Carl Theodor Wagner

Carl Theodor Wagner
Carl Theodor Wagner
Elektrotechnische Fabrik
Logo-CTW.svg
Rechtsform Seit 1923 AG
später Produktions-GmbH
Gründung 1852
Auflösung 1977
Sitz Wiesbaden
Leitung Letzter Geschäftsführer: Ernst Wagner
Branche Elektrotechnik
Produkte Elektrische Uhren und Zentraluhrenanlagen
Carl Theodor Wagner
Vorläufer eines Logos:
Früher verwendete Prägemake
Fassadendetail des Firmengebäudes in der Schiersteiner Straße

Carl Theodor Wagner (* 1805 in Usingen; † 1885 in Wiesbaden) war ein deutscher Uhrmachermeister und Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Theodor Wagner absolvierte eine Uhrmacherlehre in seiner Geburtsstadt, arbeitete als Geselle in Frankfurt am Main und Mannheim und lernte bei Professor Meidinger in Heidelberg die Prinzipien des Elektromagnetismus kennen. Er eröffnete 1852 eine Werkstatt in Usingen. Später verlegte er den Firmensitz nach Wiesbaden. Die Werkstatt befand sich ab 1863 in der Goldgasse. Gefördert wurde Wagner durch Herzog Adolf, der ihn 1862 und 1863 auf die Weltausstellungen reisen ließ und auch dafür gesorgt hatte, dass er seinen Firmensitz nach Wiesbaden verlegte.

Nach Wagners Rückzug aus dem Geschäftsleben führten Wagners Söhne das Uhrenunternehmen weiter. In Wagners Todesjahr 1885 zog die Fabrik in die Mühlgasse 6 um. Ein weiterer Umzug erfolgte 1915 in den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses und eines Produktionsgebäudes in der Schiersteiner Straße 31-33.

Patente

Zusammen mit dem Kasseler Uhrmacher Heinrich Grau erfand Wagner das System Grau-Wagner, das die Grundlage der Großuhrenproduktion des bis 1977 bestehenden Unternehmens Wagner war. Es verbesserte das bereits bekannte Prinzip, mittels elektrischer Impulse in Minutenabstand über das Werk einer Hauptuhr beliebig viele Nebenuhren ohne eigenes Werk in Gang zu halten. Bei bisherigen Uhrenanlagen hatte sich als Nachteil erwiesen, dass elektromagnetische Bauteile von Nebenuhren durch die immer gleiche Polung der Gleichstromimpulse mit der Zeit magnetisiert und damit betriebsunsicher wurden. Das Grau-Wagner-Prinzip hob durch Umpolung der Minutenimpulse die selbst-magnetisierende Wirkung auf (Patent von 1880 und 1881 an Heinrich Grau)[1].

1879 bekam er das Patent für einen Elektrischen Apparat zur Erzeugung langsamer Schläge an elektrischen Glocken, wodurch der Betrieb automatisch schlagender Kirchturmuhren ermöglicht wurde.

Verbreitung und Verbleib der Uhren

Die Gründerzeit war die Blütezeit des Werkes, das zeitweise weltweit Kunden belieferte, mit der Einführung der Quarzuhren in den 1960er Jahren in Schwierigkeiten geriet und am Schluss für Abnehmer wie Siemens und Standard Elektrik Lorenz produzierte, ehe es Konkurs anmelden musste. Ab 1880 waren die Grau-Wagner-Werke Hauptlieferant für Uhrenanlagen der Deutschen Reichseisenbahnen. So besaß z. B. der Frankfurter Hauptbahnhof eine Wagner-Anlage mit etwa 50 Nebenuhren.

Über die Hauptuhr im Wiesbadener Rathaus wurden unter anderem sämtliche öffentlichen Uhren Wiesbadens gesteuert. Die Wagner-Anlage im Rathaus war bis zur Modernisierung 1989 in Betrieb und wurde dann wahrscheinlich verschrottet. In Wiesbaden befinden sich noch Grau-Wagner-Uhrenanlagen im Museum Wiesbaden und möglicherweise in der Oranienschule, der Kapelle des Paulinenstifts und im Kunsthaus, der ehemaligen Elementarschule auf dem Schulberg.

