Kloster Berge

Kloster Berge

Das Kloster St. Johannes der Täufer auf dem Berge war ein bedeutendes Kloster der Benediktiner in der Nähe der Stadt Magdeburg, bei Buckau. Es war Johannes dem Täufer geweiht.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Das genaue Gründungsjahr des Klosters Berge ist nicht bekannt, vermutet wird das Jahr 955 im Zusammenhang mit dem Beginn des von Otto I. begonnenen Neubaus - des späteren Magdeburger Doms. Die geplante und im Jahr 968 verwirklichte Umwandlung des 937 gestifteten Moritzklosters in das Erzbistum Magdeburg machte die Einrichtung einer geistlichen Körperschaft nötig, in die die Mönche umziehen konnten, die nicht in das Domstift eintreten sollten. Die erste urkundliche Erwähnung, eine Urkunde Otto I., datiert vom 17. Januar 970.

Aufgrund der Lage des neuen Klosters auf einer leichten Bodenerhebung nahe der Elbe bürgerte sich der Name Kloster Berge ein. Diese Bezeichnung ist erstmalig 1363 urkundlich nachweisbar.

Um das Jahr 1010 wurde die Klosterkirche fertig gestellt. Bei einem Brand im Jahr 1017 wurden jedoch Teile der Klosteranlage wieder zerstört. 1082 erfolgte die Einweihung einer neuen, im romanischen Stil erbauten, Kirche. Das Kloster Berge hatte eine erhebliche Bedeutung für das geistige Leben der Region und dürfte auch missionarische Aufgaben für die ostelbischen Gebiete übernommen haben.

Im Jahr 1525 wurde das Kloster verwüstet.

Zerstörung im Schmalkaldischen Krieg

1546 erfolgte während des Schmalkaldischen Kriegs ein Angriff kaiserlicher Truppen gegen die zum Schmalkaldischen Bund gehörende Stadt Magdeburg. In Vorbereitung auf den Angriff nahmen auf Beschluss des Rates der Stadt am 1. Juli 1546 gegen 21.00 Uhr 200 Magdeburger Bürger das vor den Toren der Stadt liegende Kloster ein. Es wurde ausgeräumt und demoliert. Sämtliche Wertgegenstände (Dokumente, Glocken, die Uhr, die Orgel, Gefäße und auch Bauholz) wurden nach Magdeburg gebracht.

Nach Kriegsende erhob das Kloster Anspruch auf Schadensersatz gegen die Stadt. Magdeburg verweigerte jedoch Zahlungen.

Wiederaufbau/Protestantismus

Kloster Berge um 1580

Nachdem Peter Ulner von Gladenbach 1559 die Nachfolge des verstorbenen Abts Heinrich Zierow antrat, begann der Wiederaufbau des Klosters und die Einrichtung einer neuen Bibliothek. Es entstand ein neues Abteigebäude, eine neue Kirche und ein massives Tor. Auch wurde eine Klosterschule eingerichtet zunächst wurden 12 Kinder als Alumnen aufgenommen.

Im Jahr 1565 bekannte sich das Kloster Berge zum Protestantismus. 1577 wurde die Konkordienformel (das Bergische Buch) verkündet, um die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen lutherischen Strömungen zu beenden. Im Bergischen Vertrag von 1585 wurde der Streit zwischen dem Magdeburger Rat und dem Erzstift geschlichtet.

Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg

Während des Dreißigjährigen Krieges litt auch das Kloster Berge schwer. 1629 erfolgte eine Plünderung der Klosteranlage.

Wiederaufbau und Blüte der Klosterschule

Unter dem Abt Sebastian Göbel erfolgte dann ab 1660 ein Neubeginn. 1666 wird der Bergische Vergleich geschlossen. Die im Dreißigjährigen Krieg 1631 schwer zerstörte Stadt Magdeburg unterwirft sich hierin dem Administrator August von Sachsen und dem Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Die Stadt gibt ihren alten Anspruch auf Reichsfreiheit auf und akzeptiert eine kurbrandenburgische Garnison.

