St. Andrä (Freising)

St. Andrä (Freising)
Die Andreaskirche ist die erste Kirche von rechts auf dem Domberg (Kupferstich Michael Wening 1701)
Die Stiftskirche auf einem Kupferstich in der „Topographia Germaniae“ des Matthaeus Merian, 1642; oben die linke Kirche unten die rechte Kirche auf dem Domberg

Das Kollegiatsstift St. Andreas war ein Kollegiatstift auf dem Domberg in Freising. Die Gebäude des Stifts lagen auf dem westlichen Teil des Dombergs, westlich der bischöflichen Residenz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon im 8. Jahrhundert gab es an dieser Stelle ein Stift. Dieses trug den Namen Hugibertsmünster und wurde vor 720 durch Hugibert, einem Priester, als Sippenklosterstiftung gegründet. Um das Jahr 770 gab es eine Schenkung an das Monasterium Hukiperthi und die Kirche St. Andreas. Während das Benediktinerkloster vermutlich das 10. Jahrhundert nicht überdauerte, bestand die dem Apostel Andreas geweihte Kirche weiter.

Das Stift St. Andreas wurde vor 1062 von Bischof Ellenhard gegründet. Ein schriftliches Dokument vom 24. Oktober 1062 existiert in Form einer Schenkungsurkunde von Heinrich IV, in der einige Fiskalgüter in Pirano und Cittanova in Istrien an das Stift übertragen wurden. Die von Ellenhard an das Stift übertragenen Güter entnahm er den Bischofsgütern und seinen elterlichen Erbgütern bei Meran. Zum Stift gehörte auch eine kleine gleichnamige Pfarrei. Diese umfasste außer dem Domberg nur noch den Bereich Am Wörth und einige Häuser vor dem Münchner Tor. Die Hauptaufgabe der anfangs 21 Kanoniker von St. Andreas lag in der Assistenz der Liturgie im Freisinger Dom. Im Laufe der Zeit sank die Zahl der Kanoniker. Im Jahre 1601 hatte das Stift noch 18 Mitglieder und ab dem 17. Jahrhundert nur noch zwölf.

Korbinian- und Nonnosushof; Ehemalige Chorherrenhöfe von st. Andreas

Das Stift wurde am 27. November 1802 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Zum Jahresende 1803 wurden alle zugehörigen Kirchen versperrt. Die Einrichtungsgegenstände wurden versteigert und am 23. Dezember 1803 ordnete Kurfürst Maximilian IV. Joseph den Abbruch der Gebäude an. Die Pfarrei St. Andreas wurde in die Pfarrei St. Georg eingegliedert.

Auf dem Gelände des Propsteihofes wurde später unter Nutzung dessen Bausubstanz das Erzbischöfliches Knabenseminar erbaut in dem heute das Dombergmuseum seinen Sitz hat. Auch der Andreasbrunnen erinnert an das Stift. Daneben sind noch einige Herrenhöfe der Kanoniker erhalten.

Personen

Gedenkstein für Placidus von Camerloher am Dombergmuseum

Einer der ersten Kanoniker war Batho von Freising. Bedeutende Pröbste des Stiftes waren der Bischof von Augsburg Otto Truchsess von Waldburg, der Bischof von Wien Melchior Klesl und der Erzbischof von Prag Ernst Adalbert von Harrach. Den Bischöfen wurde die Probstwürde zuerkannt, um ihre Reisetätigkeit mit den mit dieser Würde verbundenen Pfründe zu unterstützen. Ob sie ihrer Probstwürde in Freising jedoch nachkamen ist unbekannt. Weitere bedeutende Kanoniker waren der Theologe Klemens Alois Baader, Joseph Jakob von Heckenstaller und Placidus von Camerloher

Gebäude

Stiftskirche

Die Stiftskirche St. Andreas war eine romanische Basilika mit drei Kirchenschiffen. Insgesamt befanden sich im Innenraum zehn Altäre. Ab 1756 wurde die Kirche von Johann Baptist Zimmermann (Stuck), Franz Xaver Wunderer (Fresken) und Ignaz Günther neu ausgestattet. Zuvor waren Gemälde von Hans von Aachen, Peter Candid, Joachim Sandrart, Johann Sebastian Degler, Andreas Wolff und Franz Joseph Lederer Teil der Ausstattung. Aus gotischer Zeit stammten unter anderem Teile des Chorgestühls und lebensgroße Apostelfiguren. Im Zuge der Säkularisation wurde die Kirche am 31. Dezember 1802 geschlossen und später abgerissen. Der Hochaltar von Ignaz Günther kam nach Partenkirchen und verbrannte dort im Jahr 1865.

Martinskapelle

Die Kapelle wurde nach dem Brand 1159 erbaut, bei dem alle Gebäude auf dem Domberg zerstört wurden. Der Ziegelbau war 12 m lang und 8 m breit mit einer nach Osten gerichteten Apsis. Innerhalb des Stiftes diente die Kapelle als Friedhofs und Pfarrkirche.

Im Zuge der Säkularisation wurde die Kapelle profaniert und für die Aufbewahrung der Feuerwehrgerätschaften verwendet. Dafür wurde in die Westseite ein neues größeres Tor gebrochen und der Südeingang vermauert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts diente der Raum als Vorläufer des heutigen Dombergmuseums. Dort wurden die gesammelten Kunstwerke des Priesterseminars ausgestellt, bevor diese Ausstellung in den südlichen Domturm verlegt wurde. Letztendlich wurde das Gebäude als Lagerraum für Kartoffeln und Kraut genutzt.

Beim Bau eines Erweiterungsbaus des Priesterseminars (heute Kardinal-Döpfner Hauses) ab 1900 wurde auf die Kapelle noch Rücksicht genommen 1959 beim Neubau des Erweiterungsbaus wurde sie jedoch, trotz Protesten von mehreren Seiten, abgerissen.[1]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bericht im Freisinger Magazin Fink über den Abriss der Martinskapelle, S. 12 f
48.39897811.74402

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