GBS Sommer-Winter-Wagen

GBS Sommer-Winter-Wagen
B 06/27
„Sommer-Winter-Wagen“
Ehemaliger Sommer-Winter-Wagen im März 1948
Nummerierung: 0444–0929 (mit Unterbr.) &
2670–2699 (GBS)
0914–1087 (Bst/BVG)
Anzahl: 174 Beiwagen
Hersteller: GBS-Hauptwerkstatt Uferstraße
Baujahr(e): 1905–1912
Ausmusterung: 1951 (West-Berlin)
1969 (Ost-Berlin)
Achsformel: 2
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Kupplung: 8.750 mm (1912)
9.560 mm (1925)
Länge: 8.290 mm (1912)
9.100 mm (1925)
Höhe: 3.350 mm
Breite: 2.120 mm
Fester Radstand: 1.950/2.200 mm (1912)
2.600 (1925)
Leermasse: 4,8 t (1912)
6,0 t (1925)
Raddurchmesser: 817 mm
Bremse: Luftdruck (Betriebsbremse)
Kurbel (Feststellbremse)
Kupplungstyp: Albertkupplung
Sitzplätze: 24
Stehplätze: 16 (1912)
42 (1925)

Bei den Sommer-Winter-Wagen (auch: Große Sommer-Winter-Wagen) handelte es sich um eine Fahrzeugserie von 174 Beiwagen, die zwischen 1905 und 1912 an die Große Berliner Straßenbahn (GBS) ausgeliefert wurden. Nach 1934 erhielten sie die Bezeichnung B 06/27.

Inhaltsverzeichnis

Fahrzeugbeschreibung

Die dunkelgrün-gelben Fahrzeuge wiesen im Ursprungszustand eine Wagenkastenlänge von 8,29 Metern sowie eine Gesamtlänge über Kupplung von 8,75 Metern auf. Der Fahrgastinnenraum verfügte über 24 Sitz- und 16 Stehplätze. Die quer angeordneten hölzernen Sitzplätze waren mit Teppichen belegt. Die Wagen wiesen vier, oben meist abgerundete Fenster je Seite auf. Die Fenster waren bei der ersten Lieferserie noch angeschraubt und wurden während der Sommermonate herausgenommen. Die später ausgelieferten Wagen hatten dagegen Schiebefenster. Zum Schutz vor der Sonne waren darüber hinaus Schiebevorhänge angebracht. Die Längs- und Querschwellen des Fußbodenrahmens waren aus Eiche, die Eck- und Fenstersäulen sowie die übrigen sichtbaren Holzteile dagegen aus polierter Esche. Die Beleuchtung erfolgte über vier, in Bronzekonsolen gefasste Deckenlampen. An den Wagenenden besaßen die Beiwagen offene Plattformen.

Der Achsstand betrug bei den ersten Wagen 1,95 Meter, sonst 2,20 Meter. Sie verfügten über kein eigenes Fahrgestell sondern einem einfachen Unterzug, in dem die Achsbuchsen gelagert waren. Die Leermasse belief sich auf 4,8 Tonnen. Neben der Handbremse verfügten die Wagen über eine magnetische sowie später auch über eine Luftdruckbremse.

Geschichte

Baujahre bis 1920 nach 1920
1905–06 2670–2699 1058–1087
1906–12 0444–0458 0914–0928
0473–0480 0929–0936
0533–0552 0937–0956
0597–0598 0957–0958
0603–0612 0959–0968
0622–0623 0969–0970
0676–0717 0971–1012
0789–0808 1013–1032
0905–0929 1033–1057

Bei den ab 1905 ausgelieferten Wagen handelte es sich um die dritte für den elektrischen Betrieb der GBS beschaffte Beiwagenserie. Zuvor waren bereits zwischen 1897 und 1900 eine 170 Wagen umfassende Serie von Sommerwagen sowie eine für Sommer und Winter vorgesehene Fahrzeugserie ausgeliefert worden. Die als Sommer-Winter-Wagen bezeichnete Serie baute im Wesentlichen auf die bis 1904 ausgelieferten Convertible Cars (Wechselwagen) auf, bei denen die Fenster während der warmen Jahreszeit herausgenommen wurden. Entsprechend erhielten die ersten 30 ausgelieferten Wagen auch abschraubbare Fenster.

Diese Form der Betriebsführung erwies sich jedoch schnell als nicht optimal, da die Wagen zweimal im Jahr für den Umbau herausgezogen werden mussten. Die GBS konstruierte daraufhin 1906 in der Hauptwerkstatt Uferstraße einen Beiwagen, bei dem die Fenster in einen dafür vorgesehenen Kasten herabgelassen werden konnten. Dieser wurde über eine in drei Scharnieren gelagerte Klappe geschlossen. Das Hochziehen erfolgte über einen Riemen, welcher bei Herablassen an der Klappe befestigt werden konnte.