Kloster Berge aus nordwestlicher Sicht, 1780

Die Klosterschule gelangte zu stärkerer Bedeutung und wurde ab 1686 von Abt Simon Friedrich Wolfhardt erweitert. Die größte Bedeutung erlangte die Schule unter Abt Johann Adam Steinmetz in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu den Schülern gehörten Christoph Martin Wieland, Carl Friedrich Fasch und Friedrich von Matthison. Das Kloster hatte sich zu einem Zentrum des Pietismus entwickelt. Es bestand eine enge Verbindung zu den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). 1735 wurde ein Landschullehrerseminar eingerichtet.

Am Kloster Berge wurde auch wissenschaftlich gearbeitet. Im Juni 1761 entdeckte Georg Christoph Silberschlag zusammen mit Heinrich Wilhelm Bachmann vom Observatorium des Klosters die Atmosphäre der Venus.

Mit dem Amtsantritt des Abtes Johann Friedrich Hähn im Jahr 1762 beginnt der Niedergang der Schule. Nach der Suspendierung Hähns 1771 übernahm Friedrich Gabriel Resewitz das Amt. Auch ihm gelingt es jedoch nicht den ursprünglichen in der Phase des Pietismus erlangten erstklassigen Ruf wieder herzustellen. Resewitz führt zwar Neuerungen, wie um 1777 die Einführung des Lehrfaches Technologie und die Anstellung des Fachlehrers Johann Gottlieb Cunradi, ein, konnte sich aber mit seinen Reformansätzen im Schulbetrieb nicht durchsetzen. Nach diversen Streitigkeiten und einer Schulvisitation wird Ende 1796 Christian Friedrich Schewe neuer Oberdirektor des Pädagogiums. Zweiter Direktor wird Johann Gottfried Gurlitt. Resewitz bleibt jedoch weiter Abt und legt dieses Amt 1805 nieder.

Vernichtung im Napoleonischen Krieg

Mit dem Einmarsch Napoleons begann das letzte Kapitel des Klosters Berge. Im Jahr 1806 wurde der alte Baumbestand des sogenannten Poetengangs (300jährige Ulmen und Eichen) auf Befehl des preußischen Gouvernements aus strategischen Gründen abgeholzt. Die Festung Magdeburg kapitulierte dann jedoch kampflos vor dem französischen Heer. 1810 wurde die Klosterschule auf Befehl der Regierung des Königreichs Westfalen geschlossen. Die Klosterbibliothek und die Naturaliensammlung wurde an die Universität Halle gegeben, die Schulbibliothek versteigert.

Ab September 1811 diente das Kloster Berge als Lazarett für die Überlebenden des französischen Russlandfeldzugs. Napoleon selbst erteilte 1813 den Befehl, die Magdeburger Vorstädte Sudenburg und Alte Neustadt aus strategischen Gründen abzureißen. Auch Buckau und das Kloster Berge waren hiervon betroffen. Der Abriss des Klosters begann am 20. Dezember 1813. Ein Wiederaufbau erfolgte nicht mehr.

1816 wurde eine Kloster-Berge-Stiftung gegründet. An der Stelle des Klosters entstand in späterer Zeit der Klosterbergegarten.

Literatur

  • Hugo Holstein, Geschichte der ehemaligen schule zu Kloster Berge, 1886, Leipzig
  • Hans-Joachim Krenzke, Kirchen und Klöster zu Magdeburg, Stadtplanungsamt Magdeburg, 2000
  • Christof Römer, Das Kloster Berge bei Magdeburg und seine Dörfer 968-1565, 1970, Göttingen
  • Kloster Berge, Klosterbergegarten, Gesellschaftshaus, Telemann-Zentrum – Zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft eines Magdeburger Areals. Bericht des Wissenschaftlichen Kolloquiums am 29./30. August 2003 in Magdeburg, hrsg. von Carsten Lange, Halle (Saale) 2004 (= Beitrage zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, Heft 35).

Weblinks

 Commons: Kloster Berge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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