- Eisenbahnunfall von Bad Münder
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Beim Zugunglück von Bad Münder stießen am 9. September 2002 im Bahnhof Bad Münder (Landkreis Hameln-Pyrmont) zwei Güterzüge zusammen, wobei 40.000 Liter der gefährlichen Chemikalie Epichlorhydrin freigesetzt wurden.
Inhaltsverzeichnis
Unfallhergang und Verlauf der Rettungsmaßnahmen
Während Zugzusammenstöße ohne Beteiligung von Personenzügen im Regelfall wenig öffentliche Aufmerksamkeit erlangen, wurde über das Zugunglück von Bad Münder durch die unübersehbare Gefährdung der Bevölkerung auch überregional berichtet.
Die beiden Triebfahrzeugführer überlebten mit schweren Verletzungen.
Beteiligte Lokomotiven waren 140 635 und 152 075. Erstgenannte wurde danach ausgemustert, die 152 075 wurde mit einem neuen Lokkasten im Werk Dessau wieder aufgebaut.
Nach dem Unglück wurden sowohl bei einem Teil der Einwohner von Bad Münder wie auch den Rettungskräften erhöhte Leberwerte festgestellt, die vom Kontakt mit dem Epichlorhydrin herrühren können.[1]
Untersuchung und Konsequenzen
Die eingeleitete Untersuchung des Eisenbahnbundesamts wurde im Juli 2004 beendet und ergab als wesentliche Ursache menschliches Versagen des Triebfahrzugführers des beteiligten Zuges IRC 51219.[2] Dieser hätte bereits bei einer vorhergehenden Bremsung festgestellt, dass das Bremsvermögen des Zuges unzureichend sei, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen.
Das Zugunglück von Bad Münder war ein ausschlaggebendes Motiv für die Gründung des Niedersächsischen Zentrums für Gesundheits- und Infektionsschutz (ZGI) im September 2007 in Hannover, das als zentrale medizinische Beratungsstelle für gesundheitliche Krisensituationen bei toxikologischen wie auch epidemiologische Gefährdungslagen fungiert.[3]
Zur Verfolgung möglicher Folgeerkrankungen aufgrund des Zugunglücks von Bad Münder erfolgt eine Beobachtung im Niedersächsischen Krebsregister.[4]
Literatur
- Eisenbahn-Bundesamt: Untersuchungsbericht (Geschäftszeichen: 58411 Uub 14/02) - Zusammenstoß der Güterzüge IRC 51219 und KC 62848 im Bahnhof Bad Münder am 09.09.2002 um 20:44 Uhr, Online verfügbar bei eisenbahn-unfalluntersuchung.de (PDF-Datei, 1,2 MB).
- Imke Basting: Expositions- und Gefährdungsabschätzung bei Kindern aus Bad Münder nach dem Eisenbahnunfall vom 09.09.2002. Dissertation, München, 2006.
- Katja Radon et al.: Geographical distribution of acute symptoms after a train collision involving epichlorohydrin exposure, in: Environmental Research 102 (2006), S. 46–51.
- Der Unfall von Bad Münder. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2002, ISSN 1421-2811, S. 500.
Weblinks
- Einsatzbericht des ABC-Zuges Marienau des Landkreises Hameln-Pyrmont u. a. mit Bildern der Unglücksstelle, zuletzt abgerufen am 31. Januar 2011.
Einzelnachweise
- ↑ War der Zusammenstoß in Bad Münder vermeidbar?, Faz.net vom 20. September 2002 (abgerufen am 30. November 2010).
- ↑ o. V.: "Voll dran vorbeigerauscht", in: DVZ, Nr. 136/2005 vom 15. November 2005.
- ↑ o. V.: Neues Krisenzentrum in Hannover, in: Ärzte Zeitung Nr. 173/2007 vom 5. Oktober 2007, S. 7.
- ↑ Alexander Katalinic: Epidemiologische Krebsregistrierung in Deutschland - Bestandsaufnahme und Perspektiven, in: Bundesgesundheitsblatt 47 (2004), S. 424.
52.1780555555569.4680555555556Koordinaten: 52° 10′ 41″ N, 9° 28′ 5″ OKategorien:- Zugunfall
- Bad Münder am Deister
- Verkehrsunglück 2002
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