- Ruine Falkenstein (Donautal)
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Falkenstein Schloss Falkenstein, Ostseite mit Aufgang
Entstehungszeit: um 1213
um 1407Burgentyp: Felsenburg, Talhangburg;
GipelburgErhaltungszustand: Ruine Ständische Stellung: Freiadlige;
GrafenBauweise: Kleinquader, Bruchstein;
BruchsteinOrt: Beuron-Thiergarten Geographische Lage 48° 5′ 1″ N, 9° 4′ 57″ O48.0836111111119.0825670Koordinaten: 48° 5′ 1″ N, 9° 4′ 57″ O Höhe: 670 m ü. NN Die Burgruine Falkenstein liegt zwischen den Ortschaften Neidingen und Thiergarten etwa 150 Meter über dem Talboden im Naturpark Obere Donau. Man unterscheidet Ober- und Unterfalkenstein. Die Ruine Falkenstein ist eine der besterhaltenen Ruinen im Donautal, Oberfalkenstein ist die beachtlichste Ruine des Oberen Donautals.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Forschung geht davon aus, dass Ober- und Unterfalkenstein aufgrund des Zuschnitts beider Anlagen und der urkundlichen Nachweise als eigenständige Burgen zu betrachten sind:
- Unterfalkenstein, mit nur noch wenigen erhaltenen Mauerresten, liegt auf einer Felsnase, oberhalb der Neumühle. Keramikfunde deuten darauf hin, dass sie die ältere der beiden Burgen ist (etwa 1100 - 1150). Ein Betreten der Ruine ist untersagt.
- Oberfalkenstein entstand als neuzeitliche Anlage zwischen 1516 und 1545 unter Einbezug einer Vorgängerburg und liegt im Gegensatz zu anderen Donautalburgen mitten auf einem langgezogenen, felsigen Höhenrücken, auf 743 m ü. NN an der Kante, die in südlicher Richtung steil zur Donau abfällt. Im Norden fällt der Berg zum „Buttenloch“ hin auf 670 m ü. NN ab. Dieses Seitental zwischen Falkenstein und Mittelberg, ein Umlaufberg, ist ein voreiszeitlicher Donauverlauf (heutiges Donauniveau 591 m ü. NN).[1] Die bedeutende Ruinenreste der Kernburg sind frei zugänglich und gesichert.
Geschichte
Kauf- und Schenkungsurkunden des 14. und 15. Jahrhunderts unterscheiden klar zwischen Oberer und Unterer Burg, die auch unabhängig voneinander veräußert wurden und sich oft in unterschiedlichem baulichen Zustand befanden. Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass sie nicht dennoch zeitweise eine bauliche Einheit darstellten.
Die Burg Falkenstein, nach der sich im 13. Jahrhundert ein Rittergeschlecht nannte, war schon Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitz der Grafen von Lupfen.[2]
1516 erwarb Gottfried Werner von Zimmern die Burg Falkenstein um 4800 Gulden zusammen mit Kreenhainstetten, Reinstetten, Weiler und der Mühle zu Neidingen von Wolf von Bubenhofen. Unterfalkenstein wurde zu diesem Zeitpunkt als Burgstall bezeichnet. Er begann sofort mit dem Ausbau. Dieser Ausbau erfolgte, ähnlich wie bei seinem benachbarten Burgprojekt Wildenstein nach dem technischen Stand der damaligen Zeit, der der damaligen Geschütztechnik Rechnung trug. Einen hohen Turm über der Burgkapelle, der zwar eine Sicht bis Mengen gewährleistete, bei starkem Wind aber gefährlich schwankte, ließ er abbrechen. Ähnlich wie bei der Burg Wildenstein wurde der Fels unter den Mauern bündig abgetragen, so dass der Übergang Mauerwerk/Fels fließend war.
Die Grafen von Zimmern machten die Burg zu einer Art Jagd- und Repräsentationsschloss im neuen Stil der Renaissance, mit großen Fenstern und Butzenscheiben aus Glas. Mit einer eigenen Glasverhüttung – 1978 wurde ein großer Schmelztigel, der Glasspuren aufwies[3] und 2010 um die Burg herum elf Quarzsandgruben gefunden[4] – konnten die Grafen von Zimmern ihren immensen Bedarf selbst decken: Fenster, Becher, Krüge und Flaschen produzierten die eigenen Handwerkermeister. Ihre Rezeptur hielten sie geheim. Die Burg Falkenstein gilt bisher als die einzige Burg im Donautal, auf der nachweislich Glas verhüttet wurde.[5]
1525 verkaufte Gottfried Werner den Falkenstein an seinen Bruder Johannes Werner, wobei die dazugehörigen Ortschaften um nur 400 Gulden an Sixt von Hausen verkauft wurden.
