Grüner Jäger (Mecklenburg)

Grüner Jäger (Mecklenburg)
53.59724312.226586
Grüner Jäger (Mecklenburg-Vorpommern)
Grüner Jäger
Grüner Jäger
Die Wüstung Grüner Jäger
Eine Winterlinde in der Gemarkung der Wüstung Grüner Jäger. Der Stamm der zweiten Linde, die nach Umfallen durch eine Neuanpflanzung ersetzt wurde, liegt auf dem Boden
Fundamentreste
Obstbäume

Grüner Jäger ist eine Wüstung im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide an der Grenze der Landkreise Ludwigslust-Parchim und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Ursprünglich 1693 als Krug an einem Kreuzungspunkt mehrerer Landstraßen und Postrouten entstanden, wurden in der Folge weitere Gebäude errichtet. Mit dem Entstehen fester Straßen und einer Eisenbahnlinie sank die Bedeutung der Landstraßen und somit des Kreuzungspunktes. Nach Bränden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Gasthäuser und ein Holzwärterhaus nicht mehr wiedererrichtet. Seit 1945 war auch das letzte Grundstück wüst. Von der einstigen Siedlung zeugen heute eine Infotafel und zwei Linden (eine davon ist eine Ersatzpflanzung), die einst vor einem Gasthaus standen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Grüner Jäger liegt in der Schwinzer Heide etwa sechs Kilometer süd-südwestlich von Krakow am See. Der Ortsteil Wooster Teerofen der Gemeinde Neu Poserin liegt 1,4 Kilometer südwestlich und somit der Wüstung am nächsten. An der ehemaligen Siedlung treffen vier unbefestigte Wege und die Grenzen der Gemeinde Neu Poserin im Südwesten, der Stadt Plau am See im Südosten (beide Landkreis Ludwigslust-Parchim) und der Stadt Krakow am See im Norden (Landkreis Rostock) aufeinander.

Das Gelände liegt auf einer Höhe von etwa 60 m. ü. NHN. Die Umgebung ist weiträumig bewaldet. In der Nähe liegen der Langhagensee im Westen, der im Norden liegende und aus zwei Becken bestehende Brillensee, der Bossower See im Nordosten und der Paschensee im Süden. Das Naturschutzgebiet Paschensee reicht bis an die ehemalige Ortslage heran.

Geschichte

In völlig menschenleerer Gegend befand sich seit 1689 am Grenzort der Gasthof Grüner Jäger. An der sogenannten Drei-Kaiser-Ecke trafen drei, eigentlich vier Besitzungen aufeinander:

  • östlich das Bossower Forstrevier, einst im Besitz des Klosters Dobbertin.
  • südöstlich das Karower Forstrevier als ehemalige Besitzungen derer von Hahn und Cleve.
  • südlich das Sandhofer Forstrevier, die Wooster Heide als späterer Großherzoglicher Besitz.
  • nördlich das Sammiter Fosrtrevier als Besitz derer von Weltzien in Alt Sammit.

Alle angrenzenden Besitzer trafen mit ihren Ländereien an diesem Kreuzungspunkt der Landstraßen zusammen. An der Schnittstelle der sogenannten Klosterstraße, die die Klöster Dobbertin und Malchow auf kürzestem Landwege verband, ließ 1693 Alexander von Weltzien einen Krug in den Dannen erbauen. In der Nähe sollen auch ein Teerofen und eine Kalkbrennerei gestanden haben, wie Bodenfunde belegen. 1704 wurde Joachim Möller als Krüger des Grünen Jäger genannt. Um 1730 erbte Christian Ludwig von Weltzien mit Alt- und Neu Sammit auch den Grünen Jäger.

Der Landweg von Dobbertin über die Mildenitz nördlich des Goldberger Sees quer durch die Schwinzer Heide, vorbei an den Forstarbeiterdörfern Schwinz und Jellen in Richtung Krakow, zum Kloster Malchow und nach Plau war Teil der alten west-östlichen Handelsstraße von Hamburg nach Stettin.

