Fürstbischöfliche Residenz (Freising)

Fürstbischöfliche Residenz (Freising)
Ostfassade mit dem kleinen Residenzturm und dem anschließenden Fürstengang

Die Fürstbischöfliche Residenz Freising ist ein Gebäude auf dem Domberg in Freising und war bis zur Säkularisation in Bayern Sitz der Freisinger Bischöfe. Heute haben dort ein Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus des Erzbistums München und Freising, das Hilfswerk Renovabis und das Institut für Theologische und Pastorale Fortbildung Freising ihren Sitz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Gebäude liegt am höchsten Punkt des Dombergs an der Westseite des Domhofes. Im Süden fällt der Domberg zu Moosach und Isar steil ab. Im Westen liegen ein Anbau des Bildungszentrums und das Dombergmuseum. Im Südosten liegt eine Terrasse und im Anschluss daran das heutige Gebäude der Dombibliothek.

Gebäude

Residenz

Die Residenz ist eine Vierflügelanlage mit einem zentralen Hof. Der Kern des Gebäudes stammt aus dem 14. Jahrhundert. Von diesem Gebäude sind noch einige Räume im Nordflügel erhalten. Unter Bischof Philipp von der Pfalz begann 1519 eine Neugestaltung. Davon sind heute noch die Hofarkarden erhalten, deren ornamentale Säulen bis 1519 von Stephan Rottaler gestaltet wurden.[1] Die heutige Form der Residenz stammt aus den Jahren 1607 bis etwa 1622.

Großer Residenzturm

Merian freising.jpg

An der Nordwestecke der Residenz stand ein Residenzturm oder auch Khueturm genannter Turm. Im Gegensatz zu den anderen Türmen auf dem Domberg handelte es sich dabei nicht um einen Kirchturm, sondern um einen weltlichen Turm.

Die ältesten Teile des Turmes stammen vermutlich noch aus dem Mittelalter und waren Teil des Bergfriedes der damaligen Bischofsresidenz. Dieser erste Turm war in mehrere Geschosse mit nur kleinen Fenstern gegliedert. Die Geschossgliederung entsprach nicht der der anliegenden Gebäude und der Turm hob sich klar von diesen ab.

1620 wurde das ursprüngliche Dach abgebrochen und durch einen achteckigen Aufbau mit Welscher Haube ersetzt. Aufgrund der großen Grundfläche des Rumpfturmes war es möglich einen umlaufenden Balkon anzubringen, der die höchste Aussichtsplattform in Freising und Umgebung darstellte.

Nach einem Brand 1743 wurde die Welsche Haube beim Instandsetzten durch eine Zwiebelhaube ersetzt. Unter der Regierungszeit von Fürstbischof Ludwig Joseph von Welden (1768-1788) wurde die Turmgalerie mit Vasen und Figuren ausgeschmückt. Darunter befand sich auch eine Figur des Erzengel Michael was dazu führte, dass das Oktogon über einige Jahre den Namen Michaelsburg trug.

Schon im Verlauf des 18. Jahrhunderts ergaben sich statische Probleme, die von bekannten Baumeister Johann Michael Fischer 1755 aber nicht als besorgniserregend bezeichnet wurden. Da aber unter dem Nachfolger von Ludwig Joseph von Welden, Maximilian Prokop von Toerring-Jettenbach, aufgrund der hohen Verschuldung des Hochstifts Freising kein Geld mehr für den Unterhalt des Turms zur Verfügung stand wurde das Oktogon und die Galerie 1790 abgerissen und durch ein Mansarddach ersetzt. Als nach einige Jahre nach der Säkularisation in Bayern 1802/03 das Gebäude in ein Priesterseminar umgewandelt wurde, wurde der Turm bis auf Höhe der umliegenden Gebäude herunter abgebrochen. Der Großteil der Bausubstanz ist jedoch nach wie vor erhalten und ist nach Entkernung des Turm heute in die anderen Gebäude integriert.

Ursprünglich war der Turm Teil der Wehranlagen der Residenz und diente so rein militärischen Zwecken. Spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts verlor der Turm mit der Beseitigung der Anlagen diese Funktion und diente vor allem städtebaulich-repräsentativen Zwecken. Ein Teil des Turms diente auch als Gefängnis, allerdings ab dem Mittelalter nur für Geistliche. Grund für eine Haft hier waren zum Beispiel negativer persönliche Lebenswandel oder auch konträre Meinungen in Glaubensfragen. Ein bekannter Insasse war Lorenz von Westenrieder der hier 1775 wegen eines umstrittenen Schulbuchs einige Tage Arrest absitzen musste. Von dieser Nutzung stammt vermutlich der Name Khueturm, der laut Johann Andreas Schmeller auf das Wort khue oder kue für bischöfliches Gefängniß für delinquierende Geistliche zurückgeht.

