Fußballderbys in Mexiko

Fußballderbys in Mexiko

Die alles überschattende Rivalität des mexikanischen Vereinsfußballs ist kein Derby im eigentlichen Sinn, darf aber aufgrund ihrer existenziellen Bedeutung für den Fußball im Land südlich des Rio Grande in einer solchen Betrachtung dennoch nicht unerwähnt bleiben. Schließlich hat in Mexiko die Begegnung zwischen América aus der Hauptstadt und Chivas aus der zweitgrößten Stadt des Landes einen ähnlichen Stellenwert wie in Spanien die Begegnung zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.

Eine weitere städteübergreifende Rivalität ist der Clásico del Bajío, das traditionsreiche Derby im mexikanischen Bundesstaat Guanajuato, das zwischen dem Club León und dem rund 60 Kilometer entfernten CD Irapuato ausgetragen wird.

Neben diesen beiden "Fernduellen" werden die fünf Stadtderbys beschrieben, die in den letzten Jahrzehnten regelmäßig in der Primera División ausgetragen wurden: der Clásico Tapatío zwischen Chivas und Atlas in Guadalajara, der Clásico Regiomontano im Großraum der Stadt Monterrey zwischen Rayados und Tigres sowie die Derbys der drei großen Mannschaften aus der Hauptstadt: der Clásico Joven zwischen América und Cruz Azul, der Clásico Capitalino zwischen América und Pumas sowie der Clásico Chilango zwischen Cruz Azul und Pumas. Im letzten Abschnitt werden alle weiteren Städte vorgestellt, die in vergangenen Spielzeiten gleichzeitig zwei Erstligisten unterhielten.

Die politische Hauptstadt Mexikos ist auch Fußballhauptstadt des Landes; denn Mexiko-Stadt war zu keiner Zeit mit weniger als drei, häufig sogar mit bis zu fünf, Vereinen in der Primera División vertreten. Zweiterfolgreichste Stadt in dieser Hinsicht ist das zweitgrößte Ballungsgebiet des Landes, Guadalajara. Die Stadt war immer mit mindestens zwei Vereinen gleichzeitig in der höchsten Spielklasse vertreten. In den späten 1970er Jahren konnte Guadalajara zeitweise fünf Vereine in der ersten Liga vorweisen und übertrumpfte in der Saison 1976/77 sogar die in jener Saison „nur“ mit vier Erstligisten aufwartenden Hauptstadt.

Die Derbystatistiken basieren auf dem Stichtag 31. Juli 2009. Es ist jedoch generell zu beachten, dass Statistiken dieser Art stets mit Vorsicht zu genießen sind, denn nicht selten weichen diese je nach Quelle voneinander ab. Dennoch vermitteln sie einen Gesamteindruck über den sportlichen Vergleich zweier um die Gunst des Publikums in derselben Region buhlenden Mannschaften. Dabei wurde stets jene Mannschaft zuerst genannt, die eine erfolgreichere Derbybilanz vorzuweisen hat.

Inhaltsverzeichnis

El Superclásico del Fútbol Mexicano

Ticket des mexikanischen Super Clásico
vom 5. September 1993

Der Hauptunterschied der beiden populärsten Vereine Mexikos besteht darin, dass der aus dem Arbeitermilieu hervorgegangene Club Deportivo Guadalajara selten über besonders finanzkräftige Gönner verfügte und sein Hauptaugenmerk auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses richtete. Außerdem verpflichtet der ursprünglich von einem Belgier gegründete Verein seit jeher nur in Mexiko geborene Spieler und widersetzt sich vehement der Verpflichtung ausländischer Profis. Trotz dieser restriktiven Politik und der in der Vergangenheit häufig fehlenden finanziellen Mittel hat es der Verein mit seinen elf Titeln doch zum Rekordmeister der Primera División und zum populärsten Verein Mexikos gebracht. Der Club América ist ursprünglich ein von der Mittelschicht der mexikanischen Hauptstadt getragener Verein, der seit seiner „Übernahme“ durch den Mediengiganten Televisa in den 1950er Jahren über einen äußerst finanzkräftigen Sponsor verfügt. Mit dem vielen Geld verpflichtete América eine Reihe ausländischer, vor allem argentinischer und später auch brasilianischer, Spieler, die nicht immer den Erwartungen entsprachen. Gleichzeitig wurde die eigene Nachwuchsförderung zeitweise stark vernachlässigt. Diese Vereinspolitik brachte dem Club América schon früh den Spitznamen „millonetas“ ein, was in etwa so viel wie „Geldsäcke“ bedeutet. [1] Der Club América ist mit zehn Meistertiteln zweiterfolgreichster Verein der Primera División und genießt auch die zweithöchste Popularität unter den mexikanischen Fußballfans.

