George Baldwin Selden

George Baldwin Selden
George B. Selden in seinem Auto

George Baldwin Selden (* 14. September 1846 in Clarkson, New York; † 17. Januar 1922 in Rochester, New York) war Patentanwalt und Erfinder. Bekannt wurde er durch das nach ihm benannte Selden-Patent und gründete 1906 in Rochester die Selden Motor Vehicle Company.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Sein Vater, Henry Rogers Selden, war Richter und prominenter Anwalt. George machte ein Studium der Rechtswissenschaften und konnte 1871 in New York die Anwalt-Praxis von seinem Vater übernehmen. Kurz danach heiratete Selden Clara Drake Woodruff, mit der er vier Kinder hatte. Sein Hobby war es, etwas zu erfinden und in der Kellerwerkstatt seines Vaters erfand er unter anderem eine Schreibmaschine. Eine Zeit konnte er als Anwalt den Fotografie-Pionier George Eastman in Patentangelegenheiten vertreten.

Selden-Patent

Die Episode vom Selden-Patent aus dem Jahr 1879, gehört grundsätzlich in die Geschichte des Automobils und vor allem in den USA, denn es zeigt den Versuch ein Monopol für die Autoherstellung sowie für große Autofabriken zu bekommen. Henry Ford und Thomas Buckland Jeffery führten einen gerichtlichen Kampf gegen dieses Patent, das zu den mächtigsten finanziellen Interessen in der Geschichte des Autos wurde. Es wurde ein erfolgloser Versuch, sich eine Kontrolle für die angehende Auto-Industrie zu sichern und Selden sah das Potenzial der Automobil-Industrie indem er versuchte, die Patente dafür zu nutzen.

Selden bewarb sich um ein Patent auf alle Prototypen und die dafür zukünftigen Autos, als ein grundlegendes Straßenfahrzeug, das durch einen Benzin-Motor angetrieben wurde. Die Automobilindustrie entstand gerade und die Monopol-Patente waren auf den Höhepunkt, indem diese Einfluss auf die Wirtschaft hatten. Diese Fakten wollte Selden, einfach beim gegenwärtigen Stand für sich nutzen und beeinflusste das zukünftige Wachstum der Automobilindustrie. Er bewarb sich um ein Patent, ohne jemals vorher ein Auto hergestellt zu haben. Es war eine Idee so schnell reich zu werden, denn die ersten Autos mit Benzinmotor wurden bereits in Amerika um das Jahr 1892 von Charles Duryea gebaut und Selden hatte vorher schon seine Patentanmeldung eingereicht. Im Jahr 1896 produzierten Charles King, Ransom Olds und Henry Ford ihre ersten Autos. Die Erfinder Anmeldungen für ähnliche Patente gab es auch in Frankreich für Edouard Delamare 1860. Im Jahr 1886, fast ein Jahrzehnt nach dem Selden-Patent Antrag, erhielt Karl Benz ein ähnliches Patent für ein Benzin betriebenes Auto in Deutschland. Für das Selden-Patent war noch kein gutes richtiges Kraftfahrzeug vorhanden, sondern nur ein Versuchsfahrzeug. Selden wollte das Patent auch rückwirkend ab dem Jahr 1877 gelten lassen. Weil es aber kein reales gebrauchsfertiges Kraftfahrzeug gab, musste nun auch von Selden ein dauerhaft fahrbares Auto gebaut werden. Es wurde auch gebaut, allerdings konnte es kaum betrieben werden, weil es wegen mechanischer Schwierigkeiten nur kurz laufen konnte. Das Auto hatte das allererste zweistufige Getriebe für Land- Fahrzeuge mit einem Rückwärtsgang das bisher gebaut wurde und war Bestandteil im Selden-Patent.

