Erhard Bartsch

Erhard Bartsch

Erhard Bartsch (* 7. Januar 1895 in Breslau, † 5. September 1960 in Klagenfurt) war ein deutscher Pionier der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Er war entscheidend an der Entstehung und Entwicklung der neuen Landwirtschaftsmethode beteiligt. Sein Hof Marienhöhe in der Mark Brandenburg entwickelte sich zum Zentrum der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bis 1941.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1914 ging er als Offiziersanwärter bei der Artillerie in den Krieg, trat jedoch 1916 zur Feldfliegertruppe über. Für seine Einsätze wurde er mit dem Ritterkreuz mit Krone und Schwertern des Hollenzollernschen Hausordens ausgezeichnet. Nach Kriegsende wurde er ins 100.000 Mann Heer übernommen, schied aber 1920 auf eigenem Wunsch aus und leitete die Geschäftsstelle des Bundes für Dreigliederung in Breslau. Dann wandte er sich der Landwirtschaft zu und promovierte 1925 an der Universität Breslau mit sehr gutem Erfolg.

Gleichzeitig absolvierte er ein Praktikum bei Carl Graf von Keyserlingk auf dem Schlossgut Koberwitz bei Breslau. Gemeinsam mit Immanuel Vögele suchte er Interessenten für einen landwirtschaftlichen Kurs von Rudolf Steiner und arbeitete Fragen für so einen Kurs aus. Der Kurs fand 1924 auf Einladung des Grafen auf Schloss Koberwitz statt. 1926 wurde Erhard Bartsch mit der Leitung der Geschäftsstelle des Versuchsrings anthroposophischer Landwirte betraut und war Mitherausgeber der Mitteilungsblätter des Versuchsrings.

1928 übernahm er den Hof Marienhöhe bei Bad Saarow in der Mark Brandenburg, der weitgehend aus Ödland bestand, um die Wirksamkeit der Steinerschen Methoden zu beweisen. Gleichzeitig führte er weiterhin die Geschäftsstelle des Versuchsringes, organisierte die Jahrestagungen und gab die Monatsschrift Demeter heraus. Gemeinsam mit DI Franz Dreidax schuf er eine Absatzorganisation für die Erzeugnisse der biologisch-dynamischen Höfe, der sie den Namen Demeter gaben.

Nach dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft durch die Nationalsozialisten schuf er den Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise an Stelle des Versuchsrings anthroposophischer Landwirte. Auf Marienhöhe entwickelte er eine neue Form der Bewirtschaftung, die er den geschlossenen Betriebsorganismus nannte. Die Erfolge auf Marienhöhe weckten breites Interesse nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in höchsten Regierungs- und Parteikreisen. 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet. Nach mehreren Monaten wurde die Einzelhaft in eine Hofhaft verändert, die bis 1945 dauerte. Danach interessierte sich die sowjetische Besatzungsmacht für seine Erfahrungen.

1950 übersiedelte er auf den Hof seiner Frau und seiner Schwägerin bei St. Veit an der Glan in Kärnten. Dort ergriff er die Initiative Landwirtschaft und Heilpädagogik zu verbinden und behinderte Jugendliche für die Landwirtschaft auszubilden.

Schriften

  • Die Not der Landwirtschaft : Ihre Ursachen u. ihre Überwindung. Verwertungsgenossenschaft Demeter, 1927
  • Die Not der Landwirtschaft : Ihre Ursachen u. ihre Überwindung. Verwertungsgenossenschaft Demeter, Bad Saarow, 1928
  • Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise : Kerngedanken u. Grundtatsachen. Weise, Dresden, 1934

Literatur

  • U. Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus. München 1999
  • H. Koepf, B. Plato:Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise im 20.Jahrhundert, Dornach 2001
  • M. Heimeran: Vom neuen Bauerntum. Im Gedenken an Dr.Erhard Bartsch in Anthroposophische. Nachrichten 1960 Nr.48;
  • H. Bartsch, Erhard Bartsch: Gedenken an den Mitbegründer der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. In „Lebendige Erde“ 1961, Nr.1, Beilage.
  • H. Koepf, Erhard Bartsch in Biograghien Dokumentation, Forschungsstelle Kulturimpuls, Dornach 2010

Weblinks


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