- Carlo Lucarelli
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Carlo Lucarelli (* 26. Oktober 1960 in Parma, Italien) ist ein italienischer Schriftsteller. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Lucarelli als Journalist, Drehbuchautor, Fernsehmoderator und auch als Regisseur bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Carlo Lucarelli wurde 1960 in Parma, Italien, als Sohn eines Arztes geboren. Heute lebt er in Mordano bei Bologna. Schon früh interessierte sich Carlo für Theater und Literatur. Düstere Szenen und Kriminalgeschichten wie die von Edgar Allan Poe faszinierten ihn. Schon als Jugendlicher fing er an zu schreiben, was ihm nicht nur gute Noten in Italienisch in der Schule einbrachte, sondern wohl auch seinen weiteren Werdegang mit dem Studium in Literatur und Geschichte vorbestimmte.
Noch während des Studiums, das Lucarelli mit nicht übertriebenem Tempo vorantrieb, kam er bei Recherchetätigkeiten für seine Abschlussarbeit mit dem Stoff für seine ersten beiden Romane in Berührung, die in der Zeit des Faschismus und in der Nachkriegszeit angesiedelt sind. Beide Romane machten Lucarelli schnell bekannt und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der Langzeitstudent seine akademischen Bemühungen aufgab, um sich der Karriere als Schriftsteller und tausend anderen Aktivitäten zu widmen.
Lucarelli schrieb Theaterstücke, Comics, Hörspiele und ist ein gefragter Drehbuchautor. Auch als Moderator von Fernsehsendungen über Kriminalfälle (Blu notte misteri d’Italia) ist er bekannt. Als Journalist arbeitete er für mehrere italienische Tageszeitungen und Zeitschriften wie Il Manifesto, Il Messaggero und L’Europeo. Darüber hinaus hat er über zwanzig Romane, Sachbücher und Kurzgeschichten verfasst.
Zusammen mit Marcello Fois und Loriano Macchiavelli gründete er die "Gruppe 13", eine Produktionskooperative von Kriminalautoren aus der Region Emilia-Romagna. Daneben zeichnet Lucarelli verantwortlich für das Literatur eZine "Incubatoio 16". Wenn dem begeisterten Hobbykoch neben seinen weiteren Aktivitäten wie seiner Lehrtätigkeit für Kreatives Schreiben und dem sonntagabendlichen Chatten mit seinen Fans noch Zeit bleibt, singt er (miserabel, wie er selbst sagt) in der Post-Punk-Band "Progetto K".
Die Romane
Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren, die ihren Serienhelden treu bleiben und diesen über viele Jahre ein Abenteuer nach dem anderen bescheren, bleibt Lucarelli sich selbst in seinem Drang zur Vielseitigkeit treu und widmet seine Romane gleich mehreren, höchst unterschiedlichen Figuren in drei alternierend vorangetriebenen Krimiserien.
Seinen ersten Charakter, Comissario De Luca, lässt Lucarelli während Faschismus und Nachkriegszeit bis in die frühen Fünfziger verbissen und von Schlaf- und Essstörungen gepeinigt ermitteln, wobei die Romane viel Geschichte, Politik und Atmosphäre dieser Zeit vermitteln. Die eigene dunkle politische Vergangenheit, die Ambitionen seiner korrupten Vorgesetzten und die doppelbödige Moral dieser Zeit machen De Luca bei seinen Ermittlungen in und um Bologna schwer zu schaffen. Die Figur spielt die Hauptrolle in Freie Hand für De Luca, Der trübe Sommer und Der rote Sonntag.
Eine ganz gegensätzliche, weil äußerst komische und temporeiche aber wieder in Bologna angesiedelte Serie besetzt Lucarelli mit dem tollpatschigen Versager Sovrintendente Coliandro, der mit deftiger Sprache und Machogehabe so gerne wie Clint Eastwood wäre, und dem es entgegen aller Wahrscheinlichkeit dennoch immer gelingt, seine Fälle zu lösen, was ihm aber in seiner Karriere herzlich wenig nützt, genauso wenig wie bei den Frauen. In einer ständigen Nebenrolle tritt in dieser Serie die leicht anarchische Fahrradkurierin Nikita auf und beide bestehen viele skurrile und aberwitzige Szenen - in denen das Blut durchaus auch einmal in Strömen fließen darf. Zu dieser Serie gehören die Romane Nikita, Schutzengel sowie die zurzeit noch nicht übersetzten Falange armata und Coliandro.
Und schließlich Ispettore Grazia Negro, aus Apulien nach Bologna versetzt und somit direkt an zwei Fronten benachteiligt - als Frau in einer Männerdomäne und als Süditalienerin - die sich dennoch mutig und bravourös schlägt, wenn es darum geht, psychopathische Mörder zur Strecke zu bringen. Sie spielt die Hauptrolle in Lupo Mannaro (noch nicht übersetzt), Der grüne Leguan und Der Kampfhund.
