European Air Transport Command

European Air Transport Command
Wappen des EATC

Das European Air Transport Command (EATC) (deutsch: Europäisches Lufttransportkommando) ist eine multinationale Kommandobehörde der französischen, niederländischen, belgischen und deutschen Luftstreitkräfte am Standort Eindhoven (Niederlande). Seine Hauptaufgabe ist die operationelle Führung der Lufttransport- und Luftbetankungskräfte der beteiligten Nationen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im November 1999 erklärte der Deutsch-Französische Sicherheitsrat die schrittweise Zusammenführung vorhandener militärischer Lufttransportmittel zum gemeinsamen Ziel. In einem geeigneten multinationalen Rahmen sollte eine gemeinsame Führung etabliert werden, um damit gewinnbringende Synergieeffekte zu erzielen. Diese politische Idee markierte den Ausgangspunkt für das Projekt eines European Air Transport Commands (EATC). Zu diesem Zeitpunkt existierte bereits die European Air Group (EAG) – ein Zusammenschluss von sieben Nationen, welche eine Studie zur Durchführbarkeit der Idee und möglichen Handlungsoptionen durchführen sollte. Diese European Airlift Study kam zu dem Schluss, dass eine erweiterte Kooperation und tiefer gehende Koordination im europäischen Lufttransport dringend zu empfehlen sei[1] – speziell im Hinblick auf das Projekt A400M sogar geboten sei. Sie definierte das Ziel einer gemeinsamen Kommandostruktur und definierte verschiedene Entwicklungsstufen.

Die Nationen Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich folgten 2001 dieser dringenden Empfehlung und stellten die European Airlift Coordination Cell (EACC) in Eindhoven auf. Norwegen entsandte einen Offizier in einem Partner-Status. Diese Institution blieb zunächst auf die bloße Koordination von Lufttransporteinsätzen der Partnernationen beschränkt. Sie bewies jedoch bereits nach kurzer Zeit, dass die Prognosen der Studie stimmten. Sie erzielte eine deutliche Effizienzsteigerung, welche schließlich die Investitionen in das Projekt EACC übertraf. Der Erfolg bewog die Partnernationen dazu, die Kompetenzen der EACC weiter auszubauen, um einen noch größeren Effekt erzielen zu können. Dringende Voraussetzung war die grundsätzliche Bereitschaft der Nationen, Teile ihrer Planungs- und Auftragserteilungskompetenzen abzugeben und damit einen wichtigen Schritt hin zu einer noch tiefer gehenden Integration zu gehen.[2]

Deshalb wurde 2004 das EACC in seiner Planungsbefugnis und seinen Kapazitäten für die konzeptionelle Arbeit zum European Airlift Centre (EAC) erweitert. In dieser Dienststelle sollten fortan die Bedingungen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit definiert werden, sowie erste Ansätze zur Standardisierung von Vorschriften und Verfahren vorbereitet werden. Der Erfolg dieser grundlegenden Arbeit war jedoch weit schwerer messbar, als die Ressourcenoptimierung der EACC. Die fehlende Personalstärke und fehlender politischer Wille verhinderten eine schnelle Einigung der Partnernationen auf den weiterführenden Schritt. Dennoch konnte das EAC erfolgreich EU- als auch NATO-geführte Einsätze unterstuetzen. Dazu zählten die EU-Operation Artemis in der Demokratischen Republik Kongo von Juni bis September 2003 und die NATO-International Security Assistance Force (ISAF)-Mission in Afghanistan.[3]

Auf dem 7. Deutsch-Französischen Ministerrat (12. Oktober 2006) schließlich, verständigten sich Deutschland und Frankreich darüber, die Aufstellung eines gemeinsamen Kommandos zu initiieren.[4] Belgien sowie die Niederlande schlossen sich kurz darauf dem Vorhaben an. Im Mai 2007 unterzeichneten die vier Nationen ein entsprechendes Konzept zur Aufstellung des European Air Transport Command, auf dessen Grundlage ein multinationaler Aufstellungsstab drei Monate später die Arbeit aufnahm. [5] Dieser Stab schaffte die Voraussetzungen für die Aufstellung des EATC, welche am 1. September 2010 in Eindhoven im Beisein politischer und militärischer Repräsentanten der Partnernationen stattfand. Die Beteiligung an diesem europäischen Projekt ist offen für weitere Nationen. Spanien hat derzeit den Status eines aktiven Beobachters, Luxemburg hat eine Absichtserklärung abgegeben.[6][7]

Aufgaben

Das europäische Lufttransportkommando hat die Verantwortung für Einsatzplanung und Koordination der ca. 200 Transportflugzeuge der vier Partnernationen. Hierfür stellen die teilnehmenden Nationen ihre Kapazitäten im Bereich Lufttransport mit diversen Flächenflugzeugen - jedoch keinen Hubschraubern - dem EATC zur Verfügung. Besteht bei einem Mitgliedsstaat Bedarf für Lufttransport oder Luftbetankung, meldet er diesen an das EATC, das die entsprechenden Flugzeuge aus dem gemeinsamen Pool einsetzt. Darüber hinaus ist das EATC zuständig für die Planung und Ausführung von Einsätzen, die Sicherstellung der gemeinsamen Ausbildung und der Standardisierung.

Bei den Transportflugzeugen handelt es sich derzeit zum größten Teil um Transall C-160 und C-130 Hercules, zukünftig um Airbus A400M

Deutscher Beitrag

Generalmajor Jochen Both ist erster Kommandeur des EATC.

Der zunächst ca. 65 Personen umfassende deutsche Beitrag wird mit Personal gestellt, das vom Lufttransportkommando (LTKdo) in Münster stammt. Dieses wurde zum 31. Dezember 2010 außer Dienst gestellt.

Die ursprünglich dem LTKdo unterstellten Lufttransportgeschwader wurden am 30. Juni 2010 truppendienstlich den Luftwaffendivisionen unterstellt.

Der parlamentarische Flugbetrieb, der durch die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung durchgeführt wird, und der Einsatz von Hubschraubern, zum Beispiel für den nationalen Such- und Rettungsdienst, bleiben weiterhin in jeweiliger nationaler Verantwortung.

Flotte

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Katia Vlachos-Dengler: Carry that weight - Improving European Strategic Airlift Capabilities; Diss. Pardee RAND Graduate School; Pittsburgh 2007; p. 27.
  2. Katia Vlachos-Dengler: Carry that weight - Improving European Strategic Airlift Capabilities; Diss. Pardee RAND Graduate School; Pittsburgh 2007; p. 126-137.
  3. Gunnar Borch: "EACC becomes EAC"; Pressemitteilung des Sealift Coordination Centres vom 6. Juli 2004; eingesehen am 14. Juli 2010
  4. Europäisches Lufttransportkommando, Meldung vom 7. Deutsch-Französischer Ministerrat, 12. Oktober 2006, www.deutschland-frankreich.diplo.de, Zugriff 25. Juli 2010
  5. "L’EATC, Un pas de géant vers l’harmonisation du transport aérien militaire européen", Meldung von "Seconde Ligne de Défense", herausgegeben vom "Défense interarmées et soutien logistique" (Zentrale Logistik)
  6. EATC auf der Website der Luftwaffe; eingesehen am 14. Juli 2010
  7. Pressemitteilung „Startsein Europees militair luchttransportcommando“ auf der Website des niederländischen Verteidigungsministeriums vom 25 Februar 2010; eingesehen am 14. Juli 2010

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