Felix Schumann (Dichter)

Felix Schumann (Dichter)
Felix Schumann im Alter von 18 Jahren. Die Aufnahme stammt aus einer Fotoserie des Londoner Fotostudios Elliott & Fry, die während des Englandaufenthalts von Felix mit seiner Mutter Clara im Jahr 1872 angefertigt wurde.

Walter Alfred Felix Schumann (* 11. Juni 1854 in Düsseldorf; † 18. Februar 1879 in Frankfurt am Main) war das jüngste Kind aus der Musikerehe von Robert Schumann und Clara Schumann.

Bekannt wurde er durch die Vertonung einiger seiner Gedichte durch den Komponisten Johannes Brahms.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Jugend

Felix Schumanns Leben war von seiner Geburt an von einer besonderen Tragik umwoben. Sein Vater hatte sich am 27. Februar 1854 von der Düsseldorfer Rheinbrücke in den Fluss gestürzt und wurde in die Nervenheilanstalt nach Endenich bei Bonn gebracht. Seine Mutter Clara Schumann sah sich mit ihren sieben unmündigen Kindern dem Kampf um die Existenz ausgesetzt. Johannes Brahms stand ihr in dieser schwierigen Zeit als treusorgender Freund zur Seite. Er wurde auch Pate, als Felix am 1. Januar 1855 getauft wurde. Den Namen Felix (lat. „der Glückliche“) hatte sein Vater ausdrücklich gewünscht, zum Gedenken an seinen Freund Felix Mendelssohn Bartholdy. Robert Schumann hatte seinen Sohn, mit dessen Lebensschicksal dieser Name, wie sich zeigen sollte, so gar nicht harmonierte, nie gesehen. Johannes Brahms jedoch liebte Felix wie einen eigenen Sohn.

Aus zahlreichen Briefen ist herauszulesen, dass Felix zur Mutter und den Geschwistern, vor allem zur ältesten Schwester Marie ein sehr enges Verhältnis hatte. Da Clara Schumann ihre Kinder aus beruflichen Gründen oft allein lassen musste, tauschten sie sich durch Briefe intensiv aus.

Dass Felix in der Schule zunächst kein allzu fleißiger Schüler war und seiner Mutter einigen Kummer diesbezüglich machte, geht aus den Briefen von Clara an Brahms hervor. Auch macht sie Felix in einem Brief vom 26. April 1866 aus München Vorhaltungen, dass er nicht genügend lernt. Seine Zensuren waren nicht zufriedenstellend. Clara wusste, wie wichtig eine gute Bildung ist und setzte alles daran, dass ihre Kinder eine möglichst gute Ausbildung erhalten. Felix wäre zunächst gerne Musiker geworden, doch seine Mutter sowie Joseph Joachim rieten ihm davon ab, denn er wäre ständig an den Leistungen seiner Eltern gemessen worden, was einen unerträglichen Druck bedeutet hätte. Seine Begabung zum exzellenten Musiker schätzte Clara auch nicht so hoch ein, dass sie ihn in seinen Wünschen bestärkt hätte. Sein Abitur bestand Felix aber dann doch glänzend und durfte im März 1872 nach England reisen, wo seine Mutter zu jener Zeit engagiert war. Dort entstand auch das Foto des jungen Felix Schumann in der Abbildung.

Felix entschloss sich dann im Frühjahr 1872 nach Heidelberg zu gehen, um dort Jura zu studieren. Eine große Neigung empfand er nicht für dieses Studienfach, ebenso wie 43 Jahre zuvor sein Vater. Allerdings stürzte er sich in die Freuden des Studentenlebens und geriet gleich in Schulden. Schon im April 1872 klagte er in einem Brief an seine Schwester Marie über seine Geldschwierigkeiten. Im Oktober 1872 war er in einer so schwierigen finanziellen Lage, dass er seiner Mutter alles beichtete. Die hatte zu jener Zeit genug andere Sorgen, denn ihre Tochter Julie, die ihr drittes Kind erwartete, litt ebenfalls an einer Lungenkrankheit und es ging ihr nicht gut. Der Sohn Ludwig befand sich zu dieser Zeit schon mit einer Geisteskrankheit in einer Heilanstalt. Trotzdem reiste Clara Schumann offenbar nach Heidelberg, um ihrem Sohn aus der Klemme zu helfen. Er gestand ihr, dass er das Geld beim Spiel verloren hatte. Während dieses Aufenthaltes - bei dem Clara auch ein Konzert gab - starb Julie in Paris. Clara sagte niemandem etwas und trat trotzdem auf. Dies geht lediglich aus den Tagebuchaufzeichnungen von Clara Schumann hervor, Briefe diesbezüglich sind nicht mehr vorhanden.

