Erwin Sumser

Erwin Sumser

Erwin Sumser, eigentlich Erwin Josef Sumser (* 8. Oktober 1891 in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau; † 22. Januar 1961 in Hüfingen) war ein deutscher Arzt und Pionier des Naturschutzes.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erwin Sumser, 1950

Die Vorfahren stammten aus dem Hexental, das sich von Merzhausen über Au nach Süden zieht. Der Vater, Joseph Martin Sumser, betrieb in Merzhausen eine Landwirtschaft. Die beiden Großväter waren Bürgermeister in Au und Merzhausen. Nach dem Medizinstudium in Freiburg, nach Promotion zum Dr. med. und vierjährigem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg übernahm Erwin Sumser 1920 eine Landarztpraxis in Hüfingen, mit Zuständigkeit auch für zwölf Umlandgemeinden, sowie die Betreuung des Hüfinger Krankenhauses und des Fürstlich Fürstenbergischen Landesspitals in Hüfingen. 1928 heiratete er Auguste Margarete Petrus aus Düsseldorf, mit der er drei Kinder hatte. Nachdem sie 1934 gestorben war, heiratete er 1936 Margaretha Julie Schropp aus Hüfingen. Aus der Ehe gingen vier weitere Kinder hervor. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erkrankt, wurde Sumser als Oberstabsarzt im Lazarett Donaueschingen eingesetzt. In dieser Funktion bewahrte er manchen verwundeten Soldaten vor einem Wiedereinsatz an der Front. Im Landesspital Hüfingen mit Euthanasie-Aktionen der Nationalsozialisten konfrontiert, rettete er im Rahmen des Möglichen Behinderte. Er betreute und schützte als Arzt auch die Eltern von Hans und Sophie Scholl, den 1943 hingerichteten Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die sich ins obere Wutachtal in den Bereich seiner Landarztpraxis zurückgezogen hatten.

Naturschutz

Früh sah Sumser die Gefährdung von Pflanzen, besonders Orchideen, am Schönberg bei Merzhausen und dann in der Baar bei Hüfingen. Ihr Schutz wurde ihm zur zweiten Lebensaufgabe. Seit Dezember 1931 kaufte oder pachtete er floristisch wertvolle Grundstücke, zunächst im Jennetal auf Ebringer Gemarkung am Schönberg, dann auf der Baar. Er zäunte sie ein und verhinderte ihre landwirtschaftliche Nutzung. Außerdem zahlte er Landwirten Entschädigungen, wenn sie ihren Grund und Boden im ursprünglichen Zustand beließen, hielt Lichtbildervorträge und warb um Mitstreiter. Mit Gleichgesinnten verhinderte er das Vorhaben, die Wutach zu stauen, was das Ende der Wutachschlucht bedeutet hätte. Die Hüfinger beriet er bei ihren traditionellen Blumenteppichen an Fronleichnam. 1960 verkaufte er seine aufgekauften Naturreservate an das Land Baden-Württemberg.

Sumsergarten

Durch Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes 1935 wurde am 24. Februar 1937 das Naturschutzgebiet Feldberg als erstes Naturschutzgebiet im heutigen Baden-Württemberg eingerichtet. In der Liste der Naturschutzgebiete in Baden-Württemberg ist das Naturschutzgebiet „Jennetal“ das fünfzehnte von 1029. Durch Sumsers Wirken geht es aber auf das Jahr 1931 zurück. So hat sich der Name „Sumsergarten“ eingebürgert. Das ursprüngliche Gebiet umfasste 71 Ar. 1995 wurde es auf 22,8 Hektar erweitert. 1996 ist ein zweites Ebringer Naturschutzgebiet hinzugekommen, die „Berghauser Matten“.

In einem Gutachten aus dem Jahr 1936 zur Einrichtung eines Naturschutzgebiets „Jennetal“ zählte Hermann Schurhammer, der damalige Leiter der Badischen Naturschutzstelle in Karlsruhe, 21 Orchideenarten und schrieb: „Der große wissenschaftliche Wert der Grundstücke und die Bedeutung, die ihnen als Naturschutzgebiet zukommt, liegt in ihrem ganz außergewöhnlichen Reichtum an Orchideen, insbesondere an wärmeliebenden Arten. … Das Gebiet wird an Orchideenreichtum, wenigstens an Reichtum der Arten, nur noch vom Kaiserstuhl übertroffen, da Orchis simia und Limodorum fehlen. … Der Orchideenreichtum ist das hervortretende Merkmal des Gebiets und gibt ihm den besonderen Wert, der einen dauernden Schutz notwendig, aber auch vertretbar macht.“ In einer Aufnahme aus dem Frühjahr 1982 zählte Werner Kästle,[2] Leiter einer Freiburger Grund- und Hauptschule, 19 Arten, zum Beispiel 480 Exemplare des Ohnhorns, 64 Exemplare der Bocks-Riemenzunge und 3 Exemplare des Gelben Frauenschuhs. Der letztere ist seither erloschen.

Zu den Orchideen kommen andere seltene Pflanzen wie Echter Seidelbast, Gemeine Schmerwurz, Gewöhnliche Haselwurz, Berg-Aster und Hirschwurz-Haarstrang, kommen Insekten wie die Europäische Gottesanbeterin und 33 Vogelarten.

„Im Frühjahr überzieht ein farbenprächtiges Blütenmeer die heckenreichen Wiesenhänge.“[3]

Seit 1991 wird der Sumsergarten von ehrenamtliche Naturschutzwarten während der Blütezeiten für die Öffentlichkeit geöffnet.[4]

Ehrung

Ein Gedenkstein an einem Weg von Hüfingen nach Bräunlingen, stilisierte Frauenschuh-Blüten darstellend, trägt die Inschrift: „Dr. Erwin Sumser – 40 Jahre Arzt in Hüfingen. Sein Leben war gesegnet im Wirken für die Kranken und für die Blumen seiner Heimat.“

Einzelnachweise

  1. Benno Kuhn: Weshalb das Naturschutzgebiet Jennetal auch Sumsergarten genannt wird. In: Ebringer Dorfgeschichten 2007, Nr. 1:1–8
  2. Werner Kästle: Werner Kästle und die Orchideen im Jennetal. In: Der Schwarzwald 2008; Heft 3: 7–9
  3. Peter Lutz: Jennetal. In: Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Freiburg. 2. Auflage. Ostfildern, Thorbecke Verlag 2004. ISBN 3-7995-5174-3
  4. http://www.blnn.de/agn/agn-projekte.htm#Naturschutzdienste#Jennetal

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