Straßenbahnen der Stadt Berlin

Straßenbahnen der Stadt Berlin

Die Straßenbahnen der Stadt Berlin, auch Städtische Straßenbahnen Berlin (SSB) waren ein von der Stadt Berlin geführtes Straßenbahnunternehmen, welches insgesamt vier Linien betrieb. 1920 fusionierte die „Städtische“ mit der Großen Berliner Straßenbahn (GBS) und den Berliner Elektrischen Straßenbahnen AG (BESTAG) zur Berliner Straßenbahn.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entwicklung bis 1920

Am 18. Oktober 1900 beschloss die Berliner Stadtverordnetenversammlung die Gründung eines kommunalen Straßenbahnbetriebes, da es zuvor Differenzen mit der privaten GBS gegeben hatte. Am 24. Oktober 1906 wurde der SSB die Betriebsgenehmigung erteilt, der Bau der Strecken begann ab Januar 1907. Am 1. Juli 1908 wurde dann der Betrieb mit zwei Linien eröffnet. Beide führten von der Kreuzung Landsberger Allee Ecke Elbinger Straße zur Bernauer Straße Ecke Wattstraße. Die nördliche Linie führte weiter zum Weddingplatz, die südliche folgte der Bernauer Straße weiter bis zum Stettiner Bahnhof. Anderthalb Monate später wurden beide über die Landsberger Allee und Ebertystraße zum Central-Viehhof mit Anschluss an die Flachbahnstrecke der Hochbahngesellschaft verlängert. Der nördliche Ast wurde darüber hinaus über den Nordhafen zum Augustenburger Platz nahe dem Rudolf-Virchow-Krankenhaus verlängert.

Heute befährt die Linie M10 die Strecken der ehemaligen SSB – hier in der Danziger Straße

Zum 1. Januar 1910 erwarb die SSB die Flachbahnstrecke der Hochbahn und verlängerte ihre Linien von dort aus bis zum U-Bahnhof Warschauer Brücke (heute Warschauer Straße), gleichzeitig richtete die Hochbahngesellschaft eine neue Flachbahnstrecke von dort aus zum Wagnerplatz (heute Roedeliusplatz) in Lichtenberg ein.

Bis 1915 folgten mehrere Erweiterungen des Netzes. Von 1911 bis 1913 folgte die Verlängerung von der Warschauer Brücke über Görlitzer Bahnhof, Hermannplatz, Urbanstraße und Markgrafenstraße zur Behrenstraße sowie 1915 die Verlängerung vom Augustenburger Platz über die Putlitzstraße nach Moabit. 1914 richtete die SSB darüber hinaus zwei Linien von der Behrenstraße zum Kreuzberg beziehungsweise zur Großgörschenstraße ein. Letztere nutzten dabei die Gleise der GBS mit.

Am 17. Dezember 1916 wurde der von der SSB, GBS und BESTAG genutzte Lindentunnel, der die Straße Unter den Linden unterquert, in Betrieb genommen. Die SSB nahm zusätzlich Verbindungsstrecken vom Stettiner Bahnhof beziehungsweise der Behrenstraße zum Tunnel in Betrieb und komplettierte ihre zweite Linie zu einer Ringlinie.[1]

Am 13. Dezember fusionierte die SSB zusammen mit der BESTAG und der GBS im Zuge des Groß-Berlin-Gesetzes zur Berliner Straßenbahn.

Entwicklung nach 1920

Die Linien wurden zunächst von der Berliner Straßenbahn übernommen und ab 1921 mit Nummern versehen. Die Linie vom Hermannplatz zum Augustenburger Platz konnte sich dabei zeitlich am längsten behaupten und verkehrte seitdem als Ringlinie 4 bis 1993. Die übrigen Abschnitte wurden dagegen bis zu den 1960er Jahren stillgelegt, darunter auch der Lindentunnel, welcher 1951 geschlossen wurde. Der bis heute verbliebene Abschnitt entlang des Straßenzuges Warschauer StraßePetersburger StraßeDanziger StraßeEberswalder StraßeBernauer Straße wird seit 2004 von der Straßenbahnlinie M10 der Berliner Verkehrsbetriebe genutzt.

Betrieb

Fuhrpark

Maximumtriebwagen der SSB bei einer Sonderfahrt in Dessau

Die SSB beschaffte für ihren Betrieb lediglich zwei Fahrzeugtypen, einen Trieb- sowie einen Beiwagentyp. Die Wagen waren allesamt gelb lackiert und trugen neben dem Schriftzug »Strassenbahnen der Stadt Berlin« auch das Berliner Stadtwappen an den Seiten mit sich. Die BESTAG beschaffte in diesem Zeitraum auch Wagen der beiden Typen.

