Gericht Bödefeld

Gericht Bödefeld

Das Gericht Bödefeld war im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit sowohl ein Organ der Rechtspflege und eine Verwaltungseinheit im Herzogtum Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Graf Gottfried IV. hatte 1368 die Grafschaft Arnsberg an das Kurfürstentum Köln verkauft. Es wurde Teil des Herzogtums Westfalen. Die bestehenden Freigerichte wurden durch die kurfürstlichen Gerichte des Landesherrn verdrängt. Erstmalig 1450 wird ein kurfürstlicher Richter zu Bödefeld genannt. Das Herzogtum Westfalen wurde als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 säkularisiert und Hessen-Darmstadt zugeteilt. Hiermit hatte auch das kurfürstliche Gericht zu Bödefeld aufgehört zu existieren.

Gerichtsbezirk

Das Gericht Bödefeld bestand aus den Ortschaften des Kirchspiels Bödefeld (Freiheit Bödefeld, Altenfeld, Westernbödefeld, Brabecke und Valme) mit Ausnahme von Gellinghausen und Osterwald. Diese Ortschaften gehörten zum Gericht des Oberamtes Fredeburg in Dorlar.

Zuständigkeiten

Neben der Rechtsprechung hatte das Gericht auch Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Zum Beispiel wurden durch das Gericht auch Steuern (Zehnte) eingezogen. Für die niedere Gerichtsbarkeit war das Magistratsgericht zuständig (Streitigkeiten der Bürger untereinander, ohne das Blut geflossen war).

Zusammensetzung

Um das Jahr 1700 bestand das kurfürstliche Gericht aus

  • dem kurfürstlichen Richter (später in Personalunion mit Medebach),
  • zwei gewählten Gerichtsscheffen,
  • einem Sekretär, und dem
  • Brüchtemeister.

Richter, Brüchtemeister und Sekretär verfügten über eine juristische Ausbildung und wurden vom Landesherrn besoldet.

Gerichtsverfahren

Das Gericht tagte in Lüken-Haus zu Bödefeld. Der kurfürstliche Richter leitete die Verhandlung. Anschließend befanden Richter und Gerichtsscheffen über die Schuld der Angeklagten. Der Brüchtemeister setzte das Strafmaß fest. Der Sekretär fertigte die erforderlichen Urkunden und Protokolle. Ab etwa 1700 war der kurfürstliche Richter zu Medebach auch Richter zu Bödefeld. In Abwesenheit des kurfürstlichen Richters nahmen die Gerichtsscheffen Klagen entgegen.

Kurfürstliche Richter zu Bödefeld

  • 1450 Hermann von der Elpe, Richter des Erzbischofs von Köln zu Bodenvelde [1]
  • 1510 Johan Raidt, Richter in der freyheyt zu Bogenvelde und myns g.h. van Collen Churfürst [2]
  • 1541 Johann VI von Grafschaft [3]
  • 1584 Frantz Scharpe [4]
  • 1593 Eberhard Scharpe, Bödefelder Richter [5]
  • 1641 Jost Scharffen, Richter zu Bodefeld, † 5. Februar 1658 [6]
  • 1657 Heinrich Knipschild, † 18. Januar 1674
  • 1692 Rembert Knipschild, † 21. April 1702 [7]
  • 1702 Johann Rudolf Weise, Richter zu Bödefeld und Hallenberg [8] [9]
  • 1738 Franz Michael Honcamp [10]
  • 1793 Gertman [11]
  • vor 1807 Franz Friedrich Bernhard Höynck, * 7.September 1764, † 8. Juni 1845, Richter zu Winterberg, Bödefeld und Hallenberg, später ab 1807 Justizamtmann zu Arnsberg [12]

Literatur

  • Marx, Heinrich, Ist Meine traute Heimat - Chronik des Kirchspiels Bödefeld, Bödefeld 1958
  • Marx, Heinrich, Heimatblätter für das Kirchspiel Bödefeld, 1963 – 1971

Einzelnachweise

  1. Wolf, Manfred, Quellen zur Geschichte von Stift und Freiheit Meschede, S. 134, Urkunde Nr. 284, Münster 1981
  2. Seibertz, Johann Suibert, Urkundenbuch zur Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen, Vierter Band, Seite 221, Urkunde 1010, Arnsberg 1854
  3. Seibertz, Johann Suibert, Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogthums Westfalen, Erster Band, Zweite Abtheilung, Seite 160, Arnsberg 1855
  4. Bruns, Alfred, Tagebuch der Truchsessischen Wirren im Herzogtum Westfalen 1583/84, Seite 249, Meschede 1987, (ISBN 3-923448-43-0)
  5. Hömberg, Albert, Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes, S. 40, Münster 1938
  6. Sterbezeiten – Der Dreißigjährige Krieg im Herzogtum Westfalen, Seite 372, Münster 2000, (ISSN 0946-0594)
  7. Engel, August u. Bruns, Alfred, Geschichte der Stadt Eversberg, Seite 258, Meschede 1992, (ISBN 3-925680-12-8)
  8. Seibertz. Johann Suibert, Geschichte der Edelherren von Grafschaft zu Norderna und ihre Besitzungen in den Vogteien Grafschaft und Brunscappell in Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, Zweiter Band, Seite 163, Münster 1851
  9. Auseinandersetzungen zwischen dem Hofrat in Bonn und Landdrost und Räten in Westfalen über den Rechtszug in Appellationssachen. Angeblicher Versuch des Herzogtums, sich nach Verfassung und Rechtsprechung vom Erzstift zu trennen (http://www.archive.nrw.de)/
  10. Bruns, Alfred, Das Haupt- und Lagerbuch der Freiheit Bödefeld in: Schmallenberger Sauerland Almanach, S. 123, 1994 (ISBN 3-930271-05-2)
  11. Bruns, Alfred, Die Schnadezüge der Freiheit Bödefeld in: Schmallenberger Sauerland Almanach, S. 136, 1996 (ISBN 3-930271-40-0)
  12. Gödde, Norbert, Die Richter zu Schliprüthen in: Serkenrode und das Kirchspiel Schliprüthen im Kurkölnischen Sauerland 1991, S. 81

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