Literatur

  • Hans Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980: Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten. Förderkreis Lebendiges Uhrenindustriemuseum e. V., Villingen-Schwenningen 2005, ISBN 3-927987-91-3
  • Artikel in der Rhein-Main-Presse von Manfred Gerber vom 6. Juli 2000: Wiesbaden lieferte einst Uhren in alle Welt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsches Patent No. 13289 vom 29. Juli 1880: Elektrisches Zeigerwerk mit rotierender Ankerbewegung und polarisiertem Anker, Einreicher/Erfinder: Heinrich Grau, Cassel
    Deutsches Patent No. 18057 vom 8. November 1881: Neuerungen an dem unter No. 13289 patentierten Zeigerwerk mit rotierender Ankerbewegung und polarisiertem Anker, Einreicher/Erfinder: Heinrich Grau, Cassel

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Carl Friedrich Wagner — (* 4. Mai 1891 in Hamburg; † 1981) war ein weit über Hamburg hinaus bekannter Lehrer und Reformpädagoge an der Hamburger Versuchsschule Telemannstraße 10. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur 2.1 Carl Friedrich Wagner …   Deutsch Wikipedia

  • Carl von Wagner — Carl Freiherr von Wagner Carl Freiherr von Wagner (* 1. März 1843 in Tharandt; † 26. Dezember 1907) war ein Bauingenieur in den USA und Mexiko. Carl Freiherr von Wagner studierte 1859 bis 1862 Bauingenieurwesen an der Polytechnischen Schule… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Theodor Reiffenstein — Carl Theodor Reiffenstein, um 1848 (Kalotypie von Fritz und Julie Vogel) Carl Theodor Reiffenstein (* 12. Januar 1820 in Frankfurt am Main; † 6. Dezember 1893 …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Theodor Albrecht — (* 30. August 1843 in Dresden; † 31. August 1915 in Potsdam) war ein deutscher Geodät, Astronom und langjähriger Chef der preußischen Erdmessung. Als solcher prägte er die beginnende internationale Kooperation der Geodäsie und war Mitgründer des… …   Deutsch Wikipedia

  • Wagner (Familienname) — Wagner ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Berufsname vom Beruf des Wagners (Wagenmachers). Varianten Im niederdeutschen Raum verbreitete Varianten sind Wegner und Wegener. Daneben gibt es noch die Varianten Wahner, Wehner und… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Wagner — ist der Name folgender Personen: Carl Wagner (Maler) (1796–1867), deutscher Maler Carl Wagner (Orgelbauer), deutscher Orgelbauer Carl Wagner (Chemiker) (1901–1977), deutscher Chemiker Carl Friedrich Wagner (1891–1981), deutscher Lehrer und… …   Deutsch Wikipedia

  • Wagner controversies — The German composer Richard Wagner was a controversial figure during his lifetime, and has continued to be so after his death. [ Millington, Barry (Ed.) (1992). The Wagner Compendium: A Guide to Wagner s Life and Music. Thames and Hudson Ltd.,… …   Wikipedia

  • Wagner — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Patronyme Pour consulter un article plus général, voir : Nom de famille germanique. Wagner est un nom de famille (signifiant charron) porté par  …   Wikipédia en Français

  • Theodor Hahn — Theodor Hahn, Porträtfoto. In: Der Hausarzt, Zürich 1878 Hermann Theodor Hahn, Pseudonym: H. Hennemann, (* 19. Mai 1824 in Ludwigslust; † 3. März 1883 in Tablat bei St. Gallen) war ein deutscher Apotheker und Heilpraktiker, der seine Ansichten in …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Reuss — mit dem Schurz der Freimaurer Carl Albert Theodor Reuss (* 28. Juli 1855 in Augsburg; † 28. Oktober 1923 in München) war ein deutscher Opernsänger (Bass), Journalist, Freimaurer, Theosoph und Gründe …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”