Das Haus der Lady Alquist

Das Haus der Lady Alquist
Filmdaten
Deutscher Titel Das Haus der Lady Alquist
Originaltitel Gaslight
Produktionsland USA
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahr 1944
Länge 109 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie George Cukor
Drehbuch John L. Balderston, Walter Reisch, John Van Druten und Patrick Hamilton (Theaterstück)
Produktion Arthur Hornblow Jr.
Musik Bronislau Kaper
Kamera Joseph Ruttenberg
Schnitt Ralph E. Winters
Besetzung

Das Haus der Lady Alquist ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs George Cukor aus dem Jahr 1944 und wurde von dem Filmstudio MGM produziert. Der Film wird allgemein dem Thriller-Genre zugerechnet und ist ein Remake von Thorold Dickinsons Kriminalfilm Gaslight aus dem Jahre 1940, der auf Patrick Hamiltons Theaterstück Gaslicht (Originaltitel: Gaslight, auch Angel Street) basiert. Während der Dreharbeiten zu Das Haus der Lady Alquist versuchte das Filmstudio MGM alle Kopien der 1940er Filmversion zu erwerben, um sie dann zu zerstören. Diese Bemühungen waren jedoch erfolglos, obwohl der Film in den kommenden Jahrzehnten sehr viel seltener ausgestrahlt wurde als die US-amerikanische Produktion.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im viktorianischen London wird die berühmte Sängerin Alice Alquist des Nachts in ihrem Haus ermordet aufgefunden. Die kostbaren Juwelen der Lady Alquist sind unauffindbar und der Mörder wird nie gefasst. Schwer von dem Schock gezeichnet wird Alices Nichte Paula, die ihre tote Tante fand, in ein ausländisches Internat geschickt. Zehn Jahre später hat Paula die schrecklichen Erlebnisse vergessen und arbeitet in Italien an ihrer eigenen Gesangskarriere. Als sie den charmanten Musiklehrer Gregory Anton kennenlernt, verliebt sie sich auf der Stelle in ihn und das Paar heiratet kurze Zeit später. Um ihrem Ehemann einen Gefallen zu tun, der unbedingt die gemeinsamen Flitterwochen in England verbringen möchte, reist Paula wieder nach London und zieht in das leerstehende Haus am Thornton Square ein, in dem ihre Tante ermordet wurde.

Für eine Weile scheint das Leben des Ehepaars perfekt zu sein, doch dann geschehen unheimliche Dinge in Paulas Umfeld: Gegenstände verschwinden, das Licht der alten Gaslampen flackert und Paula hört eigenartige Geräusche in dem Haus. Ihr Ehemann will von ihren Beobachtungen nichts wissen und Paula beginnt bald an ihrem geistigen Gesundheitszustand zu zweifeln. Nach einem Nervenzusammenbruch beim Besuch eines Konzerts verlässt Paula nicht mehr das Haus und wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit von dem intriganten Dienstmädchen Nancy schikaniert, die ihre Herrin einfach nur für neurotisch hält. Im Laufe der Handlung stellt sich jedoch heraus, dass Paulas Mann Gregory seine ungeliebte Ehefrau systematisch in den Wahnsinn treiben will, um von der Suche nach den im Haus befindlichen Juwelen abzulenken, die Jahre zuvor bei seinem Mord an Alice Alquist nicht auffindbar waren. In der finalen Filmsequenz entdeckt Gregory Anton die Juwelen auf dem Dachboden des Hauses, eingenäht in den Kostümen der berühmten Sängerin. Er wird jedoch von Brian Cameron, einem Scotland Yard-Agenten überwältigt, der das Haus schon eine ganze Weile überwacht hat und auch Paula von ihrem Glauben, wahnsinnig zu sein, abbringen kann.

