Ferrostaal

Ferrostaal
Ferrostaal AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1920
Sitz Essen, Deutschland
Leitung Jan Secher (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 4.400 (2008)
Umsatz 1,640 Mrd. Euro (2008)
Branche Industriedienstleistungen (Großanlagen und Maschinen)
Website www.ferrostaal.com
Logo der MAN Ferrostaal bis November 2009

Die Ferrostaal AG ist ein deutsches Industriedienstleistungsunternehmen mit Sitz in Essen. Das Kapital von Ferrostaal wird seit 2009 zu 70% von der International Petroleum Investment Company (IPIC) mit Sitz in Abu Dhabi gehalten; MAN ist mit 30% Minderheitsaktionärin.

Im Jahr 2008 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro und beschäftigte weltweit rund 4.400 Mitarbeiter an über 60 Standorten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ferrostaal wurde 1920 als Ferrostaal N.V. in Den Haag in den Niederlanden gegründet. Das Unternehmen betätigte sich im Stahlhandel. 1921 beteiligte sich der Oberhausener Gutehoffnungshütte Aktienverein (GHH), ein Vorgängerunternehmen der MAN, an Ferrostaal, 1926 wurde das Unternehmen komplett übernommen und als Handelsgesellschaft der Gutehoffnungshütte als Ferrostaal AG mit Sitz in Essen weitergeführt. In der Folgezeit expandierte das Unternehmen ins Ausland, verstärkt auch nach Südamerika. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen rasch wieder aufgebaut und betätigte sich ab den 1950er Jahren weltweit im Stahlhandel. Ab den 1960er Jahren ist Ferrostaal auch im Anlagenbau aktiv und erwirtschaftete 1964 einen Umsatz von 974 Millionen DM. 1990 wurde der Hersteller von Feuerwaffen- und Munitionsherstellungsanlagen Fritz Werner von der Bundesrepublik Deutschland an MAN Ferrostaal verkauft. Die Ferrostaal-Gruppe hat mit Wirkung vom 1. Januar 2002 ihre Tochtergesellschaften Fritz Werner Industrie-Ausrüstungen GmbH, MAN Ferrostaal Oil & Gas GmbH sowie die DIAG Deutsche Industrieanlagen Gesellschaft mbH auf die Gesellschaft MAN Ferrostaal Industrieanlagen GmbH mit Sitz in Geisenheim verschmolzen. Die neue Gesellschaft konzentriert sich auf die Aktivitäten Oil & Gas sowie Biofuels. Durch die Zusammenführung rechnet Ferrostaal mit weiteren Synergien bei den bisher erfolgreichen Tochtergesellschaften und einer Stärkung des Standortes Geisenheim[1]. In den 1990er Jahren begann Ferrostaal eine bis heute andauernde enge Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie und ist auch in der Komponentenfertigung aktiv. 2004 wurde Ferrostaal im Zuge der Corporate Identity in MAN Ferrostaal Aktiengesellschaft umbenannt. Im Zuge einer Neustrukturierung beschloss das Unternehmen sich neu aufzustellen und sich auf die Felder Energie und Kraftstoffe zu konzentrieren. Der Stahlhandel wurde 2007 in die Coutinho & Ferrostaal, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der CCC Steel GmbH eingebracht. Im gleichen Jahr hat MAN Ferrostaal den portugiesischen Kraftwerksbauer Koch de Portugal gekauft.

Im Januar 2009 veräußerte die MAN 70 % der Anteile Ferrostaal rückwirkend zum 1. Januar 2008 an die International Petroleum Investment Company (IPIC) aus Abu Dhabi[2]. Zum 27. November 2009 wurde die MAN Ferrostaal Aktiengesellschaft in Ferrostaal AG umfirmiert. Die restlichen 30% des Kapitals an Ferrostaal sollten Ende 2010 von IPIC übernommen werden, jedoch lehnte IPIC den Kauf des Restanteils wegen laufender Korruptionsermittlungen gegen Ferrostaal ab. Im Oktober 2010 wurde von IPIC ein Schiedgerichtverfahren angestrengt, mit dem erklärten Ziel den Kauf rückabzuwickeln, bzw. von MAN für durch die Korruptionsaffäre entstandenen Verluste entschädigt zu werden.