Nach 1528 baut Johannes Werner den Falkenstein weiter aus. Wilhelm von Zimmern ließ 1575 ein Wildgehege in der Nähe der Burg an der Donau anlegen, aus dem später die Ortschaft Thiergarten hervorging.[2]
Mit den Besitzungen der Zimmern erbte 1627 das Fürstenhaus Fürstenberg Falkenstein. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg als unbewohnbar bezeichnet.
Sanierung
Im Laufe der Jahre war die Ruine Falkenstein eingewachsen. Bäume und Sträucher überwucherten die Mauern und das Mauerwerk war ausgebrochen. Eine bauliche Sicherung der Ruine war dringend vonnöten. Zwischen 1977 und 1989 wurde die Falkenstein von der Aktion Ruinenschutz Oberes Donautal in Zusammenarbeit mit Experten des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg aufwändig saniert. Archäologische Ausgrabungen fanden 1978 statt.[5] Der Burghof der Kernburg der Oberfalkenstein wurde vom eingefallenen Mauerwerk befreit. Dabei stieß man auf eine bisher unbekannte und in den Fels getriebene Zisterne. Zum Abschluss der baulichen Sicherung wurde die Ruine der Oberfalkenstein für jedermann zugänglich gemacht. Die Aufgang zur Unterfalkenstein wurde zur Sicherung mit Haken ausgestattet. Sie wurde zwischenzeitlich wieder für Bergsteiger gesperrt, da das verbliebene Mauerwerk fast vollständig in die Tiefe stürzte.[6]
In den Jahren danach wucherte die Oberfalkenstein wieder zu, das sanierte Mauerwerk war an manchen Stellen wieder ausgebrochen. Aus diesem Grund wurde 2006 die Aktion Ruinenschutz Oberes Donautal reaktiviert. In vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden im Jahr 2006 das ausgebrochene Mauerwerk unter Aufsicht des Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg ausgebessert und die Beschilderung angebracht. Diese neuen Schilder weisen auf das Bauwerk und die Geschichte hin. Die Arbeiten fanden unter Mithilfe der Bergwacht Dietfurt und einer Schulklasse statt. Im Frühsommer 2007 wurde die Ruine ausgelichtet und gesäubert.[6][7]
Beschreibung
Die Burganlage der Ober- und Unterfalkenstein unterscheiden sich grundsätzlich: Die Unterfalkenstein, eine Felsburg, befindet sich etwa 50 Meter westlich der Oberfalkenstein errichtet auf zwei Felsen – Vorbefestigung (12 × 9 Meter) und Kernburg (unwesentlich größer) waren mit einem Steg verbunden. Die Oberfalkenstein dagegen ist eine großzügige Anlage. Mauerreste einer äußeren Abgrenzung auf der Süd-, Ost- und Nordseite, die den Burggraben mit einschloss, weisen auf eine Fläche von rund 5000 Quadratmetern hin. Jüngst fand sich ein Vorwerk als Schutzkonstruktion der Burg.[5] Die Vorburg auf der Südseite (45 × 20 Meter) war durch eie Außenmauer gegen diesen abgegrenzt. Die Kernburg der Oberfalkenstein befindet sich auf einem fast 20 Meter hohen und etwa 40 Meter langen Felssockel der durch eine Treppenrampe über die Vorburg erschlossen war. An der Angriffseite (von Thiergarten) war das Mauerwerk stärker gearbeitet und ursprünglich durch einen Turm gesichert. Die Treppenrampe endete etwa vier Meter vor dem Südturm, eine Zug- oder Wippbrücke ist denkbar. Nebendiesen zwei Türmen hatte die Oberfalkenstein noch einen Nordturm, bastionsartig mit Maulscharten nach Wildensteiner Art.
Fundverbleib
Die zwischen 1977 und 1990 gemachten Funde wie Keramikplatten von Kachelöfen, Fragmente von Keramik- und Glasgefäßen, Beschläge, Wurfgeschosse, drei Steinschleuderkugeln und anderes werden durch das Regierungspräsidium Tübingen, Referat Denkmalpflege, betreut. Alle Glasfunde lagern im zentralen Fundarchiv Rastatt, das dem Landesamt für Denkmalpflege unterstellt ist.[5] Vom 16. April bis 31. Mai 2010 waren die Exponate in der Ausstellung „Falkenstein – Geschichte und Exponate“ im Haus der Natur Beuron durch die Aktion Ruinenschutz Oberes Donautal gezeigt. Mit der Ausstellung wurden erstmals Grabungsfunde einer ehemaligen Burg im Donautal der Öffentlichkeit vorgestellt.[8][9]
Falkensteiner Altar
In der Kapelle der Oberfalkenstein, sie wird im Palas verortet, befand sich der sogenannte „Falkensteiner Altar“. Das vierflügelige Werk soll durch den anonymen Meister von Meßkirch[1] um das Jahr 1525[10] geschaffen worden sein. Er wurde von den Fürstenbergern nach Donaueschingen verbracht.[6] Heute befindet er sich in einem Seitenflügel der Staatsgalerie Stuttgart.[11]
Anmerkungen
- ↑ a b Von Fels zu Fels. S. 17-19 In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ a b Max Miller, Gerhard Taddey: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 6, Baden-Württemberg. 2. Auflage, 1980, ISBN 978-3-520-27602-5, S. 793.