Einige dieser recht sandigen und sehr breiten Landwege wurden zu damaligen Zeiten auch für Postrouten genutzt. Auf Grund der günstigen Lage entwickelte sich der Grüne Jäger zum Rastplatz für Postkutscher, Kaufleute und Reisende, aber auch für Wegelagerer und „lichtscheues Gesindel“. Als Ort zum Pferdewechsel wurde 1750 jenseits der Grenze, auf der Karower Seite noch ein Wirtshaus mit Stallungen für 50 Pferde errichtet. Zwei prächtige Linden zierten einst den Eingang des gleichnamigen Gasthauses. Auf der Bossower Seite baute das Klosteramt noch ein Waldwärterhäuschen, in dem 1762 Johann Rüntzler wohnte. Im Beichtkinderverzeichnis von 1775 wurden neben dem zu Sammit gehörenden Krug zum Grünen Jäger dort noch der Teerschweler Franz Hanings mit seiner Frau Sophia, dessen Sohn Hans und den Knechten Christian Gütschow und Matthias Meier mit seiner Frau Elenora genannt.[2]

1793 verlängerte Johann Andreas Burmeister aus Woosten seinen Pachtvertrag bis 1803 mit der Pertinenz Sandhof, der Teerschwelerei und der Einliegerwohnung beim Grünen Jäger mit dazugehöriger Jagd und Mast in der Heide. Der Krugpächter Zimmerermeister Sengebusch zog 1801 aus dem Grünen Jäger fort, ohne die ausstehende Pacht von 22 Talern gezahlt zu haben.

Anfang 1800 verlor von Plessen beim Spiel im Hotel Erbgroßherzog in Güstrow die Woostener Heide an den Großherzog. Während der Besetzung durch französische Truppen und den Durchmärschen 1812 verließen die Bewohner, darunter auch Scherping den Grünen Jäger. Erst nach 1820 wurde wieder ein Büdner genannt. Krüger Friedrich Eggert mietete 1842 das auf der Sammiter Seite stehende Wohnhaus zum Grünen Jäger.[3] 1875 brannten das Karower Gasthaus und das Bossower Holzwärterhaus ab und wurden nicht wieder aufgebaut. Am 1. Dezember 1876 wurden noch zwei Einwohner gezählt.

Nach der Frühjahrswegebesichtigung 1905 hatte die Großherzogliche Haushaltsforstinspektion angeordnet, Bäume zwischen Grüner Jäger und Sandhof sind neu zu weißen.[4] Der Holzwärter Friedrich Röpcke war um 1925 als Holzvoigt für alle vier Forstreviere zuständig und die Holzaufsicht war mehrfach auf die Söhne übergegangen. 1932 beschwerte sich Fritz Röpcke beim Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Fortsen in Schwerin über erlittene Schäden bei den seit zwei Jahren unter Wasser stehenden acht Morgen Wiesen und Weiden infolge des zu hohen Wasserstandes des Langhagensees. Zuletzt stand am Grünen Jäger noch eine Büdnerei, deren letzter Besitzer nach den Kriegswirren 1945 durch Angehörige der Roten Armee erschossen wurde. 1950 als Trümmerhaufen, sind heute nur noch Reste der Ruine und des Hausgartens gegenüber der alten und einer 2009 neu gepflanzten Linde zu erkennen.

Der Alte Klosterweg war von 1962 bis 1989 Panzerstraße der Nationalen Volksarmee und führte von den Goldberger Kasernen bis zum Verladebahnhof am Bahnübergang vor Bossow.

Naturdenkmal

An den Grenzort und den Gasthof Grüner Jäger erinnern heute nur noch Infotafeln und eine Winterlinde (Tilia cordata)[5] als Naturdenkmal [6] sowie der Stamm der zweiten umgefallenen und dafür neugepflanzten Winterlinde.

Literatur

  • Gerhard Cornelssen, Egon Schiefer: Die Wooster Heide und ihre Walddörfer. Sandhof 1994. S. 29-30
  • Gerhard Cornelssen, Egon Schiefer, Carmen Zillmer: Die Wooster Heide und ihre Walddörfer. Sandhof 2004. S. 39-42
  • Grüner Jäger (Gemeinde Neu Sammit). In: Untergegangene Dörfer im Altkreis Güstrow. Güstrow, 1997. S. 37-38
  • Klaus Weidermann: In: Zur Wald-, Forst- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Karow 1999. (Aus Kultur und Wissenschaft; Heft 1) S. 42-44.

Quellen

Karten

  • Wiebekingsche Karte von Mecklenburg, 1786.
  • Messtischblatt Neu Sammit 1927 vom Oberst a.D. Völkers.
  • Wirtschaftskarte Forstamt Dobbertin 1927/1928.
  • Offizielle Rad- und Wanderkarte des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide, 2010.

Weblinks

 Commons: Grüner Jäger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Infotafel vor Ort
  2. Beichtkinderverzeichnis 1775, Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern
  3. Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS) 5.12-4/2 Mecklenburgisches Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, 10023
  4. Museum Goldberg, Akte Klosterforst 1425.
  5. Ralf Koch: Sicherung von Naturdenkmalen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Entwicklung eines Konzeptes. Woosten 2010. (unveröffentlicht), Anhang A, Nr. 45, 46
  6. Beschluss Rat des Kreises Lübz Nr. 56/14/79 vom 4. Juli 1979, ND-Nr. 75

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