Bilanz des Superklassikers

  • Spiele gesamt: 203 [2]
  • Siege América: 73
  • Remis: 65
  • Siege Chivas: 65
  • Tore América: 267
  • Tore Chivas: 263

El Clásico del Bajío

Die fußballerische Rivalität zwischen den Städten León und Irapuato geht bereits auf die 1920er Jahre zurück und ist eng mit dem Fußballenthusiasten Diego Mosqueda verbunden. Mosqueda gründete 1911 in Irapuato einen Verein unter der Bezeichnung Club Mutualista Irapuatense. Als er später nach León verzog, gründete er auch dort einen Verein. Der 1920 entstandene León Atlético war der erste Fußballverein in der Weberstadt und wird inoffiziell als Vorgängerverein des 1944 kreierten Profivereins Club León angesehen. Weil es zunächst in der eigenen Stadt an Gegnern mangelte, organisierte Mosqueda, der noch über gute Kontakte nach Irapuato verfügte, eine Reihe von Freundschaftsspielen zwischen León Atlético und Mannschaften aus Irapuato. In den frühen 1930er Jahren wurde erstmals die Staatsmeisterschaft von Guanajuato ausgetragen, die zunächst von Teams aus Irapuato dominiert wurde. In der Saison 1934/35 gewann erstmals ein Verein aus León die Meisterschaft und durchbrach somit die bis dahin bestehende Vormachtstellung der Clubs aus Irapuato.[3]

Seither besteht zwischen den beiden Städten bzw. ihren sportlichen Repräsentanten eine Rivalität, die nicht selten zu gewalttätigen Ausschreitungen der verfeindeten Fanlager geführt hat und noch immer führt. Um Krawalle zwischen den eigenen Fans und denen des Erzrivalen Club León von Anfang an zu unterbinden, hat der Vorstand des CD Irapuato beschlossen, für das brisante Derby am letzten Spieltag der Saison 2010/11 keine Tickets an Auswärtsfans abzugeben.[4] Doch das Fehlen der gegnerischen Fans hatte lediglich zur Folge, dass die im Zusammenhang mit diesem Derby bestehenden Aggressionen letztendlich in den eigenen Reihen abgebaut wurden.[5]

El Clásico Tapatío

Ticket eines clásico tapatío mit dem
Estadio Jalisco im Hintergrund

Die Rivalität in Guadalajara zwischen Atlas und Chivas ist das traditionsreichste Stadtderby im mexikanischen Profifußball. Schließlich fand das erste Derby dieser Art bereits 1918 statt und wird seither beinahe halbjährlich ausgetragen; sieht man einmal von den insgesamt drei Spielzeiten ab, die Atlas nicht in der Primera División vertreten war. Atlas entstand nicht in Guadalajara, sondern in dem südlich hiervon gelegen Vorort San Pedro Tlaquepaque und galt in seiner Anfangszeit als Verein der Aristokratie. Chivas entstand in dem Arbeiterviertel Mexicaltzingo südlich des Stadtzentrums von Guadalajara und wurde von Anfang an als Volksverein wahrgenommen. Die Derbys waren daher von einem starken sozialen Gegensatz geprägt und wurden über Jahrzehnte hinweg entsprechend emotional ausgetragen. Noch in den 1950er Jahren wurde keine Begegnung der mexikanischen Primera División so heftig umkämpft wie der Clásico Tapatío. [6] Stellvertretend für viele ihrer Duelle darf der folgende Bericht eines Reporters über ein Derby im Jahr 1957 gelten: Die Begegnung zwischen Guadalajara und Atlas, die im Rahmen des Pokalturniers Copa de Oro de Occidente ausgetragen wurde, war wie alle Tapatío-Derbys geprägt von Kampf, von Streitigkeiten auf dem Platz und auf den Rängen, Einmischung der Trainer, Platzverweisen und dem Einschreiten der Polizei. [7]

