Carvair

Carvair
Aviation Traders ATL-98 Carvair von Nationwide Air in Christchurch/Neuseeland (1977)
Eine Carvair von Aer Lingus beim Beladen auf dem Flughafen von Bristol (1965)

Die Aviation Traders ATL-98 Carvair ist ein besonderes Frachtflugzeug, das vom britischen Luftfahrtunternehmen Aviation Traders Ltd. von 1961 bis 1969 in 21 Exemplaren aus dem US-amerikanischen Verkehrsflugzeug Douglas DC-4 umgebaut wurde. Auffallend ist das Cockpit, welches seinen Platz in einem Buckel über der Ladefläche hat, ähnlich wie bei der Armstrong-Whitworth A.W.650 Argosy. Insofern gilt dieses Flugzeug als Vorgänger der Boeing 747.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gegen Ende der 1950er Jahre bestand Bedarf (durch Sir Freddie Laker und seine Firma Air Charter die später auch Channel Air Bridge hieß und noch später Teil von British United verkauft wurde) an einem Flugzeug, das gleichzeitig Automobile und deren betuchte Besitzer zu ihren Zielen über den Ärmelkanal zwischen Großbritannien, Irland und Frankreich transportierte. Die bereits für diesen Zweck verwendeten Bristol 170 Freighter bzw. Superfreighter waren aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens zu klein geworden. Da viele Fluggesellschaften DC-4-Flugzeuge aus ihren Beständen verkauften, baute Aviation Traders Ltd. eine Anzahl dieser Maschinen um. Das Cockpit wurde 2,08 Meter nach oben über den nun durchgehenden 24,74 m langen und max. 2,03 m hohen Frachtraum verlegt, der Rumpf verlängert, das hintere Druckschott um 1,2 m nach hinten versetzt und das Seitenleitwerk erhöht. Insgesamt wurde die Maschine durch die Maßnahmen 900 kg schwerer, was durch Einsparungen am Innenraum aber wieder weggemacht werden konnte. Der Bug konnte zum Be- und Entladen durch eine nach Backbord wegklappende und hydraulisch betätigte Klappe geöffnet werden. Der erste Umbau begann im Oktober 1960 und der Erstflug fand am 21. Juni 1961 mit Testpilot D.B. Cartridge am Steuer statt. Die erste Maschine (G-ANYB) erhielt am 31. März 1962 ihre Zulassung. Die Carvair konnte fünf Autos und in einem Abteil beim Heck 22 Passagiere befördern, die reine Passagierversion beförderte 85 Fluggäste, es waren auf Wunsch aber auch andere Konfigurationen möglich. Der Name "Carvair" entstand als Abkürzung aus "Car via Air". Die Fluggesellschaft British United Air Ferries nahm Anfang 1962 mit diesem Typ den Betrieb auf, welcher am 1. Januar 1977 endete. Der Preis für eine Umrüstung belief sich auf zunächst etwa 105.000 Pfund pro Flugzeug.[1]

Im bekannten James Bond-Film „Goldfinger“ von 1964 hatte eine Carvair einen Auftritt. Da der Jumbo Jet mit ähnlicher Gestalt erst 1969 flog, kommt es hier manchmal zu Verwirrungen.

Nach dem Ende der Beförderung von PKW über dem Ärmelkanal im Jahre 1973 verkauften die meisten Betreiber ihre Carvair an Frachtfluggesellschaften rund um die Welt. Insgesamt wurden zwischen 1961 und 1969 21 DC-4 umgebaut und flogen für Aer Lingus, Aviaco, Ansett-ANA, British United Airways, British Air Ferries, Channel Air Bridge und Inter-Ocean Airways. Insgesamt gingen sieben Carvairs bei Abstürzen verloren. Im Januar 2007 waren noch drei Maschinen im Dienst, davon jeweils eine bei Phoebus Apollo in Südafrika, Brooks Fuel in Alaska und Gator Global Flying Services in Texas. Drei oder vier weitere nicht flugfähige Maschinen existieren ebenfalls noch.

Technische Daten [2]

  • Spannweite: 35,82 m
  • Länge: 31,27 m
  • Höhe: 9,09 m
  • Leergewicht: 18.762 kg
  • max. Startgewicht: 33.475 kg
  • Flügelfläche: 135,8 m²
  • Höchstgeschwindigkeit: 402 km/h
  • Reisegeschwindigkeit: 342 km/h
  • Überziehgeschwindigkeit (ohne Klappen): 191 km/h
  • Steiggeschwindigkeit: 198 m/min
  • Dienstgipfelhöhe: 5700 m
  • Startrollstrecke: 1035 m
  • Landerollstrecke: 650 m
  • max. Reichweite: 5560 km
  • Antrieb: 4 x Pratt & Whitney R-2000-7M2 Twin Wasp zu je 1081 kW

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. FlugRevue Januar 2009, S.92-95, Große Klappe - Aviation Traders Carvair (mit Produktionsliste)
  2. Jane's All the World's Aircraft 1963/64

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