Nach der Zusammenfassung der GBS mit den Städtischen Straßenbahnen Berlin (SSB) und den Berliner Elektrischen Straßenbahnen AG (BESTAG) zur Berliner Straßenbahn im Jahr 1920 ergab sich eine Umnummerierung der Fahrzeuge. Für die Sommer-Winter-Wagen war der Nummernbereich von 914 bis 1087 vorgesehen; die genaue Aufteilung kann der nebenstehenden Tabelle entnommen werden.

Neben den neuen Wagennummern erhielten die Wagen eine neue Lackierung in gelb und schwarz. 1924 erfolgte eine erneute Lackierung; die untere Hälfte in chromgelb, die Fensterreihe in weiß sowie die Dächer in braun. Drei Jahre später erfolgte ein umfangreicher Umbau der Wagen. Dabei wurden die Plattformen geschlossen und die Fenster dauerhaft eingesetzt. Die Wagenkastenlänge veränderte sich dadurch von 8,29 Meter auf 9,10 Meter. Für ein besseres Fahrverhalten wurde der Achsstand auf 2,60 Meter vergrößert. Die Türen blieben auf Fahrtseite durchgehend geöffnet, auf der anderen Seite wurden sie durch Umsetztüren und Klappfenster geschlossen. Die nachträglich eingebaute Luftdruckbremse wurde ebenfalls wieder ausgebaut.

Ab 1934 erhielten die Wagen gemäß dem BVG-Typenschlüssel die Bezeichnung B 06/27 – Beiwagen, Baujahr 1906, Umbaujahr 1927. 1935 und 1936 erfolgte eine erneute Umlackierung der Wagen, diesmal cremefarben. Diesen Zustand behielten sie äußerlich bis zu ihrer Ausmusterung bei. Bei einigen Wagen wurden darüber hinaus die vier großen Seitenfenster in acht kleine aufgeteilt. 1938 wurden die Wagen 946 und 993 als erste – vermutlich nach einem Unfallschaden – ausgemustert.

Beiwagen 984 im Zustand der 1950er Jahre

Von den 172 verbliebenen Wagen gingen 29 Wagen während des Zweiten Weltkrieges verloren, 64 Wagen wurden darüber hinaus nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut und bis 1949 verschrottet. Zwei weitere Wagen wurden während dieses Zeitraumes zu Salzloren umgebaut. Nochmals zwei Wagen wurden zudem vorübergehend Verkaufsbeiwagen umgebaut, neben der Inneneinrichtung erhielten die als K1 und K2 nummerierten Wagen (ex 1030 und 1040) auch einen Dachstromabnehmer für die Beleuchtung. Bei der Verwaltungstrennung der Berliner Verkehrsbetriebe in eine Ost- und eine Westverwaltung gingen 21 Beiwagen an die BVG-Ost, die übrigen 56 Wagen an die BVG-West.

Bei der BVG-West wurden die Wagen bis 1951 ausgemustert. Vier davon wurden 1952 zu Salzloren umgebaut und versahen bis in die 1960er Jahre hinein ihren Dienst. Bei der BVG-Ost ging man zunächst daran, die Fahrzeuge zu modernisieren. Die Beiwagen erhielten Tonnendächer, die Fensteranzahl wurde einheitlich auf vier festgelegt, wobei über jedem Fenster zwei Lüftungsklappen eingebaut wurden und die Beleuchtung wurde mittels Leuchtstofflampen sichergestellt. Um 1960 erfolgte an zehn Wagen ein weiterer Umbau, bei dem die Umsetztüren durch Schiebetüren ersetzt wurden. Die letzte Modernisierung erfolgte im Zuge der Umstellung auf OS-Betrieb und betraf den Einbau akustischer und optischer Signale sowie von Türleuchten.

Mit Ausnahme des 1966 nach einem Unfall ausgemusterten Beiwagens 1024 wurden die Wagen 1968/69 in das Rekoprogramm mit einbezogen. Die beiden 1968 ausgemusterten Wagen 928 und 947 wurden in Einrichtungsbeiwagen vom Typ  BE 59, die 17 Wagen, welche 1969 ausgemustert wurden, in Zweirichtungsbeiwagen vom Typ BZ 69 umgebaut. Die drei verbliebenen, ebenfalls 1969 ausgemusterten Beiwagen 958, 984 und 1032 blieben als historische Fahrzeuge erhalten. Wagen 1032 erhielt nach der Rekonstruktion in den Ursprungszustand seine GBS-Nummer 808 wieder. Wagen 958 präsentiert sich im Zustand von 1930 und Wagen 984 verblieb im Erscheinungsbild zum Zeitpunkt der Ausmusterung. Die Wagen sind fahrtüchtig und werden zu besonderen Anlässen vom Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin, welcher die Fahrzeuge betreut, eingesetzt.

Literatur

  • Wolfgang Kramer, Carl Wilhelm Schmiedeke: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 1. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 1, 1975, S. 3ff.
  • Lothar Schwarz: Sommerbeiwagen der Großen Berliner Straßenbahn. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, Berlin 1981, S. 105ff.

Weblinks


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