Bilanz des Clásico Tapatío

  • Spiele gesamt: 191 [8]
  • Siege Chivas: 76
  • Remis: 55
  • Siege Atlas: 59
  • Tore Chivas: 322
  • Tore Atlas: 277

Clásico Regiomontano

Bevor die heutige Rivalität zwischen dem CF Monterrey und den UANL Tigres geboren wurde, gab es in den drei Spielzeiten zwischen 1966/67 und 1968/69 Derbys zwischen dem CF Monterrey und dem CF Nuevo León. Das erste Erstligaderby zwischen dem CF Monterrey und den Tigres wurde in der Saison 1974/75 ausgetragen und findet seither – mit Ausnahme der Saison 1996/97, als die Tigres in die zweite Liga abgerutscht waren – in jeder Saison statt.

Die Rayados sind direkt in Monterrey beheimatet, während sich die Heimat der Tigres im Vorort San Nicolás de los Garza befindet. Beide Vereine sind eng mit einer Universität verbunden: der CF Monterrey mit dem Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey (ITESM), der größten Privatuniversität von Monterrey, auf deren Gelände sich auch ihr Stadion Tecnológico befindet; die Tigres mit der staatlichen Universidad Autónoma de Nuevo León, die ihre Heimspielstätte, das Estadio Universitario, beherbergt.

Ein für andere Derbys in Mexiko untypisches Merkmal des clásico regiomontano ist, dass bei jedem Derby kaum Auswärtsfans zu sehen sind. Diese Tatsache ist jedoch nicht auf Sicherheitsbedenken zurückzuführen, sondern weil beide Vereine über ein hohes Dauerkartenkontingent verfügen und daher für Gästefans kaum Tickets zu haben sind.[9]

Bilanz des Clásico Regiomontano

  • Spiele gesamt: 87 [10]
  • Siege Tigres: 33
  • Remis: 25
  • Siege Rayados: 29
  • Tore Tigres: 127
  • Tore Rayados: 122

Die großen Derbys in Mexiko-Stadt

Von den drei großen Vereinen, die heute ihren Sitz in Mexiko-Stadt haben, ist der Club América zweifelsohne der Traditionsreichste. Denn er wurde bereits 1916 gegründet und hatte sich schon in heiß umkämpften Derbys der alten Primera Fuerza gegen die damaligen Stadtrivalen wie Atlante, Necaxa, Asturias und España zu behaupten, als an seine heutigen Stadtrivalen noch gar nicht zu denken war. In den Jahren nach seiner Gründung stellte er die erste Mannschaft, die nur aus mexikanischen Spielern bestand. Als Ironie der Geschichte darf bezeichnet werden, dass später ausgerechnet sein Erzrivale aus Guadalajara die Tradition hoch hielt, nur mexikanische Spieler unter Vertrag zu nehmen - und durch diese Politik zum beliebtesten Verein des Landes avancierte -, während América zum Inbegriff des Clubs wurde, der sich lieber auf dem ausländischen Spielermarkt umsah als auf dem einheimischen. Während Atlante und Necaxa als einheimische Arbeitervereine galten und die spanischen Teams von Asturias und España als Repräsentanten der spanischen Oberschicht wahrgenommen wurden, galt der aus der Mittelschicht geborene Club América als schichtenübergreifender Verein mit ebenfalls mexikanischen Wurzeln.

Im Prinzip knisterte es in allen Stadtderbys und als Erzrivalen hatten sich dabei jene Vereine heraus kristallisiert, die in sozialer Hinsicht auf einer Ebene standen. So gab es heftige und ruppig ausgetragene Derbys zwischen den hart und kämpferisch spielenden Atlantistas und den eher feinsinnig und technisch agierenden Necaxistas.[11] Viel Wind um die „spanischen Derbys“ entfachte sich bereits Wochen vor dem Spiel. Asturias und España waren erbitterte Erzrivalen und das bevorstehende Derby war Gesprächsstoff in den hauptsächlich von Spaniern frequentierten Kneipen und Cafés. Die Spieler beider Mannschaften tauschten im Vorfeld der Begegnung allerlei „Nettigkeiten“ aus und die Anhänger drohten einander mit Prügel.[12] Mit der Weigerung, den Profistatus anzunehmen, verpasste Necaxa 1943 den Anschluss und das Derby mit Atlante hatte in den 1950er Jahren, als es wieder stattfand, nicht mehr die Bedeutung wie zuvor. Das „spanische Derby“ kam mit dem Rückzug beider Mannschaften aus der Primera División im Jahr 1950 zum Erliegen. Daher war das Derby zwischen dem bürgerlich geprägten América und Atlante als dem Repräsentanten der sozial Benachteiligten in den 1950er Jahren das wichtigste Duell im Hauptstadtfußball.