Um den Domberg mit Wasser zu versorgen entstand ab dem 16. Jahrhundert ein Leitungsnetz und der Turm wurde als Wasserturm genutzt. Das Grundwasser wurde mit einem von der Moosach angetriebenen Pumpwerk auf den Domberg und in einen in einem der oberen Stockwerke des Turms gelegenen Kupfertank gepumpt. Von dort aus verteilte sich das weitverzweigte Wassernetz. In manchen Quellen wird der Turm deswegen als Wasser Reserv bezeichnet.

Im 17. und 18. Jahrhundert war das Oktogon mit einer Uhr ausgestattet. Auf vier Seiten waren Zifferblätter angebracht und es gab zusätzlich zwei Schellen für den Uhrschlag. Teile des Uhrwerks sind erhalten und sollen restauriert werden. [2]

Kleiner Residenzturm

An der Nordostecke des Gebäudes liegt der kleine Residenzturm. Auf einem viereckigen Unterbau sitzt ein achteckiger Aufbau mit einer Haube. Im unteren Bereich des Turm befindet sich die fürstbischöfliche Hauskapelle. Vom Turm führt der sogenannte Fürstengang über die Zufahrten zum Domhof in Richtung Dom.

Fürstbischöfliche Hauskapelle

Im Mittelalter lag die persönliche Kapelle des Bischofs über der Vorhalle des Domes. Durch den Bau der Orgelempore 1622 wurde sie jedoch vom Dom abgeschnitten und als Sakralraum aufgegeben. Schon 1617 wurde jedoch in der Residenz eine Privatkapelle eingerichtet. Die Kapelle liegt im unteren Teil des kleinen Residenzturmes im gleichen Stockwerk wie die Wohnräume des Bischofs im Ostflügel. Die enge hohe Kapelle ist im oberen Teil mit Stuck verziert, während der untere Teil der Wände früher eventuell mit Tapisserien geschmückt war. Der Altar wurde in Jahren 1617 bis 1620 von Philipp Dirr geschaffen in der Zwischenzeit jedoch mehrmals verändert. Die Stuckatur entstand im Jahr 1629. [3]

Nach der Säkularisation

Im Zuge der Säkularisation in Bayern wurde das Hochstift Freising aufgelöst und Bischofssitz verwaiste. Der letzte Freisinger Bischof war Joseph Konrad von Schroffenberg-Mös. Der Bischofssitz wurde nach München verlegt und es entstand das Erzbistum München und Freising.

Priesterseminar

Um die Stadt Freising für die schweren Verluste der Säkularisation zu entschädigen gründete Ludwig I. 1826 das Priesterseminar im Gebäude der ehemaligen Residenz. Zwischen 1900 und 1902 entstand westlich der Residenz ein Erweiterungsbau für das Priesterseminar. Dieser lag auf dem Gelände des ehemaligen Kollegiatsstifts St. Andrä. Architekt war Gabriel von Seidl. Im Zuge des Neubaus dieses Erweiterungsbaus wurde 1959 die Martinskapelle abgerissen, die beim Vorgängerbau noch geschont wurde. Schon im Jahr 1964 gab es erste Gerüchte über die Verlegung des Priesterseminars. Das Priesterseminar wurde daraufhin 1968 nach München verlegt.[4]

Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus

Nach der Verlegung des Priesterseminars nach München wird das Gebäude heute als Bildungszentrum des Bistums München und Freising genutzt. Das Zentrum, das nach Bischof Julius Kardinal Döpfner benannt ist, bietet neben anderen Veranstaltungen, wie Konzerten oder Theateraufführungen, vor allem Seminare zu verschiedenen Themengebieten an:

  • Sinn und Religion
  • Ethik und Politik
  • Kunst und Kultur
  • Persönlichkeitsbildung

Neben den Tagungsräumen gibt es auch Gästezimmer für die Seminarteilnehmer. Der Verpflegung dienen zwei Speisesäle, in denen auch Obst aus dem Garten am Südhang des Dombergs angeboten wird. Daneben gibt es ein Café und ein Bierstüberl. Als Andachtsstätten stehen unter anderem die 1965 errichtete Martinskapelle und die frühere Fürstbischöfliche Schlosskapelle (Marienkapelle) Verfügung. [5]

Einzelnachweise

  1. Handbuch der bayrischen Geschichte S. 1053, Max Spindler, 1988, ISBN 3-406-32320-0
  2. Bericht im Freisinger Magazin Fink S. 16 ff
  3. Sigmund Benker/Marianne Baumann-Engels: Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt – Ausstellung im Diözesanmuseum und in den historischen Räumen des Dombergs in Freising, 10. Juni bis 19. November 1989. Wewel Verlag, München 1989, ISBN 3-8790-4162-8, S. 374 f.
  4. Bericht im Freisinger Magazin Fink über den Abriss der Martinskapelle, S. 12 f
  5. Homepage des Kardinal-Döpfner-Hauses

Links

 Commons: Fürstbischöfliche Residenz (Freising) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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