- Gerhard Riecker
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Gerhard Riecker (* 2. Februar 1926 in Karlsruhe) ist deutscher Kardiologe und leitete vom 1. September 1974 bis 31. März 1994 als Direktor die I. Medizinischen Klinik am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Riecker absolvierte seine Schulzeit in Mannheim. 1944 wurde er zum Militärdienst einberufen und geriet mit Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft. Während dieser Zeit konnte er in den USA 1946 sein Medizinstudium beginnen. Von 1947 bis 1951 studierte er an der Universität Heidelberg und schloss im Sommer 1951 das Studium mit Staatsexamen und Promotion ab.
Von Juli 1951 bis August 1952 begann er seine berufliche Tätigkeit im Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg (F. Eichholtz). Im August 1952 wechselte er an das Physiologisches Institut der Universität Marburg (K. Kramer), um sich dann ab Januar 1954 in der Medizinische Poliklinik der Universität Marburg (H. Schwiegk) endgültig der Inneren Medizin zuzuwenden.
Schwiegk wurde im Herbst 1958 als Direktor der 1. Medizinischen Klinik an die Universität München berufen. Riecker folgte ihm nach München, erfuhr am 7. März 1960 seine Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin und am 6. September 1960 seine Ernennung zum Privatdozenten für Innere Medizin. In der Zeit zwischen 1963 und 1968 war er Leitender Oberarzt an der 1. Medizinischen Klinik der Universität München unter Schwiegk. Am 4. Januar 1966 erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor.
Im Sommer 1968 wurde Riecker als Direktor und zum ordentlichen Professor auf den Lehrstuhl für Innere Medizin II an die Universität Göttingen berufen und folgt diesem Ruf. Als er allerdings 1972 auf den Lehrstuhl für Innere Medizin und als Direktor der Medizinischen Poliklinik an die Universität Bonn (Nachfolge Walter Siegenthaler) berufen wurde, nahm er die Berufung nicht an. Stattdessen erhielt er am 11. Oktober 1972 den Facharzt für Kardiologie und bewarb sich in München.
Er wurde auf den Lehrstuhl für Innere Medizin und als Direktor der Medizinischen Klinik I am neu errichteten Klinikum Großhadern der Universität München berufen und begann am 1. September 1974 seine neue Tätigkeit.
Zwischen 1974 und dem Tag seiner Emeritierung am 31. März 1994 baute er, unterstützt von einem großen Mitarbeiterstab, die neue Klinik zu einem international renommierten Institut aus, an dem zahlreiche Pionierleistungen gelangen. Riecker hat sich als Autor, Herausgeber, Mitherausgeber und Fachgutachter von zahlreichen Lehrbüchern und Fachaufsätzen einen Namen gemacht (viele von ihnen wurden in andere Sprachen übersetzt), erhielt Gastprofessuren (u.a. in London und Buenos Aires), hat in vielen fachwissenschaftlichen Institutionen und Gremien mitgewirkt, war Präsident der Deutsche Gesellschaft für Herz- und Kreislaufforschung und erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen.
In der Zeit nach der Emeritierung tritt Riecker in den geisteswissenschaftlichen und philosophischen Dialog mit der naturwissenschaftlich geprägte Medizin und verfasst die Bücher wie „Wissen und Gewissen - Über die Ambivalenz und die Grenzen der Modernen Medizin“ und das „Labyrinth“.
Gerhard Riecker lebt mit seiner Frau Brigitte Riecker, geb. Bender (Eheschließung 1952) in Pullach bei München und widmet sich in der eigenen Werkstatt Edelstahl-Skulpturen.
Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Klinik I, Universität München (1974–1994)
- Cardiomyopathien, Herzinsuffizienz, einschl. molekular-biochemische Untersuchungen
- Viruskarditis, einschl. gentechnologischer Verfahren
- Herzrhythmusstörungen, Antitachykardie-Systeme, einschl. Ablationstechniken
- Koronare Herzkrankheit, einschl. Atherektomietechnik
- Immunerkrankungen des Herzens
- Nierentransplantation
- Immunerkrankungen der Niere
- Dialysetechniken, einschl. Biophysik technischer Membranen
- Immunerkrankungen der Bronchien und Lungen, einschl. molekular-biolog.Verfahren
- Arbeitsmedizin
Tätigkeiten als Herausgeber, Mitherausgeber und Fachgutachter
- Herausgeber
- „Schock“ im „Handbuch der Inneren Medizin“, Springer-Verlag
- „Therapie Innerer Krankheiten“, 1.- 8. Auflage, Springer-Verlag
- „Klinische Kardiologie“, 1.- 4. Auflage, Springer-Verlag
- Mitherausgeber
- „Klinische Wochenschrift“, Springer-Verlag
- „Der Internist“, Springer-Verlag
- Fachgutachter
- Deutsche Forschungsgemeinschaft
- Sonderforschungsbereiche
- Heisenberg-Wahlausschuss
- versch. Bundesministerien
Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Gesellschaften
- European Society for Clinical Investigation
- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin
- Ärztlicher Verein, München
- Collegium für Therapieforschung, München
- Deutsche Gesellschaft für Herz- und Kreislaufforschung
- deren Präsident im Jahre 1983
- New York Academy of Sciences
- International Fellow der American Heart Association
- Deutsche Gesellschaft für Naturforscher und Ärzte
- Ethikkommission der Medizinischen Fakultät (Universität München)
- Vorsitzender von 1978 bis 1984
- Ludwig-Heilmeyer-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin
Publikationen
Mehr als 300 Schriften in fachmedizinischen Journalen auf dem Gebiet der Physiologie, Inneren Medizin und Kardiologie:
- Themen
- Pathophysiologie der Kontraktilität des Herzens
- Cardiomyopathien, Herzinsuffizienz
- Wasser- und Mineralhaushalt, Ödempathogenese
- Volumenregulation des Organismus
- Schock
- Ärztliche Ethik
- Grundlagen ärztlicher Entscheidungsprozesse
u.a.:
- 1952 Entwicklung halbsynthetischer herzwirksamer Glykoside
- 1954 Erstbeschreibung des Druck-Volumendiagramms des Warmblüterherzens
- 1963 Erstes Verfahren zur Messung von Einzelfaserpotentialen menschlicher Skeletmuskelzellen in situ
- 1966 Erstbeschreibung des elektrogenen Mechanismus der periodischen hypokaliämischen Muskelparalyse
- 1967 Erstbeschreibung der zellulär bedingten myotonischen Reaktion bei Myotonia congenita (Thomsen)
- 1997 Entwicklung eines wissensbasierten diagnostischen Computerprogramms „CardioConsult“ zusammen mit B-Puppe (Univ. Würzburg)
ferner:
- Riecker, G.: Grundlagen ärztlicher Entscheidungsfindung Mediz. Klinik 88, 263 (1993), No. 4
- Riecker, G.: Der Arzt- Mittler zwischen einem mechanistischen und einem humanistisch-philosophischen Weltbild
- Riecker, G.: Ärztliche Entscheidungen in der Inneren Medizin Grundlagen, Testfragen, Kasuistiken Bd. I und II. MedWork-Verlag, Pullach, 1996
- Erdmann,E.,G. Riecker (eds.): Chronic Heart Failure Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York, 1998 CARDIOCONSULT. Kardiologisches Second- Opinion- Programm (CD-ROM) Ullstein Medical Verlagsgesellschaft mbH, Wiesbaden, 1998
- Riecker, G.: Fragen und Antworten zur Inneren Medizin Verlag Hans Huber, Bern, 2000
- Riecker, G.: Wissen und Gewissen. - Über die Ambivalenz und die Grenzen der modernen Medizin Springer-Verlag Heidelberg-New York, 2000
- Riecker, G.: Fortschritte in der Medizin und ethische Verantwortung Münchner Ärztliche Anzeigen 51/52, 23. Dezember 2000
- Riecker, G.: Der Mensch in der modernen Medizin: empirisches Objekt oder moralisches Subjekt? Zur Debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern 31, 3/2001, S. 16, 17
- Riecker, G.: Das Labyrinth -der zerrissene Faden der Ariadne R.G.Fischer Verlag, Frankfurt a. M., 2006
- Scheidt, v. W. und G. Riecker: Fragen und Antworten zur Inneren Medizin Verlag Hans Huber, Bern, 2. Auflage, 2007
Gastprofessuren
- 1970 Hammersmith-Hospital, London (Prof.Shillingford) + National Heart Institute, London (Prof.Olson) (auf Einladung der British Heart Foundation)
- 1972 Hospital for Clinical Investigation, BuenosAires, (Prof.Lanari)
- 1974 Hôpital Lariboisiére, Paris
- 1994 Medizinische Akademie Kaunas (Litauen)
- 1994 Philosophische Fakultät der Universität Prag
Auszeichnungen
- 1957 Fraenkel-Preis der Deutschen Gesellschaft für Herz- und Kreislaufforschung
- 1974 Friedrich-von-Mueller-Medaille Ärztlicher Verein, München
- 1985 Paul-Morawitz-Preis der Deutschen Gesellschaft für Herz- und Kreislaufforschung
- 1993 Bundesverdienstkreuz a.B.
- 1995 Ernennung zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
- 2000 Goldmedaille der Ludwig-Heilmeyer-Gesellschaft
Weblinks
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