- ↑ Er war an den Rändern komplett versintert. Schon damals spekulierten Fachleute darüber, ob es auf der Burg eine eigene Glasproduktion gegeben hatte.
- ↑ Mulde mit einem Meter Tiefe und einem Durchmesser von rund vier Metern
- ↑ a b c d Vera Romeu/vr: Zufall: Dachs liefert Beweisstück für Glasverhüttung. Auf Burg Falkenstein wurde der Feststoff bereits im frühen 16. Jahrhundert verarbeitet. In: Schwäbische Zeitung vom 3. Januar 2010
- ↑ a b c Laut Aussagen von Wilhelm Rößler, Schwäbischer Albverein, während der Besichtigung der Falkenstein durch Wikipedianer im August 2008.
- ↑ Ruine Falkenstein ist wieder wie neu. Festakt. In der Schwäbischen Zeitung Ausgabe vom 12. Juli 2007
- ↑ Ausstellung zum Thema Falkenstein. In: Südkurier vom 13. April 2010
- ↑ Falkenstein. Ausstellung geht am Montag zu Ende. In: Südkurier vom 28. Mai 2010
- ↑ Herbert Rädle: Zur Datierung des Falkensteiner Altars des Meisters von Messkirch. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. Nr. 39. 1989. S. 60
- ↑ Elsbeth Wiemann, Hatje Cantz: Malerei. Gehobene Schätze. Glücksfall für Stuttgart: Die Staatsgalerie zeigt alle „national wertvollen“ Gemälde der Sammlung Fürstenberg. In: FOCUS. Nr. 21. 2002.
Literatur
- Erwähnungen der Burg in der Zimmerischen Chronik
- Christoph Bizer: Datierung von Burgen durch Keramik. In: Stadtwerbung im Landkreis Sigmaringen-Veringen. 1985
- Christoph Bizer, Rolf Götz: Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb. DRW-Verlag. Stuttgart 1989. ISBN 3-87181-244-7
- Johannes Bühler: Wappen, Becher, Liebesspiel: Die Chronik der Grafen von Zimmern, 1288-1566. Societäts-Verlag. Frankfurt am Main 1940.
- Die Chronik der Grafen von Zimmern. Handschriften 580 und 581 der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen. Hrsg. von Hansmartin Decker-Hauff unter Mitarbeit von Rudolf Seigel. Thorbecke, Konstanz 1964-1972 (3 Bde.), unvollständig
- H. Edelmann: Der Donaufalkenstein. In: Hohenzollerische Volkszeitung. Nr 88. 1906
- H. Edelmann: Der Donaufalkenstein. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins. Nr. 19, 1976. Hrsg. vom Schwäbischen Albverein. Stuttgart 1907. ISSN 1438-373X
- Friedrich Eisele: Die Herren von Magenbuch. In: Hohenzollerische Jahreshefte. Nr. 2. Jg. 1935. hrsg. vom Verein für Geschichte, Kultur- und Landeskunde Hohenzollerns in Sigmaringen
- Walther Frick: Geschichten aus der Zimmerschen Chronik.
- Wilhelm Gradmann: Burgen und Schlösser der Schwäbischen Alb. DRW-Verlag. Stuttgart 1980. ISBN 3-87181-206-4
- Arthur Hauptmann: Burgen einst und jetzt. Burgen und Burgruinen in Südbaden und angrenzenden Gebieten. Verlag des Südkurier. Konstanz 1984. ISBN 3-87799-040-1
- Hans-Wilhelm Heine: Studien zu Wehranlagen zwischen junger Donau und westlichem Bodensee. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg. Band 5. Stuttgart 1978. ISSN 0178-3262
- Alfons Kasper: Kunst- und Reiseführer. Nr. 3. Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau. Bad Schussenried 1964
- Schwäbische Alb. Band 5. Naturpark Obere Donau. Reise- und Verkehrsverlag. Berlin 1984. ISBN 3-575-11480-3
- Wilfried Pfefferkorn: Die Burgruine Falkenstein an der Donau. Sonderdruck 1986
- Wilfried Pfefferkorn: Felsburgen im oberen Donautal. In: Burgen und Schlösser. Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege. Nr. 14. 1974. Verlag Europäisches Burgeninstitut - Einrichtung der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Braubach 1974. ISSN 0007-6201
- Günter Schmitt: Unter- und Oberfalkenstein. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach an der Riß 1990, ISBN 3-924489-50-5, S. 121-130.
- Eva Walter, Thomas Pfündel: Streifzüge im Donautal: von Donaueschingen bis Ulm. DRW-Verlag. Stuttgart 198. ISBN 3-87181-255-2
- Karl Theodor Zingler, Georg Buck: Zollerische Schlösser, Burgen und Burgruinen in Schwaben. 1906
Weblinks
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