Bei den Triebwagen handelte es sich um vierachsige Maximumtriebwagen vom Typ 24. Die Wagen hatten offene Plattformen und je acht Seitenfenster. Die Stromübertragung erfolgte über einen am Dach angebrachten Bügelstromabnehmer. Die insgesamt 115 Triebwagen wurden zwischen 1908 und 1919 in insgesamt sechs Serien ausgeliefert und trugen die Wagennummern von 1–51, 60–77, 90–100 und 201–235, später erhielten sie Nummern im 5300er und 5400er Bereich. 1924 erfolgte ein Umbau, wobei die Fahrzeuge die Berliner Einheitsplattformen erhielten und eine Neulackierung erfolgte. Gemäß dem BVG-Typenschlüssel wurden die Wagen ab 1934 als TDS 08/24 – Städtischer Drehgestelltriebwagen, Baujahr 1908, Umbaujahr 1924 – bezeichnet. Bis 1969 wurden sämtliche Wagen ausgemustert und mit Ausnahme des Tw 68 verschrottet. Letzterer wurde Anfang der 1970er Jahre als zweites historisches Fahrzeug des heutigen Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin hergerichtet und ist heute in der Monumentenhalle des Deutschen Technikmuseums untergebracht.

Bei den Beiwagen handelte es sich um zweiachsige Wagen mit offenen Plattformen. Zunächst wurden die Beiwagen aufeinanderfolgend mit den Triebwagen nummeriert; 1913 erfolgte eine Umnummerierung, wobei die Wagen Nummern ab 100 zugeordnet bekamen. In fünf Lieferserien kamen so insgesamt 78 Beiwagen an die „Städtische“. 1920 wurden die Wagen von der Berliner Straßenbahn übernommen und erhielten Nummern im 3200er Bereich. 1924 erfolgte der Umbau der meisten Wagen zu Triebwagen, wobei die Fahrzeuge wiederum die Berliner Einheitsplattformen versehen bekamen. Zunächst als U3q bezeichnet, wurden die Wagen ab 1934 unter der Typenbezeichnung T 08/24 geführt. Eine Ausnahme bildete der Tw 3231 (ex Bw 157 bzw. Bw 50), welcher 1933 zum Einrichtungsfahrzeug mit Teleskoptüren erneut umgebaut wurde. Der anfänglichen Typisierung ER-U2q folgte 1934 die Bezeichnung TE 08/24 S – Einrichtungs-Triebwagen, Baujahr 1908, Umbaujahr 1924, Sonderbauart.

Depots

Das Depot Kniprodestraße wird heute als Gleislager genutzt

Für den Betrieb stand der SSB zunächst ein Betriebshof in der Kniprodestraße zur Verfügung. Dieses erste Depot mit einer Fläche von zunächst rund 13.100 Quadratmetern Fläche ging bei der Fusion in die Berliner Straßenbahn mit ein, wurde dann aber 1923 zu einer Wagenhalle herabgestuft. Es beherbergte viele Jahre lang die Arbeitstriebwagen der BVG sowie einen Gleisbauhof. Das Gelände dient mittlerweile als Gleislager.[2]

Mit der Erweiterung des Netzes in der Luisenstadt sowie in Schöneberg kam ein zweiter Betriebshof in der Urbanstraße hinzu. Dieser wurde infolge der Hyperinflation im Jahr 1923 geschlossen.

Literatur

  • Günther Klebes: Die Strassenbahnen Berlins in alten Ansichten. Hundert Jahre elektrische Strassenbahnen. Zaltbommel (NL) 1981. ISBN 978-90-288-2729-5
  • Joachim Kubig: Der Wagenpark der Städtischen Straßenbahnen in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 01, 1981, S. 3ff.
  • Siegfried Münzinger: Die Straßenbahnen der Stadt Berlin. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 06, 1964, S. 63ff., 98ff., 108f., 128.
  • Hans-Joachim Pohl: Die Städtischen Straßenbahnen in Berlin. Geschichte eines kommunalen Verkehrsbetriebes. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 05, 1983, S. 98ff..
  • Sigurd Hilkenbach, Wolfgang Kramer: Die Straßenbahnen in Berlin. alba, Düsseldorf 1992, ISBN 3-87094-344-0, S. 33f.
  • Berliner Verkehrsbetriebe (Hrsg.): 125 Jahre elektrische Straßenbahn. Geschichte und Geschichten der Berliner Straßenbahn., 2006
  • Reiner Schipporeit: Eine andere Geschichte der Berliner Verkehrsbetriebe, Beitrag in aus einer Festschrift, um 1987, Darstellung der NS-Zeit

Einzelnachweise

  1. Netz der SSB 1917. Abgerufen am 11. Januar 2009.
  2. René Friese: Berliner Straßenbahn-Unternehmen. Depots A–M. Abgerufen am 1. Oktober 2009.

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