Entstehungsgeschichte

Um im Film möglichst authentisch zu wirken, verbrachte Ingrid Bergman zur Erforschung ihrer Rolle einige Zeit in einer Nervenheilanstalt. Sie studierte dort eine Frau, die einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Fast wären aber Bergmans intensive Bemühungen umsonst gewesen und der Film von den Gagenforderungen ihres Co-Stars vereitelt worden. Charles Boyer verlangte eine zum damaligen Zeitpunkt sehr hohe Gage. Als Filmproduzent David O. Selznick davon hörte, bei dem Ingrid Bergman zu dieser Zeit unter Vertrag stand, lehnte er es ab, seine Darstellerin an das konkurrierende Filmstudio MGM auszuleihen. Erst auf Einwirken Bergmans, die sehr stark daran interessiert war, mit Charles Boyer zu arbeiten, gab David O. Selznick sein Einverständnis.

Anmerkungen

  • Die Arie, die Ingrid Bergman am Anfang des Films singt, stammt aus Gaëtano Donizettis Oper Lucia di Lammermoor. Die Oper ist sehr bekannt für ihre Szene, in der die Titelfigur Lucia dem Wahnsinn verfällt.
  • Das erste Mal trafen sich Ingrid Bergman und Charles Boyer am Tag der Bahnhofsszene, in der sich ihre Filmfiguren leidenschaftlich küssen. Da Boyer mit seinen 1,75 m Körpergröße 3 cm kleiner war als Bergman, musste er sich auf eine Kiste stellen, um neben seinem weiblichen Co-Star größer zu wirken. Diese Kiste trat Bergman während des Szenendrehs einmal unbeabsichtigt beiseite.
  • Angela Lansbury war 17 Jahre alt, als sie mit Das Haus der Lady Alquist ihr Filmdebüt feierte. Sie hatte zuvor im Bullocks Department Store in Los Angeles gearbeitet. Als Lansbury ihrem Chef die Kündigung mitteilte, versuchte der sie zum Bleiben zu überreden und versprach, ihr Gehalt dem des neuen Arbeitgebers anzupassen. In Erwartung, der Betrag würde sich im Bereich des Bullocks-Gehalts von 27 US-Dollar die Woche befinden, war er äußerst verblüfft, als Lansbury ihren Chef von ihren 500 Dollar künftigen Wochenverdienstes in Kenntnis setzte.
  • Die Sets im Film waren mit zahlreichem viktorianischen Nippes geradezu überfüllt, um so Paulas zunehmenden klaustrophobischen Wahn zu verdeutlichen.
  • Sowohl Irene Dunne als auch Hedy Lamarr lehnten die weibliche Hauptrolle in Das Haus der Lady Alquist ab.
  • In dem Drehbuch des Filmstudios MGM war vorgesehen, dass Boyer seiner Filmpartnerin in der Schlussszene seine immerwährende Liebe bekunden sollte. Diese nachträglich eingeschobenen Textzeilen beruhten auf dem Einfall eines Drehbuchautors und waren in Patrick Hamiltons Theaterstück nicht enthalten. Als Filmproduzent David O. Selznick, bei dem Hauptdarstellerin Ingrid Bergman unter Vertrag stand, das Drehbuch las, war er entsetzt und schickte der Produktionsfirma MGM eines seiner berühmt-berüchtigten nachdrücklichen Memos, in der er dem Studio befahl, die Textzeile aus dem Drehbuch zu nehmen, was die MGM dann auch tat.

Kritiken

  • Um in den Besitz seit langem gesuchter Juwelen zu kommen und um einen früheren Mord zu vertuschen, versucht ein Musiker, seine Frau durch Suggestion zum Wahnsinn zu treiben. Ein ungebrochen spannender Psychokrimi, angesiedelt im viktorianischen Zeitalter, hervorragend inszeniert und gespielt.“ (Lexikon des internationalen Films)
  • Düsterer Hollywood-Thriller um ein junges Ehepaar, das nach dem Einzug in das Haus einer verstorbenen Tante von unheimlichen Zwischenfällen geplagt wird“ (DVD & Video Report)
  • Ein rundum gelungener Thriller mit brillanten Darstellern, virtuoser Kameraarbeit und geschickt eingesetzter Musik.“ (VideoWoche)

