- Evelyn Zupke
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Evelyn Zupke, geb. Wiehler (* 28. Februar 1962 in Binz, Rügen), ist eine Heilerziehungspflegerin. Sie war eine Oppositionelle in der DDR, Mitglied im Friedenskreis Weißensee, (Mit-)Organisatorin bei der Aufdeckung des Wahlbetrugs bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 und somit wesentlich beteiligt an der „friedlichen Revolution“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach ihrem Abitur durfte Zupke nicht studieren, da sie sich in der Schulzeit nicht regimekonform verhalten hatte. Sie absolvierte daher eine Ausbildung im Gastronomiebereich. Nach einigen Berufsjahren kam es auch hier zu Problemen, da sie sich nicht am „Zettel falten“ genannten Wählen beteiligen wollte. So wechselte Zupke in den sozialen Bereich „Betreuung geistig behinderter Menschen“ unter dem Dach der Diakonie der evangelischen Kirche in der DDR. Nach dem Umzug nach Ost-Berlin fand sie Kontakt zum Friedenskreis Weißensee, einer der oppositionellen Gruppen in der DDR.
Die Kommunalwahl am 7. Mai 1989 wurde von vielen Gruppen überall in der DDR dazu genutzt, durch Beobachtungen sowie Auszählen und Kontrolle der Ergebnisse die betrügerischen Machenschaften des SED-Regimes zu beweisen. Im Gegensatz zu anderen Städten und Stadtteilen gelang es aber lediglich in Berlin-Weißensee, einen nahezu lückenlosen Nachweis für den systematischen Wahlbetrug zu liefern. Auf konspirativem Weg wurden die tatsächlichen Ergebnisse an westliche Journalisten geleitet, die wiederum die Veröffentlichung in den Medien der BRD veranlassten.
In der Folgezeit war Zupke wesentlich beteiligt an der Organisation und Durchführung der öffentlichen Protestaktionen an jedem 7. des Monats um 17 Uhr unter dem Motto: „Nie genug vom Wahlbetrug“: am 7. Juni 1989 in der Sophienkirche, am 7. Juli auf dem Alexanderplatz, am 7. August in der Hoffnungskirche Berlin-Pankow, am 7. September und 7. Oktober wieder auf dem Alexanderplatz. Außerdem nahm sie ab September 1989 an der Dauermahnwache und dem Kontakttelefon in der Gethsemanekirche teil.
Nach dem Fall der Mauer widmete sich Zupke der politischen Arbeit in verschiedenen Bereichen. So saß sie 1989/90 am „Runden Tisch“ in Berlin-Weißensee, arbeitete im Komitee zur Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit mit und war am 18. März 1990 Mitglied der Wahlkommission bei der ersten und letzten demokratischen Wahl in der DDR. Zudem arbeitete sie in der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) und im Matthias-Domaschk-Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft. Danach wechselte Zupke wieder in den sozialen Bereich, wo sie bis heute in verschiedenen Tätigkeitsbereichen arbeitet.
Am 5. März 2009 wurde Evelyn Zupke durch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus als Stellvertretendes Mitglied der 13. Bundesversammlung benannt. Als solche nahm sie an der Wahl des Bundespräsidenten am 23. Mai 2009 teil.
Evelyn Zupke ist verheiratet und hat einen Sohn.
Auszeichnungen
- 2001: Verdienstorden des Landes Berlin
- 2008: Stiftungspreis 2007 der Ludwig-Schlaich-Stiftung für die Facharbeit „Die Spuren der Vergangenheit als Chance für die Zukunft“
Literatur
- Ilko-Sascha Kowalczuk / Tom Sello (Hg.) „Für ein freies Land mit freien Menschen – Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos“ Robert-Havemann-Gesellschaft Berlin 2006
Weblinks
- Porträt: Evelyn Zupke, www.jugendopposition.de
- mdr.de: Evelyn Zupke, Damals in der DDR. Zeitzeugin Teil 7: „Staat am Ende“
- Deutschlandfunk: „Der Anfang vom Ende“, Interview vom 6. Mai 2009
- n-tv: „Als der Betrug bewiesen wurde“: Evelyn Zupke 1989, Interview vom 23. Mai 2009
- Bündnis 90/Die Grünen: „Protokoll der Plenarsitzung vom 5. März 2009“
- Blickpunkt Bundestag online: „Nie genug vom Wahlbetrug“
- Berliner Zeitung: „Die Nähe der Vergangenheit“ Artikel vom 2. Oktober 2010, textlich stark gekürzt Frankfurter Rundschau: „Späte Flucht vor den Schergen der Stasi“
Kategorien:- DDR-Opposition
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