Evangelische Stadtkirche (Wiesloch)

Evangelische Stadtkirche (Wiesloch)
Evangelische Stadtkirche

Die Evangelische Stadtkirche ist die Kirche der Johannesgemeinde in Wiesloch im Rhein-Neckar-Kreis im Nordwesten Baden-Württembergs.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine Kirche am Standort der evangelischen Stadtkirche wurde erstmals 1071 erwähnt, als Bischof Gundekar II. von Eichstätt 1071 eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika weihte. Nur sechs Jahre später ließ Kaiser Heinrich IV. die Kirche niederbrennen. Die Kirche wurde wiederaufgebaut und erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mehrfach bauliche Veränderungen. Zwischen 1428 und 1438 wurde sie zu einem einschiffigen gotischen Bauwerk umgebaut.

Kurfürst Ottheinrich führte 1556 in der Kurpfalz die Reformation. Anschließend machte Wiesloch alle Konfessionswechsel in der Pfalz mit, meist zwischen Lutheranern und Reformierten. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Kirche in Wiesloch schwer beschädigt und bis 1704 wieder repariert. Nach der pfälzischen Kirchenteilung 1707 wurde die Kirche den Reformierten zugesprochen. Die Katholiken bauten später die St.-Laurentius-Kirche und auch die kleine Gemeinde der Lutheraner errichtete 1747 eine eigene Kirche. 1821 schlossen sich die Reformierten und die Lutheraner in der „Vereinigten Evangelisch-protestantischen Kirche im Großherzogthum Baden“ zusammen. Die Kirche der Lutheraner wurde nun aufgegeben und die Stadtkirche, deren Langhaus bereits 1772/73 verlängert worden war, wurde 1821 nochmals erweitert. 1959 und 2001 wurde die Kirche renoviert.

Beschreibung

Chor

Die Stadtkirche steht zentral im historischen Ortskern von Wiesloch. Das geostete Bauwerk hat einen asymmetrischen Grundriss. Im Winkel zwischen Langhaus und Chor steht der Kirchturm. Die ältesten Teile des Baus sind der Turm, der Chor und Teile der Südwand. Der gotische Chor, der mit Strebepfeilern verstärkt ist, stammt aus dem 15. Jahrhundert. Im Tympanon des ebenfalls gotischen Spitzbogenportals an der Südseite prangt das Wappen der Sickinger.

Im Innenraum befindet sich an der West- und der Nordseite eine Empore. Die Fenster stammen aus dem Jahr 1886. Das zentrale Fenster im Chor zeigt Jesus flankiert von Petrus und Paulus. In einem ovalen Fenster an der Südseite des Langhauses sind zur Erinnerung an die badische Kirchenunion 1821 die Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin dargestellt.

Orgel

Die Orgel wurde 1985 von Richard Rensch erbaut. Das Instrument hat 29 Register auf drei Manualen und Pedal. Rund 900 der 1.917 Pfeifen stammen aus der Vorgängerorgel von Matthias Burkhard aus dem Jahr 1885 und wurden in die neue Orgel integriert.[1]

I Rückpositiv C–
1. Liebl. Gedeckt 8’
2. Quintade 8’
3. Prästant 4’
4. Rohrflöte 4’
5. Sesquialter I-II 22/3
6. Octave 2’
7. Quinte 11/3
8. Scharf III 1’
9. Cromorne 8’
Tremulant
II Hauptwerk C–
10. Bourdon 16’
11. Principal 8’
12. Flöte 8’
13. Salicional 8’
14. Octave 4’
15. Hohlflöte 4’
16. Quinte 22/3
17. Octave 2’
18. Mixtur IV 11/3
19. Trompete 8’
III Recit C–
20. Bourdon 8’
21. Cornett IV 4’
22. Vox Humana 8’
Tremulant
Pedal C–
23. Subbaß 16’
24. Octavbaß 8’
25. Gedecktbaß 8’
26. Tibia 4’
27. Flöte 2’
28. Posaune 16’
29. Trompete 8’

Während des Ersten Weltkriegs wurden drei Bronzeglocken, wovon die älteste aus dem Jahr 1699 stammte, eingezogen. Sie wurden 1920 durch drei Stahlglocken mit der Tonfolge dis'–fis'–a' (Tritonus-Motiv) ersetzt. Wegen Rost und der hohen Belastung, die die Stahlglocken auf den Turm ausübten, beschaffte die Gemeinde 2005 ein neues Geläut. Die vier Glocken aus Bronze erklingen im Salve-Regina-Motiv.

Name Inschrift Ø m kg Ton
Frieden Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden 1,40 1600 d'
Johannes Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben 1,10 1050 fis'
Paulus Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet 0,95 570 a'
Christus Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist 0,85 410 h'

Literatur

  • Rainer Laun: Rhein-Neckar-Kreis, in: Dagmar Zimdars u.a. (Bearb.), Georg Dehio (Begr.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. München 1993, ISBN 3-422-03024-7.
  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung, Bd 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968.
  • Martin Kares, Michael Kaufmann, Godehard Weithoff: Orgelführer Rhein-Neckar-Kreis. Heidelberg 2001, ISBN 3-932102-07-X.

Einzelnachweise

  1. Umfassende Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: Evangelische Stadtkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
49.2943138.698457

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