Neben diesen drei Miniserien stehen mehrere nicht minder spannende Einzelwerke, die ganz verschiedene Thematiken aufgreifen wie die chinesische und die russische Mafia, Drogenhandel, das Literaturstudium, Faschismus und dem Kampf der internationalen Brigaden gegen die Faschisten in Spanien und vieles mehr. Etwas aus der Art geschlagen ist das komische Werk Autostrada, das sich mit der Italiener liebsten Kind, dem Auto im Stau beschäftigt.
Werke
Hier ist eine Auswahl Lucarellis bedeutenderer Werke. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Erzählungen.
- Freie Hand für De Luca (1998, orig.: Carta bianca, 1990)
- Der Trübe Sommer (2000, orig.: L'estate torbida, 1991)
- Falange armata (1992, noch unübersetzt)
- Indagine non autorizzata (1993, noch unübersetzt)
- Schutzengel (2001, orig.: Il giorno del lupo, 1994)
- Vorrei essere il pilota di uno Zero (1994, noch unübersetzt)
- Coliandro (1994, noch unübersetzt)
- Lupo mannaro (1994, noch unübersetzt)
- Der rote Sonntag (2001, orig.: Via delle Oche, 1996)
- Guernica (1996, noch unübersetzt)
- Der grüne Leguan (1999, orig.: Almost blue, 1997)
- Schüsse aus dem Walkman (2000, orig.: Febbre gialla, 1997)
- Mafia alla Chinese (2004, orig.: Febbre gialla, 1997)
- Autostrada (2002, orig.: Autosole, 1998)
- Il trillo del diavolo (1998, noch unübersetzt)
- Das Mädchen Nikita (2000, orig.: Nikita, 1999)
- Die schwarze Insel (2003, orig.: L’isola dell’angelo caduto, 1999)
- Mistero in blu (1999, sieben Kriminalfälle aus der TV Serie, noch unübersetzt)
- Die dunklen Seiten des Lichts (2001, Anthologie, orig.: Il lato sinistro del cuore, 2001)
- Der Kampfhund (2002, orig.: Un giorno dopo altro, 2000)
- Laura di Rimini (2004, orig.: Laura di Rimini, 2001)
- Medical Thriller (2002, noch unübersetzt)
- Misteri d’Italia - i casi di Blu Notte (2002, zehn Kriminalfälle aus der TV Serie, noch unübersetzt)
- Serial Killer - storie die ossessione omicida (2003, noch unübersetzt)
- Nuovi misteri d’Italia (2004, neue Kriminalfälle aus der TV Serie, noch unübersetzt)
- Chi c’è lassù (2004, Erzählungen, noch unübersetzt)
geplant
- A quattro Mani (Eine Erzählung von Carlo Lucarelli und Andrea Camilleri mit einer Dokumentation über die italienische Kriminalliteratur), Erscheinungsdatum in Italien: 2008
Verfilmungen
2006 strahlte Rai 4 Fernsehfolgen mit dem "L’ispettore Coliandro" aus. Die Miniserie ist eine Produktion von Rai Fiction, realisiert von Tommaso Dazzi, Nauta Film. Die Regie führten die Manetti Bros. Der sympathische Verlierer Coliandro wurde vom Nachwuchsschauspieler Giampaolo Morelli gespielt. Die Besetzung der weiblichen Hauptrolle änderte sich jedoch in jeder Folge: Nicole Grimaudo, Cecilia Dazzi, Jocelyn Parry Iean und Youma Diakite waren die Darstellerinnen.
- Il giorno del lupo (24. August 2006)
- Vendetta cinese (29. August 2006)
- In trappola (31. August 2006)
- Magia nera (5. September 2006)
Auszeichnungen
- 1993: Alberto Tedeschi Preis für Indagine non autorizzata
- 1996: Premio Giorgio Scerbanenco des Noir in Festivals in Courmayeur für Via delle oche (Der rote Sonntag)
- 2000: Franco Fedeli Preis für L’isola dell’angelo caduto (Die schwarze Insel)
Weblinks
Deutschsprachige Quellen:
- Literatur von und über Carlo Lucarelli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Carlo Lucarelli bei Lesekost.de - weniger ansprechend gestaltet, aber genauso informativ
- Interview Deutschlandradio - Buchbesprechung von "Schutzengel" und Interview
- Interview mit dem Krimi-Forum.de - über Lucarelli und seine Werke
- Freitag.de - Kritische Auseinandersetzung mit "Literaturthrillern" à la Lucarelli von Thomas Wörtche
Vorwiegend auf Italienisch:
- Offizielle Homepage (teilweise auch auf deutsch, im Hauptmenü all’estero wählen und dann die Sprache)
- Lucarellis eigener Blog - aktuelle Informationen
Literatur über Carlo Lucarelli
- Stephanie Neu (2005) - "Carlo Lucarelli : Farben des Kriminalromans: giallo, nero, blu" - Magisterarbeit, Italianistik
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