Galgenturm (Mellrichstadt)

Galgenturm (Mellrichstadt)
Galgenturm von der Stockheimer Flur aus gesehen

Der Galgenturm ist ein Wartturm, der an der ehemaligen B19 zwischen Mellrichstadt und Eußenhausen liegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte(n)

Der Turm wurde in seiner jetzigen Konstruktion im 15. Jahrhundert aus Bruchsteinen errichtet. Ein Vorgängerbau aus Holz stammte aus dem 13. Jahrhundert. Zu seinem Namen gelangte der Turm durch die Hinrichtungsstätte, von der letztmalig 1664 Gebrauch gemacht wurde.

Da der Name „Galgenturm“ oft Interesse erweckte, wurden neben einigen Sagen auch immer wieder Schauermärchen erzählt:

Eines Tages sollte ein Mellrichstädter Bürger für das Mahl Leber und Lunge von Metzger besorgen und nicht, wie letztmalig, das Geld vertrinken. Da der Mann sein Weib fürchtete, machte er sich eilig auf den Weg. Unterwegs hielten ihn einige Saufkumpanen zum Trinken an und er dachte sich, dass ein Bier nichts ausmache. So vertrank er das ganze Geld. Als er dies merkte, fürchtete er dem Zorn seiner Frau und erinnerte sich, dass Tags zuvor ein Mörder vor den Toren der Stadt erhängt worden sei. Am Galgenturm angekommen, schnitt er unter größter Vorsicht der Erkennung Leber und Lunge heraus und beeilte sich des Rückweges. Daheim bemerkte die Frau nichts und kochte so gut, dass der Mann es bald vergas. Nachts konnte er aber nicht schlafen, die Fensterläden klapperten und als die Tür zuschlug, erschrak er so sehr, dass er unter der Bettdecke verschwand. Auf einmal hörte er das Knarzen der Stufen und eine heisere Stimme, die immer wieder stöhnte: "Mei Lewer, mei Lung'. Mei Lewer, mei Lung!" Das Weib jedoch bekam dabei nichts mit, da wurde die Tür aufgestoßen und noch einmal: "Mei Lewer, mei Lung' UND DU HAST SE!"

(Überliefertes Volksgut, kann in der Wortwahl variieren)

Der Galgenturm von Osten aus gesehen

Der Turm

Der steinerne Turm ist von einer kopfhohen Umfassungsmauer umgeben, deren Torbogen in Richtung Stadt zeigt. Der Eingang des Turmes befindet sich auf einem Drittel der Höhe bis zur Hälfte des Turmes, der nicht etwa zur Stadt hingeht, sondern in Richtung des Malbachtals, des Bahnhofs. Diesen erreicht man über eine steinerne Treppe. Im Turm befindet sich ein Zwischenboden, unter sein Dach gelangt man über Sprossen. Die dort umfassende Mauer kam erst später hinzu, wie die unterschiedliche Behauung und Verarbeitung zeigen. Während der obere Teil des Mauerwerks sauber ausgeführt ist, besteht der eigentliche Turm aus Feldsteinen und Mörtel, die grob aufeinander gefügt wurden. Auffällig ist die Bewachsung mit Flechten, die um den ganzen Turm herumreicht.

Lage und Umgebung

Der Galgenturm ist verkehrstechnisch günstig gelegen. Neben der B19 führt auch der BAB-Zubringer Bundesstraße 285 nur einige hundert Meter südlich am Galgenturm vorbei. Auf dem unbewaldeten Galgenberg bietet sich eine Aussicht über das obere Streutal, die Lichtenburg und das untere Streutal bis nach Mittelstreu. Lediglich einige kleine Bäume flankieren den Turm, sodass er zum Verweilen einlädt.

Der Hügel des Erdaushubs während der Abtragung im August 2009

Der Turm war Ende 2008 Thema in der Lokalberichterstattung des Bayerischen Fernsehens, als der zweite Mellrichstädter Bürgermeister in der Sendung Jetzt red i die Beseitigung des Erdaushubes forderte, der beim Zubringerbau aufgetragen worden war.[1] Dieser liege inmitten der Aussicht vom Turm auf die Stadt und beeinträchtige die Sicht auf die Stadtsilhouette massiv. Die Erdmasse wurde 2009 abgetragen und beim Bau der Mittelstreuer Umgehung verwendet, die Anfang 2010 fertiggestellt wurde.

Siehe auch

  • Galgenturm
  • Warttürme zwischen Rhön und dem Grabfeld

Einzelnachweise

  1. Vergessene Landschaften: Kleiner Berg was nun?. Beitrag in der Fernsehsendung Jetzt red i des Bayerischen Rundfunks vom 5. November 2008

Weblinks

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