Graues EPS

Graues EPS

Graues EPS, technisch vollständig EPS-Hartschaum mit zusätzlichem Wärmestrahlungsabsorber genannt[1], ist ein graphitmodifizierter Hartschaum und somit eine besondere Produktgruppe des expandierten Polystyrol, die den weit verbreiteten Dämmstoff Weißes EPS (handelsüblich „Styropor“) mittels eingelagerter Infrarotabsorber und -reflektoren ergänzt. Es greift also zusätzlich zur Wärmeleitung den Wärmetransport durch Wärmestrahlung auf. Durch den Zuschlagstoff verbessert sich auch die Beständigkeit gegenüber der natürlichen UV-Strahlung da sie die Infrarot-Strahlung und damit Wärme teilweise ableiten bzw. absorbieren und bilden somit neben der Luft in den Kunststoffzellen einen zusätzlichen Isolator. Entwickelt wurde es in mehrjährigen Forschungsarbeiten vorwiegend durch die BASF AG.

Die Entwicklung des grauen EPS basiert auf der Erkenntnis, dass man mit dem herkömmlichen EPS bezüglich der Verbesserung der Wärmeleitfähigkeit an die Grenzen gestoßen ist. Herkömmliches Styropor, welches mit dem Zellgas Luft befüllt ist, erreicht bei einer Rohdichte von 15 kg/m³ einen Rechenwert für die Wärmeleitfähigkeit von 40 mW/m·K, alt: Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 040. Eine Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035 erreicht man aber im günstigsten Fall mit einer Rohdichte von 23,5 kg/m³.

Inhaltsverzeichnis

Rohstoffe

Als Rohstoffe zur Herstellung von grauem EPS werden perlförmige graphithaltige Polystyrolkügelchen in üblichen Produktionsanlagen zur Herstellung von EPS unter Einsatz von Neopentan als Treibgas geschäumt. Dadurch entsteht eine Masse, welche zu Platten oder Formteilen verarbeitet werden kann. Durch die erhöhte Rohdichte ist es möglich, den Verbrauch der Rohstoffe zur Herstellung dieser Platten gegenüber herkömmlichem EPS um etwa 1/3 zu reduzieren und somit Ressourcen zu schonen. In Verbindung mit effizienter thermischer Sanierung von Bestandsbauten ermöglicht graues EPS die umfassende Einsparung von Heiz- und Kühlenergie mit einem deutlich reduzierten Einsatz von Rohstoffen.

Einsatzmöglichkeiten

Haupteinsatzgebiet der Dämmplatten aus grauen EPS sind vor allem Fassadendämmungen (z.B. WDV-Systeme und Innendämmungen wie bspw. die in Frankreich und Belgien verbreitete Doublage (Verdoppelung), oder auch im Bereich der zweischaligen Mauerwerke, wie sie in Norddeutschland, Großbritannien und Irland üblich sind und dort als Cavity Wall bezeichnet werden. Bei immer stärker zu dämmenden Gebäuden bietet das Material durch geringere Dämmstoffdicke einen baulichen Vorteil.

Auch im Bereich der Flach- und Steildächer, Dachauflagesysteme (Aufsparrendämmung) und Dachbodendämmung, vor allem bei der Erstellung energieefizienter Gebäude, wird dieser Baustoff eingesetzt und maßgeblich beitragen, bei Passiv- oder Niedrigenergiehäusern Heizkosten zu vermeiden bzw. im Rahmen der energetischen Sanierungen von Bestandsgebäuden diese deutlich zu minimieren.

Aufgrund der höheren Dichte und Elastizität wird auch der Schallschutz gegenüber herkömmlichen EPS-Dämmungen verbessert. Des Weiteren ist "graues EPS" in der Baustoffklasse B 1 als schwerentflammbar gemäß der EN ISO 9239-1 eingestuft, frei von FCKW, H-FCKW, HFKW und Formaldehyd und gilt daher aufgrund der ausgeglichenen Umweltenergiebilanz als umweltverträglich, was die Produktion und Verarbeitung betrifft.

Zulassung

Graues EPS wird von verschiedenen europäischen Herstellern und Anbietern angeboten und unterliegt der EN 13 163 und den Zulassungsvoraussetzung der Leitlinien für Europäische technische Zulassungen (European Technical Approval Guidelines - ETAG).

Optimierungen

Ein entscheidender Nachteil beim Einsatz der grauen Dämmplatten im Fassadenbereich ist die hohe Erwärmung der Oberfläche. Diese macht eine Beschichtung, etwa die Auftragung der Armierungsschicht, bei direkter Sonneneinstrahlung, insbesondere im Sommer, ohne eine kostenintensive Beschattung während der Beschichtungsarbeiten unmöglich. Um diese Nachteile auszugleichen, haben viele Hersteller die Oberfläche der Platten zusätzlich mit reflektierenden Farben (silber, rosa, weiß etc.) beschichtet, um die Aufheizung deutlich zu mindern.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Industrieverband Hartschaum: Umwelt-Produktdeklarationen für EPS

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