Garnisonkirche (Hannover)

Garnisonkirche (Hannover)
1896: Die Garnisonkirche auf einer Ansichtskarte von Karl F. Wunder

Die Garnisonkirche in Hannover wurde 1896 nach Plänen des Architekten Christoph Hehl am Goetheplatz in der Calenberger Neustadt als dreischiffige Basilika im neoromanischen Stil mit Querhaus und einem zweitürmigen Westwerk errichtet. Die Standortkirche für die in Hannover stationierten Soldaten wurde 1959/60 abgebrochen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eine erste evangelisch-lutherische Garnisonkirchengemeinde in Hannover wurde 1656 eingerichtet, deren Gottesdienste in der seit der Reformation ungenutzten Kapelle des Heilig-Geist-Hospitals an der Ecke Knochenhauerstraße und Schmiedestraße[1] stattfanden. Nach der Schlacht bei Langensalza und der Auflösung der hannoverschen Armee infolge der Annexion des Königreichs Hannover wurde die Kirche 1867 aufgehoben, das im Eigentum der Stadt stehende Kirchengebäude 1869 verkauft und 1875 abgebrochen.

Die in Hannover stationierten Angehörigen der nun preußischen Armee, die mehrheitlich Evangelisch-uniert waren, gründeten 1867 eine eigene Gemeinde, deren Gottesdienste zunächst in der Schlosskirche stattfanden. 1890 zählte die Gemeinde schon rund 7.000 Mitglieder, unter denen sich auch zahlreiche preußische Zivilbeamte befanden.

Aufsehen erregte zuvor während des Baus 1893 der Einsturz eines der Türme aufgrund mangelhafter Fundamentierung: Mit Schadenfreude spotteten die Anhänger der Welfenpartei in ihrer Antipathie gegen alles Preußische, ein Schuljunge habe im Vorbeigehen die Melodie von Üb’ immer Treu und Redlichkeit gepfiffen – das habe der Turm nicht verkraftet.[2]

In der Weimarer Republik wurde die Gemeinde lutherisch, unterstand aber nicht unmittelbar der Landeskirche. Zu jener Zeit war eine der zentralen Funktionen der Kirche das Gedenken an die Toten, insbesondere des Ersten Weltkriegs.

Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt, jedoch nicht zerstört. Wehrmachtsgottesdienste fanden seit 1944 gemeinsam mit der Zivilgemeinde in der Dreifaltigkeitskirche und in der Bothfelder Kirche statt.

1945 wurde die bis dahin dem Reichsmilitärfiskus gehörende Kirche durch die britische Militärregierung beschlagnahmt und später der Bundesvermögensverwaltung unterstellt.

Durch Vandalismus wurde die ungeschützte Innenausstattung (Kanzel und Altar) weitgehend vernichtet. Weitere Schäden traten durch das Hochwasser vom 9./10. Februar 1946 ein. Eine Wiederherstellung des Baus wäre allerdings möglich gewesen. Pläne für eine Nutzung für die Innenstadtgemeinden, insbesondere für die Bewohner der Calenberger Neustadt wurden zugunsten eines Wiederaufbaus der stärker zerstörten Neustädter Kirche verworfen. Für einen Wiederaufbau beider Kirchen hatten sich unter anderem der Kirchenvorstand der Neustädter Kirche und Stadtsuperintendent Wolckenhaar ausgesprochen. Die Stadt Hannover und ihr Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht setzten sich für den Abriss der Garnisonkirche ein.

Zunehmender Bedeutungsverlust, Uneinigkeit über die zukünftige Verwendung, fortschreitender Verfall und fehlende Finanzmittel für eine Sanierung führten in den 1950er Jahren zum Verkauf des Grundstücks an das dahinter angrenzende Friederikenstift. Die Kirche wurde nach ihrer Entwidmung 1959/60 unter zahlreichen Protesten abgebrochen.

Literatur

  • Fr. W. Engelhardt: Die Garnisonkirche zu Hannover; entworfen und ausgeführt von Christoph Hehl, 1896
  • Garnison-Kirchenbuch Hannover: 1690 - 1811, bearbeitet von J. Ritter und H.-H. Braubach, 1988
  • H. Otte: Die hannoversche Garnisonkirche 1896 - 1959. Aufbau und Zerstörung eines Symbols. In: K. Kreiner, G. Schneider (Hrsg.): Stadt und Überlieferung. Festschrift für Klaus Mlynek, 1999, S. 247–268
  • Florian Hoffmann, Waldemar R. Röhrbein: Garnisonkirche(n), in: Stadtlexikon Hannover, S. 201
  • Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Garnisonkirche in: Hannover Chronik: [1]

Weblinks

Quellen

  1. Hannover Chronik, S. 51
  2. Dieter Brosius: Die Industriestadt. Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des I- Weltkriegs, hier: Welfen und Nationalliberale, S. 345, in: Geschichte der Stadt Hannover, Bd. 2 Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, hrsg. von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, Schlütersche, Hannover 1994, ISBN 3-87706-364-0
52.3723241716679.7238337994444

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