Korruptionsvorwürfe

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelte ab 2010 gegen Mitarbeiter, inklusive Ex-Vorstandsvorsitzenden, Matthias Mitscherlich. Das Unternehmen soll jahrelang das Auslandsgeschäft mit Schmiergeldern unterstützt haben, u.a. im Zusammenhang mit der Beschaffung von U-Booten durch Griechenland. Im Zuge eines unternehmensinternen Amnestieprogrammes berichteten dutzende Beschäftigte von regelwidrigen Zahlungen[3].

Unternehmensstruktur

Insgesamt agiert Ferrostaal in mehr als 60 Ländern weltweit. Schwerpunkte der Aktivitäten liegen in Lateinamerika, Asien, dem Nahen Osten, Europa und Afrika. Das Unternehmen teilt sich in die Geschäftsbereiche Projects und Services auf, die sich in jeweils vier Bereiche gliedern.

Projects

In der Sparte Projects mit den Unterteilungen Solar, Biofuels, Petrochemical und Industrial Projects errichtet Ferrostaal als Generalunternehmer Industrieanlagen. Seit 2007 konzentrieren sich die Aktivitäten des Unternehmens zunehmend auf erneuerbare Energien und Biokraftstoffe. Kernkompetenzen sind hier die Projektentwicklung, Finanzierung, das Projektmanagement und die Integration von Partnern.

Petrochemical errichtet Anlagen für Produkte wie Methanol und Düngemittel. Auch Olefine und Raffinerieprodukte gehören zum Portfolio des Bereichs. Der Geschäftsbereich hat in den vergangenen Jahren unter anderem fünf Methanolanlagen und zwei Ammoniakanlagen auf Trinidad errichtet.

MAN Solar Millennium, ein 30:70 Joint Venture aus Ferrostaal und Solar Millennium, errichtet solarthermische Kraftwerke. Ferrostaal ist außerdem zu knapp 43 % an der Solar Power Group beteiligt. Diese arbeitet an der Entwicklung der so genannten Fresnel-Technologie, die Solarkraftwerke wirtschaftlicher machen soll. Zurzeit existiert eine Demonstrationsanlage in Almería. Weiterhin wird gemeinsam mit dem internationalen Versorgungsunternehmen GDF Suez eine Demonstrationsanlage in Chile entwickelt. Zusammen mit der Aachener Solitem Gruppe plant Ferrostaal Anlagen für solare Kühlung zu bauen.

Der Bereich Biokraftstoffe soll ausgebaut werden. Eine erste Biodieselanlage wurde im April 2008 in Polen in Betrieb genommen. Der Bereich Bioethanol soll mit einem Schwerpunkt auf Lateinamerika und Südostasien aufgebaut werden. Seit 30 Jahren errichtet das Unternehmen Speiseölanlagen.

Industrial Projects baut Gas- und Dampfkraftwerke, metallurgische Anlagen wie beispielsweise Hochöfen sowie Kompressorstationen für die Öl- und Gasindustrie. In der MENA-Region (Middle East North Africa) liefert das Unternehmen Ausrüstung für die Erschließung von Öl- und Gasfeldern sowie Anlagen zur Weiterverarbeitung von Öl und Gas.

Services

Der Geschäftsbereich Services besteht aus den Unterbereichen Equipment, Automotive, Governmental und Ships.

Im Bereich Equipment Solutions vertreibt das Unternehmen Maschinen für die Druck-, Metallverarbeitungs- und Verpackungsindustrie. Ferrostaal ist nach eigenen Angaben der größte lieferantenunabhängige Dienstleister der grafischen Industrie.

Piping Supply liefert Rohre und entsprechendes Zubehör für Ölgesellschaften, Chemiekonzerne, Anlagenbauer und Energieversorger.

Transportation beschafft und modernisiert Schienenfahrzeuge wie Lokomotiven und Straßenbahnen.

Automotive montiert Ersatzteile für die Automobilindustrie zu kompletten Modulen und liefert diese just in sequence an Kunden.

Ships agiert als Generalunternehmer für Spezialschiffe wie Hochseeschlepper und Sicherheitstanker.

Der Unterbereich Governmental wickelt Gegengeschäfte mit ausländischen Regierungen ab.

Quellen

  1. BITS November 2007: German Arms in Burma [1]
  2. http://www.manferrostaal.com/ipic_takes_over_majority_of_man_ferrostaal.news_detail+M526cd9df31b.0.html
  3. Korruptionsskandal bei Ferrostaal, Frankfurter Rundschau, 19. Juli 2010

Weblinks


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