Grundschule Fermersleben

Grundschule Fermersleben
Grundschule Fermersleben

Die Grundschule Fermersleben ist ein denkmalgeschütztes Schulgebäude im Magdeburger Stadtteil Fermersleben.

Das Gebäude befindet sich an der Adresse Herbartstraße 16 im Westen des Stadtteils. Die Magdeburger Stadtverwaltung plant eine Schließung der Schule. Der Unterricht für die Fermersleber Kinder soll in der Grundschule Salbke erfolgen.

Geschichte

Die erste Erwähnung eines Lehrers für Fermersleben geht auf das Jahr 1582 zurück. Zu den Aufgaben des in diesem Jahr für die Kirchengemeinde angestellten Küsters gehörte auch die Unterrichtung der Kinder. Auch für 1670 wird die Anstellung eines Kantors vermerkt, der die Schulausbildung innehatte. Bei einem Großbrand in Fermersleben im Jahr 1719 wurde auch das damalige Schulgebäude zerstört.[1] Während der französischen Besatzung wurde die Schule im Jahr 1806 zeitweise als Kaserne für französische Truppen genutzt.[2] Das Patronat für Kirche und Schule oblag dem Kloster Berge. Nach der Zerstörung des Klosters ging dieses Patronat 1824 auf die Regierung über. Trotzdem war die Kirchengemeinde für den Schulunterricht verantwortlich. 1828 erhielt Fermersleben ein neues Schulgebäude, welches sich neben der Kirche befand. Der Friedhof hinter der Kirche wurde nicht mehr genutzt und sollte dem Kantor als Garten dienen.

Das heutige Schulgebäude entstand ab 1889 in mehreren Bauabschnitten, da sich durch die Entwicklung Fermerslebens von der ländlich strukturierten Gemeinde hin zum Industriestandort und der damit stark anwachsenden Bevölkerungszahl wiederholt Erweiterungsbauten erforderlich machten.

Als ältester Teil entstand 1889 nach Plänen des Kreisbaumeisters des Kreises Wanzleben Romeiß der südliche Gebäudeflügel. Die Baudurchführung oblag Christian Andreas Schmidt. Auf einem Grundriss in der Form eines T´s entstand das aus roten Ziegeln errichtete Schulhaus. Es besteht aus einem Risalit mit drei Stockwerken, dessen Giebelseite mit ihren vier Fensterachsen zum Schulhof nach Osten zeigt. Hier waren zunächst drei Lehrerwohnungen untergebracht. Darüber hinaus bestand westlich des Gebäudes ein eigener kleiner Hofraum mit den für die Lehrerwohnungen benötigten Toiletten und Unterstellmöglichkeiten. Dieser gesonderte Hof für das Lehrpersonal ist ungewöhnlich und an anderen Schulen Magdeburgs nicht zu finden. Nördlich an den Risalit schließt sich ein zweistöckiger Anbau an, der mit fünf Fensterachsen mit seiner Traufseite zum Schulhof abschließt. In diesem Anbau befanden sich in jeder Etage zwei Klassenzimmer.

Bereits 1891 erfolgte eine erste Erweiterung. Wiederum ausgeführt von Christian Andreas Schmidt wurde der Anbau nach Norden um vier weitere Fensterachsen verlängert. Es entstanden so weitere vier Klassenzimmer. Der nächste Ausbau folgte 1902. Der auch diese Bauphase ausführende Schmidt setzte sechs bzw fünf Achsen pro Etage hinzu, wodurch zwei neue Klassenräume je Etage geschaffen wurden. In dieser Phase entstand auch die Situation zweier Eingänge vom Schulhof aus, womit die Trennung von Mädchen- und Jungenschule vollzogen wurde.

1903 wurde das Gebäude durch den königlichen Baurat L. Pitsch noch weiter nach Norden, bis zur heutigen Friedrich-List-Straße erweitert. 1909 ging die Verantwortung für die Schulausbildung der Kinder und die Einstellung der Lehrer von der Kirchengemeinde auf die staatlichen Stellen über. Die tatsächliche Trennung zwischen Lehramt und Küsterei bzw Kantorat erfolgte dann jedoch erst 1916. In diesem Zusammenhang wurde das Kantoratsgebäude in der Mansfelder Straße 6 der Kirchengemeinde zugeordnet. Im Jahr 1911 wurde, nach der 1910 erfolgten Eingemeindung Fermerslebens nach Magdeburg, durch den Stadtbauinspektor Wilhelm Berner noch das zweite Obergeschoss geschaffen. Seit diesem Umbau verfügt der Mittelteil des Gebäudes über die auffällige Konstruktion des Walmdachs mit Mansarde. Über die acht Fensterachsen in der Mitte hinweg ist das Schulhaus dreistöckig.

Die Fassade ist schlicht gehalten. Trotz der vielen Bauphasen wurde der Bau insgesamt mit roten Ziegelsteinen ausgeführt. Die Fenster sind als Segmentbogenfenster gestaltet. Das Gebäude ruht auf einem Sockel aus Bruchsteinen. Auf der Westseite werden die Treppenhäuser durch zwei hervorragende Risalite betont.

Im Inneren werden die einzelnen Räume durch die beiden Treppenhäuser erschlossen, auf einen mittleren Flur durch das Gebäude wurde verzichtet.

In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg war der Pädagoge und Schulreformer Karl Linke Lehrer an der Schule. Der Schwimmunterricht wurde zeitweise, zumindest Anfang der 1920er Jahre durch den Freien Wassersportverein, Abteilung Buckau-Fermersleben an der Elbe durchgeführt.[3]

1946 wurde der Religionsunterricht in der Schule eingestellt. Die Kirchengemeinde richtete eine gesonderte, außerschulische Christenlehre ein. Während der Zeit der DDR war die Schule Polytechnische Oberschule (POS) und trug den Namen Otto Lehmann. 1957 schloss man mit der Segelsektion der BSG Motor Fermersleben einen Patenschaftsvertrag und beteiligte sich an einer Kinderregatta auf der Elbe.[4]

Literatur

  • Sabine Ullrich, Magdeburger Schulen, Landeshauptstadt Magdeburg 2006, Seite 128 ff.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 300 f.

Einzelnachweise

  1. Kirchenchronik von Wilhelm Bischoff
  2. Friedrich Großhennig, Ortschronik von Westerhüsen im Stadtbezirk Magdeburg-SO, Manuskript im Stadtarchiv Magdeburg, Signatur 80/1035n, II. Teil, Seite 29
  3. Heinz Tietge, Der Wassersportverein Buckau-Fermersleben, Teil 1 1911-1961, Magdeburg 2011, Seite 30
  4. Heinz Tietge, Der Wassersportverein Buckau-Fermersleben, Teil 1 1911-1961, Magdeburg 2011, Seite 205
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