Felix musste nun aber anscheinend dazu beitragen, den Schaden wieder gutzumachen. Im Dezember 1872 berichtete er in einem Brief an seine Schwester Marie, dass er schweren Herzens seinen Flügel verkauft habe. Im Bewusstsein seiner Schuld fragte er gleichzeitig an, ob die Mutter durch eine Auszahlung der Schumann-Stiftung in Höhe von 50.000 Reichstalern nicht doch eine fühlbare Entlastung erfahren habe. In späteren Jahren scheint Felix nie wieder "rückfällig" geworden zu sein. Vielmehr geht aus seinen Briefen immer wieder hervor, dass er es sehr bedauere, seiner Mutter so viel Sorgen und Kosten bereitet zu haben. Während seines Aufenthaltes in Italien und der Schweiz gab er Unterricht in deutscher Sprache und Musik, um zu diesen Kosten beizutragen. Von Joseph Joachim erbat er sich jedoch eine Geige, was seine zu dieser Zeit bei ihm weilenden Schwestern missbilligten. Sie waren der Ansicht, dass er sich mehr bemühen müsste, der Mutter wenigstens einen Teil der Kosten abzunehmen.

Seiner Mutter brachte er zärtliche Liebe und Vertrauen entgegen, wie aus einem Brief vom 1. Juni 1876 aus Zürich zu ersehen ist. Dennoch konnte er ihr dies im persönlichen Kontakt nur sehr schwer zeigen.

Schon zu Weihnachten 1871 beschenkte Felix seine Mutter mit einer kleinen Gedichtsammlung. Sein darin enthaltenes Gedicht Meine Liebe ist grün wie ein Fliederbaum sowie zwei weitere wurden von Brahms vertont und in die Liederbücher von Brahms aufgenommen. Sie wurden dadurch allgemein bekannt.

Krankheit und Tod

1872 erkrankte Felix an Lungentuberkulose, die ihn fünf Jahre lang von Ort zu Ort trieb. Im Herbst 1874 hielt er sich in Weißenburg, Montreux auf, vom Februar 1875 bis Ende 1876 in Engelberg, Meran. 1877 lebte er in Zürich, danach mehrere Monate in Süditalien (Palermo, Neapel, Capri) immer in der Hoffnung auf Genesung von der tückischen Krankheit. Dazwischen weilte er gelegentlich bei seiner Mutter in Baden-Baden, wo diese ein Haus erworben hatte, als Treffpunkt für die ganze Familie. Aus dieser Zeit stammen viele Gedichte, die im Gedichtband Meine Liebe ist grün wie ein Fliederbaum erschienen sind. Sie spiegeln uns das seelische Geschehen, das Sehnen, Hoffen und schließliche Entsagen des Kranken wider.

Felix hoffte immer wieder zu gesunden. Im Winter 1876/1877 trug er sich bereits mit Plänen für eine Wiederaufnahme seines Studiums, allerdings wollte er nicht das ungeliebte Jurastudium fortsetzen, sondern trug sich im Frühjahr 1877 in Zürich in die philosophische Fakultät ein. Er hatte zuvor nie daran gedacht, dass die Schriftstellerei zu seinem Beruf werden könnte, dennoch schien es ihm schlüssig, sich hierzu Wissen anzueignen. Als er jedoch plante, einige Werke zu veröffentlichen, warnte Clara ihn wiederum vor vorschnellen Entscheidungen und so wurde zu seinen Lebzeiten nichts herausgegeben, außer den drei erwähnten Liedern, die Brahms vertont hat.

Schon im Frühjahr 1878 ging es Felix Schumann gesundheitlich sehr schlecht. Auf Wunsch von Clara besuchte ihn Brahms in Begleitung des Arztes Theodor Billroth in Neapel. Dieser hatte ihm wohl wenig Hoffnung auf eine Genesung gemacht. Im Sommer 1878 bat Felix dann inständig, nach Hause kommen zu dürfen. Clara hatte inzwischen jedoch ihr Haus in Baden-Baden aufgegeben und ihren Wohnsitz nach Frankfurt verlegt. So brachte sie ihn zu Beginn des folgenden Jahres in der Heilstätte Dettweiler in Falkenstein im Taunus unter. Auf Drängen von Felix, dessen Zustand immer schlimmer wurde, nahm sie ihn dann zu sich nach Frankfurt, in die Myliusstraße 52.

Felix Schumann starb nach den Tagebuchaufzeichnungen seiner Mutter am Sonntag, dem 16. Februar 1879, um 3 Uhr morgens in Frankfurt und wurde auch dort beigesetzt. In den amtlichen Unterlagen sowie auf dem Grabstein wurde jedoch der 18. Februar 1879 vermerkt, also war dies wohl der Tag der Beisetzung.