Mit dem 1962 erfolgten Aufstieg des Club Universidad Nacional in die höchste Spielklasse des mexikanischen Vereinsfußballs begann eine neue Ära, die jedoch erst in den 1970er Jahren Früchte tragen sollte. Denn mit dem zunehmenden sportlichen Erfolg vergrößerte sich auch die Anhängerschaft des Universitätsvereins. Die soziale Komponente der Rivalität besteht seit jener Zeit vor allem durch folgende Gegensätze: die Pumas erfreuten ihre vorwiegend jugendlichen Fans häufig durch eine erfrischende Spielweise, während der Club América von seinen zahlreichen Gegnern als verkrusteter Beamtenverein und seine Mannschaft als wahllos zusammengekaufte „Söldnertruppe“ wahrgenommen wird.

Zur unumstößlichen Feindschaft zwischen den Pumas und América war es spätestens in der Saison 1984/85 gekommen, als die beiden Mannschaften sich in den Finalspielen um die Meisterschaft gegenüberstanden und América nur aufgrund äußerst fragwürdiger Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gewann.[13]

Bei beiden Vereinen nicht gerade willkommen war der im Bundesstaat Hidalgo gegründete CD Cruz Azul, Verein der gleichnamigen Zementfabrik, der in den Jahren davor bereits zwei Meistertitel einheimsen konnte und im Sommer 1971 den beengten Verhältnissen in Jasso entfloh und ein neues Domizil in der Hauptstadt bezog. Kaum an ihrem neuen Standort angekommen, gelang den Cementeros - wie sie nicht nur wegen ihrer Zugehörigkeit zur Zementfabrik, sondern auch wegen ihres unattraktiven, aber äußerst effektiven Defensivspiels genannt wurden – zwischen 1972 und 1974 ein Titelhattrick, was weitere Missgunst, insbesondere vom erfolgsverwöhnten Umfeld des Club América, nach sich zog.

Die Rivalität zwischen dem nach Mexiko-Stadt gekommenen Erfolgsverein Cruz Azul und dem zu jener Zeit sportlich noch im Schatten stehenden Universitätsverein entwickelte sich mit dem zunehmenden Erfolg der Pumas und insbesondere durch die Finalspiele in den Jahren 1979 und 1981, die die beiden Teams gegeneinander bestritten. Der erste Vergleich ging an Cruz Azul, die zweite Auseinandersetzung wurde von den Pumas gewonnen.

Ticket des Cláscio Joven aus der Saison 1986/87

Bilanz des Clásico Joven

  • Spiele gesamt: 141 [14]
  • Siege América: 48
  • Remis: 51
  • Siege Cruz Azul: 42
  • Tore América: 208
  • Tore Cruz Azul: 185

Bilanz des Clásico Capitalino

  • Spiele gesamt: 118 [15]
  • Siege América: 41
  • Remis: 49
  • Siege Pumas: 28
  • Tore América: 156
  • Tore Pumas: 139

Bilanz des Clásico Chilango

  • Spiele gesamt: 114 [16]
  • Siege Cruz Azul: 45
  • Remis: 33
  • Siege Pumas: 36
  • Tore Cruz Azul: 159
  • Tore Pumas: 132

Historische Stadtderbys

In diesem Abschnitt werden alle weiteren Städte aufgeführt, die in der Vergangenheit mit zwei Vereinen gleichzeitig in der Primera División vertreten waren:

León

In León gab es zwischen 1945/46 und 1950/51 sechs Jahre lang Stadtderbys zwischen dem Club León und dem Club San Sebastián. Nach dem Abstieg des letztgenannten Vereins dauerte es bis zum Aufstieg von Unión de Curtidores, kurz UC, ehe es hier zu weiteren Stadtderbys kam. Dabei standen sich der Club León und Unión de Curtidores in den acht Spielzeiten zwischen 1974/75 und 1980/81 sowie 1983/84 gegenüber. Von den insgesamt 16 Punktspielderbys, die sie in der höchsten Spielklasse bestritten, war León fünfmal erfolgreich, während UC drei Begegnungen für sich entscheiden konnte. Die übrigen acht Spiele endeten unentschieden. Die Torbilanz spricht mit 24:21 ebenfalls für León. Interessant ist, dass die Heimbilanz des Club León absolut ausgeglichen ausfällt (sechs Remis, ein 3:2-Erfolg und eine 0:1-Niederlage), während er auswärts klar im Vorteil liegt. Das torreichste Spiel war ihre allererste Begegnung in der Saison 1974/75, die 4:4 endete. Die höchsten Siege fielen jeweils 3:0 aus und kamen beide bei Heimrecht des UC zustande (zu Gunsten von UC in der Saison 1976/77 und für León in der Saison 1983/84). Außerdem trafen beide Mannschaften noch ein weiteres Mal in der Meisterschaftsendrunde 1974/75 aufeinander, wo UC mit 1:0 und 0:0 die Oberhand behielt.[17] Nähere Details zur erbitterten Rivalität zwischen León und UC sind in den beiden Vereinsartikeln nachzulesen.

Orizaba

Zwei der zehn Gründungsmitglieder der Primera División kamen aus der beschaulichen Klein- und Industriestadt Orizaba, die sich auf der Wegstrecke von der Hafenstadt Veracruz in die Hauptstadt befindet. In den sechs Spielzeiten zwischen 1943/44 und 1948/49 stritten sich die Asociación Deportiva Orizabeña (Nachfolgerin des 1898 von vorwiegend schottischen Textilarbeitern gegründeten Orizaba Athletic Club, der 1903 als erster Meister Mexikos in die Fußballgeschichte des Landes einging) und der 1932 von Angestellten der Moctezuma-Brauerei gegründete UD Moctezuma de Orizaba um die lokale Vorherrschaft im früheren „Manchester Mexikos“. Seit dem Rückzug beider Mannschaften aus der ersten Liga (A.D.O. 1949 aufgrund interner Querelen und Moctezuma 1950 aufgrund von Verbandsstreitigkeiten) gehört der Spitzenfußball in Orizaba der Vergangenheit an. Während die Nachfolgemannschaft des A.D.O. als Albinegros de Orizaba wenigstens gelegentlich in der zweiten Liga vertreten ist, existiert die Mannschaft von Moctezuma schon lange nicht mehr.

Puebla

Nach dem Erwerb der Lizenz des CF Oaxtepec war eine neu formierte Mannschaft unter der Bezeichnung Ángeles de Puebla in den vier Spielzeiten zwischen 1984/85 und 1987/88 als zweiter Verein der Stadt Puebla neben dem etablierten Puebla FC in der Primera División vertreten. Es gelang ihm allerdings zu keiner Zeit, sich aus dem übermächtigen Schatten seines traditionsreichen Nachbarn zu lösen und so entschied der Vereinsvorstand sich zum Rückzug aus der Liga und verkaufte seine Lizenz 1988 an den Club Santos Laguna, der seither zu einer festen Größe des mexikanischen Fußballs gehört. Weil beide Mannschaften in den wegen der Vorbereitung zur WM 1986 ausgetragenen Sonderturnieren der Saison 1985/86 nicht aufeinander trafen, kam es insgesamt nur zu sechs Punktspielderbys, von denen Ángeles kein einziges gewann. Dreimal konnte sich Puebla durchsetzen und ebenso oft endete der Vergleich unentschieden. Interessant ist, dass der Puebla FC alle drei „Heimspiele“ gewann (3:1, 4:0 und 2:0), während alle Spiele, in denen Ángeles Heimrecht genoss, remis endeten (zweimal 1:1 und zuletzt 3:3).