Selden erhoffte sich ein beträchtliches Vermögen von den Patentrechten und aus den sich ergebenden Lizenzgebühren. Einige Produzenten anderer Gütern und Waren hatten auf diese Art und Weise bisher sehr gut verdient. Die Zeit war günstig und um sich nach allen Seiten durch ein Patent Erwerb abzusichern, musste es für benzinbetriebene Personenkraftwagen mit vier (4) Rädern sein. Selden hatte es geschafft den Stichtag zum Patentbeginn um 16 Jahre zu verzögern und ein Auto bis dahin herzustellen. Seine Patentanmeldung als US-Patent Nr. 549.160 vom 8. Mai 1879, endete erst am 5. November 1895 und Selden konnte mit legalen Manövern und Manipulationen den Prozess vor Gericht hinauszögern bis sein Patent gültig wurde.

Bis zum Jahr 1900 wuchs die Zahl der Kfz-Hersteller sehr schnell. Wegen der Verzögerungstaktik von Selden gab es einen längeren juristischen Kampf z. B. mit der Winton Motor Carriage Company in Cleveland und anderen Automobilherstellern, die sich ab 1903 alle in der „Association of Licensed Automobile Manufacturers“ (ALAM) zusammenschlossen. Ab 1896 mussten sie für das Selden-Patent eine Lizenzgebühr von 1,25 % auf den Listenpreis für jedes hergestelltes Auto zahlen. Im Jahr 1899 verkaufte Selden auch Lizenz-Patentrechte an William C. Whitney, der elektrisch betriebene Taxis in der Electric Vehicle Company, (EVC) herstellen ließ und Selden bekam eine Lizenzgebühr von 15 $ pro Auto, sowie ein jährlichen Beitrag in Höhe von 5.000 $. Selden und Whitney arbeiteten danach allerdings zusammen, um Lizenzgebühren von anderen angehenden Automobilhersteller zu sammeln. Neue Verhandlungen über eine Lizenzgebühr von 0,75 % für alle Fahrzeuge wurden an die Association of Licensed Automobile Manufacturers, (ALAM) verkauft. Selden gründete nun in Rochester seine eigene Autofabrik, die „Selden Motor Vehicle Company“.

Allerdings waren Henry Ford, Inhaber der Ford Motor Company und vier andere Autohersteller nicht mit der Selden-Patent Taktik einverstanden und entschlossen sich eine Klage für Patentverletzung von Selden und EVC einzureichen. Der gerichtliche Kampf dauerte acht Jahre und alle Zeitungen berichteten über den Prozess, der mit einem Sieg für Selden endete. In der Entscheidung für das Selden-Patent wurde festgehalten, dass jedes Fahrzeug mit Benzinmotor darunter fallen würde. Mit einer Anleihe von 350.000 $ hatte Ford Berufung eingelegt mit welcher er am 10. Januar 1911 erfolgreich war. Dargelegt wurde u. a., dass die Verzögerungen bei der Herstellung des Selden-Autos in zwei Faktoren gegen das Selden-Patent sprachen. Das erste Argument von Ford bezog sich auf einen Motor, der im Patent-Auto nicht verwendet wurde, denn dieser basierte nicht auf dem System von George Brayton sondern auf einem Otto-Motor. Das zweite Argument bezog sich auf das kaum funktionsfähige Auto und mit dem beiden Anschuldigungen bekam Ford recht. Die anhaltende detaillierte Auseinandersetzung vor den Gerichten mit Henry Ford hatte zur Ungültigkeit des Selden-Patents geführt und den Automobilbau sehr zum Aufschwung verholfen.

Trotz Niederlage wird vermutet, das Selden mit seinem Patent-Monopol mehrere 100.000 $ an Lizenzgebühren verdiente. Nun konzentrierte sich Selden auf seine eigene Auto-Produktion, die Selden Motor Vehicle Company, und gründete ein neues Unternehmen „Selden Truck Sales Corporation”. für Lastkraftwagen. Seine Firma konnte noch bis 1930 produzieren, bis die Firma von der Bethlehem Truck Company erworben wurde. Selden erlitt Ende 1921 einen Schlaganfall und starb am 17. Januar 1922 im Alter von 75 Jahren.

Siehe auch

Quellen


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