbstbestimmung Südtirols und dessen Rückkehr nach Österreich kämpfte, war die Gruppe Ein Tirol vermutlich ein Teil der Strategie der Spannung der italienischen Geheimdienste. Die neue Autonomie, die 1972 eingeführt und zu dieser Zeit mittels verschiedener Durchführungsbestimmungen umgesetzt wurde, sollte vermutlich geschwächt werden.

Geschichte

Über zehn Jahre nach den letzten Anschlägen in Südtirol und nachdem mit der Umsetzung des Pakets begonnen wurde und das Zweite Autonomiestatut eingeführt wurde, explodierten ab 1978 wieder Bomben. Anschläge, wie z.B. auf das Siegesdenkmal in Bozen, den Kapuzinerwastl (Alpini-Denkmal zum Abessinienkrieg) in Bruneck und das Grab des faschistischen Senators Ettore Tolomei in Montan bildeten den Anfang einer neuen zehnjährigen Anschlagserie. Auf die Attentate wurde ebenfalls mit Gewalt geantwortet: Anschläge auf das Haus von Landeshauptmann Silvius Magnago, das Andreas-Hofer-Denkmal in Meran und verschiedene Hotels waren die "Italienische Antwort", ausgeführt von den Gruppen Associazione Protezione Italiani (Api - ital. Vereinigung zum Schutz der Italiener) und Movimento Italiani Alto Adige (Mia - ital. Bewegung der Italiener in Südtirol).

Die "deutschen" Anschläge von 1978 bis 1982 dürften authentisch sein, ab 1986, nach einer erneut ruhigeren Periode mit nur noch vereinzelten Aktionen, war die Gruppierung Ein Tirol aktiv. Dazu gehörten Karl Außerer, Karola Unterkircher, Peter Paul Volgger und Karl Zwischenbrugger. Sie verübten Anschläge die offenkundig das vorgegebene politische Ziel - die Selbstbestimmung - schädigten. Die Selbstbestimmungsbewegung innerhalb und außerhalb der Südtiroler Volkspartei (SVP) gerieten unter Druck. Funktionäre der Partei, Schützen und Heimatbündler gerieten in das Kreuzfeuer der Justiz. Die Attentate geschehen pünktlich vor wichtigen politischen Ereignissen oder Wahlterminen. Nutznießer der Anschläge, die sich 1987 intensivieren, ist die neufaschistische italienische Partei Movimento Sociale Italiano (MSI), die ab 1985 bedeutende Wahlerfolge feierte. Die Partei, die nun im Popolo della Libertà (PDL) aufgegangen ist, wehrte sich am stärksten gegen die Autonomiebestrebungen der Südtiroler Volkspartei. Die Anschlagserie endete 1988 mit der Verhaftung Karl Außerers und später der anderer Mitglieder der Untergrundorganisation.

Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass die Drahtzieher der Anschläge die italienischen Geheimdienste waren, die mit der Gruppierung vor allem durch die Stay-Behind-Organisation Gladio in Kontakt stand. Agents Provocateurs hielten Verbindung zwischen der Gruppe Ein Tirol und den Diensten. Genauso hatten diese Kontakte mit den italienischen Organisationen Api und Mia.

Auswahl der Anschläge

  • Rohrbombenanschlag auf den RAI Sitz auf dem Mazzini-Platz in Bozen
  • Anschlag auf eine Druckrohrleitung eines Kraftwerkes in Lana
  • Geldinstitut Banco di Roma
  • Gebäude der staatlichen Telefongesellschaft SIP

Literatur

  • Hans Karl Peterlini, Südtiroler Bombenjahre. Raetia Edition, Bozen 2003

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