San Luis Potosí

Der Club Atlético Potosino aus der Stadt San Luis Potosí wurde 1972 gegründet und sollte eigentlich nur den Unterbau für den Ortsnachbarn Club San Luis bilden, der zu dieser Zeit der Primera División angehörte. Doch bereits nach zwei Jahren kam das Unerwartete: Während der Club San Luis am Saisonende 1973/74 in die zweite Liga abstieg, gelang dem Club Atlético Potosino der Aufstieg. Weil die Potosinos sich 15 Jahre lang in der ersten Liga halten konnten und der Club San Luis zwei Jahre später ins Oberhaus zurück kehrte, kam es in der Saison 1976/77 zum bisher einzigen Mal in der mexikanischen Primera División zu Stadtderbys zwischen zwei Vereinen aus San Luis Potosi. Hier behielt der Club San Luis in den direkten Duellen zwar (mit 1:1 und 2:0) die Oberhand, musste die erste Liga jedoch erneut verlassen, weil die Erstligaspielberechtigung für die kommende Saison an den CD Tampico verhökert worden war.

Torreón

Bevor Santos Laguna sich zu einer festen Größe im mexikanischen Fußball entwickelte, buhlten der CF Laguna und der CF Torreón um die Vorherrschaft in Torreón. Sie verbrachten zwischen 1969/70 und 1973/74 fünf gemeinsame Spielzeiten in der Primera División.

Einzelnachweise

  1. Greco Sotelo: El oficio de las canchas (1950-1970), Editorial Clío, S. 52f und 67 ISBN 970-663-024-4
  2. Statistik gem. RSSSF.com Berücksichtigt wurden alle (nachweisbaren) Begegnungen seit Einführung des Profifußballs 1943. Unberücksichtigt blieben die drei Spiele aus dem Jahr 1926, von denen Chivas zwei gewann und eines unentschieden endete.
  3. Juan Cid y Mulet: Libro de Oro del Fútbol Mexicano, B. Costa-Amic, Mexiko-Stadt, 1960/61, S. 199ff und 423ff
  4. Definen Irapuato y León liderato en Liga de Ascenso (spanisch; Artikel vom 19. April 2011)
  5. Violencia en el Irapuato vs León (Video zum Derby vom 23. April 2011)
  6. Greco Sotelo: El oficio de las canchas (1950-1970), Editorial Clío, S. 27
  7. Greco Sotelo: El oficio de las canchas (1950-1970), Editorial Clío, S. 65
  8. Die Bilanz enthält alle bekannten (in der spanischen Wikipedia dokumentierten) Pflichtspielderbys
  9. Der clásico regiomontano bei FIFA.com (englisch)
  10. Auflistung aller Derbys bis zum 12. März 2006 (die späteren Spiele sind allerdings in der Statistik enthalten. Ferner ist zu beachten, dass das 28. Derby abgebrochen wurde und ohne Wertung blieb, so dass es hier nicht berücksichtigt wurde.)
  11. Greco Sotelo: El oficio de las canchas (1950-1970), Editorial Clío, S. 64
  12. Carlos Calderón Cardoso: Por amor a la camiseta (1933-1950), Editorial Clío, México 1998, S. 22f ISBN 970-663-023-6
  13. Nähere Angaben zu den Vorfällen um dieses Finale und weitere Aspekte ihrer Rivalität finden sich im Artikel über die UNAM Pumas.
  14. Die hier publizierte Derbystatistik wurde kombiniert aus den Angaben der Websites von RSSSF.com und Esmas.com. Esmas ist die Website des América-Sponsors Televisa und genießt daher offiziellen Status. Die Statistik ist allerdings vor dem Derby vom 11. März 2007 publiziert, so dass die späteren Begegnungen hinzuaddiert werden mussten. Interessanterweise schreibt Esmas América einen Sieg weniger und Cruz Azul einen Sieg mehr gut als die Website von RSSSF. Da bei Esmas allerdings die Angabe eines Torverhältnisses unterbleibt, wurde die Statistik selbst von Esmas übernommen, das Torverhältnis dagegen von RSSSF.
  15. Gemäß Angabe in der spanischen Wikipedia zzgl. des Spiels vom 22. März 2009, das torlos endete
  16. Berücksichtigt wurden alle Punktspielderbys und Play-off-Begegnungen in der Meisterschaftsendrunde bis zum Ende der Saison 2010/11
  17. Einstieg zu den Ergebnissen über die Tabellen der mexikanischen Liga bei RSSSF

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