Gero Friesecke

Gero Friesecke

Gero Friesecke (* 19. Juni 1964 in Bonn)[1] ist ein deutscher Mathematiker und derzeit Professor für Analysis an der TU München und der University of Warwick.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Friesecke studierte ab 1985 an der Universität Bonn und ab 1990 an der Heriot-Watt University in Edinburgh, wo er 1993 bei John M. Ball promovierte. [2] Nach Postdoc-Aufenthalten an der Carnegie Mellon University, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der ETH Zürich war er 1997/98 Lecturer und danach Professor an der Oxford University. Seit 2001 ist er Professor an der University of Warwick und zusätzlich seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Analysis an der TU München.

Friesecke beschäftigt sich mit der Variationsrechnung und der mathematischen Physik. Er leistete wesentliche Beiträge im Gebiet der Dynamik von Gittern, der nichtlinearen Elastizitätstheorie, und der mathematischen Aspekte der Quantenmechanik von Atomen und Molekülen. Viele von Frieseckes Arbeiten sind direkt durch physikalische Fragestellungen motiviert.

Die ersten Arbeiten von Friesecke beschäftigen sich mit retardierten Differentialgleichungen. Anschließend beschäftige er sich mit der Existenz von Solitonen bei Gitterschwingungen. Besonders hervorzuheben sind die in Zusammenarbeit mit Robert Pego entstandenen Arbeiten zur Existenz und den Eigenschaften von Solitonen im Fermi-Pasta-Ulam-Problem. Von 1999 bis 2004 entwickelten sie in einer Reihe von Artikeln eine vollständige Theorie zu diesem Problem.

Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehört der Beweis eines geometrischen Rigiditätssatzes gemeinsam mit Richard D. James (University of Minnesota) und Stefan Müller (Universität Bonn). Dieser findet Anwendung in der Elastizitätstheorie. Dort stellt sich die Frage, wie aus einer Gleichung für den Gleichgewichtszustands für einen dreidimensionalen Körper eine sinnvolle Gleichung für den Gleichgewichtszustands eines zweidimensionalen Körpers hergeleitet werden kann. Einer der möglichen Zugänge zu diesem Problem ist es, den Gleichgewichtszustand als Minimierer der Energie zu beschreiben und mittels der Γ-Konvergenz einen Grenzübergang für das Energiefunktional durchzuführen.

Neuere Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Fragestellungen der Quantenmechanik. Friesecke versucht hier zum einen chemische Eigenschaften eines Elements aus der zugehörigen Schrödinger-Gleichung herzuleiten.[3][4] Zum anderen versucht er bekannte physikalische Aussagen, wie das Ehrenfest-Theorem, mathematisch zu beweisen.[5] Friesecke selbst bezeichnet die Quantenmechanik als seine Motivation, sich mit der Mathematik zu beschäftigen.[6]

Preise und Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • G.Friesecke, B.D.Goddard: "Explicit large nuclear charge limit of electronic ground states for Li, Be, B, C, N, O, F, Ne and basic aspects of the periodic table", SIAM J. Math. Analysis Vol. 41, No. 2, 2009, pp. 631-664
  • G.Friesecke, "The multiconfiguration equations for atoms and molecules: charge quantization and existence of solutions", Arch. Rat. Mech. Analysis 169, 35-71, 2003
  • G.Friesecke, F.Theil, Validity and failure of the Cauchy-Born hypothesis in a two-dimensional mass-spring lattice, J. Nonl. Sci. 12 No. 5, 445-478, 2002
  • G.Friesecke, R.D.James, S.Müller: A hierarchy of plate models derived from nonlinear elasticity by Gamma-convergence. Arch. Rat. Mech. Anal., Band 180, 2006, S. 183-236.
  • G.Friesecke, R.D.James, S.Müller: A theorem on geometric rigidity and the derivation of nonlinear plate theory from three dimensional elasticity. Comm. Pure Appl. Math., Band 55, 2002, 1461-1506.
  • G.Friesecke, R.D.James, S.Müller, The Föppl-von Karman plate theory as a low energy Gamma limit of nonlinear elasticity, C. R. Acad. Sci. Paris Ser. I 335, 201-206, 2002
  • G.Friesecke, R.D.James, S.Müller, Rigorous derivation of nonlinear plate theory and geometric rigidity, C. R. Acad. Sci. Paris Ser. I 334, 173-178, 2002
  • G.Friesecke, R.L.Pego, "Solitary waves on Fermi-Pasta-Ulam lattices: IV. Proof of stability at low energy", Nonlinearity 17 229-252, 2004
  • G.Friesecke, R.L.Pego, "Solitary waves on Fermi-Pasta-Ulam lattices: III. Howland-type Floquet theory", Nonlinearity 17 207-228, 2004
  • G.Friesecke, R.L.Pego, "Solitary waves on Fermi-Pasta-Ulam lattices: II. Linear implies nonlinear stability", Nonlinearity 15 1343-1359, 2002
  • G.Friesecke, R.L.Pego, "Solitary waves on Fermi-Pasta-Ulam lattices: I. Qualitative properties, renormalization and continuum limit", Nonlinearity 12 1601-1627, 1999

Weblinks

Referenzen

  1. Gero Friesecke. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. De Gruyter, Onlineversion (Artikel-ID P86834), Stand vom 19. August 2011.
  2. Math Genealogy Project
  3. [1]
  4. [2]
  5. [3]
  6. [4]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Prix Whitehead — Le prix Whitehead est décerné annuellement par la London Mathematical Society à un mathématicien travaillant au Royaume Uni et qui se trouve encore au début de sa carrière. Le prix est attribué en mémoire de J. H. C. Whitehead, le pionnier de la… …   Wikipédia en Français

  • Oberwolfach Prize — The Oberwolfach Prize of Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach is awarded approximately every three years for excellent achievements in changing fields of mathematics to young European mathematicians not older than 35 years. It is… …   Wikipedia

  • Whitehead-Preis — Der Whitehead Preis der London Mathematical Society (LMS), benannt nach J. H. C. Whitehead, wird jährlich an bis zu vier Mathematiker vergeben, die in Großbritannien wohnen oder dort studiert haben und am Anfang ihrer Karriere stehen (weniger als …   Deutsch Wikipedia

  • Mathematical Research Institute of Oberwolfach — The library, the main building and the bungalows …   Wikipedia

  • Instituto de Investigación Matemática de Oberwolfach — Biblioteca, edificio principal y dormitórios Modelo de una superficie de Boy, en la ruta del instit …   Wikipedia Español

  • John M. Ball — Sir John Macleod Ball FRSE FRS, oft zitiert John M. Ball, (* 19. Mai 1948 in Farnham (Surrey)) ist ein britischer Mathematiker, der sich mit angewandter Mathematik und Analysis beschäftigt. Ball studierte 1966 bis 1969 an der Cambridge University …   Deutsch Wikipedia

  • Oberwolfach-Preis — Der Oberwolfach Preis des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach wird etwa alle drei Jahre an junge europäische Mathematiker verliehen. Er ist mit 5000 Euro dotiert. Preisträger 1991 Peter Kronheimer 1993 Jörg Brüdern, Jens Franke 1996… …   Deutsch Wikipedia

  • Institut de recherche mathématiques d'Oberwolfach — 48° 20′ 44″ N 8° 14′ 07″ E / 48.34555556, 8.2352777 …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”