Auszeichnungen

Der Film Das Haus der Lady Alquist, der 1945 bei der Academy Award-Verleihung für sieben Oscars nominiert wurde, brachte vor allem der gebürtigen Schwedin Ingrid Bergman in Hollywood den ersehnten Erfolg ein. Bergman, die in der Traumfabrik aufgrund ihres natürlichen Äußeren nicht von jedem akzeptiert wurde („Sie hat eine viel zu große Nase, schiefe Zähne und unmögliche Augenbrauen,“ O-Ton von David O. Selznick), gewann mit ihrem Porträt einer Frau, die scheinbar langsam dem Wahnsinn verfällt, den Golden Globe und ihren ersten von insgesamt drei Oscars. Für den Oscar nominiert wurden der gebürtige Franzose Charles Boyer als herrschsüchtiger und geheimnisvoller Ehemann und die damals erst 17-jährige Angela Lansbury, die mit Das Haus der Lady Alquist ihr Spielfilmdebüt feierte. Einen weiteren Oscar gab es für die beste Innenausstattung in schwarzweiß, die realistisch die viktorianische Epoche einfangen konnte.

Oscar 1945

  • Beste Hauptdarstellerin (Ingrid Bergman)
  • Bestes Produktionsdesign – Innenausstattung (schwarz-weiß)

Nominiert in den Kategorien

Golden Globe 1945

  • Beste Hauptdarstellerin (Ingrid Bergman)

Remake

Im Jahr 2000 mehrten sich Gerüchte, dass das US-amerikanische Filmstudio Revolution ein Remake von Das Haus der Lady Alquist plane. Das als Project 3 betitelte Werk sollte in New York spielen und ebenso von einer Frau handeln, die von ihrem Ehemann systematisch in den Wahnsinn getrieben wird. Als Hauptdarstellerin war Julia Roberts vorgesehen, für die Regie der US-Amerikaner Gore Verbinski. Für die männliche Hauptrolle waren Matt Damon und Ben Affleck, später Aaron Eckhart im Gespräch.

Unter dem Titel Butterfly sollte die Produktion mit einem Drehbuch von J. H. Wyman und Barbara Benedict am 1. April 2001 starten, doch Hauptdarstellerin Julia Roberts stieg aus dem Projekt aus, da sie angeblich unzufrieden mit dem Drehbuch gewesen sein soll. Noch im November 2001 berichteten US-amerikanische Medien, dass das Drehbuch überarbeitet werden sollte, doch das Projekt u. a. von dem Filmstudio Columbia Pictures unterstützt verlief im Sande.

Im Januar 2006 berichteten Medien, dass der britische Regisseur Joe Wright (Stolz und Vorurteil) für ein Remakes von Das Haus der Lady Alquist gewonnen wurde. Als ausführende Produzentin für das Filmstudio Warner Bros. sollte sich Paula Weinstein (Das Schwiegermonster) verantwortlich zeigen, während der Drehbuchautor Abi Morgan das Filmskript verfassen sollte. Doch auch dieses Projekt zerschlug sich.

DVD-Veröffentlichung

  • Das Haus der Lady Alquist. Warner Home Video 2004

Literatur

  • Patrick Hamilton: Gaslicht (Originaltitel: Gaslight). In: Kriminalstücke. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Jochen Ziller. Henschel, Berlin 1987, 438 S., ISBN 3-362-00005-3
  • Patrick Hamilton: Gaslicht; Spiel in 3 Akten. Kiepenheuer, 1947
  • Patrick Hamilton: Gaslight: Victorian Thriller: Play in 3 Acts (2 Males, 3 Females). Constable and Company Ltd., London 1975, ISBN 0-09-450830-5, (engl. Ausgabe)

Weblinks

 Commons: Gaslight (1944 film) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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