Felix Schumann als Dichter

Faksimile, Gedicht:"Meine Liebe ist grün wie der Fliederbusch"

Während seiner Jugend- und Studienzeit und der langjährigen Krankheit schrieb er eine ganze Anzahl von Gedichten. Eine Veröffentlichung unterblieb zu seinen Lebzeiten, wenn man von den von Brahms vertonten Liedern absieht.

Insgesamt hat Brahms drei Gedichte seines Patenkindes Felix Schumann bei seinen Kompositionen verwendet:

  • Das bekannteste Gedicht ist Meine Liebe ist grün wie ein Fliederbusch. Veröffentlicht als op 63, Heft 2, Nr. 6 in Junge Lieder Nr. 1
  • Wenn um den Holunder der Abendwind kost. Veröffentlicht ebenfalls in op. 63, Heft 2 Junge Lieder.
  • Es brausen der Liebe Wogen op. 86, Nr. 5, erschien ebenda. Die Überschrift „Versunken“ scheint von Brahms zu stammen.

Weitere unveröffentlichte Werke stammen von Felix Schumann:

  • Epos zum märkischen Reformationsfest am 2. November 1871 - betitelt: Flucht Christophs von Württemberg
  • "Cejanus" - ein Trauerspiel in fünf Akten, dessen Held Ätius Cejanus ist, Präfekt der Pretorianer unter Tiberius Claudius Nero
  • 1887 entstanden zwei Mysterien "Das verlorene Paradies" und "Die Sintflut"
  • 1876 " Das goldene Zeitalter" und "Ein Zwischenspiel"
  • 1871 eine Übersetzung des dreiaktigen dramatischen Gedichtes "Manfred" von Byron.

Weiterhin der Text zu einer Kantate "Penelope" für Chor und Einzelstimmen, den er für seinen Onkel Woldemar Bargiel schrieb. Die geplante Vertonung ist dann aber wohl nicht mehr erfolgt.

Literatur

Werke

  • Meine Liebe ist grün wie ein Fliederbusch, Gedichte von Felix Schumann, hrsg. von Max Flesch-Thebesius, Stuttgart 1947

Quellen

Der handschriftliche Nachlass von Felix Schumann besteht aus einer großen Anzahl von Gedichten, sowie aus Briefen, hauptsächlich an seine Mutter und seine älteste Schwester Marie, sowie seinen früheren Lehrer Professor Planer in Berlin. Der gesamte schriftstellerische Nachlass, sowie die private Korrespondenz sind im Robert-Schumann-Haus in Zwickau archiviert. Das Original des Bildes von Felix Schumann, sowie das handschriftliche Original des Gedichtes befinden sich ebenfalls im Robert-Schumann-Haus in Zwickau.

Gedichte von Felix Schumann – aus dem Nachlass seiner Schwester Eugenie – befinden sich auch im Stadtarchiv Bonn, darunter ein Autograph eines 83zeiligen Gedichts Am Grabe R. Schumanns / Bonn d. 20. Aug. 1873 und mehrere ebenfalls eigenhändige Niederschriften von Gedichten, die Clara Schumann in einem Kuvert aufbewahrt hat, das in ihrer Handschrift die Notiz trägt „Gedichte v. Felix“. Die Gedichte waren in der Ausstellung „Clara Schumann 1819-1896“ zu sehen, die in Bonn am 100. Todestag von Clara Schumann 1996 eröffnet wurde.

Darüber hinaus:

  • Briefe aus den Jahren 1853–1896. Von Clara Schumann und Johannes Brahms, im Auftrage von Marie Schumann hrsg. von Berthold Litzmann, 2 Bände, Hildesheim [u.a.] 1970 (Reprint der Ausgabe Leipzig 1927)

Darstellungen

  • Max Flesch-Thebesius: Nachwort zu Meine Liebe ist grün wie ein Fliederbusch, Gedichte von Felix Schumann, hrsg. von Max Flesch-Thebesius, Stuttgart 1947.
  • Berthold Litzmann: Clara Schumann: ein Künstlerleben. Nach Tagebüchern und Briefen, 3 Bände, Leipzig 1902ff. (zahlreiche weitere Auflagen).
  • Eugenie Schumann: Claras Kinder. Mit einem Nachwort von Eva Weissweiler und Gedichten von Felix Schumann, Köln 1995, ISBN 3-920862-05-8.
  • Eugenie Schumann: Erinnerungen, Stuttgart 1925 (zahlreiche weitere Auflagen).
  • Renate Hofmann: Clara Schumann und ihre Söhne, Sinzig 1997, S. 27–40, Reihe Schumann Studien 6. Im Auftrage der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau hrsg. v. G. Nauhaus.

Weblinks


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